Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

die Verluste in England und hier, und noch immer fand das Unglück keine Grenzen.

Solche Unglücksfälle treffen viel schwerer gerade die Menschen, welche, so wie hier, an übermäßige Bequemlichkeit, an den höchsten Luxus gewöhnt sind. Bei uns macht man sich keinen Begriff von dem Haushalte eines Europäers in Indien. Jede Familie bewohnt für sich allein einen Palast, wofür den Monat zweihundert Rupien *) und auch noch mehr gezahlt wird. Außerdem beschäftigt sie 25 bis 30 Dienstleute, und zwar: zwei Köche, einen Schüsselwascher, zwei Wasserträger, vier Tischbediente, vier Zimmeraufräumer, einen Lampenputzer, ein halb Dutzend Seis (Stallknechte). Man hält wenigstens sechs Pferde (jedes Pferd muß einen eigenen Wärter haben), ein paar Kutscher, zwei Gärtner, für jedes Kind eine Wärterin nebst einem Diener, eine Magd für die Frau, eine gemeine Magd, um die Wärterinnen zu bedienen, zwei Hausschneider, zwei Punkazieher und einen Thorwächter. Der Lohn steigt von 4 bis 11 Rupien den Monat. Die Leute erhalten keine Kost, und nur wenige schlafen im Hause. Kost und Wohnung ist im Lohne mit gerechnet; die meisten sind verheirathet und gehen zum Essen und Schlafen täglich nach Hause. -- An Kleidung gibt man ihnen höchstens die Turbane und Leibgürtel, -- das übrige müssen sie sich selbst anschaffen und auch selbst die Wäsche waschen lassen. Die Wäsche der Herrenleute wird trotz der großen Dienerschaft nicht im Hause gewaschen; man zahlt dafür, und zwar für 100 Stücke drei

*) Eine Rupie gleich 58 kr. C.M.

die Verluste in England und hier, und noch immer fand das Unglück keine Grenzen.

Solche Unglücksfälle treffen viel schwerer gerade die Menschen, welche, so wie hier, an übermäßige Bequemlichkeit, an den höchsten Luxus gewöhnt sind. Bei uns macht man sich keinen Begriff von dem Haushalte eines Europäers in Indien. Jede Familie bewohnt für sich allein einen Palast, wofür den Monat zweihundert Rupien *) und auch noch mehr gezahlt wird. Außerdem beschäftigt sie 25 bis 30 Dienstleute, und zwar: zwei Köche, einen Schüsselwascher, zwei Wasserträger, vier Tischbediente, vier Zimmeraufräumer, einen Lampenputzer, ein halb Dutzend Seis (Stallknechte). Man hält wenigstens sechs Pferde (jedes Pferd muß einen eigenen Wärter haben), ein paar Kutscher, zwei Gärtner, für jedes Kind eine Wärterin nebst einem Diener, eine Magd für die Frau, eine gemeine Magd, um die Wärterinnen zu bedienen, zwei Hausschneider, zwei Punkazieher und einen Thorwächter. Der Lohn steigt von 4 bis 11 Rupien den Monat. Die Leute erhalten keine Kost, und nur wenige schlafen im Hause. Kost und Wohnung ist im Lohne mit gerechnet; die meisten sind verheirathet und gehen zum Essen und Schlafen täglich nach Hause. — An Kleidung gibt man ihnen höchstens die Turbane und Leibgürtel, — das übrige müssen sie sich selbst anschaffen und auch selbst die Wäsche waschen lassen. Die Wäsche der Herrenleute wird trotz der großen Dienerschaft nicht im Hause gewaschen; man zahlt dafür, und zwar für 100 Stücke drei

*) Eine Rupie gleich 58 kr. C.M.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="119"/>
die Verluste in England und hier, und noch immer fand das Unglück keine Grenzen.</p>
          <p>Solche Unglücksfälle treffen viel schwerer gerade die Menschen, welche, so wie hier, an übermäßige Bequemlichkeit, an den höchsten Luxus gewöhnt sind. Bei uns macht man sich keinen Begriff von dem Haushalte eines Europäers in Indien. Jede Familie bewohnt für sich allein einen Palast, wofür den Monat zweihundert Rupien <note place="foot" n="*)">Eine Rupie gleich 58 kr. C.M.</note> und auch noch mehr gezahlt wird. Außerdem beschäftigt sie 25 bis 30 Dienstleute, und zwar: zwei Köche, einen Schüsselwascher, zwei Wasserträger, vier Tischbediente, vier Zimmeraufräumer, einen Lampenputzer, ein halb Dutzend Seis (Stallknechte). Man hält wenigstens sechs Pferde (jedes Pferd muß einen eigenen Wärter haben), ein paar Kutscher, zwei Gärtner, für jedes Kind eine Wärterin nebst einem Diener, eine Magd für die Frau, eine gemeine Magd, um die Wärterinnen zu bedienen, zwei Hausschneider, zwei Punkazieher und einen Thorwächter. Der Lohn steigt von 4 bis 11 Rupien den Monat. Die Leute erhalten keine Kost, und nur wenige schlafen im Hause. Kost und Wohnung ist im Lohne mit gerechnet; die meisten sind verheirathet und gehen zum Essen und Schlafen täglich nach Hause. &#x2014; An Kleidung gibt man ihnen höchstens die Turbane und Leibgürtel, &#x2014; das übrige müssen sie sich selbst anschaffen und auch selbst die Wäsche waschen lassen. Die Wäsche der Herrenleute wird trotz der großen Dienerschaft nicht im Hause gewaschen; man zahlt dafür, und zwar für 100 Stücke drei
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0126] die Verluste in England und hier, und noch immer fand das Unglück keine Grenzen. Solche Unglücksfälle treffen viel schwerer gerade die Menschen, welche, so wie hier, an übermäßige Bequemlichkeit, an den höchsten Luxus gewöhnt sind. Bei uns macht man sich keinen Begriff von dem Haushalte eines Europäers in Indien. Jede Familie bewohnt für sich allein einen Palast, wofür den Monat zweihundert Rupien *) und auch noch mehr gezahlt wird. Außerdem beschäftigt sie 25 bis 30 Dienstleute, und zwar: zwei Köche, einen Schüsselwascher, zwei Wasserträger, vier Tischbediente, vier Zimmeraufräumer, einen Lampenputzer, ein halb Dutzend Seis (Stallknechte). Man hält wenigstens sechs Pferde (jedes Pferd muß einen eigenen Wärter haben), ein paar Kutscher, zwei Gärtner, für jedes Kind eine Wärterin nebst einem Diener, eine Magd für die Frau, eine gemeine Magd, um die Wärterinnen zu bedienen, zwei Hausschneider, zwei Punkazieher und einen Thorwächter. Der Lohn steigt von 4 bis 11 Rupien den Monat. Die Leute erhalten keine Kost, und nur wenige schlafen im Hause. Kost und Wohnung ist im Lohne mit gerechnet; die meisten sind verheirathet und gehen zum Essen und Schlafen täglich nach Hause. — An Kleidung gibt man ihnen höchstens die Turbane und Leibgürtel, — das übrige müssen sie sich selbst anschaffen und auch selbst die Wäsche waschen lassen. Die Wäsche der Herrenleute wird trotz der großen Dienerschaft nicht im Hause gewaschen; man zahlt dafür, und zwar für 100 Stücke drei *) Eine Rupie gleich 58 kr. C.M.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/126
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/126>, abgerufen am 21.11.2024.