Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.und geschmackvoll gestickt. Unter dem Corsete war ein ganz kurzes weißseidenes Hemdchen zu sehen. Ueber den Kopf hatte sie ein dreieckiges weißes Crepontuch geschlagen, welches vorne um das Gesicht reichte und unter dem Kinne festgesteckt war, rückwärts fiel es bis an die Schultern hinab. Auch dieses Tuch war in Gold und farbiger Seide sehr schön gestickt. Den Schmuck bildeten Edelsteine und Perlen von seltener Reinheit und Größe; sie machten aber wenig Effekt, da sie nicht in Gold gefaßt, sondern einfach durchlöchert und durch einen Golddraht gezogen waren. Dieser Golddraht war oberhalb des Kopftuches befestigt und lief bis unter das Kinn. Die Prinzessin hatte schwarzseidene, durchbrochen gearbeitete Handschuhe an, über welche sie mehrere Fingerringe trug, um die Handgelenke schmiegten sich kostbare Armbänder von Edelsteinen und Perlen. Die Fußbekleidung bestand in weißseidenen Strümpfen. Die Prinzessin selbst gehörte gerade nicht zu den ersten Schönheiten, ihre Backenknochen traten etwas zu kräftig hervor; im Ganzen war sie jedoch eine recht liebliche Erscheinung, sie hatte große, schöne, geistreiche Augen, eine hübsche Gestalt und -- - fünfzehn Jahre. Ihr Gesicht war sehr zart, weiß und roth bemalt, und die Augenbraunen und Wimpern von blauen Streifen umzogen, was sie nach meiner Meinung mehr entstellte als verschönerte. Vorne am Scheitel sah man etwas weniges von ihren glänzend schwarzen Haaren. Unser Gespräch bestand in Zeichen. Dr. Casolani, der sehr gut persisch spricht, durfte heute die geheiligte Schwelle nicht übertreten, da mich die Prinzessin in Galla, und geschmackvoll gestickt. Unter dem Corsete war ein ganz kurzes weißseidenes Hemdchen zu sehen. Ueber den Kopf hatte sie ein dreieckiges weißes Crepontuch geschlagen, welches vorne um das Gesicht reichte und unter dem Kinne festgesteckt war, rückwärts fiel es bis an die Schultern hinab. Auch dieses Tuch war in Gold und farbiger Seide sehr schön gestickt. Den Schmuck bildeten Edelsteine und Perlen von seltener Reinheit und Größe; sie machten aber wenig Effekt, da sie nicht in Gold gefaßt, sondern einfach durchlöchert und durch einen Golddraht gezogen waren. Dieser Golddraht war oberhalb des Kopftuches befestigt und lief bis unter das Kinn. Die Prinzessin hatte schwarzseidene, durchbrochen gearbeitete Handschuhe an, über welche sie mehrere Fingerringe trug, um die Handgelenke schmiegten sich kostbare Armbänder von Edelsteinen und Perlen. Die Fußbekleidung bestand in weißseidenen Strümpfen. Die Prinzessin selbst gehörte gerade nicht zu den ersten Schönheiten, ihre Backenknochen traten etwas zu kräftig hervor; im Ganzen war sie jedoch eine recht liebliche Erscheinung, sie hatte große, schöne, geistreiche Augen, eine hübsche Gestalt und — - fünfzehn Jahre. Ihr Gesicht war sehr zart, weiß und roth bemalt, und die Augenbraunen und Wimpern von blauen Streifen umzogen, was sie nach meiner Meinung mehr entstellte als verschönerte. Vorne am Scheitel sah man etwas weniges von ihren glänzend schwarzen Haaren. Unser Gespräch bestand in Zeichen. Dr. Casolani, der sehr gut persisch spricht, durfte heute die geheiligte Schwelle nicht übertreten, da mich die Prinzessin in Galla, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="228"/> und geschmackvoll gestickt. Unter dem Corsete war ein ganz kurzes weißseidenes Hemdchen zu sehen. Ueber den Kopf hatte sie ein dreieckiges weißes Crepontuch geschlagen, welches vorne um das Gesicht reichte und unter dem Kinne festgesteckt war, rückwärts fiel es bis an die Schultern hinab. Auch dieses Tuch war in Gold und farbiger Seide sehr schön gestickt. Den Schmuck bildeten Edelsteine und Perlen von seltener Reinheit und Größe; sie machten aber wenig Effekt, da sie nicht in Gold gefaßt, sondern einfach durchlöchert und durch einen Golddraht gezogen waren. Dieser Golddraht war oberhalb des Kopftuches befestigt und lief bis unter das Kinn.</p> <p>Die Prinzessin hatte schwarzseidene, durchbrochen gearbeitete Handschuhe an, über welche sie mehrere Fingerringe trug, um die Handgelenke schmiegten sich kostbare Armbänder von Edelsteinen und Perlen. Die Fußbekleidung bestand in weißseidenen Strümpfen.</p> <p>Die Prinzessin selbst gehörte gerade nicht zu den ersten Schönheiten, ihre Backenknochen traten etwas zu kräftig hervor; im Ganzen war sie jedoch eine recht liebliche Erscheinung, sie hatte große, schöne, geistreiche Augen, eine hübsche Gestalt und — - fünfzehn Jahre.</p> <p>Ihr Gesicht war sehr zart, weiß und roth bemalt, und die Augenbraunen und Wimpern von blauen Streifen umzogen, was sie nach meiner Meinung mehr entstellte als verschönerte. Vorne am Scheitel sah man etwas weniges von ihren glänzend schwarzen Haaren.</p> <p>Unser Gespräch bestand in Zeichen. Dr. Casolani, der sehr gut persisch spricht, durfte heute die geheiligte Schwelle nicht übertreten, da mich die Prinzessin in Galla, </p> </div> </body> </text> </TEI> [228/0236]
und geschmackvoll gestickt. Unter dem Corsete war ein ganz kurzes weißseidenes Hemdchen zu sehen. Ueber den Kopf hatte sie ein dreieckiges weißes Crepontuch geschlagen, welches vorne um das Gesicht reichte und unter dem Kinne festgesteckt war, rückwärts fiel es bis an die Schultern hinab. Auch dieses Tuch war in Gold und farbiger Seide sehr schön gestickt. Den Schmuck bildeten Edelsteine und Perlen von seltener Reinheit und Größe; sie machten aber wenig Effekt, da sie nicht in Gold gefaßt, sondern einfach durchlöchert und durch einen Golddraht gezogen waren. Dieser Golddraht war oberhalb des Kopftuches befestigt und lief bis unter das Kinn.
Die Prinzessin hatte schwarzseidene, durchbrochen gearbeitete Handschuhe an, über welche sie mehrere Fingerringe trug, um die Handgelenke schmiegten sich kostbare Armbänder von Edelsteinen und Perlen. Die Fußbekleidung bestand in weißseidenen Strümpfen.
Die Prinzessin selbst gehörte gerade nicht zu den ersten Schönheiten, ihre Backenknochen traten etwas zu kräftig hervor; im Ganzen war sie jedoch eine recht liebliche Erscheinung, sie hatte große, schöne, geistreiche Augen, eine hübsche Gestalt und — - fünfzehn Jahre.
Ihr Gesicht war sehr zart, weiß und roth bemalt, und die Augenbraunen und Wimpern von blauen Streifen umzogen, was sie nach meiner Meinung mehr entstellte als verschönerte. Vorne am Scheitel sah man etwas weniges von ihren glänzend schwarzen Haaren.
Unser Gespräch bestand in Zeichen. Dr. Casolani, der sehr gut persisch spricht, durfte heute die geheiligte Schwelle nicht übertreten, da mich die Prinzessin in Galla,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/236>, abgerufen am 17.07.2024. |