Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.An dem Saume des Waldes oder einige hundert Schritte weiter darinnen lagen viele Hütten der Eingebornen, zu welchen die niedlichsten Wege unter dunklen Schattengängen führten. In Bealeah waren die Leute sehr fanatisch, hier die Männer sehr eifersüchtig. Zu Ende meiner Excursion hatte sich einer der Reisenden zu mir gesellt, und wir strichen nahe den Wohnungen der Leute umher. Sobald die Männer meinen Begleiter gewahrten, schrieen sie alsogleich ihren Weibern zu, in die Hütten zu fliehen. Diese liefen auch rechts und links nach denselben; blieben aber ganz ruhig unter der Thüre stehen, um uns vorüber gehen zu sehen, und vergaßen ganz, ihre Gesichter zu bedecken. In diesen Gegenden gibt es ganze Waldungen von Cocospalmen. Indien ist das eigentliche Vaterland dieses Baumes, der hier eine Höhe von achtzig Fuß erreicht und schon im sechsten Jahre Früchte trägt. In andern Ländern wird er kaum fünfzig Fuß hoch und trägt erst nach zwölf bis fünfzehn Jahren Früchte. Dieser Baum ist vielleicht der nützlichste der Welt: er liefert eine große, nahrhafte Frucht, eine köstliche Milch, große Blätter zur Deckung und Einfassung der Hütten, die stärksten Taue, das reinste Brennöhl, Matten, gewobene Zeuge, Färbestoff und sogar ein Getränk, das Surr, Toddy oder Palmbrantwein genannt und durch Einschnitte in die Krone des Baumes gewonnen wird. Während eines ganzen Monats steigen die Hindus Morgens und Abends bis unter die Krone des Baumes, machen einige Einschnitte in den Stamm und hängen Töpfe darunter, um An dem Saume des Waldes oder einige hundert Schritte weiter darinnen lagen viele Hütten der Eingebornen, zu welchen die niedlichsten Wege unter dunklen Schattengängen führten. In Bealeah waren die Leute sehr fanatisch, hier die Männer sehr eifersüchtig. Zu Ende meiner Excursion hatte sich einer der Reisenden zu mir gesellt, und wir strichen nahe den Wohnungen der Leute umher. Sobald die Männer meinen Begleiter gewahrten, schrieen sie alsogleich ihren Weibern zu, in die Hütten zu fliehen. Diese liefen auch rechts und links nach denselben; blieben aber ganz ruhig unter der Thüre stehen, um uns vorüber gehen zu sehen, und vergaßen ganz, ihre Gesichter zu bedecken. In diesen Gegenden gibt es ganze Waldungen von Cocospalmen. Indien ist das eigentliche Vaterland dieses Baumes, der hier eine Höhe von achtzig Fuß erreicht und schon im sechsten Jahre Früchte trägt. In andern Ländern wird er kaum fünfzig Fuß hoch und trägt erst nach zwölf bis fünfzehn Jahren Früchte. Dieser Baum ist vielleicht der nützlichste der Welt: er liefert eine große, nahrhafte Frucht, eine köstliche Milch, große Blätter zur Deckung und Einfassung der Hütten, die stärksten Taue, das reinste Brennöhl, Matten, gewobene Zeuge, Färbestoff und sogar ein Getränk, das Surr, Toddy oder Palmbrantwein genannt und durch Einschnitte in die Krone des Baumes gewonnen wird. Während eines ganzen Monats steigen die Hindus Morgens und Abends bis unter die Krone des Baumes, machen einige Einschnitte in den Stamm und hängen Töpfe darunter, um <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0160" n="153"/> <p>An dem Saume des Waldes oder einige hundert Schritte weiter darinnen lagen viele Hütten der Eingebornen, zu welchen die niedlichsten Wege unter dunklen Schattengängen führten.</p> <p>In Bealeah waren die Leute sehr fanatisch, hier die Männer sehr eifersüchtig. Zu Ende meiner Excursion hatte sich einer der Reisenden zu mir gesellt, und wir strichen nahe den Wohnungen der Leute umher. Sobald die Männer meinen Begleiter gewahrten, schrieen sie alsogleich ihren Weibern zu, in die Hütten zu fliehen. Diese liefen auch rechts und links nach denselben; blieben aber ganz ruhig unter der Thüre stehen, um uns vorüber gehen zu sehen, und vergaßen ganz, ihre Gesichter zu bedecken.</p> <p>In diesen Gegenden gibt es ganze Waldungen von Cocospalmen. Indien ist das eigentliche Vaterland dieses Baumes, der hier eine Höhe von achtzig Fuß erreicht und schon im sechsten Jahre Früchte trägt. In andern Ländern wird er kaum fünfzig Fuß hoch und trägt erst nach zwölf bis fünfzehn Jahren Früchte. Dieser Baum ist vielleicht der nützlichste der Welt: er liefert eine große, nahrhafte Frucht, eine köstliche Milch, große Blätter zur Deckung und Einfassung der Hütten, die stärksten Taue, das reinste Brennöhl, Matten, gewobene Zeuge, Färbestoff und sogar ein Getränk, das Surr, Toddy oder Palmbrantwein genannt und durch Einschnitte in die Krone des Baumes gewonnen wird. Während eines ganzen Monats steigen die Hindus Morgens und Abends bis unter die Krone des Baumes, machen einige Einschnitte in den Stamm und hängen Töpfe darunter, um </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0160]
An dem Saume des Waldes oder einige hundert Schritte weiter darinnen lagen viele Hütten der Eingebornen, zu welchen die niedlichsten Wege unter dunklen Schattengängen führten.
In Bealeah waren die Leute sehr fanatisch, hier die Männer sehr eifersüchtig. Zu Ende meiner Excursion hatte sich einer der Reisenden zu mir gesellt, und wir strichen nahe den Wohnungen der Leute umher. Sobald die Männer meinen Begleiter gewahrten, schrieen sie alsogleich ihren Weibern zu, in die Hütten zu fliehen. Diese liefen auch rechts und links nach denselben; blieben aber ganz ruhig unter der Thüre stehen, um uns vorüber gehen zu sehen, und vergaßen ganz, ihre Gesichter zu bedecken.
In diesen Gegenden gibt es ganze Waldungen von Cocospalmen. Indien ist das eigentliche Vaterland dieses Baumes, der hier eine Höhe von achtzig Fuß erreicht und schon im sechsten Jahre Früchte trägt. In andern Ländern wird er kaum fünfzig Fuß hoch und trägt erst nach zwölf bis fünfzehn Jahren Früchte. Dieser Baum ist vielleicht der nützlichste der Welt: er liefert eine große, nahrhafte Frucht, eine köstliche Milch, große Blätter zur Deckung und Einfassung der Hütten, die stärksten Taue, das reinste Brennöhl, Matten, gewobene Zeuge, Färbestoff und sogar ein Getränk, das Surr, Toddy oder Palmbrantwein genannt und durch Einschnitte in die Krone des Baumes gewonnen wird. Während eines ganzen Monats steigen die Hindus Morgens und Abends bis unter die Krone des Baumes, machen einige Einschnitte in den Stamm und hängen Töpfe darunter, um
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/160>, abgerufen am 16.07.2024. |