Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.de arte poetica. den Gedanken des Horaz genau nach, und istein getreuer Dollmetscher. Folglich muß mans ihm noch Dank wissen, daß er viel schwe- re Stellen in solch Licht gesetzet, daß man den Horaz verstehet, wo er vorher unverständlich war. Weil also seine Uebersetzung accurat und in zier- lichen deutschen Versen gesetzet ist, können wir dem D. Reichhelm ohnmöglich im Grabe feind seyn, noch ihn widerlegen wollen; sondern es ist bloß der Horaz selbst, mit dem wirs zu thun haben, und man kann ihn um desto eher in seiner Blöße attaquiren, da er so deutlich über- setzet ist. Meines Wissens hat der Herr Am- brosius Haude in Berlin den Reichhelmischen Erben 80 Rthlr. für das Manuscript geboten, die es aber, so viel ich vernommen, für 150 Rthlr. nach Hamburg verkaufet, oder vielleicht noch das Original-Concept besitzen. Sie muthen mir, meine Herren, nicht an, werde L
de arte poëtica. den Gedanken des Horaz genau nach, und iſtein getreuer Dollmetſcher. Folglich muß mans ihm noch Dank wiſſen, daß er viel ſchwe- re Stellen in ſolch Licht geſetzet, daß man den Horaz verſtehet, wo er vorher unverſtaͤndlich war. Weil alſo ſeine Ueberſetzung accurat und in zier- lichen deutſchen Verſen geſetzet iſt, koͤnnen wir dem D. Reichhelm ohnmoͤglich im Grabe feind ſeyn, noch ihn widerlegen wollen; ſondern es iſt bloß der Horaz ſelbſt, mit dem wirs zu thun haben, und man kann ihn um deſto eher in ſeiner Bloͤße attaquiren, da er ſo deutlich uͤber- ſetzet iſt. Meines Wiſſens hat der Herr Am- broſius Haude in Berlin den Reichhelmiſchen Erben 80 Rthlr. fuͤr das Manuſcript geboten, die es aber, ſo viel ich vernommen, fuͤr 150 Rthlr. nach Hamburg verkaufet, oder vielleicht noch das Original-Concept beſitzen. Sie muthen mir, meine Herren, nicht an, werde L
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de arte poëtica.
den Gedanken des Horaz genau nach, und iſt
ein getreuer Dollmetſcher. Folglich muß
mans ihm noch Dank wiſſen, daß er viel ſchwe-
re Stellen in ſolch Licht geſetzet, daß man den
Horaz verſtehet, wo er vorher unverſtaͤndlich war.
Weil alſo ſeine Ueberſetzung accurat und in zier-
lichen deutſchen Verſen geſetzet iſt, koͤnnen wir
dem D. Reichhelm ohnmoͤglich im Grabe feind
ſeyn, noch ihn widerlegen wollen; ſondern es iſt
bloß der Horaz ſelbſt, mit dem wirs zu thun
haben, und man kann ihn um deſto eher in
ſeiner Bloͤße attaquiren, da er ſo deutlich uͤber-
ſetzet iſt. Meines Wiſſens hat der Herr Am-
broſius Haude in Berlin den Reichhelmiſchen
Erben 80 Rthlr. fuͤr das Manuſcript geboten,
die es aber, ſo viel ich vernommen, fuͤr 150
Rthlr. nach Hamburg verkaufet, oder vielleicht
noch das Original-Concept beſitzen.
Sie muthen mir, meine Herren, nicht an,
daß ich des Horaz Buch de arte poëtica, bey
der vorhabenden unumſtoͤßlichen Widerlegung
deſſelben, von Stuͤck zu Stuͤck durchgehen und
refutiren ſolle. Muß man denn einen Gegner
eben wie eine Veſtung tractiren, da man erſt
weitlaͤuftige Circumwallations-Linien macht,
hernach approſchiret, darauf die Trenſcheen er-
oͤffnet, Batterien aufwirft, Stuͤcke pflanzet,
und Fuß vor Fuß avanciret? Nein, ich werde
es hier mit dem Horaz machen, wie es bey der
erſten Belagerung der Stadt Praag ergangen.
Sie ward mit ſtuͤrmender Hand erobert. Jch
werde
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