Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern in ganz Indien betrachtet. Sie bietet einen überraschenden Anblick dar und liegt auf einem 600 Fuß hohen Felskegel, der wie durch ein Naturereigniß von den ihm ferne stehenden Gebirgen losgetrennt worden zu sein scheint und vereinzelt auf einer schönen Ebene steht. Der Umfang dieses Felsens beträgt etwa eine engl. Meile. Er ist rundumher bis auf eine Höhe von 130 Fuß senkrecht behauen, und 30 Fuß sollen noch eben so senkrecht in die Tiefe des ihn umgebenden Wassergrabens gehen, folglich beträgt die ganze Höhe der Scarpirung 160 Fuß, und der Fels ist dadurch unersteiglich. Kein Pfad führt hinan, -- ich war daher höchst begierig, auf welche Weise wir auf die Höhe gelangen würden. Da öffnete sich in dem Felsen selbst eine ganz niedrige eiserne Thüre, die nur in ruhigen Zeiten sichtbar ist, da der Graben noch einen Fuß über ihre Höhe mit Wasser angelassen werden kann. -- Fackeln wurden angezündet, und vorsichtig leitete man mich durch schmale, niedrige Gänge, die in vielfachen Krümmungen durch die Eingeweide des Felsens aufwärts führten. Sogar diese Gänge waren an vielen Stellen durch massive, eiserne Pforten verschlossen. Ein gutes Stück über der Felswand trat man erst wieder an die Oberwelt, und schmale Pfade und Stufen, von starken Festungswerken beschützt, führten von hier bis an die höchste Spitze. Letztere war etwas abgeplattet (140 Fuß im Durchmesser), ganz unterminirt und so beschaffen, daß man sie durch Feuer glühend heiß machen konnte. Eine dreiundzwanzig Fuß lange Kanone war da oben aufgerichtet.

Am Fuße dieser Festung breiten sich viele Ruinen aus, die von einer sehr bedeutenden Stadt herrühren

sondern in ganz Indien betrachtet. Sie bietet einen überraschenden Anblick dar und liegt auf einem 600 Fuß hohen Felskegel, der wie durch ein Naturereigniß von den ihm ferne stehenden Gebirgen losgetrennt worden zu sein scheint und vereinzelt auf einer schönen Ebene steht. Der Umfang dieses Felsens beträgt etwa eine engl. Meile. Er ist rundumher bis auf eine Höhe von 130 Fuß senkrecht behauen, und 30 Fuß sollen noch eben so senkrecht in die Tiefe des ihn umgebenden Wassergrabens gehen, folglich beträgt die ganze Höhe der Scarpirung 160 Fuß, und der Fels ist dadurch unersteiglich. Kein Pfad führt hinan, — ich war daher höchst begierig, auf welche Weise wir auf die Höhe gelangen würden. Da öffnete sich in dem Felsen selbst eine ganz niedrige eiserne Thüre, die nur in ruhigen Zeiten sichtbar ist, da der Graben noch einen Fuß über ihre Höhe mit Wasser angelassen werden kann. — Fackeln wurden angezündet, und vorsichtig leitete man mich durch schmale, niedrige Gänge, die in vielfachen Krümmungen durch die Eingeweide des Felsens aufwärts führten. Sogar diese Gänge waren an vielen Stellen durch massive, eiserne Pforten verschlossen. Ein gutes Stück über der Felswand trat man erst wieder an die Oberwelt, und schmale Pfade und Stufen, von starken Festungswerken beschützt, führten von hier bis an die höchste Spitze. Letztere war etwas abgeplattet (140 Fuß im Durchmesser), ganz unterminirt und so beschaffen, daß man sie durch Feuer glühend heiß machen konnte. Eine dreiundzwanzig Fuß lange Kanone war da oben aufgerichtet.

Am Fuße dieser Festung breiten sich viele Ruinen aus, die von einer sehr bedeutenden Stadt herrühren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="61"/>
sondern in ganz Indien betrachtet. Sie bietet einen überraschenden Anblick dar und liegt auf einem 600 Fuß hohen Felskegel, der wie durch ein Naturereigniß von den ihm ferne stehenden Gebirgen losgetrennt worden zu sein scheint und vereinzelt auf einer schönen Ebene steht. Der Umfang dieses Felsens beträgt etwa eine engl. Meile. Er ist rundumher bis auf eine Höhe von 130 Fuß senkrecht behauen, und 30 Fuß sollen noch eben so senkrecht in die Tiefe des ihn umgebenden Wassergrabens gehen, folglich beträgt die ganze Höhe der Scarpirung 160 Fuß, und der Fels ist dadurch unersteiglich. Kein Pfad führt hinan, &#x2014; ich war daher höchst begierig, auf welche Weise wir auf die Höhe gelangen würden. Da öffnete sich in dem Felsen selbst eine ganz niedrige eiserne Thüre, die nur in ruhigen Zeiten sichtbar ist, da der Graben noch einen Fuß über ihre Höhe mit Wasser angelassen werden kann. &#x2014; Fackeln wurden angezündet, und vorsichtig leitete man mich durch schmale, niedrige Gänge, die in vielfachen Krümmungen durch die Eingeweide des Felsens aufwärts führten. Sogar diese Gänge waren an vielen Stellen durch massive, eiserne Pforten verschlossen. Ein gutes Stück über der Felswand trat man erst wieder an die Oberwelt, und schmale Pfade und Stufen, von starken Festungswerken beschützt, führten von hier bis an die höchste Spitze. Letztere war etwas abgeplattet (140 Fuß im Durchmesser), ganz unterminirt und so beschaffen, daß man sie durch Feuer glühend heiß machen konnte. Eine dreiundzwanzig Fuß lange Kanone war da oben aufgerichtet.</p>
        <p>Am Fuße dieser Festung breiten sich viele Ruinen aus, die von einer sehr bedeutenden Stadt herrühren
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0069] sondern in ganz Indien betrachtet. Sie bietet einen überraschenden Anblick dar und liegt auf einem 600 Fuß hohen Felskegel, der wie durch ein Naturereigniß von den ihm ferne stehenden Gebirgen losgetrennt worden zu sein scheint und vereinzelt auf einer schönen Ebene steht. Der Umfang dieses Felsens beträgt etwa eine engl. Meile. Er ist rundumher bis auf eine Höhe von 130 Fuß senkrecht behauen, und 30 Fuß sollen noch eben so senkrecht in die Tiefe des ihn umgebenden Wassergrabens gehen, folglich beträgt die ganze Höhe der Scarpirung 160 Fuß, und der Fels ist dadurch unersteiglich. Kein Pfad führt hinan, — ich war daher höchst begierig, auf welche Weise wir auf die Höhe gelangen würden. Da öffnete sich in dem Felsen selbst eine ganz niedrige eiserne Thüre, die nur in ruhigen Zeiten sichtbar ist, da der Graben noch einen Fuß über ihre Höhe mit Wasser angelassen werden kann. — Fackeln wurden angezündet, und vorsichtig leitete man mich durch schmale, niedrige Gänge, die in vielfachen Krümmungen durch die Eingeweide des Felsens aufwärts führten. Sogar diese Gänge waren an vielen Stellen durch massive, eiserne Pforten verschlossen. Ein gutes Stück über der Felswand trat man erst wieder an die Oberwelt, und schmale Pfade und Stufen, von starken Festungswerken beschützt, führten von hier bis an die höchste Spitze. Letztere war etwas abgeplattet (140 Fuß im Durchmesser), ganz unterminirt und so beschaffen, daß man sie durch Feuer glühend heiß machen konnte. Eine dreiundzwanzig Fuß lange Kanone war da oben aufgerichtet. Am Fuße dieser Festung breiten sich viele Ruinen aus, die von einer sehr bedeutenden Stadt herrühren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/69
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/69>, abgerufen am 21.11.2024.