Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.sollen; jetzt sind nur noch ihre drei- und vierfachen Festungsmauern übrig, die man erst passiren muß, um bis an den Felskegel selbst zu gelangen. In derselben Ebene, aber schon nahe der Gebirgskette, steht auf einem abgesonderten Berge eine bedeutend größere Festung als Dowlutabad; doch ist sie von weit geringerer Stärke. Die vielen Festungen, so wie die befestigten Ortschaften rühren, wie ich hier erfuhr, aus früheren Zeiten her, in welchen Hindostan in viele Staaten zerstückelt war, die sich ohne Ende bekriegten. Die Bewohner der Städte und Dörfer gingen stets bewaffnet, sie hatten immer Kundschafter ausgestellt, um vor plötzlichen Ueberfällen gesichert zu sein, trieben ihre Heerden allnächtlich innerhalb die Mauern und lebten in beständigem Kriegszustande. In Folge der ewigen Kriege bildeten sich auch berittene Räuberhorden, oft von zehn bis zwölf tausend Mann, die nur zu häufig die Bewohner kleinerer Städte aushungerten, überwanden und ihre Saaten gänzlich zerstörten. Diese waren dann gezwungen mit den wilden Horden Contracte zu schließen und sich durch jährliche Tribute von ihnen loszukaufen. Seit die Engländer Indien erobert haben, ist überall Ruhe und Frieden hergestellt, die Wälle zerfallen und werden nicht mehr ausgebessert, die Leute gehen zwar noch häufig bewaffnet, doch mehr aus Gewohnheit als aus Nothwendigkeit. Von Dowlutabad hatte ich vier Coose nach Auranjabad. Ich war zwar schon sehr ermüdet, denn ich hatte die Tempel besucht, vier Coose über den Gebirgspaß sollen; jetzt sind nur noch ihre drei- und vierfachen Festungsmauern übrig, die man erst passiren muß, um bis an den Felskegel selbst zu gelangen. In derselben Ebene, aber schon nahe der Gebirgskette, steht auf einem abgesonderten Berge eine bedeutend größere Festung als Dowlutabad; doch ist sie von weit geringerer Stärke. Die vielen Festungen, so wie die befestigten Ortschaften rühren, wie ich hier erfuhr, aus früheren Zeiten her, in welchen Hindostan in viele Staaten zerstückelt war, die sich ohne Ende bekriegten. Die Bewohner der Städte und Dörfer gingen stets bewaffnet, sie hatten immer Kundschafter ausgestellt, um vor plötzlichen Ueberfällen gesichert zu sein, trieben ihre Heerden allnächtlich innerhalb die Mauern und lebten in beständigem Kriegszustande. In Folge der ewigen Kriege bildeten sich auch berittene Räuberhorden, oft von zehn bis zwölf tausend Mann, die nur zu häufig die Bewohner kleinerer Städte aushungerten, überwanden und ihre Saaten gänzlich zerstörten. Diese waren dann gezwungen mit den wilden Horden Contracte zu schließen und sich durch jährliche Tribute von ihnen loszukaufen. Seit die Engländer Indien erobert haben, ist überall Ruhe und Frieden hergestellt, die Wälle zerfallen und werden nicht mehr ausgebessert, die Leute gehen zwar noch häufig bewaffnet, doch mehr aus Gewohnheit als aus Nothwendigkeit. Von Dowlutabad hatte ich vier Coose nach Auranjabad. Ich war zwar schon sehr ermüdet, denn ich hatte die Tempel besucht, vier Coose über den Gebirgspaß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="62"/> sollen; jetzt sind nur noch ihre drei- und vierfachen Festungsmauern übrig, die man erst passiren muß, um bis an den Felskegel selbst zu gelangen.</p> <p>In derselben Ebene, aber schon nahe der Gebirgskette, steht auf einem abgesonderten Berge eine bedeutend größere Festung als <hi rendition="#aq">Dowlutabad</hi>; doch ist sie von weit geringerer Stärke.</p> <p>Die vielen Festungen, so wie die befestigten Ortschaften rühren, wie ich hier erfuhr, aus früheren Zeiten her, in welchen Hindostan in viele Staaten zerstückelt war, die sich ohne Ende bekriegten. Die Bewohner der Städte und Dörfer gingen stets bewaffnet, sie hatten immer Kundschafter ausgestellt, um vor plötzlichen Ueberfällen gesichert zu sein, trieben ihre Heerden allnächtlich innerhalb die Mauern und lebten in beständigem Kriegszustande. In Folge der ewigen Kriege bildeten sich auch berittene Räuberhorden, oft von zehn bis zwölf tausend Mann, die nur zu häufig die Bewohner kleinerer Städte aushungerten, überwanden und ihre Saaten gänzlich zerstörten. Diese waren dann gezwungen mit den wilden Horden Contracte zu schließen und sich durch jährliche Tribute von ihnen loszukaufen.</p> <p>Seit die Engländer Indien erobert haben, ist überall Ruhe und Frieden hergestellt, die Wälle zerfallen und werden nicht mehr ausgebessert, die Leute gehen zwar noch häufig bewaffnet, doch mehr aus Gewohnheit als aus Nothwendigkeit.</p> <p>Von <hi rendition="#aq">Dowlutabad</hi> hatte ich vier Coose nach <hi rendition="#aq">Auranjabad</hi>. Ich war zwar schon sehr ermüdet, denn ich hatte die Tempel besucht, vier Coose über den Gebirgspaß </p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0070]
sollen; jetzt sind nur noch ihre drei- und vierfachen Festungsmauern übrig, die man erst passiren muß, um bis an den Felskegel selbst zu gelangen.
In derselben Ebene, aber schon nahe der Gebirgskette, steht auf einem abgesonderten Berge eine bedeutend größere Festung als Dowlutabad; doch ist sie von weit geringerer Stärke.
Die vielen Festungen, so wie die befestigten Ortschaften rühren, wie ich hier erfuhr, aus früheren Zeiten her, in welchen Hindostan in viele Staaten zerstückelt war, die sich ohne Ende bekriegten. Die Bewohner der Städte und Dörfer gingen stets bewaffnet, sie hatten immer Kundschafter ausgestellt, um vor plötzlichen Ueberfällen gesichert zu sein, trieben ihre Heerden allnächtlich innerhalb die Mauern und lebten in beständigem Kriegszustande. In Folge der ewigen Kriege bildeten sich auch berittene Räuberhorden, oft von zehn bis zwölf tausend Mann, die nur zu häufig die Bewohner kleinerer Städte aushungerten, überwanden und ihre Saaten gänzlich zerstörten. Diese waren dann gezwungen mit den wilden Horden Contracte zu schließen und sich durch jährliche Tribute von ihnen loszukaufen.
Seit die Engländer Indien erobert haben, ist überall Ruhe und Frieden hergestellt, die Wälle zerfallen und werden nicht mehr ausgebessert, die Leute gehen zwar noch häufig bewaffnet, doch mehr aus Gewohnheit als aus Nothwendigkeit.
Von Dowlutabad hatte ich vier Coose nach Auranjabad. Ich war zwar schon sehr ermüdet, denn ich hatte die Tempel besucht, vier Coose über den Gebirgspaß
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/70>, abgerufen am 16.02.2025. |