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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] ren beständige Beharrung man nicht auff viel Jahr
versichert seyn/ sondern leichtlich ein Zufall verhindern
oder gar auffheben kan/ daß sie geld wird/ oder andere
Mängel bekommet/ die sie zu der Pferd-Zucht un-
tuchtig machen können/ und sie zu andern Geschäff-
ten nehmen muß. Aber hierinnen seyn die Stud-
ten/ welche dergestalt offt trächtig werden/ vielmehr
und besser verschonet/ daß sie nicht 2. junge/ als ein le-
bendiges eusserlich/ und im Leibe ein anders über
Winter wie über Sommer ernähren dörffen: Denn
wo sie beyderseits fortwachsen/ wie sie sollen/ wird es
der Mutter schwer fallen/ und durch dieses wird die
künfftige Tracht desto unvermöglicher gemachet und
geschwächet. Denn je länger das lebendige an der
Mutter sauget/ je stärcker dasselbe wird/ und anziehen
kan/ und wo solches über die natürliche Zeit währet/ ist
also die Abspannung desto nothwendiger/ damit das
inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu
seiner Zeit vor sich finde/ die es allein in der Milch zu
suchen hat.

Unterschiedliche Eigenschaff-
ten/ die ins gemein bey Anrichtung
einer vortrefflichen Stüdterey in acht
zu nehmen/
Sowol an den Beschellern
als Studten.
Landes Art.

ES erscheinet aus der alten und gegenwärtigen Er-
fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit-
ter-Spielen/ die Spanische/ Jtaliämsche und nechst
diesen/ (wo sie abgerichtet seyn/) auch die Barbarische
Pferde/ wegen ihres herrlichen Ansehens/ Schön-
heit/ guten Willen und Gehorsam/ Hitz und Hertz-
hafftigkeit/ wie auch grossem Vermögen und natürli-
chen Geschickligkeit;

Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Persia-
nische/ Türckische/ Polnische und Hungarische Pfer-
de/ wegen ihrer sonderlichen Taurhafftigkeit/ Mässig-
keit/ und Geschwindigkeit/ wann sie recht gezäumet
sind.

Jm Bürgerlichen Leben/ die deutsche Pferde we-
gen ihrer Gedult und arbeitsamen Natur/ wann sie
nicht verderbet sind/ die beste Dienst leisten können/
wie sie ins gemein conditioniret seyn/ wiewol dersel-
ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tüch-
tig seyn und werden können/ nachdem desselben Un-
terweisung wohl angefangen gemittelt und geendet
wird.

Wie nun ein jeder die Wahl/ seinem Belieben/
Vermögen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel-
cher Art er den grössen Nutzen/ Lust oder Ruhm/ oder
alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne
Zweiffel auch dieselbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den
andern vorziehen/ und nach derselbigen am meisten
trachten/ so er 1. entweder am liebsten gebrauchet/ 2.
am besten erkennet/ 3. am besten und meisten zu üben
Gelegenheit/ Mittel und Wissenschafft hat/ 4. am
[Spaltenumbruch] leichtesten bekommet/ und am ehisten und besten wie-
der anbringen kan. 5. Welche sich mit seiner Condi-
tion oder Profession am nechsten vergleichen und an-
ständig seyn.

Es kan aber ein Pferd/ in aller dieser dreyen Stän-
den Gebrauch wol auff ein und andere Weise ge-
schickt und berühmet/ aber darumb zu der generation
desto unbeqvemer und ungewisser seyn/ wiewol sich
dasselbe mehr bey den Studten/ als Hengsten erzeiget:
Dahero in der Erwehlung eine sonderliche Vorsich-
tigkeit zu gebrauchen nicht unnöthig ist. Und ob es
sich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein
Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der
Stüdterey tauglicher seyn kan/ welches abermahls
den Studten mehr als den Hengsten gemein ist; Da-
hero es bey denselben in diesem Fall weniger Gefahr
hat: So ist doch ein solcher Hengst ohne grosses
Bedencken in keine Stüdterey zu nehmen: Weil die
vornehmsten Eigenschafften/ eines tauglichen Be-
schellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen
seyn/ so ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Geschäff-
ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen
solle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht
mit allem ihrem Lust und Ruhm daß sie solche Pferde
erziehen wil und solle/ so sich in denselben Handlungen
rühmlich erzeigen und gebrauchen lassen sollen. So
man aber viel ehe und öffter ein solches Pferd antrifft/
welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute
Dienst leisten kan/ als welches Eigenschafften wür-
dig zu achten/ solches in eine Stüdterey zu gebrau-
chen/ weil solche Eigenschafften/ so in dem Hoff-Sol-
daten- und Stadt-Leben fürtrefflich gut erkennet/
doch nicht genung seyn/ das Lob eines Beschellers zu
erfüllen/ sondern deren noch mehr und sonderliche er-
fordert werden. So hat man hauptsächlich darin-
nen auf zweyerley Haupt-Eigenschafften zu sehen.

Hengstes Eigenschafften.

1. Des Hengsts Zustand und Natur/ welche leicht-
lich von allerley innerlichen Zufällen/ Schwachhei-
ten/ Kranckheiten und Mängel/ (welche die genera-
tio
n verhindern oder ungewiß machen können) ein-
genommen werden.

Was den Hengst untuchtig
machet.

Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zuständ/ der Stein
und noch andere Gebrechen/ so ohn gewisse Probe
nicht zu erkennen/ ausser aller anderer verborgener
Mängel/ und ohne die eusserliche abzunehmen seyn.

2. Die künstliche Verbergung und Betrug/ wo-
durch solche Fehler verdecket werden können.

3. Alle heimliche Stück/ wodurch den Pferden
die Fruchtbarkeit mit Vorsatz benommen wird/ und
nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht
werden/ daß sie lang vergeblich hoffen/ aber nichts er-
warten können.

Art
B 3

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] ren beſtaͤndige Beharrung man nicht auff viel Jahr
verſichert ſeyn/ ſondern leichtlich ein Zufall verhindern
oder gar auffheben kan/ daß ſie geld wird/ oder andere
Maͤngel bekommet/ die ſie zu der Pferd-Zucht un-
tuchtig machen koͤnnen/ und ſie zu andern Geſchaͤff-
ten nehmen muß. Aber hierinnen ſeyn die Stud-
ten/ welche dergeſtalt offt traͤchtig werden/ vielmehr
und beſſer verſchonet/ daß ſie nicht 2. junge/ als ein le-
bendiges euſſerlich/ und im Leibe ein anders uͤber
Winter wie uͤber Sommer ernaͤhren doͤrffen: Denn
wo ſie beyderſeits fortwachſen/ wie ſie ſollen/ wird es
der Mutter ſchwer fallen/ und durch dieſes wird die
kuͤnfftige Tracht deſto unvermoͤglicher gemachet und
geſchwaͤchet. Denn je laͤnger das lebendige an der
Mutter ſauget/ je ſtaͤrcker daſſelbe wird/ und anziehen
kan/ uñ wo ſolches uͤber die natuͤrliche Zeit waͤhret/ iſt
alſo die Abſpannung deſto nothwendiger/ damit das
inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu
ſeiner Zeit vor ſich finde/ die es allein in der Milch zu
ſuchen hat.

Unterſchiedliche Eigenſchaff-
ten/ die ins gemein bey Anrichtung
einer vortrefflichen Stuͤdterey in acht
zu nehmen/
Sowol an den Beſchellern
als Studten.
Landes Art.

ES erſcheinet aus der alten und gegenwaͤrtigen Er-
fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit-
ter-Spielen/ die Spaniſche/ Jtaliaͤmſche und nechſt
dieſen/ (wo ſie abgerichtet ſeyn/) auch die Barbariſche
Pferde/ wegen ihres herꝛlichen Anſehens/ Schoͤn-
heit/ guten Willen und Gehorſam/ Hitz und Hertz-
hafftigkeit/ wie auch groſſem Vermoͤgen und natuͤrli-
chen Geſchickligkeit;

Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Perſia-
niſche/ Tuͤrckiſche/ Polniſche und Hungariſche Pfer-
de/ wegen ihrer ſonderlichen Taurhafftigkeit/ Maͤſſig-
keit/ und Geſchwindigkeit/ wann ſie recht gezaͤumet
ſind.

Jm Buͤrgerlichen Leben/ die deutſche Pferde we-
gen ihrer Gedult und arbeitſamen Natur/ wann ſie
nicht verderbet ſind/ die beſte Dienſt leiſten koͤnnen/
wie ſie ins gemein conditioniret ſeyn/ wiewol derſel-
ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tuͤch-
tig ſeyn und werden koͤnnen/ nachdem deſſelben Un-
terweiſung wohl angefangen gemittelt und geendet
wird.

Wie nun ein jeder die Wahl/ ſeinem Belieben/
Vermoͤgen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel-
cher Art er den groͤſſen Nutzen/ Luſt oder Ruhm/ oder
alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne
Zweiffel auch dieſelbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den
andern vorziehen/ und nach derſelbigen am meiſten
trachten/ ſo er 1. entweder am liebſten gebrauchet/ 2.
am beſten erkennet/ 3. am beſten und meiſten zu uͤben
Gelegenheit/ Mittel und Wiſſenſchafft hat/ 4. am
[Spaltenumbruch] leichteſten bekommet/ und am ehiſten und beſten wie-
der anbringen kan. 5. Welche ſich mit ſeiner Condi-
tion oder Profeſſion am nechſten vergleichen und an-
ſtaͤndig ſeyn.

Es kan aber ein Pferd/ in aller dieſer dreyen Staͤn-
den Gebrauch wol auff ein und andere Weiſe ge-
ſchickt und beruͤhmet/ aber darumb zu der generation
deſto unbeqvemer und ungewiſſer ſeyn/ wiewol ſich
daſſelbe mehr bey den Studten/ als Hengſten erzeiget:
Dahero in der Erwehlung eine ſonderliche Vorſich-
tigkeit zu gebrauchen nicht unnoͤthig iſt. Und ob es
ſich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein
Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der
Stuͤdterey tauglicher ſeyn kan/ welches abermahls
den Studten mehr als den Hengſten gemein iſt; Da-
hero es bey denſelben in dieſem Fall weniger Gefahr
hat: So iſt doch ein ſolcher Hengſt ohne groſſes
Bedencken in keine Stuͤdterey zu nehmen: Weil die
vornehmſten Eigenſchafften/ eines tauglichen Be-
ſchellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen
ſeyn/ ſo ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Geſchaͤff-
ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen
ſolle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht
mit allem ihrem Luſt und Ruhm daß ſie ſolche Pferde
erziehen wil und ſolle/ ſo ſich in denſelben Handlungen
ruͤhmlich erzeigen und gebrauchen laſſen ſollen. So
man aber viel ehe und oͤffter ein ſolches Pferd antrifft/
welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute
Dienſt leiſten kan/ als welches Eigenſchafften wuͤr-
dig zu achten/ ſolches in eine Stuͤdterey zu gebrau-
chen/ weil ſolche Eigenſchafften/ ſo in dem Hoff-Sol-
daten- und Stadt-Leben fuͤrtrefflich gut erkennet/
doch nicht genung ſeyn/ das Lob eines Beſchellers zu
erfuͤllen/ ſondern deren noch mehr und ſonderliche er-
fordert werden. So hat man hauptſaͤchlich darin-
nen auf zweyerley Haupt-Eigenſchafften zu ſehen.

Hengſtes Eigenſchafften.

1. Des Hengſts Zuſtand und Natur/ welche leicht-
lich von allerley innerlichen Zufaͤllen/ Schwachhei-
ten/ Kranckheiten und Maͤngel/ (welche die genera-
tio
n verhindern oder ungewiß machen koͤnnen) ein-
genommen werden.

Was den Hengſt untůchtig
machet.

Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zuſtaͤnd/ der Stein
und noch andere Gebrechen/ ſo ohn gewiſſe Probe
nicht zu erkennen/ auſſer aller anderer verborgener
Maͤngel/ und ohne die euſſerliche abzunehmen ſeyn.

2. Die kuͤnſtliche Verbergung und Betrug/ wo-
durch ſolche Fehler verdecket werden koͤnnen.

3. Alle heimliche Stuͤck/ wodurch den Pferden
die Fruchtbarkeit mit Vorſatz benommen wird/ und
nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht
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warten koͤnnen.

Art
B 3
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[13/0019] Pferde-Schatz. ren beſtaͤndige Beharrung man nicht auff viel Jahr verſichert ſeyn/ ſondern leichtlich ein Zufall verhindern oder gar auffheben kan/ daß ſie geld wird/ oder andere Maͤngel bekommet/ die ſie zu der Pferd-Zucht un- tuchtig machen koͤnnen/ und ſie zu andern Geſchaͤff- ten nehmen muß. Aber hierinnen ſeyn die Stud- ten/ welche dergeſtalt offt traͤchtig werden/ vielmehr und beſſer verſchonet/ daß ſie nicht 2. junge/ als ein le- bendiges euſſerlich/ und im Leibe ein anders uͤber Winter wie uͤber Sommer ernaͤhren doͤrffen: Denn wo ſie beyderſeits fortwachſen/ wie ſie ſollen/ wird es der Mutter ſchwer fallen/ und durch dieſes wird die kuͤnfftige Tracht deſto unvermoͤglicher gemachet und geſchwaͤchet. Denn je laͤnger das lebendige an der Mutter ſauget/ je ſtaͤrcker daſſelbe wird/ und anziehen kan/ uñ wo ſolches uͤber die natuͤrliche Zeit waͤhret/ iſt alſo die Abſpannung deſto nothwendiger/ damit das inwendige auch vollkommene Nahrung habe/ und zu ſeiner Zeit vor ſich finde/ die es allein in der Milch zu ſuchen hat. Unterſchiedliche Eigenſchaff- ten/ die ins gemein bey Anrichtung einer vortrefflichen Stuͤdterey in acht zu nehmen/ Sowol an den Beſchellern als Studten. Landes Art. ES erſcheinet aus der alten und gegenwaͤrtigen Er- fahrung/ daß zu dem Hoffleben und hohen Rit- ter-Spielen/ die Spaniſche/ Jtaliaͤmſche und nechſt dieſen/ (wo ſie abgerichtet ſeyn/) auch die Barbariſche Pferde/ wegen ihres herꝛlichen Anſehens/ Schoͤn- heit/ guten Willen und Gehorſam/ Hitz und Hertz- hafftigkeit/ wie auch groſſem Vermoͤgen und natuͤrli- chen Geſchickligkeit; Jm Krieg und Soldaten-Leben aber/ die Perſia- niſche/ Tuͤrckiſche/ Polniſche und Hungariſche Pfer- de/ wegen ihrer ſonderlichen Taurhafftigkeit/ Maͤſſig- keit/ und Geſchwindigkeit/ wann ſie recht gezaͤumet ſind. Jm Buͤrgerlichen Leben/ die deutſche Pferde we- gen ihrer Gedult und arbeitſamen Natur/ wann ſie nicht verderbet ſind/ die beſte Dienſt leiſten koͤnnen/ wie ſie ins gemein conditioniret ſeyn/ wiewol derſel- ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tuͤch- tig ſeyn und werden koͤnnen/ nachdem deſſelben Un- terweiſung wohl angefangen gemittelt und geendet wird. Wie nun ein jeder die Wahl/ ſeinem Belieben/ Vermoͤgen oder Condition nach/ nimmet/ bey wel- cher Art er den groͤſſen Nutzen/ Luſt oder Ruhm/ oder alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne Zweiffel auch dieſelbige Art/ in der Pferd-Zucht/ den andern vorziehen/ und nach derſelbigen am meiſten trachten/ ſo er 1. entweder am liebſten gebrauchet/ 2. am beſten erkennet/ 3. am beſten und meiſten zu uͤben Gelegenheit/ Mittel und Wiſſenſchafft hat/ 4. am leichteſten bekommet/ und am ehiſten und beſten wie- der anbringen kan. 5. Welche ſich mit ſeiner Condi- tion oder Profeſſion am nechſten vergleichen und an- ſtaͤndig ſeyn. Es kan aber ein Pferd/ in aller dieſer dreyen Staͤn- den Gebrauch wol auff ein und andere Weiſe ge- ſchickt und beruͤhmet/ aber darumb zu der generation deſto unbeqvemer und ungewiſſer ſeyn/ wiewol ſich daſſelbe mehr bey den Studten/ als Hengſten erzeiget: Dahero in der Erwehlung eine ſonderliche Vorſich- tigkeit zu gebrauchen nicht unnoͤthig iſt. Und ob es ſich gleich auch im Gegentheil begeben kan/ daß ein Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der Stuͤdterey tauglicher ſeyn kan/ welches abermahls den Studten mehr als den Hengſten gemein iſt; Da- hero es bey denſelben in dieſem Fall weniger Gefahr hat: So iſt doch ein ſolcher Hengſt ohne groſſes Bedencken in keine Stuͤdterey zu nehmen: Weil die vornehmſten Eigenſchafften/ eines tauglichen Be- ſchellers/ eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen ſeyn/ ſo ein Pferd/ in den dreyerley Haupt-Geſchaͤff- ten/ des Hoff- Kriegs- und Stadt-Lebens bezeigen ſolle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht mit allem ihrem Luſt und Ruhm daß ſie ſolche Pferde erziehen wil und ſolle/ ſo ſich in denſelben Handlungen ruͤhmlich erzeigen und gebrauchen laſſen ſollen. So man aber viel ehe und oͤffter ein ſolches Pferd antrifft/ welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben/ gute Dienſt leiſten kan/ als welches Eigenſchafften wuͤr- dig zu achten/ ſolches in eine Stuͤdterey zu gebrau- chen/ weil ſolche Eigenſchafften/ ſo in dem Hoff-Sol- daten- und Stadt-Leben fuͤrtrefflich gut erkennet/ doch nicht genung ſeyn/ das Lob eines Beſchellers zu erfuͤllen/ ſondern deren noch mehr und ſonderliche er- fordert werden. So hat man hauptſaͤchlich darin- nen auf zweyerley Haupt-Eigenſchafften zu ſehen. Hengſtes Eigenſchafften. 1. Des Hengſts Zuſtand und Natur/ welche leicht- lich von allerley innerlichen Zufaͤllen/ Schwachhei- ten/ Kranckheiten und Maͤngel/ (welche die genera- tion verhindern oder ungewiß machen koͤnnen) ein- genommen werden. Was den Hengſt untůchtig machet. Als alle Lungen/ Leber/ Nieren/ Zuſtaͤnd/ der Stein und noch andere Gebrechen/ ſo ohn gewiſſe Probe nicht zu erkennen/ auſſer aller anderer verborgener Maͤngel/ und ohne die euſſerliche abzunehmen ſeyn. 2. Die kuͤnſtliche Verbergung und Betrug/ wo- durch ſolche Fehler verdecket werden koͤnnen. 3. Alle heimliche Stuͤck/ wodurch den Pferden die Fruchtbarkeit mit Vorſatz benommen wird/ und nicht wenig Liebhaber/ offt umb viel Geld gebracht werden/ daß ſie lang vergeblich hoffen/ aber nichts er- warten koͤnnen. Art B 3

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/19>, abgerufen am 23.11.2024.