Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Die Parsi sind durch ihre Gesichtszüge, besonders durch ihre weißere Hautfarbe von allen andern asiatischen Völkern leicht zu unterscheiden. Ihre Gesichtszüge sind ziemlich regelmäßig, jedoch etwas scharf, und die Backenknochen breit. Ich fand sie nicht so schön als die Mohamedaner und Hindus. Herr Manuckjee macht eine Ausnahme von seinen Landsleuten. Er mag wohl der erste gewesen sein, der Paris, London und einen großen Theil Italiens besucht hat. Die europäischen Sitten und Gebräuche gefielen ihm so gut, daß er bei seiner Rückkehr versuchte, unter seinen Glaubensgenossen einige Reformen einzuführen. Leider gelang es ihm nicht. Man schalt ihn einen Menschen, der nicht wisse, was er wolle, und viele entzogen ihm sogar ihre Freundschaft und Achtung. Seiner Familie erlaubte er, sich im Hause freier zu bewegen; allein auch da konnte er nicht viel ändern, wollte er mit seinen Glaubensgenossen nicht ganz zerfallen. Seine Töchter läßt er nach europäischer Art erziehen; die älteste spielt etwas Klavier, stickt und näht. Sie schrieb mir in mein Album recht zierlich einen kleinen englischen Aufsatz. Der Vater versprach sie auch nicht schon als Kind, sondern wünscht, daß ihre Neigung mit seiner Wahl übereinstimmen möge. -- Man sagte mir, daß sie schwerlich einen Mann finden werde, weil sie zu europäisch erzogen sei; sie zählte bereits vierzehn Jahre und der Vater hatte noch keinen Bräutigam für sie. Als ich dies Haus das erste Mal besuchte, saßen Mutter und Töchter im Empfangszimmer und waren mit Handarbeiten beschäftiget. Ich wohnte ihrer Mahlzeit Die Parsi sind durch ihre Gesichtszüge, besonders durch ihre weißere Hautfarbe von allen andern asiatischen Völkern leicht zu unterscheiden. Ihre Gesichtszüge sind ziemlich regelmäßig, jedoch etwas scharf, und die Backenknochen breit. Ich fand sie nicht so schön als die Mohamedaner und Hindus. Herr Manuckjee macht eine Ausnahme von seinen Landsleuten. Er mag wohl der erste gewesen sein, der Paris, London und einen großen Theil Italiens besucht hat. Die europäischen Sitten und Gebräuche gefielen ihm so gut, daß er bei seiner Rückkehr versuchte, unter seinen Glaubensgenossen einige Reformen einzuführen. Leider gelang es ihm nicht. Man schalt ihn einen Menschen, der nicht wisse, was er wolle, und viele entzogen ihm sogar ihre Freundschaft und Achtung. Seiner Familie erlaubte er, sich im Hause freier zu bewegen; allein auch da konnte er nicht viel ändern, wollte er mit seinen Glaubensgenossen nicht ganz zerfallen. Seine Töchter läßt er nach europäischer Art erziehen; die älteste spielt etwas Klavier, stickt und näht. Sie schrieb mir in mein Album recht zierlich einen kleinen englischen Aufsatz. Der Vater versprach sie auch nicht schon als Kind, sondern wünscht, daß ihre Neigung mit seiner Wahl übereinstimmen möge. — Man sagte mir, daß sie schwerlich einen Mann finden werde, weil sie zu europäisch erzogen sei; sie zählte bereits vierzehn Jahre und der Vater hatte noch keinen Bräutigam für sie. Als ich dies Haus das erste Mal besuchte, saßen Mutter und Töchter im Empfangszimmer und waren mit Handarbeiten beschäftiget. Ich wohnte ihrer Mahlzeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0091" n="83"/> <p>Die Parsi sind durch ihre Gesichtszüge, besonders durch ihre weißere Hautfarbe von allen andern asiatischen Völkern leicht zu unterscheiden. Ihre Gesichtszüge sind ziemlich regelmäßig, jedoch etwas scharf, und die Backenknochen breit. Ich fand sie nicht so schön als die Mohamedaner und Hindus.</p> <p>Herr Manuckjee macht eine Ausnahme von seinen Landsleuten. Er mag wohl der erste gewesen sein, der Paris, London und einen großen Theil Italiens besucht hat. Die europäischen Sitten und Gebräuche gefielen ihm so gut, daß er bei seiner Rückkehr versuchte, unter seinen Glaubensgenossen einige Reformen einzuführen. Leider gelang es ihm nicht. Man schalt ihn einen Menschen, der nicht wisse, was er wolle, und viele entzogen ihm sogar ihre Freundschaft und Achtung.</p> <p>Seiner Familie erlaubte er, sich im Hause freier zu bewegen; allein auch da konnte er nicht viel ändern, wollte er mit seinen Glaubensgenossen nicht ganz zerfallen. Seine Töchter läßt er nach europäischer Art erziehen; die älteste spielt etwas Klavier, stickt und näht. Sie schrieb mir in mein Album recht zierlich einen kleinen englischen Aufsatz. Der Vater versprach sie auch nicht schon als Kind, sondern wünscht, daß ihre Neigung mit seiner Wahl übereinstimmen möge. — Man sagte mir, daß sie schwerlich einen Mann finden werde, weil sie zu europäisch erzogen sei; sie zählte bereits vierzehn Jahre und der Vater hatte noch keinen Bräutigam für sie.</p> <p>Als ich dies Haus das erste Mal besuchte, saßen Mutter und Töchter im Empfangszimmer und waren mit Handarbeiten beschäftiget. Ich wohnte ihrer Mahlzeit </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0091]
Die Parsi sind durch ihre Gesichtszüge, besonders durch ihre weißere Hautfarbe von allen andern asiatischen Völkern leicht zu unterscheiden. Ihre Gesichtszüge sind ziemlich regelmäßig, jedoch etwas scharf, und die Backenknochen breit. Ich fand sie nicht so schön als die Mohamedaner und Hindus.
Herr Manuckjee macht eine Ausnahme von seinen Landsleuten. Er mag wohl der erste gewesen sein, der Paris, London und einen großen Theil Italiens besucht hat. Die europäischen Sitten und Gebräuche gefielen ihm so gut, daß er bei seiner Rückkehr versuchte, unter seinen Glaubensgenossen einige Reformen einzuführen. Leider gelang es ihm nicht. Man schalt ihn einen Menschen, der nicht wisse, was er wolle, und viele entzogen ihm sogar ihre Freundschaft und Achtung.
Seiner Familie erlaubte er, sich im Hause freier zu bewegen; allein auch da konnte er nicht viel ändern, wollte er mit seinen Glaubensgenossen nicht ganz zerfallen. Seine Töchter läßt er nach europäischer Art erziehen; die älteste spielt etwas Klavier, stickt und näht. Sie schrieb mir in mein Album recht zierlich einen kleinen englischen Aufsatz. Der Vater versprach sie auch nicht schon als Kind, sondern wünscht, daß ihre Neigung mit seiner Wahl übereinstimmen möge. — Man sagte mir, daß sie schwerlich einen Mann finden werde, weil sie zu europäisch erzogen sei; sie zählte bereits vierzehn Jahre und der Vater hatte noch keinen Bräutigam für sie.
Als ich dies Haus das erste Mal besuchte, saßen Mutter und Töchter im Empfangszimmer und waren mit Handarbeiten beschäftiget. Ich wohnte ihrer Mahlzeit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |