Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.seinem Gespanne mit dem Rücken gegen dasselbe auf der Deichsel sitzt. Spät des Abends, nach einem Ritte von mehr denn sechzehn Stunden, erreichte ich glücklich Oromia. Ich hatte an keinen der Missionäre Empfehlungsbriefe, und außer Herrn Wright waren auch alle abwesend. Sie wohnten mit ihren Frauen und Kindern einige Meilen von der Stadt auf dem Lande. Herr Wright nahm mich aber mit wahrer Christenliebe auf, und nach vielen herben Tagen fand ich hier wieder einmal Erheiterung und Vergnügen. Gleich den ersten Abend mußte ich herzlich lachen, als mir Herr Wright erzählte, auf welche Weise mich der Diener angemeldet hatte. Da ich nämlich zu wenig von der persischen Sprache wußte, um dem Diener sagen zu können, daß er mich anmelden sollte, so wies ich nur mit der Hand nach der Treppe. Er verstand dies, ging hinauf zu seinem Herrn und sagte ihm, daß eine Frau unten sei, die gar keine Sprache spräche. Unterdessen verlangte ich von einem andern Diener auf englisch ein Glas Wasser. Dieser stürzte wie besessen die Treppe hinauf, aber nicht, wie ich dachte, um meinen Wunsch zu erfüllen, sondern um seinem Herrn zu sagen, daß ich englisch spräche. Herr Wright benachrichtigte die Herren Missionäre von meiner Anwesenheit, und sie waren so gütig, alle vom Lande zu kommen, um mich zu besuchen. Sie luden mich auch ein, auf dem Lande einige Tage in ihrer Gesellschaft zu verbringen; ich nahm aber ihre freundliche Einladung nur für einen Tag an, da ich leider schon so viele Zeit unterwegs verloren hatte. Die Herren riethen mir zwar ab, allein weiter zu gehen; doch gaben sie zu, daß seinem Gespanne mit dem Rücken gegen dasselbe auf der Deichsel sitzt. Spät des Abends, nach einem Ritte von mehr denn sechzehn Stunden, erreichte ich glücklich Oromia. Ich hatte an keinen der Missionäre Empfehlungsbriefe, und außer Herrn Wright waren auch alle abwesend. Sie wohnten mit ihren Frauen und Kindern einige Meilen von der Stadt auf dem Lande. Herr Wright nahm mich aber mit wahrer Christenliebe auf, und nach vielen herben Tagen fand ich hier wieder einmal Erheiterung und Vergnügen. Gleich den ersten Abend mußte ich herzlich lachen, als mir Herr Wright erzählte, auf welche Weise mich der Diener angemeldet hatte. Da ich nämlich zu wenig von der persischen Sprache wußte, um dem Diener sagen zu können, daß er mich anmelden sollte, so wies ich nur mit der Hand nach der Treppe. Er verstand dies, ging hinauf zu seinem Herrn und sagte ihm, daß eine Frau unten sei, die gar keine Sprache spräche. Unterdessen verlangte ich von einem andern Diener auf englisch ein Glas Wasser. Dieser stürzte wie besessen die Treppe hinauf, aber nicht, wie ich dachte, um meinen Wunsch zu erfüllen, sondern um seinem Herrn zu sagen, daß ich englisch spräche. Herr Wright benachrichtigte die Herren Missionäre von meiner Anwesenheit, und sie waren so gütig, alle vom Lande zu kommen, um mich zu besuchen. Sie luden mich auch ein, auf dem Lande einige Tage in ihrer Gesellschaft zu verbringen; ich nahm aber ihre freundliche Einladung nur für einen Tag an, da ich leider schon so viele Zeit unterwegs verloren hatte. Die Herren riethen mir zwar ab, allein weiter zu gehen; doch gaben sie zu, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="204"/> seinem Gespanne mit dem Rücken gegen dasselbe auf der Deichsel sitzt.</p> <p>Spät des Abends, nach einem Ritte von mehr denn sechzehn Stunden, erreichte ich glücklich <hi rendition="#aq">Oromia</hi>. Ich hatte an keinen der Missionäre Empfehlungsbriefe, und außer Herrn Wright waren auch alle abwesend. Sie wohnten mit ihren Frauen und Kindern einige Meilen von der Stadt auf dem Lande. 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seinem Gespanne mit dem Rücken gegen dasselbe auf der Deichsel sitzt.
Spät des Abends, nach einem Ritte von mehr denn sechzehn Stunden, erreichte ich glücklich Oromia. Ich hatte an keinen der Missionäre Empfehlungsbriefe, und außer Herrn Wright waren auch alle abwesend. Sie wohnten mit ihren Frauen und Kindern einige Meilen von der Stadt auf dem Lande. Herr Wright nahm mich aber mit wahrer Christenliebe auf, und nach vielen herben Tagen fand ich hier wieder einmal Erheiterung und Vergnügen.
Gleich den ersten Abend mußte ich herzlich lachen, als mir Herr Wright erzählte, auf welche Weise mich der Diener angemeldet hatte. Da ich nämlich zu wenig von der persischen Sprache wußte, um dem Diener sagen zu können, daß er mich anmelden sollte, so wies ich nur mit der Hand nach der Treppe. Er verstand dies, ging hinauf zu seinem Herrn und sagte ihm, daß eine Frau unten sei, die gar keine Sprache spräche. Unterdessen verlangte ich von einem andern Diener auf englisch ein Glas Wasser. Dieser stürzte wie besessen die Treppe hinauf, aber nicht, wie ich dachte, um meinen Wunsch zu erfüllen, sondern um seinem Herrn zu sagen, daß ich englisch spräche.
Herr Wright benachrichtigte die Herren Missionäre von meiner Anwesenheit, und sie waren so gütig, alle vom Lande zu kommen, um mich zu besuchen. Sie luden mich auch ein, auf dem Lande einige Tage in ihrer Gesellschaft zu verbringen; ich nahm aber ihre freundliche Einladung nur für einen Tag an, da ich leider schon so viele Zeit unterwegs verloren hatte. Die Herren riethen mir zwar ab, allein weiter zu gehen; doch gaben sie zu, daß
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