Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Fingern, weniger mit den Füßen -- an letztern trugen sie silberne Schellen, die sie zeitweise ertönen ließen. Mit den Oberkleidern machten sie schöne, graziöse Drapirungen und Figuren. Diese Aufführung währte ungefähr eine Viertelstunde, worauf sie den Tanz mit Gesang begleiteten. Die beiden Sylphiden kreischten so erbärmlich, daß mir für mein Gehör und Nervensystem bange wurde. Während der Aufführung wurden uns Süßigkeiten, Früchte und Sherbet (ein kühlendes, süßsäuerliches Getränk) geboten. Nach Beendigung des Tanzes ließ mich der Prinz fragen, ob ich seinen Garten zu besuchen wünschte, der eine Meile vom Palaste entfernt läge. Ich war so indiskret, auch diesen Antrag anzunehmen. In Begleitung des jungen Prinzen begaben wir uns auf den Vorplatz des Palastes, wo schön geschmückte Elephanten bereit standen. Des älteren Prinzen Leib-Elephant, ein Thier von seltener Größe und Schönheit, war für mich und Herrn Lau bestimmt. Eine scharlachrothe Decke mit Quasten, Fransen und golddurchwirkten Borten überdeckte beinahe das ganze Thier. Auf dem breiten Rücken war ein bequemer Sitz angebracht, den ich mit einem Phaeton ohne Räder vergleichen möchte. Der Elephant mußte sich zur Erde legen, eine bequeme Stufenleiter wurde angelehnt und Herr Lau und ich nahmen auf dem Unthiere Platz. Hinter uns saß ein Diener, der einen ungeheuer großen Sonnenschirm über unsere Häupter hielt. Der Treiber saß auf dem Halse des Thieres, und Fingern, weniger mit den Füßen — an letztern trugen sie silberne Schellen, die sie zeitweise ertönen ließen. Mit den Oberkleidern machten sie schöne, graziöse Drapirungen und Figuren. Diese Aufführung währte ungefähr eine Viertelstunde, worauf sie den Tanz mit Gesang begleiteten. Die beiden Sylphiden kreischten so erbärmlich, daß mir für mein Gehör und Nervensystem bange wurde. Während der Aufführung wurden uns Süßigkeiten, Früchte und Sherbet (ein kühlendes, süßsäuerliches Getränk) geboten. Nach Beendigung des Tanzes ließ mich der Prinz fragen, ob ich seinen Garten zu besuchen wünschte, der eine Meile vom Palaste entfernt läge. Ich war so indiskret, auch diesen Antrag anzunehmen. In Begleitung des jungen Prinzen begaben wir uns auf den Vorplatz des Palastes, wo schön geschmückte Elephanten bereit standen. Des älteren Prinzen Leib-Elephant, ein Thier von seltener Größe und Schönheit, war für mich und Herrn Lau bestimmt. Eine scharlachrothe Decke mit Quasten, Fransen und golddurchwirkten Borten überdeckte beinahe das ganze Thier. Auf dem breiten Rücken war ein bequemer Sitz angebracht, den ich mit einem Phaeton ohne Räder vergleichen möchte. Der Elephant mußte sich zur Erde legen, eine bequeme Stufenleiter wurde angelehnt und Herr Lau und ich nahmen auf dem Unthiere Platz. Hinter uns saß ein Diener, der einen ungeheuer großen Sonnenschirm über unsere Häupter hielt. Der Treiber saß auf dem Halse des Thieres, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0186" n="179"/> Fingern, weniger mit den Füßen — an letztern trugen sie silberne Schellen, die sie zeitweise ertönen ließen. Mit den Oberkleidern machten sie schöne, graziöse Drapirungen und Figuren. Diese Aufführung währte ungefähr eine Viertelstunde, worauf sie den Tanz mit Gesang begleiteten. Die beiden Sylphiden kreischten so erbärmlich, daß mir für mein Gehör und Nervensystem bange wurde.</p> <p>Während der Aufführung wurden uns Süßigkeiten, Früchte und Sherbet (ein kühlendes, süßsäuerliches Getränk) geboten.</p> <p>Nach Beendigung des Tanzes ließ mich der Prinz fragen, ob ich seinen Garten zu besuchen wünschte, der eine Meile vom Palaste entfernt läge. Ich war so indiskret, auch diesen Antrag anzunehmen.</p> <p>In Begleitung des jungen Prinzen begaben wir uns auf den Vorplatz des Palastes, wo schön geschmückte Elephanten bereit standen. Des älteren Prinzen Leib-Elephant, ein Thier von seltener Größe und Schönheit, war für mich und Herrn Lau bestimmt. Eine scharlachrothe Decke mit Quasten, Fransen und golddurchwirkten Borten überdeckte beinahe das ganze Thier. Auf dem breiten Rücken war ein bequemer Sitz angebracht, den ich mit einem Phaeton ohne Räder vergleichen möchte. Der Elephant mußte sich zur Erde legen, eine bequeme Stufenleiter wurde angelehnt und Herr Lau und ich nahmen auf dem Unthiere Platz. Hinter uns saß ein Diener, der einen ungeheuer großen Sonnenschirm über unsere Häupter hielt. Der Treiber saß auf dem Halse des Thieres, und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0186]
Fingern, weniger mit den Füßen — an letztern trugen sie silberne Schellen, die sie zeitweise ertönen ließen. Mit den Oberkleidern machten sie schöne, graziöse Drapirungen und Figuren. Diese Aufführung währte ungefähr eine Viertelstunde, worauf sie den Tanz mit Gesang begleiteten. Die beiden Sylphiden kreischten so erbärmlich, daß mir für mein Gehör und Nervensystem bange wurde.
Während der Aufführung wurden uns Süßigkeiten, Früchte und Sherbet (ein kühlendes, süßsäuerliches Getränk) geboten.
Nach Beendigung des Tanzes ließ mich der Prinz fragen, ob ich seinen Garten zu besuchen wünschte, der eine Meile vom Palaste entfernt läge. Ich war so indiskret, auch diesen Antrag anzunehmen.
In Begleitung des jungen Prinzen begaben wir uns auf den Vorplatz des Palastes, wo schön geschmückte Elephanten bereit standen. Des älteren Prinzen Leib-Elephant, ein Thier von seltener Größe und Schönheit, war für mich und Herrn Lau bestimmt. Eine scharlachrothe Decke mit Quasten, Fransen und golddurchwirkten Borten überdeckte beinahe das ganze Thier. Auf dem breiten Rücken war ein bequemer Sitz angebracht, den ich mit einem Phaeton ohne Räder vergleichen möchte. Der Elephant mußte sich zur Erde legen, eine bequeme Stufenleiter wurde angelehnt und Herr Lau und ich nahmen auf dem Unthiere Platz. Hinter uns saß ein Diener, der einen ungeheuer großen Sonnenschirm über unsere Häupter hielt. Der Treiber saß auf dem Halse des Thieres, und
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