Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.besucht werden, weil man dort vielen Gefahren ausgesetzt sei; die Gegend soll voll Tiger sein, es gäbe viele wilde Bienen, die um die Eingänge stets so herumschwärmen, daß man nicht durchdringen könne, und ferner hielten sich da überall Räuber, welche unter den Namen "Bheels" bekannt sind, auf*). Uns begegnete glücklicherweise keiner dieser Unfälle. Späterhin streifte ich sogar allein umher. Mir hatte nämlich eine Anschauung nicht genügt, ich verließ während der Mittagsruhe heimlich meine Gefährten und kletterte von Fels zu Fels bis in die höchsten und entferntesten Tempel, -- in einem fand ich das Fell und die Hörner einer verspeisten Ziege, welcher Anblick mich ein wenig erschreckte; allein auf die Ungeselligkeit der Tiger rechnend, die am hellen Tage den Menschen eher fliehen als aufsuchen, setzte ich meine Wanderung fort. Wir hatten, wie gesagt, keine Gefahr zu bestehen; nicht so zwei Herren, die einige Tage später bald als Opfer, zwar nicht den Tigern, aber den wilden Bienen gefallen wären. Einer von ihnen klopfte an eine Oeffnung in der Felswand, ein mächtiger Bienenschwarm stürzte hervor und über sie her, und nur mit größter Anstrengung, jämmerlich zerstochen an Kopf, Gesicht und Händen kamen sie davon. Diese Begebenheit wurde zur Warnung für andere in der Zeitung bekannt gemacht. Das Klima auf Bombay ist gesünder als jenes von Calcutta, selbst die Hitze ist, der beständigen Seebriesen halber, leichter zu ertragen, obwohl Bombay fünf Grad *) Dieselben Gefahren soll man zu Adjunta und Elora zu fürchten haben.
besucht werden, weil man dort vielen Gefahren ausgesetzt sei; die Gegend soll voll Tiger sein, es gäbe viele wilde Bienen, die um die Eingänge stets so herumschwärmen, daß man nicht durchdringen könne, und ferner hielten sich da überall Räuber, welche unter den Namen „Bheels“ bekannt sind, auf*). Uns begegnete glücklicherweise keiner dieser Unfälle. Späterhin streifte ich sogar allein umher. Mir hatte nämlich eine Anschauung nicht genügt, ich verließ während der Mittagsruhe heimlich meine Gefährten und kletterte von Fels zu Fels bis in die höchsten und entferntesten Tempel, — in einem fand ich das Fell und die Hörner einer verspeisten Ziege, welcher Anblick mich ein wenig erschreckte; allein auf die Ungeselligkeit der Tiger rechnend, die am hellen Tage den Menschen eher fliehen als aufsuchen, setzte ich meine Wanderung fort. Wir hatten, wie gesagt, keine Gefahr zu bestehen; nicht so zwei Herren, die einige Tage später bald als Opfer, zwar nicht den Tigern, aber den wilden Bienen gefallen wären. Einer von ihnen klopfte an eine Oeffnung in der Felswand, ein mächtiger Bienenschwarm stürzte hervor und über sie her, und nur mit größter Anstrengung, jämmerlich zerstochen an Kopf, Gesicht und Händen kamen sie davon. Diese Begebenheit wurde zur Warnung für andere in der Zeitung bekannt gemacht. Das Klima auf Bombay ist gesünder als jenes von Calcutta, selbst die Hitze ist, der beständigen Seebriesen halber, leichter zu ertragen, obwohl Bombay fünf Grad *) Dieselben Gefahren soll man zu Adjunta und Elora zu fürchten haben.
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Diese Begebenheit wurde zur Warnung für andere in der Zeitung bekannt gemacht.
Das Klima auf Bombay ist gesünder als jenes von Calcutta, selbst die Hitze ist, der beständigen Seebriesen halber, leichter zu ertragen, obwohl Bombay fünf Grad
*) Dieselben Gefahren soll man zu Adjunta und Elora zu fürchten haben.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/100>, abgerufen am 16.02.2025. |