Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.ist alles, was da zu sehen ist. Weder das eine noch die andern sind hübsch; sie bestehen aus ganz einfachen Mauerwerken. Im ersteren werden die Gebeine der Verbrannten bewahrt, unter letzteren sind reiche Chinesen begraben, deren Erben tüchtig bezahlten, um solch einen Platz zu erringen. -- Unweit davon steht ein Thürmchen von acht Fuß im Durchmesser und achtzehn in der Höhe, an dessen Boden eine kleine Vertiefung ist, in welcher ein Feuer angemacht wird. Ueber dieser Vertiefung steht der Lehnstuhl, auf dem der verstorbene Bonze in vollem Ornate angebunden ist. Rund umher wird noch Holz und dürres Reis gelegt, dieses angezündet und die Thüre verschlossen. Nach einer Stunde öffnet man sie wieder, zerstreut die Asche um den Thurm, und bewahrt die Gebeine auf bis zur Zeit der Eröffnung des Mausoleums, die alljährlich nur einmal statt hat. Eine Merkwürdigkeit dieses Gartens ist die schöne Wasserrose oder Lotosblume (Nymphea Nelumbo), deren eigentliches Vaterland China ist. Die Chinesen sind solche Liebhaber dieser Blume, daß sie ihretwegen in jedem Garten Teiche anlegen. Die Blume mag an sechs Zoll im Durchmesser haben und ist gewöhnlich von weißer Farbe, höchst selten blaßröthlich. Die Samenkörner gleichen an Größe und Geschmack jenen der Haselnüsse; die Wurzeln sollen gekocht wie Artischocken schmecken. Im Tempel Honan leben über hundert Bonzen, die sich in ihrem Hausanzuge durch nichts von den gemeinen Chinesen unterscheiden; man erkennt sie allein an ihrem ganz geschornen Haupte. Weder diese Priester noch andere ist alles, was da zu sehen ist. Weder das eine noch die andern sind hübsch; sie bestehen aus ganz einfachen Mauerwerken. Im ersteren werden die Gebeine der Verbrannten bewahrt, unter letzteren sind reiche Chinesen begraben, deren Erben tüchtig bezahlten, um solch einen Platz zu erringen. — Unweit davon steht ein Thürmchen von acht Fuß im Durchmesser und achtzehn in der Höhe, an dessen Boden eine kleine Vertiefung ist, in welcher ein Feuer angemacht wird. Ueber dieser Vertiefung steht der Lehnstuhl, auf dem der verstorbene Bonze in vollem Ornate angebunden ist. Rund umher wird noch Holz und dürres Reis gelegt, dieses angezündet und die Thüre verschlossen. Nach einer Stunde öffnet man sie wieder, zerstreut die Asche um den Thurm, und bewahrt die Gebeine auf bis zur Zeit der Eröffnung des Mausoleums, die alljährlich nur einmal statt hat. Eine Merkwürdigkeit dieses Gartens ist die schöne Wasserrose oder Lotosblume (Nymphea Nelumbo), deren eigentliches Vaterland China ist. Die Chinesen sind solche Liebhaber dieser Blume, daß sie ihretwegen in jedem Garten Teiche anlegen. Die Blume mag an sechs Zoll im Durchmesser haben und ist gewöhnlich von weißer Farbe, höchst selten blaßröthlich. Die Samenkörner gleichen an Größe und Geschmack jenen der Haselnüsse; die Wurzeln sollen gekocht wie Artischocken schmecken. Im Tempel Honan leben über hundert Bonzen, die sich in ihrem Hausanzuge durch nichts von den gemeinen Chinesen unterscheiden; man erkennt sie allein an ihrem ganz geschornen Haupte. Weder diese Priester noch andere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="37"/> ist alles, was da zu sehen ist. Weder das eine noch die andern sind hübsch; sie bestehen aus ganz einfachen Mauerwerken. Im ersteren werden die Gebeine der Verbrannten bewahrt, unter letzteren sind reiche Chinesen begraben, deren Erben tüchtig bezahlten, um solch einen Platz zu erringen. — Unweit davon steht ein Thürmchen von acht Fuß im Durchmesser und achtzehn in der Höhe, an dessen Boden eine kleine Vertiefung ist, in welcher ein Feuer angemacht wird. Ueber dieser Vertiefung steht der Lehnstuhl, auf dem der verstorbene Bonze in vollem Ornate angebunden ist. Rund umher wird noch Holz und dürres Reis gelegt, dieses angezündet und die Thüre verschlossen. Nach einer Stunde öffnet man sie wieder, zerstreut die Asche um den Thurm, und bewahrt die Gebeine auf bis zur Zeit der Eröffnung des Mausoleums, die alljährlich nur einmal statt hat.</p> <p>Eine Merkwürdigkeit dieses Gartens ist die schöne Wasserrose oder Lotosblume (Nymphea Nelumbo), deren eigentliches Vaterland China ist. Die Chinesen sind solche Liebhaber dieser Blume, daß sie ihretwegen in jedem Garten Teiche anlegen. Die Blume mag an sechs Zoll im Durchmesser haben und ist gewöhnlich von weißer Farbe, höchst selten blaßröthlich. Die Samenkörner gleichen an Größe und Geschmack jenen der Haselnüsse; die Wurzeln sollen gekocht wie Artischocken schmecken.</p> <p>Im Tempel Honan leben über hundert Bonzen, die sich in ihrem Hausanzuge durch nichts von den gemeinen Chinesen unterscheiden; man erkennt sie allein an ihrem ganz geschornen Haupte. Weder diese Priester noch andere </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0044]
ist alles, was da zu sehen ist. Weder das eine noch die andern sind hübsch; sie bestehen aus ganz einfachen Mauerwerken. Im ersteren werden die Gebeine der Verbrannten bewahrt, unter letzteren sind reiche Chinesen begraben, deren Erben tüchtig bezahlten, um solch einen Platz zu erringen. — Unweit davon steht ein Thürmchen von acht Fuß im Durchmesser und achtzehn in der Höhe, an dessen Boden eine kleine Vertiefung ist, in welcher ein Feuer angemacht wird. Ueber dieser Vertiefung steht der Lehnstuhl, auf dem der verstorbene Bonze in vollem Ornate angebunden ist. Rund umher wird noch Holz und dürres Reis gelegt, dieses angezündet und die Thüre verschlossen. Nach einer Stunde öffnet man sie wieder, zerstreut die Asche um den Thurm, und bewahrt die Gebeine auf bis zur Zeit der Eröffnung des Mausoleums, die alljährlich nur einmal statt hat.
Eine Merkwürdigkeit dieses Gartens ist die schöne Wasserrose oder Lotosblume (Nymphea Nelumbo), deren eigentliches Vaterland China ist. Die Chinesen sind solche Liebhaber dieser Blume, daß sie ihretwegen in jedem Garten Teiche anlegen. Die Blume mag an sechs Zoll im Durchmesser haben und ist gewöhnlich von weißer Farbe, höchst selten blaßröthlich. Die Samenkörner gleichen an Größe und Geschmack jenen der Haselnüsse; die Wurzeln sollen gekocht wie Artischocken schmecken.
Im Tempel Honan leben über hundert Bonzen, die sich in ihrem Hausanzuge durch nichts von den gemeinen Chinesen unterscheiden; man erkennt sie allein an ihrem ganz geschornen Haupte. Weder diese Priester noch andere
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