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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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Eilande, und nur der Gedanke, jetzt unmittelbar nach China, dem sonderbarsten aller Länder zu kommen, machte mir die Abreise weniger schwer.

Wir verließen am Morgen des 17. Mai den Hafen Papeiti mit dem günstigsten Winde, kamen schnell und glücklich an all den gefährlichen Korallenriffen vorüber, die das Eiland umgeben und schon nach sieben Stunden hatten wir alles Land aus dem Gesichte verloren. Gegen Abend erblickten wir die Gebirge der Insel Huaheme, an welcher wir während der Nacht vorüber segelten.

Die ersten Tage unserer Reise waren höchst angenehm. Nebst der dauernden günstigen Brise hatten wir die Gesellschaft einer schönen belgischen Brigg (Rubens), die mit uns zu gleicher Zeit ausgelaufen war. Wir kamen wohl selten so nahe, um mündlich verkehren zu können; allein wer mit langen Seereisen und deren unendlicher Einförmigkeit nur einigermaßen bekannt ist, weiß gar wohl zu ermessen, welch Gefühl der Freude und des Vergnügens es gewährt, menschliche Gesellschaft in der Nähe zu wissen.

Bis zu den Philippinen sollte uns dieselbe Straße führen; doch leider war schon am Morgen des dritten Tages unsere Gefährtin verschwunden, ohne daß wir wußten, ob sie uns, oder ob wir sie übersegelt hatten. Wir waren nun wieder allein auf der unermeßlichen Wasserwüste, allein in der langweiligen Einförmigkeit.

Den 23. Mai kamen wir dem niedrig gelegenen Eilande Penrhyn sehr nahe. Einige Dutzend der Einwohner, halb nackte Indianer, wollten uns mit einem Besuche beehren und ruderten in sechs Canots wacker unserm Schiffe

Eilande, und nur der Gedanke, jetzt unmittelbar nach China, dem sonderbarsten aller Länder zu kommen, machte mir die Abreise weniger schwer.

Wir verließen am Morgen des 17. Mai den Hafen Papeiti mit dem günstigsten Winde, kamen schnell und glücklich an all den gefährlichen Korallenriffen vorüber, die das Eiland umgeben und schon nach sieben Stunden hatten wir alles Land aus dem Gesichte verloren. Gegen Abend erblickten wir die Gebirge der Insel Huaheme, an welcher wir während der Nacht vorüber segelten.

Die ersten Tage unserer Reise waren höchst angenehm. Nebst der dauernden günstigen Brise hatten wir die Gesellschaft einer schönen belgischen Brigg (Rubens), die mit uns zu gleicher Zeit ausgelaufen war. Wir kamen wohl selten so nahe, um mündlich verkehren zu können; allein wer mit langen Seereisen und deren unendlicher Einförmigkeit nur einigermaßen bekannt ist, weiß gar wohl zu ermessen, welch Gefühl der Freude und des Vergnügens es gewährt, menschliche Gesellschaft in der Nähe zu wissen.

Bis zu den Philippinen sollte uns dieselbe Straße führen; doch leider war schon am Morgen des dritten Tages unsere Gefährtin verschwunden, ohne daß wir wußten, ob sie uns, oder ob wir sie übersegelt hatten. Wir waren nun wieder allein auf der unermeßlichen Wasserwüste, allein in der langweiligen Einförmigkeit.

Den 23. Mai kamen wir dem niedrig gelegenen Eilande Penrhyn sehr nahe. Einige Dutzend der Einwohner, halb nackte Indianer, wollten uns mit einem Besuche beehren und ruderten in sechs Canots wacker unserm Schiffe

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[182/0189] Eilande, und nur der Gedanke, jetzt unmittelbar nach China, dem sonderbarsten aller Länder zu kommen, machte mir die Abreise weniger schwer. Wir verließen am Morgen des 17. Mai den Hafen Papeiti mit dem günstigsten Winde, kamen schnell und glücklich an all den gefährlichen Korallenriffen vorüber, die das Eiland umgeben und schon nach sieben Stunden hatten wir alles Land aus dem Gesichte verloren. Gegen Abend erblickten wir die Gebirge der Insel Huaheme, an welcher wir während der Nacht vorüber segelten. Die ersten Tage unserer Reise waren höchst angenehm. Nebst der dauernden günstigen Brise hatten wir die Gesellschaft einer schönen belgischen Brigg (Rubens), die mit uns zu gleicher Zeit ausgelaufen war. Wir kamen wohl selten so nahe, um mündlich verkehren zu können; allein wer mit langen Seereisen und deren unendlicher Einförmigkeit nur einigermaßen bekannt ist, weiß gar wohl zu ermessen, welch Gefühl der Freude und des Vergnügens es gewährt, menschliche Gesellschaft in der Nähe zu wissen. Bis zu den Philippinen sollte uns dieselbe Straße führen; doch leider war schon am Morgen des dritten Tages unsere Gefährtin verschwunden, ohne daß wir wußten, ob sie uns, oder ob wir sie übersegelt hatten. Wir waren nun wieder allein auf der unermeßlichen Wasserwüste, allein in der langweiligen Einförmigkeit. Den 23. Mai kamen wir dem niedrig gelegenen Eilande Penrhyn sehr nahe. Einige Dutzend der Einwohner, halb nackte Indianer, wollten uns mit einem Besuche beehren und ruderten in sechs Canots wacker unserm Schiffe

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/189>, abgerufen am 23.11.2024.