Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.der römischen Weltherrschaft bestehen. Ihre Bogen, unendlich hoch und weit gespannt, ruhen auf mächtigen Pfeilern, und der ganze Bau ist aus großen Quadersteinen aufgeführt; nur ist bei all dergleichen Brücken der Aufund Niedergang so steil, daß die Thiere wie Katzen klettern müssen. Am 28. Juni erreichten wir das Städtchen Erbil, einst Arbela*), wo wir zu meinem großen Verdruße bis zum Abende des folgenden Tages blieben. Dieses Städtchen ist befestigt und liegt auf einem einzelnen Hügel mitten im Thale. Wir lagerten glücklicher Weise an einigen Vorstadthäusern am Fuße des Hügels. Ich fand eine Hütte, in welcher außer einigen Menschen auch noch zwei Esel und viele Hühner hausten. Die Besitzerin, eine ekelhafte Araberin, überließ mir gegen eine kleine Gabe ein Fleckchen darin, und so war ich doch wenigstens vor den brennenden Sonnenstrahlen geschützt. Außerdem hatte ich aber nicht die geringste Bequemlichkeit. Da diese Hütte in Vergleich zu den andern ein wahrer Palast war, so hielt sich die ganze Nachbarschaft beständig hier auf. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend, wo man sich auf den Terrassen oder auf die Erde vor das Häuschen bettete, *) Alexander der Große zog im Jahre 331 von Egypten durch die syrische Wüste über den Euphrat und den Tigris und stieß bei dem Dorfe Gaugamela in der Nähe der Stadt Arbela, jetzt Erbil, auf das eine Million starke Heer des Darius. Er erkämpfte einen glücklichen Sieg und man kann sagen, daß das persische Reich in diesen Tagen unterging. Er eilte über Babylonien und Susa nach Persien.
der römischen Weltherrschaft bestehen. Ihre Bogen, unendlich hoch und weit gespannt, ruhen auf mächtigen Pfeilern, und der ganze Bau ist aus großen Quadersteinen aufgeführt; nur ist bei all dergleichen Brücken der Aufund Niedergang so steil, daß die Thiere wie Katzen klettern müssen. Am 28. Juni erreichten wir das Städtchen Erbil, einst Arbela*), wo wir zu meinem großen Verdruße bis zum Abende des folgenden Tages blieben. Dieses Städtchen ist befestigt und liegt auf einem einzelnen Hügel mitten im Thale. Wir lagerten glücklicher Weise an einigen Vorstadthäusern am Fuße des Hügels. Ich fand eine Hütte, in welcher außer einigen Menschen auch noch zwei Esel und viele Hühner hausten. Die Besitzerin, eine ekelhafte Araberin, überließ mir gegen eine kleine Gabe ein Fleckchen darin, und so war ich doch wenigstens vor den brennenden Sonnenstrahlen geschützt. Außerdem hatte ich aber nicht die geringste Bequemlichkeit. Da diese Hütte in Vergleich zu den andern ein wahrer Palast war, so hielt sich die ganze Nachbarschaft beständig hier auf. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend, wo man sich auf den Terrassen oder auf die Erde vor das Häuschen bettete, *) Alexander der Große zog im Jahre 331 von Egypten durch die syrische Wüste über den Euphrat und den Tigris und stieß bei dem Dorfe Gaugamela in der Nähe der Stadt Arbela, jetzt Erbil, auf das eine Million starke Heer des Darius. Er erkämpfte einen glücklichen Sieg und man kann sagen, daß das persische Reich in diesen Tagen unterging. Er eilte über Babylonien und Susa nach Persien.
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der römischen Weltherrschaft bestehen. Ihre Bogen, unendlich hoch und weit gespannt, ruhen auf mächtigen Pfeilern, und der ganze Bau ist aus großen Quadersteinen aufgeführt; nur ist bei all dergleichen Brücken der Aufund Niedergang so steil, daß die Thiere wie Katzen klettern müssen.
Am 28. Juni erreichten wir das Städtchen Erbil, einst Arbela *), wo wir zu meinem großen Verdruße bis zum Abende des folgenden Tages blieben. Dieses Städtchen ist befestigt und liegt auf einem einzelnen Hügel mitten im Thale. Wir lagerten glücklicher Weise an einigen Vorstadthäusern am Fuße des Hügels. Ich fand eine Hütte, in welcher außer einigen Menschen auch noch zwei Esel und viele Hühner hausten. Die Besitzerin, eine ekelhafte Araberin, überließ mir gegen eine kleine Gabe ein Fleckchen darin, und so war ich doch wenigstens vor den brennenden Sonnenstrahlen geschützt. Außerdem hatte ich aber nicht die geringste Bequemlichkeit. Da diese Hütte in Vergleich zu den andern ein wahrer Palast war, so hielt sich die ganze Nachbarschaft beständig hier auf. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend, wo man sich auf den Terrassen oder auf die Erde vor das Häuschen bettete,
*) Alexander der Große zog im Jahre 331 von Egypten durch die syrische Wüste über den Euphrat und den Tigris und stieß bei dem Dorfe Gaugamela in der Nähe der Stadt Arbela, jetzt Erbil, auf das eine Million starke Heer des Darius. Er erkämpfte einen glücklichen Sieg und man kann sagen, daß das persische Reich in diesen Tagen unterging. Er eilte über Babylonien und Susa nach Persien.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/169>, abgerufen am 16.07.2024. |