Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

merkwürdiges Ansehen, der Boden war an vielen Stellen zerrissen und aufgeworfen, wie in Folge eines Erdbebens.

In dem Serai zu Baratpoore hätte ich bald Furcht bekommen. Es gab da viele Eingeborne, viele Soldaten und besonders einige recht wild aussehende Männer, die abgerichtete Falken bei sich führten; dabei war ich schon nicht mehr auf englischem Grund und Boden und befand mich ohne Schutz unter all diesen Leuten. Sie betrugen sich aber höchst ruhig und gesittet und boten mir Abends und Morgens einen recht herzlichen Salam (Gruß, wobei sie die Hand von der Stirne zur Brust führen). Ich glaube kaum, daß in unsern Ländern eine Gesellschaft ähnlicher Menschen mir dieselbe Achtung bezeugt hätten.

4. Februar. Biana, an dem Fuße einer niedern Gebirgskette liegend. Freudig begrüßte ich letztere! Wie lange mußte ich eines solchen Anblickes entbehrent und wie ganz anders nimmt sich eine Landschaft aus, in welche Berge und Thäler eine ergötzende Abwechslung bringen. Vor dem Städtchen kamen wir durch ausgedehnte mohamedanische Friedhöfe mit vielen Tempelchen, die aber zur Hälfte in Ruinen lagen, und in welchen die Sarcophage meist ganz fehlten. Das Städtchen selbst soll einst blühend und schön gewesen sein, jetzt sieht es sehr erbärmlich aus. Vor dem Stadtthore überfielen uns viele Weiber, deren jede uns durch laute, ohrenzerreißende Lobpreisungen für ihren Serai zu gewinnen suchte.

5. Februar. An der andern Seite des Städtchens vor dem Thore sah ich zwei schöne Monumente, runde

merkwürdiges Ansehen, der Boden war an vielen Stellen zerrissen und aufgeworfen, wie in Folge eines Erdbebens.

In dem Serai zu Baratpoore hätte ich bald Furcht bekommen. Es gab da viele Eingeborne, viele Soldaten und besonders einige recht wild aussehende Männer, die abgerichtete Falken bei sich führten; dabei war ich schon nicht mehr auf englischem Grund und Boden und befand mich ohne Schutz unter all diesen Leuten. Sie betrugen sich aber höchst ruhig und gesittet und boten mir Abends und Morgens einen recht herzlichen Salam (Gruß, wobei sie die Hand von der Stirne zur Brust führen). Ich glaube kaum, daß in unsern Ländern eine Gesellschaft ähnlicher Menschen mir dieselbe Achtung bezeugt hätten.

4. Februar. Biana, an dem Fuße einer niedern Gebirgskette liegend. Freudig begrüßte ich letztere! Wie lange mußte ich eines solchen Anblickes entbehrent und wie ganz anders nimmt sich eine Landschaft aus, in welche Berge und Thäler eine ergötzende Abwechslung bringen. Vor dem Städtchen kamen wir durch ausgedehnte mohamedanische Friedhöfe mit vielen Tempelchen, die aber zur Hälfte in Ruinen lagen, und in welchen die Sarcophage meist ganz fehlten. Das Städtchen selbst soll einst blühend und schön gewesen sein, jetzt sieht es sehr erbärmlich aus. Vor dem Stadtthore überfielen uns viele Weiber, deren jede uns durch laute, ohrenzerreißende Lobpreisungen für ihren Serai zu gewinnen suchte.

5. Februar. An der andern Seite des Städtchens vor dem Thore sah ich zwei schöne Monumente, runde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="8"/>
merkwürdiges Ansehen, der Boden war an vielen Stellen zerrissen und aufgeworfen, wie in Folge eines Erdbebens.</p>
        <p>In dem Serai zu <hi rendition="#aq">Baratpoore</hi> hätte ich bald Furcht bekommen. Es gab da viele Eingeborne, viele Soldaten und besonders einige recht wild aussehende Männer, die abgerichtete Falken bei sich führten; dabei war ich schon nicht mehr auf englischem Grund und Boden und befand mich ohne Schutz unter all diesen Leuten. Sie betrugen sich aber höchst ruhig und gesittet und boten mir Abends und Morgens einen recht herzlichen Salam (Gruß, wobei sie die Hand von der Stirne zur Brust führen). Ich glaube kaum, daß in unsern Ländern eine Gesellschaft ähnlicher Menschen mir dieselbe Achtung bezeugt hätten.</p>
        <p>4. Februar. <hi rendition="#aq">Biana</hi>, an dem Fuße einer niedern Gebirgskette liegend. Freudig begrüßte ich letztere! Wie lange mußte ich eines solchen Anblickes entbehrent und wie ganz anders nimmt sich eine Landschaft aus, in welche Berge und Thäler eine ergötzende Abwechslung bringen. Vor dem Städtchen kamen wir durch ausgedehnte mohamedanische Friedhöfe mit vielen Tempelchen, die aber zur Hälfte in Ruinen lagen, und in welchen die Sarcophage meist ganz fehlten. Das Städtchen selbst soll einst blühend und schön gewesen sein, jetzt sieht es sehr erbärmlich aus. Vor dem Stadtthore überfielen uns viele Weiber, deren jede uns durch laute, ohrenzerreißende Lobpreisungen für ihren Serai zu gewinnen suchte.</p>
        <p>5. Februar. An der andern Seite des Städtchens vor dem Thore sah ich zwei schöne Monumente, runde
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0016] merkwürdiges Ansehen, der Boden war an vielen Stellen zerrissen und aufgeworfen, wie in Folge eines Erdbebens. In dem Serai zu Baratpoore hätte ich bald Furcht bekommen. Es gab da viele Eingeborne, viele Soldaten und besonders einige recht wild aussehende Männer, die abgerichtete Falken bei sich führten; dabei war ich schon nicht mehr auf englischem Grund und Boden und befand mich ohne Schutz unter all diesen Leuten. Sie betrugen sich aber höchst ruhig und gesittet und boten mir Abends und Morgens einen recht herzlichen Salam (Gruß, wobei sie die Hand von der Stirne zur Brust führen). Ich glaube kaum, daß in unsern Ländern eine Gesellschaft ähnlicher Menschen mir dieselbe Achtung bezeugt hätten. 4. Februar. Biana, an dem Fuße einer niedern Gebirgskette liegend. Freudig begrüßte ich letztere! Wie lange mußte ich eines solchen Anblickes entbehrent und wie ganz anders nimmt sich eine Landschaft aus, in welche Berge und Thäler eine ergötzende Abwechslung bringen. Vor dem Städtchen kamen wir durch ausgedehnte mohamedanische Friedhöfe mit vielen Tempelchen, die aber zur Hälfte in Ruinen lagen, und in welchen die Sarcophage meist ganz fehlten. Das Städtchen selbst soll einst blühend und schön gewesen sein, jetzt sieht es sehr erbärmlich aus. Vor dem Stadtthore überfielen uns viele Weiber, deren jede uns durch laute, ohrenzerreißende Lobpreisungen für ihren Serai zu gewinnen suchte. 5. Februar. An der andern Seite des Städtchens vor dem Thore sah ich zwei schöne Monumente, runde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/16
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/16>, abgerufen am 21.11.2024.