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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] hartes Futter essen/ welches auch an sich selber sehr
hart ist/ je ehe fressen sie solche Zeichen ab/ bleiben aber
desto länger bey weichem Futter.

Alle Extra-ordinari Fäll/ so sich in diesem Fall der
Erkäntniß des Alters/ an einem und dem andern
Pferd entgegen setzen/ seyn fast unmüglich zu beschrei-
ben/ müssen derowegen eines jeden Erfahrung heim
gelassen werden/ weil ohne das aus denselben keine
gewisse Regel oder Nachfolg zumachen ist.

Etliche bedienen sich auch nach-
folgender Kennzeichen.

1. An den Füssen in untersten Spitzen des Knö-
chels/ oberhalb der Fessel wächset den Pferden eine
Wartzen/ welche mit den Jahren je länger je spitziger
[Spaltenumbruch] wird/ welche aber die gewissen Jahr nicht anzeigen
kan.

2. Die graue Haar/ (die sich bey einem Pferd nach
seiner Natur früher/ nach dem andern später erzeigen)
und sich erstlich um die Augen/ auff der Nasen/ in der
Möhn/ Schopff und Schweiff/ und letzlich über den
gantzen Leib finden/ seyn zwar ein gewisses Kennzei-
chen hohes Alters/ aber nicht gewisser Jahr/ wiewol
sie sich bey den meisten mit 12. und 14. Jahren einstel-
len.

3. Die Veränderung der Farb/ welche aber mei-
stentheils bey den Schimmeln zuspühren/ so sich nach
9. und 10. Jahren je länger je leichter erweisen/
und die dunckele Haar
verlieren.



Fünffter Theil
Jm ersten Haupt-Theil
dieses
neu-vollkommenen
Pferd-Schatzes:
Der Pferde gemeine Gebrauch
und Nothdurfft/ worinn sie in
allerley Ständen dienstlich.


Vorrede
über den rechten Gebrauch der Pferde/
Worinnen sie in allerley Ständen ins gemein/
in dem Land- und Stadt-Leben dienen.
[Spaltenumbruch]

WAnn der HErr Christus alle leibliche
Nothdurfft/ so dem menschlichen
Geschlecht in diesem Leben zufället/
in das Brod einschliesset/ darum die
Menschen den Allmächtigen anruf-
fen müssen und sollen/ wil er damit
alles das begreiffen/ was zu der Menschen Lebens-Er-
haltung gehöret/ und weder zubeschreiben noch aus-
zudencken müglich ist. So dann das Brodt nach
Göttlicher Verordnung/ nach dem Lauff der Natur/
einig von dem Feld-Bau hergenommen wird/ die
[Spaltenumbruch] Pferd aber bey demselben das meiste und gröste/ nicht
allein im pflügen und eggen/ sondern auch in anderer
Versorgung des Ackers bestellen müssen/ ist ihnen
auch solche Erhaltung mit zuzuschreiben. Denn ob
gleich in etlichen Ländern wenig Feld-Bau zu finden/
so seyn sie doch darumb nichts desto glückseliger/ weil
sie ihr Brodt von andern erwarten und theuer genug
bezahlen/ oder dieser allervornemsten Gabe GOttes
gäntzlich entrathen müssen. Ob auch der Feld-Bau
an etlichen Orten mehr mit Ochsen als Rossen bestel-
let wird/ so ist doch bey demselben auch desto weniger

Frucht
Erster Theil. P

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] hartes Futter eſſen/ welches auch an ſich ſelber ſehr
hart iſt/ je ehe freſſen ſie ſolche Zeichen ab/ bleiben aber
deſto laͤnger bey weichem Futter.

Alle Extra-ordinari Faͤll/ ſo ſich in dieſem Fall der
Erkaͤntniß des Alters/ an einem und dem andern
Pferd entgegen ſetzen/ ſeyn faſt unmuͤglich zu beſchrei-
ben/ muͤſſen derowegen eines jeden Erfahrung heim
gelaſſen werden/ weil ohne das aus denſelben keine
gewiſſe Regel oder Nachfolg zumachen iſt.

Etliche bedienen ſich auch nach-
folgender Kennzeichen.

1. An den Fuͤſſen in unterſten Spitzen des Knoͤ-
chels/ oberhalb der Feſſel waͤchſet den Pferden eine
Wartzen/ welche mit den Jahren je laͤnger je ſpitziger
[Spaltenumbruch] wird/ welche aber die gewiſſen Jahr nicht anzeigen
kan.

2. Die graue Haar/ (die ſich bey einem Pferd nach
ſeiner Natur fruͤher/ nach dem andern ſpaͤter erzeigen)
und ſich erſtlich um die Augen/ auff der Naſen/ in der
Moͤhn/ Schopff und Schweiff/ und letzlich uͤber den
gantzen Leib finden/ ſeyn zwar ein gewiſſes Kennzei-
chen hohes Alters/ aber nicht gewiſſer Jahr/ wiewol
ſie ſich bey den meiſten mit 12. und 14. Jahren einſtel-
len.

3. Die Veraͤnderung der Farb/ welche aber mei-
ſtentheils bey den Schimmeln zuſpuͤhren/ ſo ſich nach
9. und 10. Jahren je laͤnger je leichter erweiſen/
und die dunckele Haar
verlieren.



Fuͤnffter Theil
Jm erſten Haupt-Theil
dieſes
neu-vollkommenen
Pferd-Schatzes:
Der Pferde gemeine Gebrauch
und Nothdurfft/ worinn ſie in
allerley Staͤnden dienſtlich.


Vorrede
uͤber den rechten Gebrauch der Pferde/
Worinnen ſie in allerley Staͤnden ins gemein/
in dem Land- und Stadt-Leben dienen.
[Spaltenumbruch]

WAnn der HErꝛ Chriſtus alle leibliche
Nothdurfft/ ſo dem menſchlichen
Geſchlecht in dieſem Leben zufaͤllet/
in das Brod einſchlieſſet/ darum die
Menſchen den Allmaͤchtigen anruf-
fen muͤſſen und ſollen/ wil er damit
alles das begreiffen/ was zu der Menſchen Lebens-Er-
haltung gehoͤret/ und weder zubeſchreiben noch aus-
zudencken muͤglich iſt. So dann das Brodt nach
Goͤttlicher Verordnung/ nach dem Lauff der Natur/
einig von dem Feld-Bau hergenommen wird/ die
[Spaltenumbruch] Pferd aber bey demſelben das meiſte und groͤſte/ nicht
allein im pfluͤgen und eggen/ ſondern auch in anderer
Verſorgung des Ackers beſtellen muͤſſen/ iſt ihnen
auch ſolche Erhaltung mit zuzuſchreiben. Denn ob
gleich in etlichen Laͤndern wenig Feld-Bau zu finden/
ſo ſeyn ſie doch darumb nichts deſto gluͤckſeliger/ weil
ſie ihr Brodt von andern erwarten und theuer genug
bezahlen/ oder dieſer allervornemſten Gabe GOttes
gaͤntzlich entrathen muͤſſen. Ob auch der Feld-Bau
an etlichen Orten mehr mit Ochſen als Roſſen beſtel-
let wird/ ſo iſt doch bey demſelben auch deſto weniger

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Erſter Theil. P
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[113/0123] Pferde-Schatz. hartes Futter eſſen/ welches auch an ſich ſelber ſehr hart iſt/ je ehe freſſen ſie ſolche Zeichen ab/ bleiben aber deſto laͤnger bey weichem Futter. Alle Extra-ordinari Faͤll/ ſo ſich in dieſem Fall der Erkaͤntniß des Alters/ an einem und dem andern Pferd entgegen ſetzen/ ſeyn faſt unmuͤglich zu beſchrei- ben/ muͤſſen derowegen eines jeden Erfahrung heim gelaſſen werden/ weil ohne das aus denſelben keine gewiſſe Regel oder Nachfolg zumachen iſt. Etliche bedienen ſich auch nach- folgender Kennzeichen. 1. An den Fuͤſſen in unterſten Spitzen des Knoͤ- chels/ oberhalb der Feſſel waͤchſet den Pferden eine Wartzen/ welche mit den Jahren je laͤnger je ſpitziger wird/ welche aber die gewiſſen Jahr nicht anzeigen kan. 2. Die graue Haar/ (die ſich bey einem Pferd nach ſeiner Natur fruͤher/ nach dem andern ſpaͤter erzeigen) und ſich erſtlich um die Augen/ auff der Naſen/ in der Moͤhn/ Schopff und Schweiff/ und letzlich uͤber den gantzen Leib finden/ ſeyn zwar ein gewiſſes Kennzei- chen hohes Alters/ aber nicht gewiſſer Jahr/ wiewol ſie ſich bey den meiſten mit 12. und 14. Jahren einſtel- len. 3. Die Veraͤnderung der Farb/ welche aber mei- ſtentheils bey den Schimmeln zuſpuͤhren/ ſo ſich nach 9. und 10. Jahren je laͤnger je leichter erweiſen/ und die dunckele Haar verlieren. Fuͤnffter Theil Jm erſten Haupt-Theil dieſes neu-vollkommenen Pferd-Schatzes: Der Pferde gemeine Gebrauch und Nothdurfft/ worinn ſie in allerley Staͤnden dienſtlich. Vorrede uͤber den rechten Gebrauch der Pferde/ Worinnen ſie in allerley Staͤnden ins gemein/ in dem Land- und Stadt-Leben dienen. WAnn der HErꝛ Chriſtus alle leibliche Nothdurfft/ ſo dem menſchlichen Geſchlecht in dieſem Leben zufaͤllet/ in das Brod einſchlieſſet/ darum die Menſchen den Allmaͤchtigen anruf- fen muͤſſen und ſollen/ wil er damit alles das begreiffen/ was zu der Menſchen Lebens-Er- haltung gehoͤret/ und weder zubeſchreiben noch aus- zudencken muͤglich iſt. So dann das Brodt nach Goͤttlicher Verordnung/ nach dem Lauff der Natur/ einig von dem Feld-Bau hergenommen wird/ die Pferd aber bey demſelben das meiſte und groͤſte/ nicht allein im pfluͤgen und eggen/ ſondern auch in anderer Verſorgung des Ackers beſtellen muͤſſen/ iſt ihnen auch ſolche Erhaltung mit zuzuſchreiben. Denn ob gleich in etlichen Laͤndern wenig Feld-Bau zu finden/ ſo ſeyn ſie doch darumb nichts deſto gluͤckſeliger/ weil ſie ihr Brodt von andern erwarten und theuer genug bezahlen/ oder dieſer allervornemſten Gabe GOttes gaͤntzlich entrathen muͤſſen. Ob auch der Feld-Bau an etlichen Orten mehr mit Ochſen als Roſſen beſtel- let wird/ ſo iſt doch bey demſelben auch deſto weniger Frucht Erſter Theil. P

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/123>, abgerufen am 24.11.2024.