Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.empor, verschlungenes Laubwerk deckt die Wände, und von allen Seiten sprossen Blumen und Blüthen hervor. Die zartesten Düfte durchwürzen die reine Luft, schwellende Divans stehen halb verborgen unter dem schwebenden Blättergewinde, -- kurz, alles ist vereint, den zauberhaftesten Eindruck auf die Sinne hervorzubringen. Der Eigenthümer dieses Feenpallastes, Fürst Woronzoff, war leider abwesend, da er auf einem nahen Gute einem Feste beiwohnte. Ich hatte Briefe an ihn, und hätte ihn gerne kennen gelernt, da ich ihn auch hier wieder von Reich und Arm als den edelsten, gütigsten und gerechtesten Mann schildern hörte. Man suchte mich zwar zu bewegen, seine Zurückkunft zu erwarten; ich konnte aber dies Anerbieten nicht annehmen, indem ich acht Tage bis zur Ankunft des nächsten Dampfschiffes hätte verweilen müssen und meine Zeit schon karg bemessen war. In der Nähe des Schlosses liegt ein Tartarendorf, deren es viele in der Krimm gibt. Sie zeichnen sich durch ihre platten Erddächer aus, die von den Einwohnern mehr benützt werden, als das Innere der Hütten. Da das Klima mild und schön ist, so verrichten sie den ganzen Tag über ihre Arbeiten auf dem Dache, und des Nachts schlafen sie darauf. Die Männer unterscheiden sich durch Tracht wenig mehr vom russischen Bauer; die Weiber kleiden sich einigermaßen orientalisch, das Gesicht bleibt unbedeckt. Nirgends sah ich so schön gepflanzte und rein gehaltene Weingärten als hier. Die Traube ist sehr süß und schmackhaft, der Wein leicht und gut, und vollkommen geeignet, Champagner daraus zu machen, was auch häufig geschieht. In den Weingärten des Fürsten Woronzoff empor, verschlungenes Laubwerk deckt die Wände, und von allen Seiten sprossen Blumen und Blüthen hervor. Die zartesten Düfte durchwürzen die reine Luft, schwellende Divans stehen halb verborgen unter dem schwebenden Blättergewinde, — kurz, alles ist vereint, den zauberhaftesten Eindruck auf die Sinne hervorzubringen. Der Eigenthümer dieses Feenpallastes, Fürst Woronzoff, war leider abwesend, da er auf einem nahen Gute einem Feste beiwohnte. Ich hatte Briefe an ihn, und hätte ihn gerne kennen gelernt, da ich ihn auch hier wieder von Reich und Arm als den edelsten, gütigsten und gerechtesten Mann schildern hörte. Man suchte mich zwar zu bewegen, seine Zurückkunft zu erwarten; ich konnte aber dies Anerbieten nicht annehmen, indem ich acht Tage bis zur Ankunft des nächsten Dampfschiffes hätte verweilen müssen und meine Zeit schon karg bemessen war. In der Nähe des Schlosses liegt ein Tartarendorf, deren es viele in der Krimm gibt. Sie zeichnen sich durch ihre platten Erddächer aus, die von den Einwohnern mehr benützt werden, als das Innere der Hütten. Da das Klima mild und schön ist, so verrichten sie den ganzen Tag über ihre Arbeiten auf dem Dache, und des Nachts schlafen sie darauf. Die Männer unterscheiden sich durch Tracht wenig mehr vom russischen Bauer; die Weiber kleiden sich einigermaßen orientalisch, das Gesicht bleibt unbedeckt. Nirgends sah ich so schön gepflanzte und rein gehaltene Weingärten als hier. Die Traube ist sehr süß und schmackhaft, der Wein leicht und gut, und vollkommen geeignet, Champagner daraus zu machen, was auch häufig geschieht. In den Weingärten des Fürsten Woronzoff <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0304" n="296"/> empor, verschlungenes Laubwerk deckt die Wände, und von allen Seiten sprossen Blumen und Blüthen hervor. 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Da das Klima mild und schön ist, so verrichten sie den ganzen Tag über ihre Arbeiten auf dem Dache, und des Nachts schlafen sie darauf. Die Männer unterscheiden sich durch Tracht wenig mehr vom russischen Bauer; die Weiber kleiden sich einigermaßen orientalisch, das Gesicht bleibt unbedeckt.</p> <p>Nirgends sah ich so schön gepflanzte und rein gehaltene Weingärten als hier. Die Traube ist sehr süß und schmackhaft, der Wein leicht und gut, und vollkommen geeignet, Champagner daraus zu machen, was auch häufig geschieht. In den Weingärten des Fürsten Woronzoff </p> </div> </body> </text> </TEI> [296/0304]
empor, verschlungenes Laubwerk deckt die Wände, und von allen Seiten sprossen Blumen und Blüthen hervor. Die zartesten Düfte durchwürzen die reine Luft, schwellende Divans stehen halb verborgen unter dem schwebenden Blättergewinde, — kurz, alles ist vereint, den zauberhaftesten Eindruck auf die Sinne hervorzubringen.
Der Eigenthümer dieses Feenpallastes, Fürst Woronzoff, war leider abwesend, da er auf einem nahen Gute einem Feste beiwohnte. Ich hatte Briefe an ihn, und hätte ihn gerne kennen gelernt, da ich ihn auch hier wieder von Reich und Arm als den edelsten, gütigsten und gerechtesten Mann schildern hörte. Man suchte mich zwar zu bewegen, seine Zurückkunft zu erwarten; ich konnte aber dies Anerbieten nicht annehmen, indem ich acht Tage bis zur Ankunft des nächsten Dampfschiffes hätte verweilen müssen und meine Zeit schon karg bemessen war.
In der Nähe des Schlosses liegt ein Tartarendorf, deren es viele in der Krimm gibt. Sie zeichnen sich durch ihre platten Erddächer aus, die von den Einwohnern mehr benützt werden, als das Innere der Hütten. Da das Klima mild und schön ist, so verrichten sie den ganzen Tag über ihre Arbeiten auf dem Dache, und des Nachts schlafen sie darauf. Die Männer unterscheiden sich durch Tracht wenig mehr vom russischen Bauer; die Weiber kleiden sich einigermaßen orientalisch, das Gesicht bleibt unbedeckt.
Nirgends sah ich so schön gepflanzte und rein gehaltene Weingärten als hier. Die Traube ist sehr süß und schmackhaft, der Wein leicht und gut, und vollkommen geeignet, Champagner daraus zu machen, was auch häufig geschieht. In den Weingärten des Fürsten Woronzoff
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/304>, abgerufen am 16.07.2024. |