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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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Aale kriechen noch über den Tisch, wie ich häufig mich
zu überzeugen Gelegenheit hatte.

Aale und Erdsalamander, welche unter der Med. oblongata
enthauptet sind, ziehen den Schwanz ab, wenn man eine Flamme
nähert. Selbst der blosse abgeschnittene Schwanz wendet sich
weg, wenn man dies Experiment mit ihm vornimmt. Auffallend
ist es mir, bei Grainger zu lesen, dass sich der kopflose Rumpf
"contant" dem Reize zukehre. ("In these experiments it was
found, that, when the surface of the body was touched, the
headless trunk of the salamander was constantly turned in the
direction of the irritation." Grainger, Observations on the
structure and functions of the spinal cord. London 1837.
p. 60.) Nähert man Feuer dem Seitentheile des Rumpfes, so
zieht sich dieser zurück; bringt man es gegen einen Fuss, so
wird dieser zurückgezogen; bewegt man es gegen den Seiten¬
theil des Schwanzes, so entfernt sich dieser sofort aus dem
Bereiche des Feuers. Dasselbe findet bei Aalen statt. Ich habe
das so häufig beobachtet, dass von einer Täuschung keine Rede
sein kann.

Der Erdsalamander und auch der Aal erheben sich, ohne
die Medulla oblongata zu besitzen, wenn sie auf den Rücken
gelegt werden, wieder auf den Rauch. Indessen thun sie es
hier nicht ohne einwirkenden Reiz. Kitzelt man sie aber mit
der Pincette, so tritt die Bewegung in der Weise ein, dass sich
nicht der Rumpf dem reizenden Objecte zuwälzt, sondern dass
die gereizte Seite die Peripherie der rotatorischen Rumpfbewe¬
gung ist, während die nicht gereizte die Achse bildet, um welche
die Bewegung statt findet. Beim Erdsalamander geschieht Dies
selbst dann, wenn die Durchschneidung nicht im oberen Rücken¬
marke vorgenommen ist, sondern wenn man es über dem Niveau
der unteren Extremitäten durchschneidet. So erhebt sich noch
das Stückchen Thier, welches aus Nichts als zweien Beinen und
einem Schwanze besteht, bei einem einwirkenden Reiz, wieder
vom Rücken auf den Bauch. Sichtlich scheint es nun bemüht,
das Gleichgewicht zu erhalten, weil es wegen der abgeschnitte¬

Aale kriechen noch über den Tisch, wie ich häufig mich
zu überzeugen Gelegenheit hatte.

Aale und Erdsalamander, welche unter der Med. oblongata
enthauptet sind, ziehen den Schwanz ab, wenn man eine Flamme
nähert. Selbst der blosse abgeschnittene Schwanz wendet sich
weg, wenn man dies Experiment mit ihm vornimmt. Auffallend
ist es mir, bei Grainger zu lesen, dass sich der kopflose Rumpf
contant“ dem Reize zukehre. („In these experiments it was
found, that, when the surface of the body was touched, the
headless trunk of the salamander was constantly turned in the
direction of the irritation.“ Grainger, Observations on the
structure and functions of the spinal cord. London 1837.
p. 60.) Nähert man Feuer dem Seitentheile des Rumpfes, so
zieht sich dieser zurück; bringt man es gegen einen Fuss, so
wird dieser zurückgezogen; bewegt man es gegen den Seiten¬
theil des Schwanzes, so entfernt sich dieser sofort aus dem
Bereiche des Feuers. Dasselbe findet bei Aalen statt. Ich habe
das so häufig beobachtet, dass von einer Täuschung keine Rede
sein kann.

Der Erdsalamander und auch der Aal erheben sich, ohne
die Medulla oblongata zu besitzen, wenn sie auf den Rücken
gelegt werden, wieder auf den Rauch. Indessen thun sie es
hier nicht ohne einwirkenden Reiz. Kitzelt man sie aber mit
der Pincette, so tritt die Bewegung in der Weise ein, dass sich
nicht der Rumpf dem reizenden Objecte zuwälzt, sondern dass
die gereizte Seite die Peripherie der rotatorischen Rumpfbewe¬
gung ist, während die nicht gereizte die Achse bildet, um welche
die Bewegung statt findet. Beim Erdsalamander geschieht Dies
selbst dann, wenn die Durchschneidung nicht im oberen Rücken¬
marke vorgenommen ist, sondern wenn man es über dem Niveau
der unteren Extremitäten durchschneidet. So erhebt sich noch
das Stückchen Thier, welches aus Nichts als zweien Beinen und
einem Schwanze besteht, bei einem einwirkenden Reiz, wieder
vom Rücken auf den Bauch. Sichtlich scheint es nun bemüht,
das Gleichgewicht zu erhalten, weil es wegen der abgeschnitte¬

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[20/0042] Aale kriechen noch über den Tisch, wie ich häufig mich zu überzeugen Gelegenheit hatte. Aale und Erdsalamander, welche unter der Med. oblongata enthauptet sind, ziehen den Schwanz ab, wenn man eine Flamme nähert. Selbst der blosse abgeschnittene Schwanz wendet sich weg, wenn man dies Experiment mit ihm vornimmt. Auffallend ist es mir, bei Grainger zu lesen, dass sich der kopflose Rumpf „contant“ dem Reize zukehre. („In these experiments it was found, that, when the surface of the body was touched, the headless trunk of the salamander was constantly turned in the direction of the irritation.“ Grainger, Observations on the structure and functions of the spinal cord. London 1837. p. 60.) Nähert man Feuer dem Seitentheile des Rumpfes, so zieht sich dieser zurück; bringt man es gegen einen Fuss, so wird dieser zurückgezogen; bewegt man es gegen den Seiten¬ theil des Schwanzes, so entfernt sich dieser sofort aus dem Bereiche des Feuers. Dasselbe findet bei Aalen statt. Ich habe das so häufig beobachtet, dass von einer Täuschung keine Rede sein kann. Der Erdsalamander und auch der Aal erheben sich, ohne die Medulla oblongata zu besitzen, wenn sie auf den Rücken gelegt werden, wieder auf den Rauch. Indessen thun sie es hier nicht ohne einwirkenden Reiz. Kitzelt man sie aber mit der Pincette, so tritt die Bewegung in der Weise ein, dass sich nicht der Rumpf dem reizenden Objecte zuwälzt, sondern dass die gereizte Seite die Peripherie der rotatorischen Rumpfbewe¬ gung ist, während die nicht gereizte die Achse bildet, um welche die Bewegung statt findet. Beim Erdsalamander geschieht Dies selbst dann, wenn die Durchschneidung nicht im oberen Rücken¬ marke vorgenommen ist, sondern wenn man es über dem Niveau der unteren Extremitäten durchschneidet. So erhebt sich noch das Stückchen Thier, welches aus Nichts als zweien Beinen und einem Schwanze besteht, bei einem einwirkenden Reiz, wieder vom Rücken auf den Bauch. Sichtlich scheint es nun bemüht, das Gleichgewicht zu erhalten, weil es wegen der abgeschnitte¬

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/42>, abgerufen am 23.11.2024.