Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Küste von Lucovia oder Luzon -- der größten der Philippinen, welche Inseln zwischen dem 18. und 19. Breiten-, und dem 125. bis 119. Längengrad liegen. Der Hafen Manilla befindet sich an der Südküste der gleichnamigen Insel. Noch im Laufe des Tages kamen wir am Eilande Babuan und an noch mehreren einzeln stehenden Felskolossen vorüber, die gleich Thürmen aus dem Meere stiegen. Vier von ihnen standen ziemlich nahe beisammen und bildeten eine malerische Gruppe -- später kamen uns noch zwei zu Gesichte. In der Nacht auf den 2. Juli erreichten wir die westliche Spitze von Luzon und segelten nun in die gefährliche chinesische See. Ich war herzlich erfreut, dem stillen Ocean endlich Lebewohl zu sagen, denn eine Fahrt auf ihm gehört wohl zu den langweiligsten. Höchst selten begegnet man einem Schiffe, und das Wasser ist gewöhnlich so ruhig, daß man meint auf einem Strome zu fahren. Nicht selten schrack ich von meinem Schreibtische auf, -- ich wähnte in irgend einem winzigen Kämmerchen auf dem Lande zu sitzen, welche Täuschung um so natürlicher ward, da wir drei Pferde, einen Hund, einige Schweine, Hühner, Gänse und Kanarienvögel an Bord hatten. Das wieherte, bellte, grunzte, gakerte und sang wie auf einem Meierhofe. 6. Juli. Die ersten Tage glich unsere Fahrt auf der chinesichen See so ziemlich jener im stillen Ocean -- wir trieben langsam und ruhig vorwärts. Heute erst wurden wir der Küste China's ansichtig, und gegen Abend waren wir nur noch 28 Meilen von Macao entfernt. Mit Küste von Lucovia oder Luzon — der größten der Philippinen, welche Inseln zwischen dem 18. und 19. Breiten-, und dem 125. bis 119. Längengrad liegen. Der Hafen Manilla befindet sich an der Südküste der gleichnamigen Insel. Noch im Laufe des Tages kamen wir am Eilande Babuan und an noch mehreren einzeln stehenden Felskolossen vorüber, die gleich Thürmen aus dem Meere stiegen. Vier von ihnen standen ziemlich nahe beisammen und bildeten eine malerische Gruppe — später kamen uns noch zwei zu Gesichte. In der Nacht auf den 2. Juli erreichten wir die westliche Spitze von Luzon und segelten nun in die gefährliche chinesische See. Ich war herzlich erfreut, dem stillen Ocean endlich Lebewohl zu sagen, denn eine Fahrt auf ihm gehört wohl zu den langweiligsten. Höchst selten begegnet man einem Schiffe, und das Wasser ist gewöhnlich so ruhig, daß man meint auf einem Strome zu fahren. Nicht selten schrack ich von meinem Schreibtische auf, — ich wähnte in irgend einem winzigen Kämmerchen auf dem Lande zu sitzen, welche Täuschung um so natürlicher ward, da wir drei Pferde, einen Hund, einige Schweine, Hühner, Gänse und Kanarienvögel an Bord hatten. Das wieherte, bellte, grunzte, gakerte und sang wie auf einem Meierhofe. 6. Juli. Die ersten Tage glich unsere Fahrt auf der chinesichen See so ziemlich jener im stillen Ocean — wir trieben langsam und ruhig vorwärts. Heute erst wurden wir der Küste China’s ansichtig, und gegen Abend waren wir nur noch 28 Meilen von Macao entfernt. Mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="184"/> Küste von <hi rendition="#aq">Lucovia</hi> oder <hi rendition="#aq">Luzon</hi> — der größten der Philippinen, welche Inseln zwischen dem 18. und 19. Breiten-, und dem 125. bis 119. Längengrad liegen. Der Hafen Manilla befindet sich an der Südküste der gleichnamigen Insel.</p> <p> Noch im Laufe des Tages kamen wir am Eilande <hi rendition="#aq">Babuan</hi> und an noch mehreren einzeln stehenden Felskolossen vorüber, die gleich Thürmen aus dem Meere stiegen. Vier von ihnen standen ziemlich nahe beisammen und bildeten eine malerische Gruppe — später kamen uns noch zwei zu Gesichte.</p> <p> In der Nacht auf den 2. Juli erreichten wir die westliche Spitze von <hi rendition="#aq">Luzon</hi> und segelten nun in die gefährliche chinesische See. Ich war herzlich erfreut, dem stillen Ocean endlich Lebewohl zu sagen, denn eine Fahrt auf ihm gehört wohl zu den langweiligsten. Höchst selten begegnet man einem Schiffe, und das Wasser ist gewöhnlich so ruhig, daß man meint auf einem Strome zu fahren. Nicht selten schrack ich von meinem Schreibtische auf, — ich wähnte in irgend einem winzigen Kämmerchen auf dem Lande zu sitzen, welche Täuschung um so natürlicher ward, da wir drei Pferde, einen Hund, einige Schweine, Hühner, Gänse und Kanarienvögel an Bord hatten. Das wieherte, bellte, grunzte, gakerte und sang wie auf einem Meierhofe.</p> <p> 6. Juli. Die ersten Tage glich unsere Fahrt auf der chinesichen See so ziemlich jener im stillen Ocean — wir trieben langsam und ruhig vorwärts. Heute erst wurden wir der Küste China’s ansichtig, und gegen Abend waren wir nur noch 28 Meilen von Macao entfernt. Mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0191]
Küste von Lucovia oder Luzon — der größten der Philippinen, welche Inseln zwischen dem 18. und 19. Breiten-, und dem 125. bis 119. Längengrad liegen. Der Hafen Manilla befindet sich an der Südküste der gleichnamigen Insel.
Noch im Laufe des Tages kamen wir am Eilande Babuan und an noch mehreren einzeln stehenden Felskolossen vorüber, die gleich Thürmen aus dem Meere stiegen. Vier von ihnen standen ziemlich nahe beisammen und bildeten eine malerische Gruppe — später kamen uns noch zwei zu Gesichte.
In der Nacht auf den 2. Juli erreichten wir die westliche Spitze von Luzon und segelten nun in die gefährliche chinesische See. Ich war herzlich erfreut, dem stillen Ocean endlich Lebewohl zu sagen, denn eine Fahrt auf ihm gehört wohl zu den langweiligsten. Höchst selten begegnet man einem Schiffe, und das Wasser ist gewöhnlich so ruhig, daß man meint auf einem Strome zu fahren. Nicht selten schrack ich von meinem Schreibtische auf, — ich wähnte in irgend einem winzigen Kämmerchen auf dem Lande zu sitzen, welche Täuschung um so natürlicher ward, da wir drei Pferde, einen Hund, einige Schweine, Hühner, Gänse und Kanarienvögel an Bord hatten. Das wieherte, bellte, grunzte, gakerte und sang wie auf einem Meierhofe.
6. Juli. Die ersten Tage glich unsere Fahrt auf der chinesichen See so ziemlich jener im stillen Ocean — wir trieben langsam und ruhig vorwärts. Heute erst wurden wir der Küste China’s ansichtig, und gegen Abend waren wir nur noch 28 Meilen von Macao entfernt. Mit
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/191>, abgerufen am 16.07.2024. |