Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Das Museum, erst im Jahre 1836 gegründet, ist für diese kurze Zeit ziemlich reichhaltig, besonders an vierfüßigen Thieren und Skeletten; nur der Insekten gibt es wenige, und von diesen sind die meisten beschädigt. In einem der Säle steht ein aus Elfenbein fleißig und schön gearbeitetes Modell des berühmten Tatsch in Agra; mehrere Skulpturen und Reliefs liegen umher. Die Figuren daran schienen mir sehr plump, die Architektur ist ungleich besser. -- Das Museum ist täglich offen. -- Ich ging mehrmals hin und fand zu meinem Erstaunen jederzeit mehrere Eingeborne, die alles recht emsig und genau betrachteten. Ochterlony's Monument ist eine einfache, gemauerte Säule von 165 Fuß Höhe, die, wie ein Ausrufungszeichen, mitten auf einem leeren, großen Wiesenplatze steht. Sie ist dem Angedenken des Generals Ochterlony errichtet, der sich als Staatsmann und Krieger gleich rühmlich ausgezeichnet hat. Wer die Mühe des Ersteigens von 222 Stufen nicht scheut, wird durch eine weite Uebersicht über Stadt, Fluß und Umgebung erfreut; letztere ist jedoch sehr einförmig, da sie aus einer endlosen Ebene besteht, die nur vom Horizonte begrenzt wird. Unweit der Säule steht eine gar niedliche Moschee, deren zahllose Thürmchen und Kuppeln mit metallenen, vergoldeten Kugeln geziert sind, die in der Sonne glänzen und flimmern wie die Sterne am Firmamente. -- Ein netter Vorhof umgibt die Moschee. Wer sie betreten will, muß sich schon am Eingange des Hofes der Schuhe entledigen. Ich unterzog mich diesem Gesetze, fand aber Das Museum, erst im Jahre 1836 gegründet, ist für diese kurze Zeit ziemlich reichhaltig, besonders an vierfüßigen Thieren und Skeletten; nur der Insekten gibt es wenige, und von diesen sind die meisten beschädigt. In einem der Säle steht ein aus Elfenbein fleißig und schön gearbeitetes Modell des berühmten Tatsch in Agra; mehrere Skulpturen und Reliefs liegen umher. Die Figuren daran schienen mir sehr plump, die Architektur ist ungleich besser. — Das Museum ist täglich offen. — Ich ging mehrmals hin und fand zu meinem Erstaunen jederzeit mehrere Eingeborne, die alles recht emsig und genau betrachteten. Ochterlony’s Monument ist eine einfache, gemauerte Säule von 165 Fuß Höhe, die, wie ein Ausrufungszeichen, mitten auf einem leeren, großen Wiesenplatze steht. Sie ist dem Angedenken des Generals Ochterlony errichtet, der sich als Staatsmann und Krieger gleich rühmlich ausgezeichnet hat. Wer die Mühe des Ersteigens von 222 Stufen nicht scheut, wird durch eine weite Uebersicht über Stadt, Fluß und Umgebung erfreut; letztere ist jedoch sehr einförmig, da sie aus einer endlosen Ebene besteht, die nur vom Horizonte begrenzt wird. Unweit der Säule steht eine gar niedliche Moschee, deren zahllose Thürmchen und Kuppeln mit metallenen, vergoldeten Kugeln geziert sind, die in der Sonne glänzen und flimmern wie die Sterne am Firmamente. — Ein netter Vorhof umgibt die Moschee. Wer sie betreten will, muß sich schon am Eingange des Hofes der Schuhe entledigen. Ich unterzog mich diesem Gesetze, fand aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0133" n="126"/> <p>Das Museum, erst im Jahre 1836 gegründet, ist für diese kurze Zeit ziemlich reichhaltig, besonders an vierfüßigen Thieren und Skeletten; nur der Insekten gibt es wenige, und von diesen sind die meisten beschädigt. In einem der Säle steht ein aus Elfenbein fleißig und schön gearbeitetes Modell des berühmten Tatsch in Agra; mehrere Skulpturen und Reliefs liegen umher. Die Figuren daran schienen mir sehr plump, die Architektur ist ungleich besser. — Das Museum ist täglich offen. — Ich ging mehrmals hin und fand zu meinem Erstaunen jederzeit mehrere Eingeborne, die alles recht emsig und genau betrachteten.</p> <p>Ochterlony’s Monument ist eine einfache, gemauerte Säule von 165 Fuß Höhe, die, wie ein Ausrufungszeichen, mitten auf einem leeren, großen Wiesenplatze steht. Sie ist dem Angedenken des Generals Ochterlony errichtet, der sich als Staatsmann und Krieger gleich rühmlich ausgezeichnet hat. Wer die Mühe des Ersteigens von 222 Stufen nicht scheut, wird durch eine weite Uebersicht über Stadt, Fluß und Umgebung erfreut; letztere ist jedoch sehr einförmig, da sie aus einer endlosen Ebene besteht, die nur vom Horizonte begrenzt wird.</p> <p>Unweit der Säule steht eine gar niedliche Moschee, deren zahllose Thürmchen und Kuppeln mit metallenen, vergoldeten Kugeln geziert sind, die in der Sonne glänzen und flimmern wie die Sterne am Firmamente. — Ein netter Vorhof umgibt die Moschee. Wer sie betreten will, muß sich schon am Eingange des Hofes der Schuhe entledigen. Ich unterzog mich diesem Gesetze, fand aber </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0133]
Das Museum, erst im Jahre 1836 gegründet, ist für diese kurze Zeit ziemlich reichhaltig, besonders an vierfüßigen Thieren und Skeletten; nur der Insekten gibt es wenige, und von diesen sind die meisten beschädigt. In einem der Säle steht ein aus Elfenbein fleißig und schön gearbeitetes Modell des berühmten Tatsch in Agra; mehrere Skulpturen und Reliefs liegen umher. Die Figuren daran schienen mir sehr plump, die Architektur ist ungleich besser. — Das Museum ist täglich offen. — Ich ging mehrmals hin und fand zu meinem Erstaunen jederzeit mehrere Eingeborne, die alles recht emsig und genau betrachteten.
Ochterlony’s Monument ist eine einfache, gemauerte Säule von 165 Fuß Höhe, die, wie ein Ausrufungszeichen, mitten auf einem leeren, großen Wiesenplatze steht. Sie ist dem Angedenken des Generals Ochterlony errichtet, der sich als Staatsmann und Krieger gleich rühmlich ausgezeichnet hat. Wer die Mühe des Ersteigens von 222 Stufen nicht scheut, wird durch eine weite Uebersicht über Stadt, Fluß und Umgebung erfreut; letztere ist jedoch sehr einförmig, da sie aus einer endlosen Ebene besteht, die nur vom Horizonte begrenzt wird.
Unweit der Säule steht eine gar niedliche Moschee, deren zahllose Thürmchen und Kuppeln mit metallenen, vergoldeten Kugeln geziert sind, die in der Sonne glänzen und flimmern wie die Sterne am Firmamente. — Ein netter Vorhof umgibt die Moschee. Wer sie betreten will, muß sich schon am Eingange des Hofes der Schuhe entledigen. Ich unterzog mich diesem Gesetze, fand aber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/133 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/133>, abgerufen am 16.02.2025. |