Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

griff nach einer schweren Holzhacke, um den Deckel von dem fußlangen Kistchen wegzuschlagen. Das war mir zu arg. Ich warf mich darüber und ließ es nicht geschehen. Zu meinem Glücke kam gerade noch eine dritte Frau, eine Deutsche*) herbei. Ich sagte ihr, was in dem Kistchen sei, und daß ich mich nicht weigere, es öffnen zu lassen, nur möge man es behutsam thun, mit einem Stemmeisen und einer Zange. Aber, o Wunder! man hatte auf dem Zollamte, wo täglich dergleichen Fälle vorkommen, nicht einmal diese Werkzeuge. Wenigstens brachte ich es dahin, daß man den Deckel mit Vorsicht -- - in drei Theile brach. -- Ohngeachtet der Aufregung, in welcher ich war, mußte ich dennoch über die albernen Gesichter lächeln, welche die beiden Damen vom Hause und der Herr Zollbeamte machten, als sie die Bruchstücke von Ziegeln aus Babylon und den etwas beschädigten Kopf erblickten, -- sie konnten es gar nicht fassen, daß man solche Sachen mit sich schleppe.

Die deutsche Frau, Henriette Alexandwer, lud mich zu sich auf eine Tasse Kaffee ein, und als sie meine Verlegenheit hinsichtlich eines Unterkommens hörte, wies sie mir sogleich ein Zimmer in ihrem Hause an. Am folgenden Tage machte ich meinen Besuch bei dem Gouverneur, der mich sehr höflich empfing und mich mit Gefälligkeiten überhäufte, -- ich mußte sogleich in sein Haus ziehen.

*) Im russischen Gebiete findet man überall viele Deutsche, erstlich sind viele fremde Deutsche angestellt, zweitens besitzt der russische Kaiser auch mehrerer Provinzen in welchen die deutsche Sprache die herrschende ist.

griff nach einer schweren Holzhacke, um den Deckel von dem fußlangen Kistchen wegzuschlagen. Das war mir zu arg. Ich warf mich darüber und ließ es nicht geschehen. Zu meinem Glücke kam gerade noch eine dritte Frau, eine Deutsche*) herbei. Ich sagte ihr, was in dem Kistchen sei, und daß ich mich nicht weigere, es öffnen zu lassen, nur möge man es behutsam thun, mit einem Stemmeisen und einer Zange. Aber, o Wunder! man hatte auf dem Zollamte, wo täglich dergleichen Fälle vorkommen, nicht einmal diese Werkzeuge. Wenigstens brachte ich es dahin, daß man den Deckel mit Vorsicht — - in drei Theile brach. — Ohngeachtet der Aufregung, in welcher ich war, mußte ich dennoch über die albernen Gesichter lächeln, welche die beiden Damen vom Hause und der Herr Zollbeamte machten, als sie die Bruchstücke von Ziegeln aus Babylon und den etwas beschädigten Kopf erblickten, — sie konnten es gar nicht fassen, daß man solche Sachen mit sich schleppe.

Die deutsche Frau, Henriette Alexandwer, lud mich zu sich auf eine Tasse Kaffee ein, und als sie meine Verlegenheit hinsichtlich eines Unterkommens hörte, wies sie mir sogleich ein Zimmer in ihrem Hause an. Am folgenden Tage machte ich meinen Besuch bei dem Gouverneur, der mich sehr höflich empfing und mich mit Gefälligkeiten überhäufte, — ich mußte sogleich in sein Haus ziehen.

*) Im russischen Gebiete findet man überall viele Deutsche, erstlich sind viele fremde Deutsche angestellt, zweitens besitzt der russische Kaiser auch mehrerer Provinzen in welchen die deutsche Sprache die herrschende ist.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0252" n="244"/>
griff nach einer schweren Holzhacke, um den Deckel von dem fußlangen Kistchen wegzuschlagen. Das war mir zu arg. Ich warf mich darüber und ließ es nicht geschehen. Zu meinem Glücke kam gerade noch eine dritte Frau, eine Deutsche<note place="foot" n="*)">Im russischen Gebiete findet man überall viele Deutsche, erstlich sind viele fremde Deutsche angestellt, zweitens besitzt der russische Kaiser auch mehrerer Provinzen in welchen die deutsche Sprache die herrschende ist.</note> herbei. Ich sagte ihr, was in dem Kistchen sei, und daß ich mich nicht weigere, es öffnen zu lassen, nur möge man es behutsam thun, mit einem Stemmeisen und einer Zange. Aber, o Wunder! <hi rendition="#aq">man hatte auf dem Zollamte, wo täglich dergleichen Fälle vorkommen, nicht einmal diese Werkzeuge</hi>. Wenigstens brachte ich es dahin, daß man den Deckel mit Vorsicht &#x2014; - in drei Theile brach. &#x2014; Ohngeachtet der Aufregung, in welcher ich war, mußte ich dennoch über die albernen Gesichter lächeln, welche die beiden Damen vom Hause und der Herr Zollbeamte machten, als sie die Bruchstücke von Ziegeln aus <hi rendition="#aq">Babylon</hi> und den etwas beschädigten Kopf erblickten, &#x2014; sie konnten es gar nicht fassen, daß man solche Sachen mit sich schleppe.</p>
        <p>Die deutsche Frau, Henriette Alexandwer, lud mich zu sich auf eine Tasse Kaffee ein, und als sie meine Verlegenheit hinsichtlich eines Unterkommens hörte, wies sie mir sogleich ein Zimmer in ihrem Hause an. Am folgenden Tage machte ich meinen Besuch bei dem Gouverneur, der mich sehr höflich empfing und mich mit Gefälligkeiten überhäufte, &#x2014; ich mußte sogleich in sein Haus ziehen.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0252] griff nach einer schweren Holzhacke, um den Deckel von dem fußlangen Kistchen wegzuschlagen. Das war mir zu arg. Ich warf mich darüber und ließ es nicht geschehen. Zu meinem Glücke kam gerade noch eine dritte Frau, eine Deutsche *) herbei. Ich sagte ihr, was in dem Kistchen sei, und daß ich mich nicht weigere, es öffnen zu lassen, nur möge man es behutsam thun, mit einem Stemmeisen und einer Zange. Aber, o Wunder! man hatte auf dem Zollamte, wo täglich dergleichen Fälle vorkommen, nicht einmal diese Werkzeuge. Wenigstens brachte ich es dahin, daß man den Deckel mit Vorsicht — - in drei Theile brach. — Ohngeachtet der Aufregung, in welcher ich war, mußte ich dennoch über die albernen Gesichter lächeln, welche die beiden Damen vom Hause und der Herr Zollbeamte machten, als sie die Bruchstücke von Ziegeln aus Babylon und den etwas beschädigten Kopf erblickten, — sie konnten es gar nicht fassen, daß man solche Sachen mit sich schleppe. Die deutsche Frau, Henriette Alexandwer, lud mich zu sich auf eine Tasse Kaffee ein, und als sie meine Verlegenheit hinsichtlich eines Unterkommens hörte, wies sie mir sogleich ein Zimmer in ihrem Hause an. Am folgenden Tage machte ich meinen Besuch bei dem Gouverneur, der mich sehr höflich empfing und mich mit Gefälligkeiten überhäufte, — ich mußte sogleich in sein Haus ziehen. *) Im russischen Gebiete findet man überall viele Deutsche, erstlich sind viele fremde Deutsche angestellt, zweitens besitzt der russische Kaiser auch mehrerer Provinzen in welchen die deutsche Sprache die herrschende ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/252
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/252>, abgerufen am 22.11.2024.