Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Wohnungen noch Menschen; nur des Abends verriethen einige Feuer, die man für Lichter von Leuchtthürmen hätte halten können, daß die Gegend nicht ganz menschenleer sei. Im Laufe des folgenden Tages sahen wir nichts als einen einzeln stehenden großen Fels, "der Schuh" genannt. Mir kam es vor, als gliche er vollkommen dem Kopfe eines Schäferhundes. Am 2. September näherten wir uns Malacca. Bewaldete, ziemlich hohe Gebirge ziehen sich längs der Küste, in welchen viele Tiger hausen sollen, die das Reisen auf dieser Halbinsel sehr gefährlich machen. Am 3. September erreichten wir den Hafen von Singapore, aber so spät des Abends, daß wir nicht mehr ausgeschifft werden konnten. Am folgenden Morgen suchte ich das Handlungshaus "Behn-Mayer" auf, an welches ich Briefe hatte. Ich fand in Mad. Behn, seit ich Hamburg verlassen hatte, die erste deutsche Frau. Meine Freude darüber vermag ich gar nicht zu schildern; nun konnte ich wieder einmal in meiner Muttersprache so recht nach Herzenslust mich aussprechen. Mad. Behn ließ nicht zu, daß ich in einen Gasthof ging -- ich mußte gleich bei dieser liebenswürdigen Familie bleiben. Mein Plan war eigentlich, nur kurze Zeit in Singapore zu verweilen und meine Reise nach Calcutta auf einem Segelschiffe fortzusetzen, da ich vor den englischen Dampfern zu großen Abscheu hatte. Man sagte mir, daß selten eine Woche verginge, in der sich nicht solche Gelegenheit fände. Ich wartete aber eine Woche um die Wohnungen noch Menschen; nur des Abends verriethen einige Feuer, die man für Lichter von Leuchtthürmen hätte halten können, daß die Gegend nicht ganz menschenleer sei. Im Laufe des folgenden Tages sahen wir nichts als einen einzeln stehenden großen Fels, „der Schuh“ genannt. Mir kam es vor, als gliche er vollkommen dem Kopfe eines Schäferhundes. Am 2. September näherten wir uns Malacca. Bewaldete, ziemlich hohe Gebirge ziehen sich längs der Küste, in welchen viele Tiger hausen sollen, die das Reisen auf dieser Halbinsel sehr gefährlich machen. Am 3. September erreichten wir den Hafen von Singapore, aber so spät des Abends, daß wir nicht mehr ausgeschifft werden konnten. Am folgenden Morgen suchte ich das Handlungshaus „Behn-Mayer“ auf, an welches ich Briefe hatte. Ich fand in Mad. Behn, seit ich Hamburg verlassen hatte, die erste deutsche Frau. Meine Freude darüber vermag ich gar nicht zu schildern; nun konnte ich wieder einmal in meiner Muttersprache so recht nach Herzenslust mich aussprechen. Mad. Behn ließ nicht zu, daß ich in einen Gasthof ging — ich mußte gleich bei dieser liebenswürdigen Familie bleiben. Mein Plan war eigentlich, nur kurze Zeit in Singapore zu verweilen und meine Reise nach Calcutta auf einem Segelschiffe fortzusetzen, da ich vor den englischen Dampfern zu großen Abscheu hatte. Man sagte mir, daß selten eine Woche verginge, in der sich nicht solche Gelegenheit fände. Ich wartete aber eine Woche um die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0073" n="66"/> Wohnungen noch Menschen; nur des Abends verriethen einige Feuer, die man für Lichter von Leuchtthürmen hätte halten können, daß die Gegend nicht ganz menschenleer sei.</p> <p>Im Laufe des folgenden Tages sahen wir nichts als einen einzeln stehenden großen Fels, „der Schuh“ genannt. Mir kam es vor, als gliche er vollkommen dem Kopfe eines Schäferhundes.</p> <p>Am 2. September näherten wir uns Malacca. Bewaldete, ziemlich hohe Gebirge ziehen sich längs der Küste, in welchen viele Tiger hausen sollen, die das Reisen auf dieser Halbinsel sehr gefährlich machen.</p> <p>Am 3. September erreichten wir den Hafen von Singapore, aber so spät des Abends, daß wir nicht mehr ausgeschifft werden konnten.</p> <p>Am folgenden Morgen suchte ich das Handlungshaus „Behn-Mayer“ auf, an welches ich Briefe hatte. Ich fand in Mad. Behn, seit ich Hamburg verlassen hatte, die erste deutsche Frau. Meine Freude darüber vermag ich gar nicht zu schildern; nun konnte ich wieder einmal in meiner Muttersprache so recht nach Herzenslust mich aussprechen. Mad. Behn ließ nicht zu, daß ich in einen Gasthof ging — ich mußte gleich bei dieser liebenswürdigen Familie bleiben.</p> <p>Mein Plan war eigentlich, nur kurze Zeit in Singapore zu verweilen und meine Reise nach Calcutta auf einem Segelschiffe fortzusetzen, da ich vor den englischen Dampfern zu großen Abscheu hatte. Man sagte mir, daß selten eine Woche verginge, in der sich nicht solche Gelegenheit fände. Ich wartete aber eine Woche um die </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0073]
Wohnungen noch Menschen; nur des Abends verriethen einige Feuer, die man für Lichter von Leuchtthürmen hätte halten können, daß die Gegend nicht ganz menschenleer sei.
Im Laufe des folgenden Tages sahen wir nichts als einen einzeln stehenden großen Fels, „der Schuh“ genannt. Mir kam es vor, als gliche er vollkommen dem Kopfe eines Schäferhundes.
Am 2. September näherten wir uns Malacca. Bewaldete, ziemlich hohe Gebirge ziehen sich längs der Küste, in welchen viele Tiger hausen sollen, die das Reisen auf dieser Halbinsel sehr gefährlich machen.
Am 3. September erreichten wir den Hafen von Singapore, aber so spät des Abends, daß wir nicht mehr ausgeschifft werden konnten.
Am folgenden Morgen suchte ich das Handlungshaus „Behn-Mayer“ auf, an welches ich Briefe hatte. Ich fand in Mad. Behn, seit ich Hamburg verlassen hatte, die erste deutsche Frau. Meine Freude darüber vermag ich gar nicht zu schildern; nun konnte ich wieder einmal in meiner Muttersprache so recht nach Herzenslust mich aussprechen. Mad. Behn ließ nicht zu, daß ich in einen Gasthof ging — ich mußte gleich bei dieser liebenswürdigen Familie bleiben.
Mein Plan war eigentlich, nur kurze Zeit in Singapore zu verweilen und meine Reise nach Calcutta auf einem Segelschiffe fortzusetzen, da ich vor den englischen Dampfern zu großen Abscheu hatte. Man sagte mir, daß selten eine Woche verginge, in der sich nicht solche Gelegenheit fände. Ich wartete aber eine Woche um die
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