Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.angekommen sei. Es sind in dieser Zeit die Gemüther der Kaufleute so aufgeregt und beschäftiget, daß sie keine Muße haben, sich mit irgend etwas anderem als ihrer Correspondenz zu befassen. Ich mußte also warten bis der Dampfer nicht nur angekommen, sondern auch wieder abgegangen war, worüber acht Tage verflossen. Herrn Agassiz verdanke ich es, daß mir diese Zeit nicht lang wurde; ich war über alle Maßen gut und herzlich aufgenommen und hatte dabei Gelegenheit, die Lebensweise der hier angesiedelten Europäer kennen zu lernen. Nur wenige Europäer nehmen ihre Familie mit nach China, am allerwenigsten aber nach Canton, wo Frauen und Kinder beinahe wie im Gefängnisse leben und ihr Haus höchstens in einer wohl verschlossenen Sänfte verlassen können. Ueberdies ist alles so theuer, daß man dagegen in London noch billig lebt. Eine Wohnung von sechs Zimmern sammt Küche kostet jährlich bei 7 bis 800 Dollars. Die Diener bekommen 4 bis 8 Dollars per Monat, -- ja Dienerinnen sogar 9 bis 10 Dollars, da die Chinesinnen den Europäern nur dienen wollen, wenn sie überzahlt werden. Zu diesem kommt noch die hier herrschende Sitte, zu jeder Art Verrichtung eine eigene Person zu haben, woraus das Bedürfniß einer großen Anzahl von Dienern entspringt. Eine Familie von nur vier Köpfen benöthigt wenigstens zehn, zwölf und auch mehr Diener. Erst muß jedes Glied der Familie einen Diener ausschließlich für sich haben; dann hat man einen Koch, einige Kinderwärterinnen und mehrere Cooli, die zu den gemeineren Arbeiten, als: Zimmer reinigen, Holz und Wasser tragen u. s. w. verwendet angekommen sei. Es sind in dieser Zeit die Gemüther der Kaufleute so aufgeregt und beschäftiget, daß sie keine Muße haben, sich mit irgend etwas anderem als ihrer Correspondenz zu befassen. Ich mußte also warten bis der Dampfer nicht nur angekommen, sondern auch wieder abgegangen war, worüber acht Tage verflossen. Herrn Agassiz verdanke ich es, daß mir diese Zeit nicht lang wurde; ich war über alle Maßen gut und herzlich aufgenommen und hatte dabei Gelegenheit, die Lebensweise der hier angesiedelten Europäer kennen zu lernen. Nur wenige Europäer nehmen ihre Familie mit nach China, am allerwenigsten aber nach Canton, wo Frauen und Kinder beinahe wie im Gefängnisse leben und ihr Haus höchstens in einer wohl verschlossenen Sänfte verlassen können. Ueberdies ist alles so theuer, daß man dagegen in London noch billig lebt. Eine Wohnung von sechs Zimmern sammt Küche kostet jährlich bei 7 bis 800 Dollars. Die Diener bekommen 4 bis 8 Dollars per Monat, — ja Dienerinnen sogar 9 bis 10 Dollars, da die Chinesinnen den Europäern nur dienen wollen, wenn sie überzahlt werden. Zu diesem kommt noch die hier herrschende Sitte, zu jeder Art Verrichtung eine eigene Person zu haben, woraus das Bedürfniß einer großen Anzahl von Dienern entspringt. Eine Familie von nur vier Köpfen benöthigt wenigstens zehn, zwölf und auch mehr Diener. Erst muß jedes Glied der Familie einen Diener ausschließlich für sich haben; dann hat man einen Koch, einige Kinderwärterinnen und mehrere Cooli, die zu den gemeineren Arbeiten, als: Zimmer reinigen, Holz und Wasser tragen u. s. w. verwendet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="14"/> angekommen sei. Es sind in dieser Zeit die Gemüther der Kaufleute so aufgeregt und beschäftiget, daß sie keine Muße haben, sich mit irgend etwas anderem als ihrer Correspondenz zu befassen. Ich mußte also warten bis der Dampfer nicht nur angekommen, sondern auch wieder abgegangen war, worüber acht Tage verflossen. Herrn Agassiz verdanke ich es, daß mir diese Zeit nicht lang wurde; ich war über alle Maßen gut und herzlich aufgenommen und hatte dabei Gelegenheit, die Lebensweise der hier angesiedelten Europäer kennen zu lernen.</p> <p>Nur wenige Europäer nehmen ihre Familie mit nach China, am allerwenigsten aber nach Canton, wo Frauen und Kinder beinahe wie im Gefängnisse leben und ihr Haus höchstens in einer wohl verschlossenen Sänfte verlassen können. Ueberdies ist alles so theuer, daß man dagegen in London noch billig lebt. Eine Wohnung von sechs Zimmern sammt Küche kostet jährlich bei 7 bis 800 Dollars. Die Diener bekommen 4 bis 8 Dollars per Monat, — ja Dienerinnen sogar 9 bis 10 Dollars, da die Chinesinnen den Europäern nur dienen wollen, wenn sie überzahlt werden. Zu diesem kommt noch die hier herrschende Sitte, zu jeder Art Verrichtung eine eigene Person zu haben, woraus das Bedürfniß einer großen Anzahl von Dienern entspringt.</p> <p>Eine Familie von nur vier Köpfen benöthigt wenigstens zehn, zwölf und auch mehr Diener. Erst muß jedes Glied der Familie einen Diener ausschließlich für sich haben; dann hat man einen Koch, einige Kinderwärterinnen und mehrere Cooli, die zu den gemeineren Arbeiten, als: Zimmer reinigen, Holz und Wasser tragen u. s. w. verwendet </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0021]
angekommen sei. Es sind in dieser Zeit die Gemüther der Kaufleute so aufgeregt und beschäftiget, daß sie keine Muße haben, sich mit irgend etwas anderem als ihrer Correspondenz zu befassen. Ich mußte also warten bis der Dampfer nicht nur angekommen, sondern auch wieder abgegangen war, worüber acht Tage verflossen. Herrn Agassiz verdanke ich es, daß mir diese Zeit nicht lang wurde; ich war über alle Maßen gut und herzlich aufgenommen und hatte dabei Gelegenheit, die Lebensweise der hier angesiedelten Europäer kennen zu lernen.
Nur wenige Europäer nehmen ihre Familie mit nach China, am allerwenigsten aber nach Canton, wo Frauen und Kinder beinahe wie im Gefängnisse leben und ihr Haus höchstens in einer wohl verschlossenen Sänfte verlassen können. Ueberdies ist alles so theuer, daß man dagegen in London noch billig lebt. Eine Wohnung von sechs Zimmern sammt Küche kostet jährlich bei 7 bis 800 Dollars. Die Diener bekommen 4 bis 8 Dollars per Monat, — ja Dienerinnen sogar 9 bis 10 Dollars, da die Chinesinnen den Europäern nur dienen wollen, wenn sie überzahlt werden. Zu diesem kommt noch die hier herrschende Sitte, zu jeder Art Verrichtung eine eigene Person zu haben, woraus das Bedürfniß einer großen Anzahl von Dienern entspringt.
Eine Familie von nur vier Köpfen benöthigt wenigstens zehn, zwölf und auch mehr Diener. Erst muß jedes Glied der Familie einen Diener ausschließlich für sich haben; dann hat man einen Koch, einige Kinderwärterinnen und mehrere Cooli, die zu den gemeineren Arbeiten, als: Zimmer reinigen, Holz und Wasser tragen u. s. w. verwendet
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