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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Zwey hundert Maximen
die Gedanken sehr schlecht an einander hangen,
indem einige schön und gründlich, andre aber
recht läppisch und abgeschmackt sind. (S. die
24 bescheidene Essen.)
CLXXX. Man muß auch vor den poetischen
Hohn-Sprechern
nicht erschrecken, noch sich
durch ihre Spöttereyen irre machen lassen. Sie
tadeln manchmal eines andern unnachahmliche
Kunst-Stücke, oder schmählen auf einen Scri-
benten, den sie heimlich bestehlen, aber darum
losziehen, daß man ihren gelehrten Diebstahl
nicht merken solle. Zuweilen ist es auch aus
Aergerniß, daß sie unvermuthet bey andern ei-
nen glücklichen Einfall finden, der ihnen ohnge-
fehr auch eingefallen, und sich damit so viel ge-
wußt, wie jene Amme des Dauphins, die den
Preis behalten, daß sie die milchreichste Brust
habe, und darüber für Freuden des Todes ge-
blieben. Es kitzelt mancher sich ausserordentlich
über diesen oder jenen habenden Einfall. Fin-
det er aber, daß solchen längst vor ihm schon ein
anderer gehabt: So geräth er über die Frucht
seines Leibes
in Wuth, und zerschmettert sie
an einem Steine. Er erstickt also seinen eigenen
Einfall lieber in der Geburt, als daß er solchen
an andern loben sollte. Manchmal aber dünkt
er sich auch schrecklich viel damit, wenn er etwa
einmal plumperweise auch so einen Einfall be-
kömmt, als er in großer Dichter Poesien nach-
her findet.
CLXXXI. Die Krieges-Kunst ist eine
Hülfs-
Zwey hundert Maximen
die Gedanken ſehr ſchlecht an einander hangen,
indem einige ſchoͤn und gruͤndlich, andre aber
recht laͤppiſch und abgeſchmackt ſind. (S. die
24 beſcheidene Eſſen.)
CLXXX. Man muß auch vor den poetiſchen
Hohn-Sprechern
nicht erſchrecken, noch ſich
durch ihre Spoͤttereyen irre machen laſſen. Sie
tadeln manchmal eines andern unnachahmliche
Kunſt-Stuͤcke, oder ſchmaͤhlen auf einen Scri-
benten, den ſie heimlich beſtehlen, aber darum
losziehen, daß man ihren gelehrten Diebſtahl
nicht merken ſolle. Zuweilen iſt es auch aus
Aergerniß, daß ſie unvermuthet bey andern ei-
nen gluͤcklichen Einfall finden, der ihnen ohnge-
fehr auch eingefallen, und ſich damit ſo viel ge-
wußt, wie jene Amme des Dauphins, die den
Preis behalten, daß ſie die milchreichſte Bruſt
habe, und daruͤber fuͤr Freuden des Todes ge-
blieben. Es kitzelt mancher ſich auſſerordentlich
uͤber dieſen oder jenen habenden Einfall. Fin-
det er aber, daß ſolchen laͤngſt vor ihm ſchon ein
anderer gehabt: So geraͤth er uͤber die Frucht
ſeines Leibes
in Wuth, und zerſchmettert ſie
an einem Steine. Er erſtickt alſo ſeinen eigenen
Einfall lieber in der Geburt, als daß er ſolchen
an andern loben ſollte. Manchmal aber duͤnkt
er ſich auch ſchrecklich viel damit, wenn er etwa
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koͤmmt, als er in großer Dichter Poeſien nach-
her findet.
CLXXXI. Die Krieges-Kunſt iſt eine
Huͤlfs-
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[248/0256] Zwey hundert Maximen die Gedanken ſehr ſchlecht an einander hangen, indem einige ſchoͤn und gruͤndlich, andre aber recht laͤppiſch und abgeſchmackt ſind. (S. die 24 beſcheidene Eſſen.) CLXXX. Man muß auch vor den poetiſchen Hohn-Sprechern nicht erſchrecken, noch ſich durch ihre Spoͤttereyen irre machen laſſen. Sie tadeln manchmal eines andern unnachahmliche Kunſt-Stuͤcke, oder ſchmaͤhlen auf einen Scri- benten, den ſie heimlich beſtehlen, aber darum losziehen, daß man ihren gelehrten Diebſtahl nicht merken ſolle. Zuweilen iſt es auch aus Aergerniß, daß ſie unvermuthet bey andern ei- nen gluͤcklichen Einfall finden, der ihnen ohnge- fehr auch eingefallen, und ſich damit ſo viel ge- wußt, wie jene Amme des Dauphins, die den Preis behalten, daß ſie die milchreichſte Bruſt habe, und daruͤber fuͤr Freuden des Todes ge- blieben. Es kitzelt mancher ſich auſſerordentlich uͤber dieſen oder jenen habenden Einfall. Fin- det er aber, daß ſolchen laͤngſt vor ihm ſchon ein anderer gehabt: So geraͤth er uͤber die Frucht ſeines Leibes in Wuth, und zerſchmettert ſie an einem Steine. Er erſtickt alſo ſeinen eigenen Einfall lieber in der Geburt, als daß er ſolchen an andern loben ſollte. Manchmal aber duͤnkt er ſich auch ſchrecklich viel damit, wenn er etwa einmal plumperweiſe auch ſo einen Einfall be- koͤmmt, als er in großer Dichter Poeſien nach- her findet. CLXXXI. Die Krieges-Kunſt iſt eine Huͤlfs-

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/256>, abgerufen am 23.11.2024.