Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Die Gegend bleibt immer dieselbe -- unübersehbare Ebenen, auf welchen Fruchtfelder mit Haiden abwechseln, letztere sahen, der trockenen Jahreszeit zufolge ganz ausgebrannt aus. Das Getreide stand bereits fußhoch, war aber derart mit gelben Blumen vermengt, daß man wahrhaftig nicht wußte ob Getreide oder Unkraut gesäet sei. Sehr bedeutend ist hier der Baumwollen-Bau. Die indische Staude erreicht zwar nicht die Höhe und den Umfang der ägyptischen, doch soll die Güte der Baumwolle nicht von der Größe der Staude abhängen und gerade die hiesige Baumwolle die feinste und schönste sein. Auf deisen Ebenen sah ich hin und wieder kleine Häuschen auf künstlich errichteten senkrecht aufsteigenden Lehmhaufen von sechs bis acht Fuß Höhe, zu deren Plateau's keine Stufen, sondern Leitern führten; die man des Nachts aufziehen konnte. So viel ich aus den Aeußerungen meines Dieners entnahm, den ich aber nur zur Hälfte verstand, dienen sie einzeln wohnenden Familien zur Sicherung gegen die Tiger, deren es hier überall geben soll. 3. Februar. Baratpoore. Wir passirten eine Gegend, die in weiten Zwischenräumen mit Stauden und verkrüppelten Bäumchen bewachsen war, eine seltene Erscheinung in dieser holzarmen Gegend, -- mein Führer beehrte dies Krüppelholz auch mit dem hochtrabenden Namen Jungles (Urwald), -- ich hätte sie viel eher mit den schütterstehenden, verzwergten Gebüschen und Gestrüppen Islands verglichen. Am Ende dieser Waldregion bekam die Gegend ein ganz Die Gegend bleibt immer dieselbe — unübersehbare Ebenen, auf welchen Fruchtfelder mit Haiden abwechseln, letztere sahen, der trockenen Jahreszeit zufolge ganz ausgebrannt aus. Das Getreide stand bereits fußhoch, war aber derart mit gelben Blumen vermengt, daß man wahrhaftig nicht wußte ob Getreide oder Unkraut gesäet sei. Sehr bedeutend ist hier der Baumwollen-Bau. Die indische Staude erreicht zwar nicht die Höhe und den Umfang der ägyptischen, doch soll die Güte der Baumwolle nicht von der Größe der Staude abhängen und gerade die hiesige Baumwolle die feinste und schönste sein. Auf deisen Ebenen sah ich hin und wieder kleine Häuschen auf künstlich errichteten senkrecht aufsteigenden Lehmhaufen von sechs bis acht Fuß Höhe, zu deren Plateau’s keine Stufen, sondern Leitern führten; die man des Nachts aufziehen konnte. So viel ich aus den Aeußerungen meines Dieners entnahm, den ich aber nur zur Hälfte verstand, dienen sie einzeln wohnenden Familien zur Sicherung gegen die Tiger, deren es hier überall geben soll. 3. Februar. Baratpoore. Wir passirten eine Gegend, die in weiten Zwischenräumen mit Stauden und verkrüppelten Bäumchen bewachsen war, eine seltene Erscheinung in dieser holzarmen Gegend, — mein Führer beehrte dies Krüppelholz auch mit dem hochtrabenden Namen Jungles (Urwald), — ich hätte sie viel eher mit den schütterstehenden, verzwergten Gebüschen und Gestrüppen Islands verglichen. Am Ende dieser Waldregion bekam die Gegend ein ganz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0015" n="7"/> <p>Die Gegend bleibt immer dieselbe — unübersehbare Ebenen, auf welchen Fruchtfelder mit Haiden abwechseln, letztere sahen, der trockenen Jahreszeit zufolge ganz ausgebrannt aus. Das Getreide stand bereits fußhoch, war aber derart mit gelben Blumen vermengt, daß man wahrhaftig nicht wußte ob Getreide oder Unkraut gesäet sei. Sehr bedeutend ist hier der Baumwollen-Bau. Die indische Staude erreicht zwar nicht die Höhe und den Umfang der ägyptischen, doch soll die Güte der Baumwolle nicht von der Größe der Staude abhängen und gerade die hiesige Baumwolle die feinste und schönste sein.</p> <p>Auf deisen Ebenen sah ich hin und wieder kleine Häuschen auf künstlich errichteten senkrecht aufsteigenden Lehmhaufen von sechs bis acht Fuß Höhe, zu deren Plateau’s keine Stufen, sondern Leitern führten; die man des Nachts aufziehen konnte. So viel ich aus den Aeußerungen meines Dieners entnahm, den ich aber nur zur Hälfte verstand, dienen sie einzeln wohnenden Familien zur Sicherung gegen die Tiger, deren es hier überall geben soll.</p> <p>3. Februar. <hi rendition="#aq">Baratpoore</hi>.</p> <p>Wir passirten eine Gegend, die in weiten Zwischenräumen mit Stauden und verkrüppelten Bäumchen bewachsen war, eine seltene Erscheinung in dieser holzarmen Gegend, — mein Führer beehrte dies Krüppelholz auch mit dem hochtrabenden Namen <hi rendition="#aq">Jungles</hi> (Urwald), — ich hätte sie viel eher mit den schütterstehenden, verzwergten Gebüschen und Gestrüppen Islands verglichen. Am Ende dieser Waldregion bekam die Gegend ein ganz </p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0015]
Die Gegend bleibt immer dieselbe — unübersehbare Ebenen, auf welchen Fruchtfelder mit Haiden abwechseln, letztere sahen, der trockenen Jahreszeit zufolge ganz ausgebrannt aus. Das Getreide stand bereits fußhoch, war aber derart mit gelben Blumen vermengt, daß man wahrhaftig nicht wußte ob Getreide oder Unkraut gesäet sei. Sehr bedeutend ist hier der Baumwollen-Bau. Die indische Staude erreicht zwar nicht die Höhe und den Umfang der ägyptischen, doch soll die Güte der Baumwolle nicht von der Größe der Staude abhängen und gerade die hiesige Baumwolle die feinste und schönste sein.
Auf deisen Ebenen sah ich hin und wieder kleine Häuschen auf künstlich errichteten senkrecht aufsteigenden Lehmhaufen von sechs bis acht Fuß Höhe, zu deren Plateau’s keine Stufen, sondern Leitern führten; die man des Nachts aufziehen konnte. So viel ich aus den Aeußerungen meines Dieners entnahm, den ich aber nur zur Hälfte verstand, dienen sie einzeln wohnenden Familien zur Sicherung gegen die Tiger, deren es hier überall geben soll.
3. Februar. Baratpoore.
Wir passirten eine Gegend, die in weiten Zwischenräumen mit Stauden und verkrüppelten Bäumchen bewachsen war, eine seltene Erscheinung in dieser holzarmen Gegend, — mein Führer beehrte dies Krüppelholz auch mit dem hochtrabenden Namen Jungles (Urwald), — ich hätte sie viel eher mit den schütterstehenden, verzwergten Gebüschen und Gestrüppen Islands verglichen. Am Ende dieser Waldregion bekam die Gegend ein ganz
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/15 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/15>, abgerufen am 16.07.2024. |