Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Sculpturen, Reliefs und Riesengöttern überfüllt, worunter die Hauptgruppe die Hochzeit des Gottes Ram und der Göttin Seeta vorstellt. Ein zweiter, beinahe eben so schöner Vichara heißt Laoka, dessen Hauptfigur Schiwa ist. Unweit davon in einer andern Felswand sind ebenfalls viele Tempel ausgehauen, aber bedeutend einfacher, mit unansehnlichen Portalen und glatten Säulen, daher mit jenen in Adjunta nicht zu vergleichen. -- Unausführbar wären wohl diese Arbeiten gewesen, wenn der Fels aus Granit oder Urgestein bestünde; leider konnte ich das Gestein nicht bestimmen, ich untersuchte nur die hin und wieder losgelösten Stücke, die sich sehr leicht zerschlagen ließen. Nichts desto weniger bleibt man staunend vor diesen Wunderwerken stehen und wird sie stets als unerreichbare Denkmale menschlicher Geschicklichkeit betrachten. Der Tempel Kylas ist leider von Zeit und Wetter schon etwas mitgenommen, -- schade, daß dieses Monument, das einzige der Art in der Welt, nach und nach verfallen wird. Gegen eilf Uhr Vormittags kam ich nach Roja zurück und setzte sogleich meine Reise nach der berühmten Festung Dowlutabad fort; den Einlaßschein hatte ich richtig in Roja erhalten. Die Entfernung beträgt nur vier Coose; man hat aber auf fürchterlichen Wegen einen ähnlichen Gebirgspaß, wie von Adjunta, zu übersteigen. Die Festung, eine der ältesten und stärksten Indiens, wird als die größte Merkwürdigkeit ihrer Art, nicht nur im Dekaner Gebiete, Sculpturen, Reliefs und Riesengöttern überfüllt, worunter die Hauptgruppe die Hochzeit des Gottes Ram und der Göttin Seeta vorstellt. Ein zweiter, beinahe eben so schöner Vichara heißt Laoka, dessen Hauptfigur Schiwa ist. Unweit davon in einer andern Felswand sind ebenfalls viele Tempel ausgehauen, aber bedeutend einfacher, mit unansehnlichen Portalen und glatten Säulen, daher mit jenen in Adjunta nicht zu vergleichen. — Unausführbar wären wohl diese Arbeiten gewesen, wenn der Fels aus Granit oder Urgestein bestünde; leider konnte ich das Gestein nicht bestimmen, ich untersuchte nur die hin und wieder losgelösten Stücke, die sich sehr leicht zerschlagen ließen. Nichts desto weniger bleibt man staunend vor diesen Wunderwerken stehen und wird sie stets als unerreichbare Denkmale menschlicher Geschicklichkeit betrachten. Der Tempel Kylas ist leider von Zeit und Wetter schon etwas mitgenommen, — schade, daß dieses Monument, das einzige der Art in der Welt, nach und nach verfallen wird. Gegen eilf Uhr Vormittags kam ich nach Roja zurück und setzte sogleich meine Reise nach der berühmten Festung Dowlutabad fort; den Einlaßschein hatte ich richtig in Roja erhalten. Die Entfernung beträgt nur vier Coose; man hat aber auf fürchterlichen Wegen einen ähnlichen Gebirgspaß, wie von Adjunta, zu übersteigen. Die Festung, eine der ältesten und stärksten Indiens, wird als die größte Merkwürdigkeit ihrer Art, nicht nur im Dekaner Gebiete, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="60"/> Sculpturen, Reliefs und Riesengöttern überfüllt, worunter die Hauptgruppe die Hochzeit des Gottes Ram und der Göttin Seeta vorstellt. Ein zweiter, beinahe eben so schöner Vichara heißt Laoka, dessen Hauptfigur Schiwa ist.</p> <p>Unweit davon in einer andern Felswand sind ebenfalls viele Tempel ausgehauen, aber bedeutend einfacher, mit unansehnlichen Portalen und glatten Säulen, daher mit jenen in <hi rendition="#aq">Adjunta</hi> nicht zu vergleichen. — Unausführbar wären wohl diese Arbeiten gewesen, wenn der Fels aus Granit oder Urgestein bestünde; leider konnte ich das Gestein nicht bestimmen, ich untersuchte nur die hin und wieder losgelösten Stücke, die sich sehr leicht zerschlagen ließen. Nichts desto weniger bleibt man staunend vor diesen Wunderwerken stehen und wird sie stets als unerreichbare Denkmale menschlicher Geschicklichkeit betrachten.</p> <p>Der Tempel Kylas ist leider von Zeit und Wetter schon etwas mitgenommen, — schade, daß dieses Monument, das einzige der Art in der Welt, nach und nach verfallen wird.</p> <p>Gegen eilf Uhr Vormittags kam ich nach <hi rendition="#aq">Roja</hi> zurück und setzte sogleich meine Reise nach der berühmten Festung <hi rendition="#aq">Dowlutabad</hi> fort; den Einlaßschein hatte ich richtig in <hi rendition="#aq">Roja</hi> erhalten.</p> <p>Die Entfernung beträgt nur vier Coose; man hat aber auf fürchterlichen Wegen einen ähnlichen Gebirgspaß, wie von <hi rendition="#aq">Adjunta</hi>, zu übersteigen. Die Festung, eine der ältesten und stärksten Indiens, wird als die größte Merkwürdigkeit ihrer Art, nicht nur im <hi rendition="#aq">Dekaner</hi> Gebiete, </p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0068]
Sculpturen, Reliefs und Riesengöttern überfüllt, worunter die Hauptgruppe die Hochzeit des Gottes Ram und der Göttin Seeta vorstellt. Ein zweiter, beinahe eben so schöner Vichara heißt Laoka, dessen Hauptfigur Schiwa ist.
Unweit davon in einer andern Felswand sind ebenfalls viele Tempel ausgehauen, aber bedeutend einfacher, mit unansehnlichen Portalen und glatten Säulen, daher mit jenen in Adjunta nicht zu vergleichen. — Unausführbar wären wohl diese Arbeiten gewesen, wenn der Fels aus Granit oder Urgestein bestünde; leider konnte ich das Gestein nicht bestimmen, ich untersuchte nur die hin und wieder losgelösten Stücke, die sich sehr leicht zerschlagen ließen. Nichts desto weniger bleibt man staunend vor diesen Wunderwerken stehen und wird sie stets als unerreichbare Denkmale menschlicher Geschicklichkeit betrachten.
Der Tempel Kylas ist leider von Zeit und Wetter schon etwas mitgenommen, — schade, daß dieses Monument, das einzige der Art in der Welt, nach und nach verfallen wird.
Gegen eilf Uhr Vormittags kam ich nach Roja zurück und setzte sogleich meine Reise nach der berühmten Festung Dowlutabad fort; den Einlaßschein hatte ich richtig in Roja erhalten.
Die Entfernung beträgt nur vier Coose; man hat aber auf fürchterlichen Wegen einen ähnlichen Gebirgspaß, wie von Adjunta, zu übersteigen. Die Festung, eine der ältesten und stärksten Indiens, wird als die größte Merkwürdigkeit ihrer Art, nicht nur im Dekaner Gebiete,
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