Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Fluß, wendet sich gegen die Sonne, begießt sich dreimal den Kopf mit Wasser, das er mit der Hand geschöpft hat, und murmelt dabei seine Gebete. Bei der großen Bevölkerung, die Benares auch ohne Pilger besitzt, wird man es nicht übertrieben finden, wenn man die tägliche Anzahl der Betenden durchschnittlich auf 50,000 angibt. Viele Brahminen sitzen in kleinen Kiosken oder auf Steinblöcken auf den Treppen knapp am Wasser, um die Spenden der Wohlhabenden und Pilger in Empfang zu nehmen und ihnen dagegen die Absolution ihrer Sünden zu ertheilen. Jeder Hindu soll sich des Tages wenigstens einmal, und zwar des Morgens baden; gehört er zu den sehr andächtigen, und erlaubt es ihm die Zeit, so verrichtet er dieselbe Ceremonie auch des Abends. -- Das weibliche Geschlecht übergießt sich zu Hause mit Wasser. In den Zeiten der Feste, Mela genannt, wo der Zudrang der Pilger nach Benares unberechenbar ist, sollen die Treppen kaum die Menschenmenge fassen können, und der Strom soll von den Köpfen der Badenden wie mit schwarzen Punkten übersäet sein. Die innere Stadt ist bei weitem nicht so schön als jener Theil, der sich längs des Ganges ausbreitet. Es gibt zwar da auch noch viele Paläste; doch fehlen ihnen die schönen Portale, Säulen, Veranden u. d. m. Viele der Gebäude sind mit feinem Cement überkleidet und andere mit erbärmlichen Fresken bemalt. Die Straßen sind größtentheils schmutzig, häßlich, und manche darunter so enge, daß man mit einem Palankine gar nich durchkommen kann. In allen Ecken, Fluß, wendet sich gegen die Sonne, begießt sich dreimal den Kopf mit Wasser, das er mit der Hand geschöpft hat, und murmelt dabei seine Gebete. Bei der großen Bevölkerung, die Benares auch ohne Pilger besitzt, wird man es nicht übertrieben finden, wenn man die tägliche Anzahl der Betenden durchschnittlich auf 50,000 angibt. Viele Brahminen sitzen in kleinen Kiosken oder auf Steinblöcken auf den Treppen knapp am Wasser, um die Spenden der Wohlhabenden und Pilger in Empfang zu nehmen und ihnen dagegen die Absolution ihrer Sünden zu ertheilen. Jeder Hindu soll sich des Tages wenigstens einmal, und zwar des Morgens baden; gehört er zu den sehr andächtigen, und erlaubt es ihm die Zeit, so verrichtet er dieselbe Ceremonie auch des Abends. — Das weibliche Geschlecht übergießt sich zu Hause mit Wasser. In den Zeiten der Feste, Mela genannt, wo der Zudrang der Pilger nach Benares unberechenbar ist, sollen die Treppen kaum die Menschenmenge fassen können, und der Strom soll von den Köpfen der Badenden wie mit schwarzen Punkten übersäet sein. Die innere Stadt ist bei weitem nicht so schön als jener Theil, der sich längs des Ganges ausbreitet. Es gibt zwar da auch noch viele Paläste; doch fehlen ihnen die schönen Portale, Säulen, Veranden u. d. m. Viele der Gebäude sind mit feinem Cement überkleidet und andere mit erbärmlichen Fresken bemalt. Die Straßen sind größtentheils schmutzig, häßlich, und manche darunter so enge, daß man mit einem Palankine gar nich durchkommen kann. In allen Ecken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="169"/> Fluß, wendet sich gegen die Sonne, begießt sich dreimal den Kopf mit Wasser, das er mit der Hand geschöpft hat, und murmelt dabei seine Gebete. Bei der großen Bevölkerung, die Benares auch ohne Pilger besitzt, wird man es nicht übertrieben finden, wenn man die tägliche Anzahl der Betenden durchschnittlich auf 50,000 angibt. Viele Brahminen sitzen in kleinen Kiosken oder auf Steinblöcken auf den Treppen knapp am Wasser, um die Spenden der Wohlhabenden und Pilger in Empfang zu nehmen und ihnen dagegen die Absolution ihrer Sünden zu ertheilen.</p> <p>Jeder Hindu soll sich des Tages wenigstens einmal, und zwar des Morgens baden; gehört er zu den sehr andächtigen, und erlaubt es ihm die Zeit, so verrichtet er dieselbe Ceremonie auch des Abends. — Das weibliche Geschlecht übergießt sich zu Hause mit Wasser.</p> <p>In den Zeiten der Feste, Mela genannt, wo der Zudrang der Pilger nach Benares unberechenbar ist, sollen die Treppen kaum die Menschenmenge fassen können, und der Strom soll von den Köpfen der Badenden wie mit schwarzen Punkten übersäet sein.</p> <p>Die innere Stadt ist bei weitem nicht so schön als jener Theil, der sich längs des Ganges ausbreitet. Es gibt zwar da auch noch viele Paläste; doch fehlen ihnen die schönen Portale, Säulen, Veranden u. d. m. Viele der Gebäude sind mit feinem Cement überkleidet und andere mit erbärmlichen Fresken bemalt.</p> <p>Die Straßen sind größtentheils schmutzig, häßlich, und manche darunter so enge, daß man mit einem Palankine gar nich durchkommen kann. In allen Ecken, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0176]
Fluß, wendet sich gegen die Sonne, begießt sich dreimal den Kopf mit Wasser, das er mit der Hand geschöpft hat, und murmelt dabei seine Gebete. Bei der großen Bevölkerung, die Benares auch ohne Pilger besitzt, wird man es nicht übertrieben finden, wenn man die tägliche Anzahl der Betenden durchschnittlich auf 50,000 angibt. Viele Brahminen sitzen in kleinen Kiosken oder auf Steinblöcken auf den Treppen knapp am Wasser, um die Spenden der Wohlhabenden und Pilger in Empfang zu nehmen und ihnen dagegen die Absolution ihrer Sünden zu ertheilen.
Jeder Hindu soll sich des Tages wenigstens einmal, und zwar des Morgens baden; gehört er zu den sehr andächtigen, und erlaubt es ihm die Zeit, so verrichtet er dieselbe Ceremonie auch des Abends. — Das weibliche Geschlecht übergießt sich zu Hause mit Wasser.
In den Zeiten der Feste, Mela genannt, wo der Zudrang der Pilger nach Benares unberechenbar ist, sollen die Treppen kaum die Menschenmenge fassen können, und der Strom soll von den Köpfen der Badenden wie mit schwarzen Punkten übersäet sein.
Die innere Stadt ist bei weitem nicht so schön als jener Theil, der sich längs des Ganges ausbreitet. Es gibt zwar da auch noch viele Paläste; doch fehlen ihnen die schönen Portale, Säulen, Veranden u. d. m. Viele der Gebäude sind mit feinem Cement überkleidet und andere mit erbärmlichen Fresken bemalt.
Die Straßen sind größtentheils schmutzig, häßlich, und manche darunter so enge, daß man mit einem Palankine gar nich durchkommen kann. In allen Ecken,
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