Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Um den Comfort noch vollkommener zu machen, quartierte einer der Schiffsoffiziere zwei junge Hunde, die immerwährend heulten, auch in unsere Cajüte ein; in jene der Matrosen wagte er es nicht zu thun, weil man sie da ohne Umstände hinaus geworfen hätte. Man wird meine Schilderung vielleicht für übertrieben halten, um so mehr, da man gerade bei den Engländern alles höchst bequem und ordentlich zu finden vermeint; ich kann aber versichern, daß ich vollkommene Wahrheit gesprochen habe, ja ich füge noch hinzu, daß, obschon ich viele Reisen auf Dampfschiffen gemacht, und zwar immer auf den zweiten Plätzen, mir nirgends ein so hoher Preis und eine so elende, empörende Behandlung vorgekommen ist. Nie in meinem Leben wurde ich noch auf infamere Weise um mein Geld geprellt. Das einzige angenehme auf diesem Schiffe war das Betragen der Offiziere, die alle sehr artig und gefällig waren. Ich bewunderte nur die merkwürdige Geduld, mit welcher meine Reisegefährten alles ertrugen. Ich möchte wissen, was ein Engländer, der die Worte Comfort und comfortable stets im Munde führt, sagen würde, wenn ihm solch eine Behandlung auf einem einer andern Nation angehörigen Dampfer zu Theil würde?! Die ersten Tage der Reise hielten wir uns beständig auf hoher See, und erst am 28. August Abends erblickten wir die gebirgige Küste Cochinchina's. Während des 29. August blieben wir der Küste stets ganz nahe. Wir sahen aber außer reich bewaldeten Gebirgsketten weder Um den Comfort noch vollkommener zu machen, quartierte einer der Schiffsoffiziere zwei junge Hunde, die immerwährend heulten, auch in unsere Cajüte ein; in jene der Matrosen wagte er es nicht zu thun, weil man sie da ohne Umstände hinaus geworfen hätte. Man wird meine Schilderung vielleicht für übertrieben halten, um so mehr, da man gerade bei den Engländern alles höchst bequem und ordentlich zu finden vermeint; ich kann aber versichern, daß ich vollkommene Wahrheit gesprochen habe, ja ich füge noch hinzu, daß, obschon ich viele Reisen auf Dampfschiffen gemacht, und zwar immer auf den zweiten Plätzen, mir nirgends ein so hoher Preis und eine so elende, empörende Behandlung vorgekommen ist. Nie in meinem Leben wurde ich noch auf infamere Weise um mein Geld geprellt. Das einzige angenehme auf diesem Schiffe war das Betragen der Offiziere, die alle sehr artig und gefällig waren. Ich bewunderte nur die merkwürdige Geduld, mit welcher meine Reisegefährten alles ertrugen. Ich möchte wissen, was ein Engländer, der die Worte Comfort und comfortable stets im Munde führt, sagen würde, wenn ihm solch eine Behandlung auf einem einer andern Nation angehörigen Dampfer zu Theil würde?! Die ersten Tage der Reise hielten wir uns beständig auf hoher See, und erst am 28. August Abends erblickten wir die gebirgige Küste Cochinchina’s. Während des 29. August blieben wir der Küste stets ganz nahe. Wir sahen aber außer reich bewaldeten Gebirgsketten weder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0072" n="65"/> <p>Um den Comfort noch vollkommener zu machen, quartierte einer der Schiffsoffiziere zwei junge Hunde, die immerwährend heulten, auch in unsere Cajüte ein; in jene der Matrosen wagte er es nicht zu thun, weil man sie da ohne Umstände hinaus geworfen hätte.</p> <p>Man wird meine Schilderung vielleicht für übertrieben halten, um so mehr, da man gerade bei den Engländern alles höchst bequem und ordentlich zu finden vermeint; ich kann aber versichern, daß ich vollkommene Wahrheit gesprochen habe, ja ich füge noch hinzu, daß, obschon ich viele Reisen auf Dampfschiffen gemacht, und zwar immer auf den zweiten Plätzen, mir nirgends ein so hoher Preis und eine so elende, empörende Behandlung vorgekommen ist. Nie in meinem Leben wurde ich noch auf infamere Weise um mein Geld geprellt. Das einzige angenehme auf diesem Schiffe war das Betragen der Offiziere, die alle sehr artig und gefällig waren.</p> <p>Ich bewunderte nur die merkwürdige Geduld, mit welcher meine Reisegefährten alles ertrugen. Ich möchte wissen, was ein Engländer, der die Worte Comfort und comfortable stets im Munde führt, sagen würde, wenn ihm solch eine Behandlung auf einem einer andern Nation angehörigen Dampfer zu Theil würde?! </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die ersten Tage der Reise hielten wir uns beständig auf hoher See, und erst am 28. August Abends erblickten wir die gebirgige Küste Cochinchina’s. Während des 29. August blieben wir der Küste stets ganz nahe. Wir sahen aber außer reich bewaldeten Gebirgsketten weder </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0072]
Um den Comfort noch vollkommener zu machen, quartierte einer der Schiffsoffiziere zwei junge Hunde, die immerwährend heulten, auch in unsere Cajüte ein; in jene der Matrosen wagte er es nicht zu thun, weil man sie da ohne Umstände hinaus geworfen hätte.
Man wird meine Schilderung vielleicht für übertrieben halten, um so mehr, da man gerade bei den Engländern alles höchst bequem und ordentlich zu finden vermeint; ich kann aber versichern, daß ich vollkommene Wahrheit gesprochen habe, ja ich füge noch hinzu, daß, obschon ich viele Reisen auf Dampfschiffen gemacht, und zwar immer auf den zweiten Plätzen, mir nirgends ein so hoher Preis und eine so elende, empörende Behandlung vorgekommen ist. Nie in meinem Leben wurde ich noch auf infamere Weise um mein Geld geprellt. Das einzige angenehme auf diesem Schiffe war das Betragen der Offiziere, die alle sehr artig und gefällig waren.
Ich bewunderte nur die merkwürdige Geduld, mit welcher meine Reisegefährten alles ertrugen. Ich möchte wissen, was ein Engländer, der die Worte Comfort und comfortable stets im Munde führt, sagen würde, wenn ihm solch eine Behandlung auf einem einer andern Nation angehörigen Dampfer zu Theil würde?!
Die ersten Tage der Reise hielten wir uns beständig auf hoher See, und erst am 28. August Abends erblickten wir die gebirgige Küste Cochinchina’s. Während des 29. August blieben wir der Küste stets ganz nahe. Wir sahen aber außer reich bewaldeten Gebirgsketten weder
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/72>, abgerufen am 16.02.2025. |