Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.lieben und freundlichen Landsmann. Hr. Dr. Sprenger, ein geborner Tyroler, hat sich durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten und Kenntnisse nicht nur unter den Engländern, sondern in der ganzen gelehrten Welt einen bedeutenden Ruf erworben. Er ist als Direktor des hiesigen Studien-Collegiums angestellt und erhielt vor Kurzem von der englischen Regierung die Aufforderung, nach Luknau zu gehen, um die dortige Bibliothek des indischen Königs von Luknau zu untersuchen, die werthvollen Werke bekannt zu machen und das Ganze zu ordnen. Der Sanskrit-, der alt- und neupersischen, der türkischen, arabischen und hindostanischen Sprache vollkommen mächtig, liefert er die schwierigsten Uebersetzungen von diesen in die englische und deutsche Sprache. Er beschenkte die Literatur bereits mit werthvollen und geistreichen Aufsätzen und wird noch viel des Interessanten liefern, da er äußerst thätig und ein Mann von kaum vierunddreißig Jahren ist. Obwohl die Abreise Herrn Sprenger's nach Luknau ganz nahe war, so hatte er nichts desto weniger die für mich unschätzbare Güte, meinen Mentor zu machen. Wir fingen mit der großen Kaiserstadt Delhi an, mit jener Stadt, auf welche einst alle Blicke nicht nur Indiens, sondern fast ganz Asiens gerichtet waren. Sie war ihrer Zeit für Indien was Athen für Griechenland, Rom für Europa. Auch jetzt theilt sie deren Geschick, -- sie hat von all ihrer Größe nur den Namen behalten. Das jetzige Delhi wird Neu-Delhi genannt, obwohl es schon seit zwei Jahrhunderten steht; es ist eine Fortsetzung der alten Städte, deren es sieben gegeben haben lieben und freundlichen Landsmann. Hr. Dr. Sprenger, ein geborner Tyroler, hat sich durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten und Kenntnisse nicht nur unter den Engländern, sondern in der ganzen gelehrten Welt einen bedeutenden Ruf erworben. Er ist als Direktor des hiesigen Studien-Collegiums angestellt und erhielt vor Kurzem von der englischen Regierung die Aufforderung, nach Luknau zu gehen, um die dortige Bibliothek des indischen Königs von Luknau zu untersuchen, die werthvollen Werke bekannt zu machen und das Ganze zu ordnen. Der Sanskrit-, der alt- und neupersischen, der türkischen, arabischen und hindostanischen Sprache vollkommen mächtig, liefert er die schwierigsten Uebersetzungen von diesen in die englische und deutsche Sprache. Er beschenkte die Literatur bereits mit werthvollen und geistreichen Aufsätzen und wird noch viel des Interessanten liefern, da er äußerst thätig und ein Mann von kaum vierunddreißig Jahren ist. Obwohl die Abreise Herrn Sprenger’s nach Luknau ganz nahe war, so hatte er nichts desto weniger die für mich unschätzbare Güte, meinen Mentor zu machen. Wir fingen mit der großen Kaiserstadt Delhi an, mit jener Stadt, auf welche einst alle Blicke nicht nur Indiens, sondern fast ganz Asiens gerichtet waren. Sie war ihrer Zeit für Indien was Athen für Griechenland, Rom für Europa. Auch jetzt theilt sie deren Geschick, — sie hat von all ihrer Größe nur den Namen behalten. Das jetzige Delhi wird Neu-Delhi genannt, obwohl es schon seit zwei Jahrhunderten steht; es ist eine Fortsetzung der alten Städte, deren es sieben gegeben haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="207"/> lieben und freundlichen Landsmann. Hr. Dr. Sprenger, ein geborner Tyroler, hat sich durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten und Kenntnisse nicht nur unter den Engländern, sondern in der ganzen gelehrten Welt einen bedeutenden Ruf erworben. Er ist als Direktor des hiesigen Studien-Collegiums angestellt und erhielt vor Kurzem von der englischen Regierung die Aufforderung, nach Luknau zu gehen, um die dortige Bibliothek des indischen Königs von Luknau zu untersuchen, die werthvollen Werke bekannt zu machen und das Ganze zu ordnen. Der Sanskrit-, der alt- und neupersischen, der türkischen, arabischen und hindostanischen Sprache vollkommen mächtig, liefert er die schwierigsten Uebersetzungen von diesen in die englische und deutsche Sprache. Er beschenkte die Literatur bereits mit werthvollen und geistreichen Aufsätzen und wird noch viel des Interessanten liefern, da er äußerst thätig und ein Mann von kaum vierunddreißig Jahren ist.</p> <p>Obwohl die Abreise Herrn Sprenger’s nach Luknau ganz nahe war, so hatte er nichts desto weniger die für mich unschätzbare Güte, meinen Mentor zu machen.</p> <p>Wir fingen mit der großen Kaiserstadt Delhi an, mit jener Stadt, auf welche einst alle Blicke nicht nur Indiens, sondern fast ganz Asiens gerichtet waren. Sie war ihrer Zeit für Indien was Athen für Griechenland, Rom für Europa. Auch jetzt theilt sie deren Geschick, — sie hat von all ihrer Größe nur den Namen behalten.</p> <p>Das jetzige Delhi wird Neu-Delhi genannt, obwohl es schon seit zwei Jahrhunderten steht; es ist eine Fortsetzung der alten Städte, deren es sieben gegeben haben </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0214]
lieben und freundlichen Landsmann. Hr. Dr. Sprenger, ein geborner Tyroler, hat sich durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten und Kenntnisse nicht nur unter den Engländern, sondern in der ganzen gelehrten Welt einen bedeutenden Ruf erworben. Er ist als Direktor des hiesigen Studien-Collegiums angestellt und erhielt vor Kurzem von der englischen Regierung die Aufforderung, nach Luknau zu gehen, um die dortige Bibliothek des indischen Königs von Luknau zu untersuchen, die werthvollen Werke bekannt zu machen und das Ganze zu ordnen. Der Sanskrit-, der alt- und neupersischen, der türkischen, arabischen und hindostanischen Sprache vollkommen mächtig, liefert er die schwierigsten Uebersetzungen von diesen in die englische und deutsche Sprache. Er beschenkte die Literatur bereits mit werthvollen und geistreichen Aufsätzen und wird noch viel des Interessanten liefern, da er äußerst thätig und ein Mann von kaum vierunddreißig Jahren ist.
Obwohl die Abreise Herrn Sprenger’s nach Luknau ganz nahe war, so hatte er nichts desto weniger die für mich unschätzbare Güte, meinen Mentor zu machen.
Wir fingen mit der großen Kaiserstadt Delhi an, mit jener Stadt, auf welche einst alle Blicke nicht nur Indiens, sondern fast ganz Asiens gerichtet waren. Sie war ihrer Zeit für Indien was Athen für Griechenland, Rom für Europa. Auch jetzt theilt sie deren Geschick, — sie hat von all ihrer Größe nur den Namen behalten.
Das jetzige Delhi wird Neu-Delhi genannt, obwohl es schon seit zwei Jahrhunderten steht; es ist eine Fortsetzung der alten Städte, deren es sieben gegeben haben
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