Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

diese Weise meinem Führer gewachsen, der mir nicht sagen kann, wir hätten zwanzig bis dreißig Coose zurückgelegt wenn wir nur die Hälfte gemacht haben. Ferner konnte ich auf der Reise von Delhi nach Kottah, die ich mit einem Ochsenfuhrwerke zurücklegte, mehrere Kamehlzüge beobachten, mit denen ich jeden Abend auf derselben Nachtstation zusammentraf. Es ist wahr, daß ich vortreffliche Ochsen hatte und daß die Kamehle zu den gewöhnlichen gehörten. Ich machte aber auf dieser Reise mit guten Kamehlen doch täglich nicht mehr als fünfzehn, höchstens sechzehn Coose und war von Morgens vier Uhr bis Abends sechs Uhr, zwei Stunden der Mittagsruhe ausgenommen, ununterbrochen auf dem Marsche. Ein Kamehl, das in einem Tage vierzig Coose macht, gehört zu den Ausnahmen und würde diese Aufgabe am zweiten und dritten Tage schwerlich mehr leisten können.

19. Februar. Ranera, ein unbedeutender Ort.

Hier wurde mir ein Kuhstall zum Schlafgemache angewiesen. Er war zwar sehr rein gehalten; ich zog es aber doch vor, unter freiem Himmel vor dem Stalle zu schlafen.

Bis in die späte Nacht ging es in diesem Orte sehr lebhaft zu: Züge von Menschen, meist Weiber und Kinder, folgten dem Lärm des Tam-Tam, das sie mit einem widerlichen, heulenden Gesange begleiteten, -- sie zogen nach irgend einem Baume, unter welchem ein Götzenbild errichtet war.

Wir hatten diesen Tag viele niedere Hügelreihen zu übersteigen. Der unbebaute Boden war überall von der

diese Weise meinem Führer gewachsen, der mir nicht sagen kann, wir hätten zwanzig bis dreißig Coose zurückgelegt wenn wir nur die Hälfte gemacht haben. Ferner konnte ich auf der Reise von Delhi nach Kottah, die ich mit einem Ochsenfuhrwerke zurücklegte, mehrere Kamehlzüge beobachten, mit denen ich jeden Abend auf derselben Nachtstation zusammentraf. Es ist wahr, daß ich vortreffliche Ochsen hatte und daß die Kamehle zu den gewöhnlichen gehörten. Ich machte aber auf dieser Reise mit guten Kamehlen doch täglich nicht mehr als fünfzehn, höchstens sechzehn Coose und war von Morgens vier Uhr bis Abends sechs Uhr, zwei Stunden der Mittagsruhe ausgenommen, ununterbrochen auf dem Marsche. Ein Kamehl, das in einem Tage vierzig Coose macht, gehört zu den Ausnahmen und würde diese Aufgabe am zweiten und dritten Tage schwerlich mehr leisten können.

19. Februar. Ranera, ein unbedeutender Ort.

Hier wurde mir ein Kuhstall zum Schlafgemache angewiesen. Er war zwar sehr rein gehalten; ich zog es aber doch vor, unter freiem Himmel vor dem Stalle zu schlafen.

Bis in die späte Nacht ging es in diesem Orte sehr lebhaft zu: Züge von Menschen, meist Weiber und Kinder, folgten dem Lärm des Tam-Tam, das sie mit einem widerlichen, heulenden Gesange begleiteten, — sie zogen nach irgend einem Baume, unter welchem ein Götzenbild errichtet war.

Wir hatten diesen Tag viele niedere Hügelreihen zu übersteigen. Der unbebaute Boden war überall von der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="38"/>
diese Weise meinem Führer gewachsen, der mir nicht sagen kann, wir hätten zwanzig bis dreißig Coose zurückgelegt wenn wir nur die Hälfte gemacht haben. Ferner konnte ich auf der Reise von <hi rendition="#aq">Delhi</hi> nach <hi rendition="#aq">Kottah</hi>, die ich mit einem Ochsenfuhrwerke zurücklegte, mehrere Kamehlzüge beobachten, mit denen ich jeden Abend auf derselben Nachtstation zusammentraf. Es ist wahr, daß ich vortreffliche Ochsen hatte und daß die Kamehle zu den gewöhnlichen gehörten. Ich machte aber auf dieser Reise mit guten Kamehlen doch täglich nicht mehr als fünfzehn, höchstens sechzehn Coose und war von Morgens vier Uhr bis Abends sechs Uhr, zwei Stunden der Mittagsruhe ausgenommen, ununterbrochen auf dem Marsche. Ein Kamehl, das in einem Tage vierzig Coose macht, gehört zu den Ausnahmen und würde diese Aufgabe am zweiten und dritten Tage schwerlich mehr leisten können.</p>
        <p>19. Februar. <hi rendition="#aq">Ranera</hi>, ein unbedeutender Ort.</p>
        <p>Hier wurde mir ein Kuhstall zum Schlafgemache angewiesen. Er war zwar sehr rein gehalten; ich zog es aber doch vor, unter freiem Himmel vor dem Stalle zu schlafen.</p>
        <p>Bis in die späte Nacht ging es in diesem Orte sehr lebhaft zu: Züge von Menschen, meist Weiber und Kinder, folgten dem Lärm des Tam-Tam, das sie mit einem widerlichen, heulenden Gesange begleiteten, &#x2014; sie zogen nach irgend einem Baume, unter welchem ein Götzenbild errichtet war.</p>
        <p>Wir hatten diesen Tag viele niedere Hügelreihen zu übersteigen. Der unbebaute Boden war überall von der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0046] diese Weise meinem Führer gewachsen, der mir nicht sagen kann, wir hätten zwanzig bis dreißig Coose zurückgelegt wenn wir nur die Hälfte gemacht haben. Ferner konnte ich auf der Reise von Delhi nach Kottah, die ich mit einem Ochsenfuhrwerke zurücklegte, mehrere Kamehlzüge beobachten, mit denen ich jeden Abend auf derselben Nachtstation zusammentraf. Es ist wahr, daß ich vortreffliche Ochsen hatte und daß die Kamehle zu den gewöhnlichen gehörten. Ich machte aber auf dieser Reise mit guten Kamehlen doch täglich nicht mehr als fünfzehn, höchstens sechzehn Coose und war von Morgens vier Uhr bis Abends sechs Uhr, zwei Stunden der Mittagsruhe ausgenommen, ununterbrochen auf dem Marsche. Ein Kamehl, das in einem Tage vierzig Coose macht, gehört zu den Ausnahmen und würde diese Aufgabe am zweiten und dritten Tage schwerlich mehr leisten können. 19. Februar. Ranera, ein unbedeutender Ort. Hier wurde mir ein Kuhstall zum Schlafgemache angewiesen. Er war zwar sehr rein gehalten; ich zog es aber doch vor, unter freiem Himmel vor dem Stalle zu schlafen. Bis in die späte Nacht ging es in diesem Orte sehr lebhaft zu: Züge von Menschen, meist Weiber und Kinder, folgten dem Lärm des Tam-Tam, das sie mit einem widerlichen, heulenden Gesange begleiteten, — sie zogen nach irgend einem Baume, unter welchem ein Götzenbild errichtet war. Wir hatten diesen Tag viele niedere Hügelreihen zu übersteigen. Der unbebaute Boden war überall von der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/46
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/46>, abgerufen am 03.12.2024.