Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Maulthieren und in der heißen Jahreszeit während der Nacht.

Ich hatte für mich und mein kleines Gepäck ein Maulthier gemiethet, für welches ich den geringen Preis von fünfzehn Kran (7 fl. 30 kr.) zahlte, und dabei weder für Futter noch sonst etwas zu sorgen hatte.

Um fünf Uhr Abends mußten alle, die mit der Karavane gingen, vor dem Stadtthore in der Kavanserei versammelt sein. Herr Swoboda begleitete mich dahin, empfahl mich noch besonders dem Karavanenführer und versprach ihm in meinem Namen einen guten Bakschisch (Trinkgeld), wenn er mir während der Reise einige Sorgfalt widmen würde.

So begab ich mich denn auf eine vierzehntägige Reise durch Wüsten und Steppen, auf eine Riese voll Beschwerden und Gefahren, ohne alle Bequemlichkeit, ohne allen Schutz und Schirm. Ich reiste wie der ärmste Araber und mußte, wie er, gefaßt sein, die glühendste Sonne auszuhalten, nichts als Brod und Wasser, höchstens eine Hand voll Datteln oder einige Gurken zu genießen, und den heißen Erdboden zur Schlafstätte zu haben.

Ich hatte mir in Bagdad ein kleines Register arabischer Worte aufgeschrieben, um doch wenigstens das nöthigste verlangen zu können. Geläufiger als die Worte war mir die Zeichensprache, und durch sie und die wenigen Worte brachte ich mich überall ganz herrlich durch. Die Zeichensprache wurde mir in der Folge so zur Gewohnheit, daß ich an Orten, wo ich mich einer mir geläufigen Sprache bedienen konnte, auf meine Hände Acht haben mußte, um sie nicht mitsprechen zu lassen.

Maulthieren und in der heißen Jahreszeit während der Nacht.

Ich hatte für mich und mein kleines Gepäck ein Maulthier gemiethet, für welches ich den geringen Preis von fünfzehn Kran (7 fl. 30 kr.) zahlte, und dabei weder für Futter noch sonst etwas zu sorgen hatte.

Um fünf Uhr Abends mußten alle, die mit der Karavane gingen, vor dem Stadtthore in der Kavanserei versammelt sein. Herr Swoboda begleitete mich dahin, empfahl mich noch besonders dem Karavanenführer und versprach ihm in meinem Namen einen guten Bakschisch (Trinkgeld), wenn er mir während der Reise einige Sorgfalt widmen würde.

So begab ich mich denn auf eine vierzehntägige Reise durch Wüsten und Steppen, auf eine Riese voll Beschwerden und Gefahren, ohne alle Bequemlichkeit, ohne allen Schutz und Schirm. Ich reiste wie der ärmste Araber und mußte, wie er, gefaßt sein, die glühendste Sonne auszuhalten, nichts als Brod und Wasser, höchstens eine Hand voll Datteln oder einige Gurken zu genießen, und den heißen Erdboden zur Schlafstätte zu haben.

Ich hatte mir in Bagdad ein kleines Register arabischer Worte aufgeschrieben, um doch wenigstens das nöthigste verlangen zu können. Geläufiger als die Worte war mir die Zeichensprache, und durch sie und die wenigen Worte brachte ich mich überall ganz herrlich durch. Die Zeichensprache wurde mir in der Folge so zur Gewohnheit, daß ich an Orten, wo ich mich einer mir geläufigen Sprache bedienen konnte, auf meine Hände Acht haben mußte, um sie nicht mitsprechen zu lassen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0156" n="148"/>
Maulthieren und in der heißen Jahreszeit während der Nacht.</p>
        <p>Ich hatte für mich und mein kleines Gepäck ein Maulthier gemiethet, für welches ich den geringen Preis von fünfzehn Kran (7 fl. 30 kr.) zahlte, und dabei weder für Futter noch sonst etwas zu sorgen hatte.</p>
        <p>Um fünf Uhr Abends mußten alle, die mit der Karavane gingen, vor dem Stadtthore in der Kavanserei versammelt sein. Herr Swoboda begleitete mich dahin, empfahl mich noch besonders dem Karavanenführer und versprach ihm in meinem Namen einen guten Bakschisch (Trinkgeld), wenn er mir während der Reise einige Sorgfalt widmen würde.</p>
        <p>So begab ich mich denn auf eine vierzehntägige Reise durch Wüsten und Steppen, auf eine Riese voll Beschwerden und Gefahren, ohne alle Bequemlichkeit, ohne allen Schutz und Schirm. Ich reiste wie der ärmste Araber und mußte, wie er, gefaßt sein, die glühendste Sonne auszuhalten, nichts als Brod und Wasser, höchstens eine Hand voll Datteln oder einige Gurken zu genießen, und den heißen Erdboden zur Schlafstätte zu haben.</p>
        <p>Ich hatte mir in <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> ein kleines Register arabischer Worte aufgeschrieben, um doch wenigstens das nöthigste verlangen zu können. Geläufiger als die Worte war mir die Zeichensprache, und durch sie und die wenigen Worte brachte ich mich überall ganz herrlich durch. Die Zeichensprache wurde mir in der Folge so zur Gewohnheit, daß ich an Orten, wo ich mich einer mir geläufigen Sprache bedienen konnte, auf meine Hände Acht haben mußte, um sie nicht mitsprechen zu lassen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0156] Maulthieren und in der heißen Jahreszeit während der Nacht. Ich hatte für mich und mein kleines Gepäck ein Maulthier gemiethet, für welches ich den geringen Preis von fünfzehn Kran (7 fl. 30 kr.) zahlte, und dabei weder für Futter noch sonst etwas zu sorgen hatte. Um fünf Uhr Abends mußten alle, die mit der Karavane gingen, vor dem Stadtthore in der Kavanserei versammelt sein. Herr Swoboda begleitete mich dahin, empfahl mich noch besonders dem Karavanenführer und versprach ihm in meinem Namen einen guten Bakschisch (Trinkgeld), wenn er mir während der Reise einige Sorgfalt widmen würde. So begab ich mich denn auf eine vierzehntägige Reise durch Wüsten und Steppen, auf eine Riese voll Beschwerden und Gefahren, ohne alle Bequemlichkeit, ohne allen Schutz und Schirm. Ich reiste wie der ärmste Araber und mußte, wie er, gefaßt sein, die glühendste Sonne auszuhalten, nichts als Brod und Wasser, höchstens eine Hand voll Datteln oder einige Gurken zu genießen, und den heißen Erdboden zur Schlafstätte zu haben. Ich hatte mir in Bagdad ein kleines Register arabischer Worte aufgeschrieben, um doch wenigstens das nöthigste verlangen zu können. Geläufiger als die Worte war mir die Zeichensprache, und durch sie und die wenigen Worte brachte ich mich überall ganz herrlich durch. Die Zeichensprache wurde mir in der Folge so zur Gewohnheit, daß ich an Orten, wo ich mich einer mir geläufigen Sprache bedienen konnte, auf meine Hände Acht haben mußte, um sie nicht mitsprechen zu lassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/156
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/156>, abgerufen am 21.11.2024.