Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Serai *) zum ersten Male auf dem Festlande Indiens Elephanten; es waren acht große, herrliche Thiere. Als wir des Abends auf unser Schiff zurückkehrten, fanden wir da ein Leben wie in einem Lager: alle möglichen Artikel waren herbei gebracht und ausgekramt worden; besonders aber thaten sich die Schuster hervor, deren Arbeiten schön und dauerhaft aussahen und dabei merkwürdig billig waren. Ein Paar Männerstiefel z. B. kosteten anderthalb bis zwei Rup., wurden aber freilich immer um das doppelte angeboten. Ich sah bei dieser Gelegenheit, wie die europäischen Seeleute den Handel mit den Eingebornen betrieben. Einer der Maschinisten wollte ein Paar Schuhe erhandeln und bot den vierten Theil des geforderten Betrags. Der Verkäufer damit nicht einverstanden, nahm die Waare zurück; allein der Maschinist riß ihm selbe aus der Hand, warf ihm einige Beis über die gebotene Summe zu und eilte in seine Cabine. Der Schuster lief ihm nach und forderte die Schuhe; statt deren ertheilte man ihm aber einige tüchtige Püffe mit der Drohung, daß er augenblicklich vom Schiff müsse, wenn er sich nicht ruhig verhalte. Halb weinend ging der arme Teufel zu seinem Waarenpacke zurück. Ein anderer Fall ereignete sich an demselben Abend: ein Hinduknabe brachte eine Schachtel für einen der Reisenden und bat um eine kleine Gabe für seine Mühe, -- man hörte nicht darauf. Der Junge blieb stehen und *) Serai sind große, schöne Höfe, mit kleinen Hallen und Kämmerchen umgeben, die den Reisenden aller Nationen zur Benützung offen stehen.
Serai *) zum ersten Male auf dem Festlande Indiens Elephanten; es waren acht große, herrliche Thiere. Als wir des Abends auf unser Schiff zurückkehrten, fanden wir da ein Leben wie in einem Lager: alle möglichen Artikel waren herbei gebracht und ausgekramt worden; besonders aber thaten sich die Schuster hervor, deren Arbeiten schön und dauerhaft aussahen und dabei merkwürdig billig waren. Ein Paar Männerstiefel z. B. kosteten anderthalb bis zwei Rup., wurden aber freilich immer um das doppelte angeboten. Ich sah bei dieser Gelegenheit, wie die europäischen Seeleute den Handel mit den Eingebornen betrieben. Einer der Maschinisten wollte ein Paar Schuhe erhandeln und bot den vierten Theil des geforderten Betrags. Der Verkäufer damit nicht einverstanden, nahm die Waare zurück; allein der Maschinist riß ihm selbe aus der Hand, warf ihm einige Beis über die gebotene Summe zu und eilte in seine Cabine. Der Schuster lief ihm nach und forderte die Schuhe; statt deren ertheilte man ihm aber einige tüchtige Püffe mit der Drohung, daß er augenblicklich vom Schiff müsse, wenn er sich nicht ruhig verhalte. Halb weinend ging der arme Teufel zu seinem Waarenpacke zurück. Ein anderer Fall ereignete sich an demselben Abend: ein Hinduknabe brachte eine Schachtel für einen der Reisenden und bat um eine kleine Gabe für seine Mühe, — man hörte nicht darauf. Der Junge blieb stehen und *) Serai sind große, schöne Höfe, mit kleinen Hallen und Kämmerchen umgeben, die den Reisenden aller Nationen zur Benützung offen stehen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="159"/> Serai <note place="foot" n="*)">Serai sind große, schöne Höfe, mit kleinen Hallen und Kämmerchen umgeben, die den Reisenden aller Nationen zur Benützung offen stehen.</note> zum ersten Male auf dem Festlande Indiens Elephanten; es waren acht große, herrliche Thiere.</p> <p>Als wir des Abends auf unser Schiff zurückkehrten, fanden wir da ein Leben wie in einem Lager: alle möglichen Artikel waren herbei gebracht und ausgekramt worden; besonders aber thaten sich die Schuster hervor, deren Arbeiten schön und dauerhaft aussahen und dabei merkwürdig billig waren. Ein Paar Männerstiefel z. B. kosteten anderthalb bis zwei Rup., wurden aber freilich immer um das doppelte angeboten. Ich sah bei dieser Gelegenheit, wie die europäischen Seeleute den Handel mit den Eingebornen betrieben. Einer der Maschinisten wollte ein Paar Schuhe erhandeln und bot den vierten Theil des geforderten Betrags. Der Verkäufer damit nicht einverstanden, nahm die Waare zurück; allein der Maschinist riß ihm selbe aus der Hand, warf ihm einige Beis über die gebotene Summe zu und eilte in seine Cabine. Der Schuster lief ihm nach und forderte die Schuhe; statt deren ertheilte man ihm aber einige tüchtige Püffe mit der Drohung, daß er augenblicklich vom Schiff müsse, wenn er sich nicht ruhig verhalte. Halb weinend ging der arme Teufel zu seinem Waarenpacke zurück.</p> <p>Ein anderer Fall ereignete sich an demselben Abend: ein Hinduknabe brachte eine Schachtel für einen der Reisenden und bat um eine kleine Gabe für seine Mühe, — man hörte nicht darauf. Der Junge blieb stehen und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0166]
Serai *) zum ersten Male auf dem Festlande Indiens Elephanten; es waren acht große, herrliche Thiere.
Als wir des Abends auf unser Schiff zurückkehrten, fanden wir da ein Leben wie in einem Lager: alle möglichen Artikel waren herbei gebracht und ausgekramt worden; besonders aber thaten sich die Schuster hervor, deren Arbeiten schön und dauerhaft aussahen und dabei merkwürdig billig waren. Ein Paar Männerstiefel z. B. kosteten anderthalb bis zwei Rup., wurden aber freilich immer um das doppelte angeboten. Ich sah bei dieser Gelegenheit, wie die europäischen Seeleute den Handel mit den Eingebornen betrieben. Einer der Maschinisten wollte ein Paar Schuhe erhandeln und bot den vierten Theil des geforderten Betrags. Der Verkäufer damit nicht einverstanden, nahm die Waare zurück; allein der Maschinist riß ihm selbe aus der Hand, warf ihm einige Beis über die gebotene Summe zu und eilte in seine Cabine. Der Schuster lief ihm nach und forderte die Schuhe; statt deren ertheilte man ihm aber einige tüchtige Püffe mit der Drohung, daß er augenblicklich vom Schiff müsse, wenn er sich nicht ruhig verhalte. Halb weinend ging der arme Teufel zu seinem Waarenpacke zurück.
Ein anderer Fall ereignete sich an demselben Abend: ein Hinduknabe brachte eine Schachtel für einen der Reisenden und bat um eine kleine Gabe für seine Mühe, — man hörte nicht darauf. Der Junge blieb stehen und
*) Serai sind große, schöne Höfe, mit kleinen Hallen und Kämmerchen umgeben, die den Reisenden aller Nationen zur Benützung offen stehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |