Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.meine Unterwürfigkeit nicht belohnt, denn ich sah nichts als einen kleinen, leeren Saal, dessen Decke auf einigen gemauerten Säulen ruhte. An der Decke und an den Wänden hingen Glaslampen, und der Boden war mit grauem Agra-Marmor getäfelt. Dieser Marmor ist in Calcutta sehr gewöhnlich, da er von Agra auf dem Ganges dahin gebracht wird. Das Münzgebäude präsentirt sich sehr schön. Es ist im reinen griechischen Style gebaut, doch mit der Ausnahme, daß es nicht von allen vier Seiten von Säulen umgeben ist. -- Die innere Einrichtung an Maschinerieen soll ganz vorzüglich sein und selbst Europa der Art nichts ähnliches aufzuweisen haben. Ich kann darüber nicht urtheilen und bemerke nur, daß alles, was ich sah, mir höchst sinnreich und vollkommen vorkam. Das Metall wird durch Hitze erweicht, durch Walzen in Platten verwandelt, die Platten werden in Streifen geschnitten und geprägt. Die Säle, in welchen dies alles vor sich geht, sind groß, hoch und luftig. Der Betrieb geschieht meistens mit Dampfmaschinen. Unter den christlichen Kirchen zeichnet sich vor allen die englische Kathedrale aus. Ihre Bauart ist gothisch, und der schöne Hauptthurm überragt ein halbes Dutzend kleinerer Thürmchen. -- Außer dieser Kirche gibt es noch einige andere, ebenfalls mit gothischen Thürmen versehene. Im Innern sind die Kirchen alle sehr einfach, mit Ausnahme der armenischen, in welcher die Wand des Altares mit goldberahmten Bildern überfüllt ist. Das berüchtigte "schwarze Loch", in welches der Raja Suraja Dowla im Jahre 1756, als er Calcutta meine Unterwürfigkeit nicht belohnt, denn ich sah nichts als einen kleinen, leeren Saal, dessen Decke auf einigen gemauerten Säulen ruhte. An der Decke und an den Wänden hingen Glaslampen, und der Boden war mit grauem Agra-Marmor getäfelt. Dieser Marmor ist in Calcutta sehr gewöhnlich, da er von Agra auf dem Ganges dahin gebracht wird. Das Münzgebäude präsentirt sich sehr schön. Es ist im reinen griechischen Style gebaut, doch mit der Ausnahme, daß es nicht von allen vier Seiten von Säulen umgeben ist. — Die innere Einrichtung an Maschinerieen soll ganz vorzüglich sein und selbst Europa der Art nichts ähnliches aufzuweisen haben. Ich kann darüber nicht urtheilen und bemerke nur, daß alles, was ich sah, mir höchst sinnreich und vollkommen vorkam. Das Metall wird durch Hitze erweicht, durch Walzen in Platten verwandelt, die Platten werden in Streifen geschnitten und geprägt. Die Säle, in welchen dies alles vor sich geht, sind groß, hoch und luftig. Der Betrieb geschieht meistens mit Dampfmaschinen. Unter den christlichen Kirchen zeichnet sich vor allen die englische Kathedrale aus. Ihre Bauart ist gothisch, und der schöne Hauptthurm überragt ein halbes Dutzend kleinerer Thürmchen. — Außer dieser Kirche gibt es noch einige andere, ebenfalls mit gothischen Thürmen versehene. Im Innern sind die Kirchen alle sehr einfach, mit Ausnahme der armenischen, in welcher die Wand des Altares mit goldberahmten Bildern überfüllt ist. Das berüchtigte „schwarze Loch“, in welches der Raja Suraja Dowla im Jahre 1756, als er Calcutta <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="127"/> meine Unterwürfigkeit nicht belohnt, denn ich sah nichts als einen kleinen, leeren Saal, dessen Decke auf einigen gemauerten Säulen ruhte. An der Decke und an den Wänden hingen Glaslampen, und der Boden war mit grauem Agra-Marmor getäfelt. Dieser Marmor ist in Calcutta sehr gewöhnlich, da er von Agra auf dem Ganges dahin gebracht wird.</p> <p>Das Münzgebäude präsentirt sich sehr schön. Es ist im reinen griechischen Style gebaut, doch mit der Ausnahme, daß es nicht von allen vier Seiten von Säulen umgeben ist. — Die innere Einrichtung an Maschinerieen soll ganz vorzüglich sein und selbst Europa der Art nichts ähnliches aufzuweisen haben. Ich kann darüber nicht urtheilen und bemerke nur, daß alles, was ich sah, mir höchst sinnreich und vollkommen vorkam. Das Metall wird durch Hitze erweicht, durch Walzen in Platten verwandelt, die Platten werden in Streifen geschnitten und geprägt. Die Säle, in welchen dies alles vor sich geht, sind groß, hoch und luftig. Der Betrieb geschieht meistens mit Dampfmaschinen.</p> <p>Unter den christlichen Kirchen zeichnet sich vor allen die englische Kathedrale aus. Ihre Bauart ist gothisch, und der schöne Hauptthurm überragt ein halbes Dutzend kleinerer Thürmchen. — Außer dieser Kirche gibt es noch einige andere, ebenfalls mit gothischen Thürmen versehene. Im Innern sind die Kirchen alle sehr einfach, mit Ausnahme der armenischen, in welcher die Wand des Altares mit goldberahmten Bildern überfüllt ist.</p> <p>Das berüchtigte „schwarze Loch“, in welches der Raja Suraja Dowla im Jahre 1756, als er Calcutta </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0134]
meine Unterwürfigkeit nicht belohnt, denn ich sah nichts als einen kleinen, leeren Saal, dessen Decke auf einigen gemauerten Säulen ruhte. An der Decke und an den Wänden hingen Glaslampen, und der Boden war mit grauem Agra-Marmor getäfelt. Dieser Marmor ist in Calcutta sehr gewöhnlich, da er von Agra auf dem Ganges dahin gebracht wird.
Das Münzgebäude präsentirt sich sehr schön. Es ist im reinen griechischen Style gebaut, doch mit der Ausnahme, daß es nicht von allen vier Seiten von Säulen umgeben ist. — Die innere Einrichtung an Maschinerieen soll ganz vorzüglich sein und selbst Europa der Art nichts ähnliches aufzuweisen haben. Ich kann darüber nicht urtheilen und bemerke nur, daß alles, was ich sah, mir höchst sinnreich und vollkommen vorkam. Das Metall wird durch Hitze erweicht, durch Walzen in Platten verwandelt, die Platten werden in Streifen geschnitten und geprägt. Die Säle, in welchen dies alles vor sich geht, sind groß, hoch und luftig. Der Betrieb geschieht meistens mit Dampfmaschinen.
Unter den christlichen Kirchen zeichnet sich vor allen die englische Kathedrale aus. Ihre Bauart ist gothisch, und der schöne Hauptthurm überragt ein halbes Dutzend kleinerer Thürmchen. — Außer dieser Kirche gibt es noch einige andere, ebenfalls mit gothischen Thürmen versehene. Im Innern sind die Kirchen alle sehr einfach, mit Ausnahme der armenischen, in welcher die Wand des Altares mit goldberahmten Bildern überfüllt ist.
Das berüchtigte „schwarze Loch“, in welches der Raja Suraja Dowla im Jahre 1756, als er Calcutta
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/134>, abgerufen am 16.07.2024. |