Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

ihren Männern nur halb so schonungsvoll behandelt würden, wie ich es in allen übrigen Welttheilen sah. --

20. Februar. Udjein an der Seepa, eine der ältesten und bestgebautesten Städte Indiens, ist die Hauptstadt des Königreiches Sindhia, mit einer Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen.

Die Bauart dieser Stadt ist ganz eigenthümlich: die Vorderwände der stockhohen Häuser sind von Holz und mit großen, regelmäßigen Fensteröffnungen im obern Stockwerke versehen, die statt der Glasscheiben mit Balken fest verschlossen werden. Im Innern baut man die Gemächer alle sehr hoch und lustig: sie gehen von der ebenen Erde bis unter das Dach ohne Unterbrechung eines Zwischenbodens durch. Die Außenwände und Balken der Häuser sind mit dunkelbrauner Oelfarbe übermalt, -- diese Stadt sah über alle Beschreibung düster aus.

Zwei Häuser zeichneten sich durch Größe und durch ungemein schön ausgeführtes Holzschnitzwerk vor den übrigen aus; sie hatten zwei Stockwerke und waren mit Gallerien, Säulen, Friesen, Nischen u. s. w. sehr geschmackvoll verziert. So viel ich aus der Beantwortung meiner Fragen und den zahlreichen Dienern und Soldaten, die sich vor denselben umhertrieben, entnehmen konnte, waren es die Paläste des Aumil und der Königin Witwe Madhadji-Sindhia.

Wir durchzogen die ganze Stadt; die Straßen waren breit, die Bazare sehr ausgedehnt und mit Menschen so überfüllt, daß wir häufig anhalten mußten, -- es war gerade großer Markt. Nie sah ich in Indien bei ähnlichen Gelegenheiten, so wie bei großen Festen und

ihren Männern nur halb so schonungsvoll behandelt würden, wie ich es in allen übrigen Welttheilen sah. —

20. Februar. Udjein an der Seepa, eine der ältesten und bestgebautesten Städte Indiens, ist die Hauptstadt des Königreiches Sindhia, mit einer Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen.

Die Bauart dieser Stadt ist ganz eigenthümlich: die Vorderwände der stockhohen Häuser sind von Holz und mit großen, regelmäßigen Fensteröffnungen im obern Stockwerke versehen, die statt der Glasscheiben mit Balken fest verschlossen werden. Im Innern baut man die Gemächer alle sehr hoch und lustig: sie gehen von der ebenen Erde bis unter das Dach ohne Unterbrechung eines Zwischenbodens durch. Die Außenwände und Balken der Häuser sind mit dunkelbrauner Oelfarbe übermalt, — diese Stadt sah über alle Beschreibung düster aus.

Zwei Häuser zeichneten sich durch Größe und durch ungemein schön ausgeführtes Holzschnitzwerk vor den übrigen aus; sie hatten zwei Stockwerke und waren mit Gallerien, Säulen, Friesen, Nischen u. s. w. sehr geschmackvoll verziert. So viel ich aus der Beantwortung meiner Fragen und den zahlreichen Dienern und Soldaten, die sich vor denselben umhertrieben, entnehmen konnte, waren es die Paläste des Aumil und der Königin Witwe Madhadji-Sindhia.

Wir durchzogen die ganze Stadt; die Straßen waren breit, die Bazare sehr ausgedehnt und mit Menschen so überfüllt, daß wir häufig anhalten mußten, — es war gerade großer Markt. Nie sah ich in Indien bei ähnlichen Gelegenheiten, so wie bei großen Festen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="40"/>
ihren Männern nur halb so schonungsvoll behandelt würden, wie ich es in allen übrigen Welttheilen sah. &#x2014;</p>
        <p>20. Februar. <hi rendition="#aq">Udjein</hi> an der Seepa, eine der ältesten und bestgebautesten Städte Indiens, ist die Hauptstadt des Königreiches <hi rendition="#aq">Sindhia</hi>, mit einer Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen.</p>
        <p>Die Bauart dieser Stadt ist ganz eigenthümlich: die Vorderwände der stockhohen Häuser sind von Holz und mit großen, regelmäßigen Fensteröffnungen im obern Stockwerke versehen, die statt der Glasscheiben mit Balken fest verschlossen werden. Im Innern baut man die Gemächer alle sehr hoch und lustig: sie gehen von der ebenen Erde bis unter das Dach ohne Unterbrechung eines Zwischenbodens durch. Die Außenwände und Balken der Häuser sind mit dunkelbrauner Oelfarbe übermalt, &#x2014; diese Stadt sah über alle Beschreibung düster aus.</p>
        <p>Zwei Häuser zeichneten sich durch Größe und durch ungemein schön ausgeführtes Holzschnitzwerk vor den übrigen aus; sie hatten zwei Stockwerke und waren mit Gallerien, Säulen, Friesen, Nischen u. s. w. sehr geschmackvoll verziert. So viel ich aus der Beantwortung meiner Fragen und den zahlreichen Dienern und Soldaten, die sich vor denselben umhertrieben, entnehmen konnte, waren es die Paläste des Aumil und der Königin Witwe <hi rendition="#aq">Madhadji-Sindhia</hi>.</p>
        <p>Wir durchzogen die ganze Stadt; die Straßen waren breit, die Bazare sehr ausgedehnt und mit Menschen so überfüllt, daß wir häufig anhalten mußten, &#x2014; es war gerade großer Markt. Nie sah ich in Indien bei ähnlichen Gelegenheiten, so wie bei großen Festen und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0048] ihren Männern nur halb so schonungsvoll behandelt würden, wie ich es in allen übrigen Welttheilen sah. — 20. Februar. Udjein an der Seepa, eine der ältesten und bestgebautesten Städte Indiens, ist die Hauptstadt des Königreiches Sindhia, mit einer Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen. Die Bauart dieser Stadt ist ganz eigenthümlich: die Vorderwände der stockhohen Häuser sind von Holz und mit großen, regelmäßigen Fensteröffnungen im obern Stockwerke versehen, die statt der Glasscheiben mit Balken fest verschlossen werden. Im Innern baut man die Gemächer alle sehr hoch und lustig: sie gehen von der ebenen Erde bis unter das Dach ohne Unterbrechung eines Zwischenbodens durch. Die Außenwände und Balken der Häuser sind mit dunkelbrauner Oelfarbe übermalt, — diese Stadt sah über alle Beschreibung düster aus. Zwei Häuser zeichneten sich durch Größe und durch ungemein schön ausgeführtes Holzschnitzwerk vor den übrigen aus; sie hatten zwei Stockwerke und waren mit Gallerien, Säulen, Friesen, Nischen u. s. w. sehr geschmackvoll verziert. So viel ich aus der Beantwortung meiner Fragen und den zahlreichen Dienern und Soldaten, die sich vor denselben umhertrieben, entnehmen konnte, waren es die Paläste des Aumil und der Königin Witwe Madhadji-Sindhia. Wir durchzogen die ganze Stadt; die Straßen waren breit, die Bazare sehr ausgedehnt und mit Menschen so überfüllt, daß wir häufig anhalten mußten, — es war gerade großer Markt. Nie sah ich in Indien bei ähnlichen Gelegenheiten, so wie bei großen Festen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/48
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/48>, abgerufen am 21.11.2024.