Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.werden. Bei dieser großen Menge von Dienern ist man dazu oft sehr schlecht bedient, denn geht der eine oder der andere aus und man benöthigt seines Dienstes, so muß man warten bis er wieder kömmt, da kein Diener die Arbeit des andern verrichten würde. Den ganzen Haushalt leitet der Comprador, eine Art Haushofmeister. Ihm werden alle Silbergeräthe, Möbel, Wäsche u. s. w. übergeben; er nimmt die Diener auf, beköstiget sie, sorgt sonst für ihre Bedürfnisse und steht für ihre Treue ein; zieht aber auch jedem dafür per Monat zwei Dollars ab. Er besorgt alle Einkäufe, die Küchenrechnungen -- kurz alle Ausgaben und gibt am Ende jedes Monats die Hauptsamme an, ohne sich viel in Einzelnheiten einzulassen. Der Comprador hat außer diesen häuslichen Geschäften auch noch die Kasse des Handlungshauses über; durch seine Hände gehen Hunderttausende von Dollars, für deren Aechtheit er gut stehen muß; zum Auszahlen oder Einkassiren des Geldes hat er eigene Gehülfen, die mit einer beispiellosen Schnelligkeit jedes Stück besehen und untersuchen. Sie nehmen eine ganze Hand voll Münzen, schnellen sie einzeln mit dem Daumen und Mittelfinger in die Luft, vernehmen so den Klang und besehen zugleich die andere Seite der Münze, da sie gewendet auf die leere Hand zurückfällt. In einigen Stunden sind viele Tausende von Stücken gezählt. Diese genaue Untersuchung ist sehr nothwendig wegen der vielen falschen Dollars, welche die Chinesen verfertigen. Auf jedes Stück wird zum Beweise der Aechtheit der Hausstempel geschlagen, wodurch am Ende die Münzen ganz breit und dünn werden und oft werden. Bei dieser großen Menge von Dienern ist man dazu oft sehr schlecht bedient, denn geht der eine oder der andere aus und man benöthigt seines Dienstes, so muß man warten bis er wieder kömmt, da kein Diener die Arbeit des andern verrichten würde. Den ganzen Haushalt leitet der Comprador, eine Art Haushofmeister. Ihm werden alle Silbergeräthe, Möbel, Wäsche u. s. w. übergeben; er nimmt die Diener auf, beköstiget sie, sorgt sonst für ihre Bedürfnisse und steht für ihre Treue ein; zieht aber auch jedem dafür per Monat zwei Dollars ab. Er besorgt alle Einkäufe, die Küchenrechnungen — kurz alle Ausgaben und gibt am Ende jedes Monats die Hauptsamme an, ohne sich viel in Einzelnheiten einzulassen. Der Comprador hat außer diesen häuslichen Geschäften auch noch die Kasse des Handlungshauses über; durch seine Hände gehen Hunderttausende von Dollars, für deren Aechtheit er gut stehen muß; zum Auszahlen oder Einkassiren des Geldes hat er eigene Gehülfen, die mit einer beispiellosen Schnelligkeit jedes Stück besehen und untersuchen. Sie nehmen eine ganze Hand voll Münzen, schnellen sie einzeln mit dem Daumen und Mittelfinger in die Luft, vernehmen so den Klang und besehen zugleich die andere Seite der Münze, da sie gewendet auf die leere Hand zurückfällt. In einigen Stunden sind viele Tausende von Stücken gezählt. Diese genaue Untersuchung ist sehr nothwendig wegen der vielen falschen Dollars, welche die Chinesen verfertigen. Auf jedes Stück wird zum Beweise der Aechtheit der Hausstempel geschlagen, wodurch am Ende die Münzen ganz breit und dünn werden und oft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="15"/> werden. Bei dieser großen Menge von Dienern ist man dazu oft sehr schlecht bedient, denn geht der eine oder der andere aus und man benöthigt seines Dienstes, so muß man warten bis er wieder kömmt, da kein Diener die Arbeit des andern verrichten würde.</p> <p>Den ganzen Haushalt leitet der Comprador, eine Art Haushofmeister. Ihm werden alle Silbergeräthe, Möbel, Wäsche u. s. w. übergeben; er nimmt die Diener auf, beköstiget sie, sorgt sonst für ihre Bedürfnisse und steht für ihre Treue ein; zieht aber auch jedem dafür per Monat zwei Dollars ab. Er besorgt alle Einkäufe, die Küchenrechnungen — kurz alle Ausgaben und gibt am Ende jedes Monats die Hauptsamme an, ohne sich viel in Einzelnheiten einzulassen.</p> <p>Der Comprador hat außer diesen häuslichen Geschäften auch noch die Kasse des Handlungshauses über; durch seine Hände gehen Hunderttausende von Dollars, für deren Aechtheit er gut stehen muß; zum Auszahlen oder Einkassiren des Geldes hat er eigene Gehülfen, die mit einer beispiellosen Schnelligkeit jedes Stück besehen und untersuchen. Sie nehmen eine ganze Hand voll Münzen, schnellen sie einzeln mit dem Daumen und Mittelfinger in die Luft, vernehmen so den Klang und besehen zugleich die andere Seite der Münze, da sie gewendet auf die leere Hand zurückfällt. In einigen Stunden sind viele Tausende von Stücken gezählt. Diese genaue Untersuchung ist sehr nothwendig wegen der vielen falschen Dollars, welche die Chinesen verfertigen. Auf jedes Stück wird zum Beweise der Aechtheit der Hausstempel geschlagen, wodurch am Ende die Münzen ganz breit und dünn werden und oft </p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0022]
werden. Bei dieser großen Menge von Dienern ist man dazu oft sehr schlecht bedient, denn geht der eine oder der andere aus und man benöthigt seines Dienstes, so muß man warten bis er wieder kömmt, da kein Diener die Arbeit des andern verrichten würde.
Den ganzen Haushalt leitet der Comprador, eine Art Haushofmeister. Ihm werden alle Silbergeräthe, Möbel, Wäsche u. s. w. übergeben; er nimmt die Diener auf, beköstiget sie, sorgt sonst für ihre Bedürfnisse und steht für ihre Treue ein; zieht aber auch jedem dafür per Monat zwei Dollars ab. Er besorgt alle Einkäufe, die Küchenrechnungen — kurz alle Ausgaben und gibt am Ende jedes Monats die Hauptsamme an, ohne sich viel in Einzelnheiten einzulassen.
Der Comprador hat außer diesen häuslichen Geschäften auch noch die Kasse des Handlungshauses über; durch seine Hände gehen Hunderttausende von Dollars, für deren Aechtheit er gut stehen muß; zum Auszahlen oder Einkassiren des Geldes hat er eigene Gehülfen, die mit einer beispiellosen Schnelligkeit jedes Stück besehen und untersuchen. Sie nehmen eine ganze Hand voll Münzen, schnellen sie einzeln mit dem Daumen und Mittelfinger in die Luft, vernehmen so den Klang und besehen zugleich die andere Seite der Münze, da sie gewendet auf die leere Hand zurückfällt. In einigen Stunden sind viele Tausende von Stücken gezählt. Diese genaue Untersuchung ist sehr nothwendig wegen der vielen falschen Dollars, welche die Chinesen verfertigen. Auf jedes Stück wird zum Beweise der Aechtheit der Hausstempel geschlagen, wodurch am Ende die Münzen ganz breit und dünn werden und oft
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |