Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Elephanten, die unter Akbar dem Feinde entrungen oder vom Sultan auf Jagden erlegt worden seien. Dies ist aber nicht der Fall; der Thurm, bei sechzig Fuß hoch, ist von Steinen aufgemauert und die Zähne sind von oben bis unten daran befestigt, so daß sie gleich Stacheln davon abstehen. Akbar soll häufig auf der Spitze dieses Thurmes gesessen und nach Vögeln geschossen haben. Alle Gebäude, selbst der mächtig große und lange Wall, sind von rothem Sandstein, aber nicht, wie ebenfalls Viele behaupten, von rothem Marmor, erbaut. In den Spalten und Löchern der Gebäude haben viele hunderte kleiner, grüner Papageien ihre Nester aufgeschlagen. Am 19. Jänner verließ ich, und zwar abermals in Gesellschaft Herrn Lau's, die berühmte Stadt Agra, um die noch berühmtere Stadt Delhi zu besuchen, die 122 engl. Meilen von Agra entfernt ist. Auch bis Delhi führt eine herrliche Poststraße. Die Gegend zwischen Agra und Delhi bleibt ziemlich unverändert; weit und breit ist kein Hügelchen zu erspähen; angebautes Land wechselt mit Haide- und Sandstrecken und die erbärmlichen Dörfchen oder Städtchen, die am Wege liegen, erregten durchaus keinen Wunsch in uns, die Fahrt auch nur auf Augenblicke zu unterbrechen. In der Nähe des Städtchens Gassinager führt eine lange, schöne Kettenbrücke über den Jumna. Am 20. Jänner Nachmittags vier Uhr trafen wir in Delhi ein. Ich fand hier an Dr. Sprenger einen gar Elephanten, die unter Akbar dem Feinde entrungen oder vom Sultan auf Jagden erlegt worden seien. Dies ist aber nicht der Fall; der Thurm, bei sechzig Fuß hoch, ist von Steinen aufgemauert und die Zähne sind von oben bis unten daran befestigt, so daß sie gleich Stacheln davon abstehen. Akbar soll häufig auf der Spitze dieses Thurmes gesessen und nach Vögeln geschossen haben. Alle Gebäude, selbst der mächtig große und lange Wall, sind von rothem Sandstein, aber nicht, wie ebenfalls Viele behaupten, von rothem Marmor, erbaut. In den Spalten und Löchern der Gebäude haben viele hunderte kleiner, grüner Papageien ihre Nester aufgeschlagen. Am 19. Jänner verließ ich, und zwar abermals in Gesellschaft Herrn Lau’s, die berühmte Stadt Agra, um die noch berühmtere Stadt Delhi zu besuchen, die 122 engl. Meilen von Agra entfernt ist. Auch bis Delhi führt eine herrliche Poststraße. Die Gegend zwischen Agra und Delhi bleibt ziemlich unverändert; weit und breit ist kein Hügelchen zu erspähen; angebautes Land wechselt mit Haide- und Sandstrecken und die erbärmlichen Dörfchen oder Städtchen, die am Wege liegen, erregten durchaus keinen Wunsch in uns, die Fahrt auch nur auf Augenblicke zu unterbrechen. In der Nähe des Städtchens Gassinager führt eine lange, schöne Kettenbrücke über den Jumna. Am 20. Jänner Nachmittags vier Uhr trafen wir in Delhi ein. Ich fand hier an Dr. Sprenger einen gar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0213" n="206"/> Elephanten, die unter Akbar dem Feinde entrungen oder vom Sultan auf Jagden erlegt worden seien. Dies ist aber nicht der Fall; der Thurm, bei sechzig Fuß hoch, ist von Steinen aufgemauert und die Zähne sind von oben bis unten daran befestigt, so daß sie gleich Stacheln davon abstehen.</p> <p>Akbar soll häufig auf der Spitze dieses Thurmes gesessen und nach Vögeln geschossen haben.</p> <p>Alle Gebäude, selbst der mächtig große und lange Wall, sind von rothem Sandstein, aber nicht, wie ebenfalls Viele behaupten, von rothem Marmor, erbaut.</p> <p>In den Spalten und Löchern der Gebäude haben viele hunderte kleiner, grüner Papageien ihre Nester aufgeschlagen. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Am 19. Jänner verließ ich, und zwar abermals in Gesellschaft Herrn Lau’s, die berühmte Stadt Agra, um die noch berühmtere Stadt Delhi zu besuchen, die 122 engl. Meilen von Agra entfernt ist. Auch bis Delhi führt eine herrliche Poststraße.</p> <p>Die Gegend zwischen Agra und Delhi bleibt ziemlich unverändert; weit und breit ist kein Hügelchen zu erspähen; angebautes Land wechselt mit Haide- und Sandstrecken und die erbärmlichen Dörfchen oder Städtchen, die am Wege liegen, erregten durchaus keinen Wunsch in uns, die Fahrt auch nur auf Augenblicke zu unterbrechen.</p> <p>In der Nähe des Städtchens Gassinager führt eine lange, schöne Kettenbrücke über den Jumna.</p> <p>Am 20. Jänner Nachmittags vier Uhr trafen wir in Delhi ein. Ich fand hier an Dr. Sprenger einen gar </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0213]
Elephanten, die unter Akbar dem Feinde entrungen oder vom Sultan auf Jagden erlegt worden seien. Dies ist aber nicht der Fall; der Thurm, bei sechzig Fuß hoch, ist von Steinen aufgemauert und die Zähne sind von oben bis unten daran befestigt, so daß sie gleich Stacheln davon abstehen.
Akbar soll häufig auf der Spitze dieses Thurmes gesessen und nach Vögeln geschossen haben.
Alle Gebäude, selbst der mächtig große und lange Wall, sind von rothem Sandstein, aber nicht, wie ebenfalls Viele behaupten, von rothem Marmor, erbaut.
In den Spalten und Löchern der Gebäude haben viele hunderte kleiner, grüner Papageien ihre Nester aufgeschlagen.
Am 19. Jänner verließ ich, und zwar abermals in Gesellschaft Herrn Lau’s, die berühmte Stadt Agra, um die noch berühmtere Stadt Delhi zu besuchen, die 122 engl. Meilen von Agra entfernt ist. Auch bis Delhi führt eine herrliche Poststraße.
Die Gegend zwischen Agra und Delhi bleibt ziemlich unverändert; weit und breit ist kein Hügelchen zu erspähen; angebautes Land wechselt mit Haide- und Sandstrecken und die erbärmlichen Dörfchen oder Städtchen, die am Wege liegen, erregten durchaus keinen Wunsch in uns, die Fahrt auch nur auf Augenblicke zu unterbrechen.
In der Nähe des Städtchens Gassinager führt eine lange, schöne Kettenbrücke über den Jumna.
Am 20. Jänner Nachmittags vier Uhr trafen wir in Delhi ein. Ich fand hier an Dr. Sprenger einen gar
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/213>, abgerufen am 16.07.2024. |