Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.für einen Froschmäusler. schwitzt, ehe er deren etliche zu Marktebringen kann? Antwort. Der gewöhnliche Schlendrian von Leber-Rei- 1 Die Leber ist vom Hecht, und nicht von einem Kater: Sagt mir, Herr Nachbar, doch, seyd ihr zum Kinde Vater: 2 Die Leber ist vom Hecht, und nicht von einem Hum- mer: Der Erden Phöbus wacht, der meine liegt im Schlummer. Oder auch: 3 Es macht der Liebes-Gott manchem sehr vielen Kummer. 4 Die Leber ist vom Hecht, und nicht von einer Otter: Ein Leipzger Mädgen ist das Gelbe in dem Dotter. 5 Die Leber ist vom Hecht, und nicht von einem Geyer: Mein liebes Dorigen, nehm sie mich doch zum Freyer. 6 Die Leber ist vom Hecht, und nicht von einer Katze: Jch stehle keinen Kuß, daß Fieckgen mich nicht kratze. Oder auch: 7 Herr Nachbar! seine Faust gleicht einer Bären- Tatze. Oder: 8 Ein Mäulgen gebe ich itzt meinem Ehe-Schatze. Oder: G 5
fuͤr einen Froſchmaͤusler. ſchwitzt, ehe er deren etliche zu Marktebringen kann? Antwort. Der gewoͤhnliche Schlendrian von Leber-Rei- 1 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einem Kater: Sagt mir, Herr Nachbar, doch, ſeyd ihr zum Kinde Vater: 2 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einem Hum- mer: Der Erden Phoͤbus wacht, der meine liegt im Schlummer. Oder auch: 3 Es macht der Liebes-Gott manchem ſehr vielen Kummer. 4 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einer Otter: Ein Leipzger Maͤdgen iſt das Gelbe in dem Dotter. 5 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einem Geyer: Mein liebes Dorigen, nehm ſie mich doch zum Freyer. 6 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einer Katze: Jch ſtehle keinen Kuß, daß Fieckgen mich nicht kratze. Oder auch: 7 Herr Nachbar! ſeine Fauſt gleicht einer Baͤren- Tatze. Oder: 8 Ein Maͤulgen gebe ich itzt meinem Ehe-Schatze. Oder: G 5
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fuͤr einen Froſchmaͤusler.
ſchwitzt, ehe er deren etliche zu Markte
bringen kann?
Antwort.
Der gewoͤhnliche Schlendrian von Leber-Rei-
men iſt dieſer, daß man den erſten Vers alſo
anfaͤngt: Die Leber iſt vom Hecht; hierauf
macht man einen Gegenſatz von andrer Thiere
Lebern, es ſey nun vierfuͤßiger oder kriechender
Thiere, oder Gevoͤgel. Alsdenn reimt man
was drauf, ſo iſt der Leber-Reim fix. Zur
Probe will ich etliche Dutzend Leber-Reime fuͤr
die Ungeuͤbten herſetzen, daß ſie einige Modelle
haben, als:
1 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einem Kater:
Sagt mir, Herr Nachbar, doch, ſeyd ihr zum Kinde
Vater:
2 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einem Hum-
mer:
Der Erden Phoͤbus wacht, der meine liegt im
Schlummer.
Oder auch:
3 Es macht der Liebes-Gott manchem ſehr vielen
Kummer.
4 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einer Otter:
Ein Leipzger Maͤdgen iſt das Gelbe in dem Dotter.
5 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einem Geyer:
Mein liebes Dorigen, nehm ſie mich doch zum Freyer.
6 Die Leber iſt vom Hecht, und nicht von einer Katze:
Jch ſtehle keinen Kuß, daß Fieckgen mich nicht kratze.
Oder auch:
7 Herr Nachbar! ſeine Fauſt gleicht einer Baͤren-
Tatze.
Oder:
8 Ein Maͤulgen gebe ich itzt meinem Ehe-Schatze.
Oder:
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Zitationshilfe: | Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/113>, abgerufen am 16.02.2025. |