Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] die Zeit in acht zu nehmen/ und sonderlich der Ort/
denn auf den Schultern vor dem Gurt/ gehöret zur
ersten Art der Serrirung/ welche mit dem Sporn aus-
ser einer Extremität nicht zu wagen/ sondern mehr mit
den Bügeln/ mehr mit 1. als 2 Füssen/ zum Wenden
und Seiten treiben/ erheben/ alert machen. Allein
mit dem Wenden zu der andern Art der Serrirung
von starcker Würckung/ mit 1. und 2 Schenckeln zum
Wenden/ Traversiren/ lebhafft und auffmercksam zu
machen/ zum Erheben/ und vornen Auffgehen/ das
beste Mittel den vordern und hindern Theil zugleich
zu regieren/ und dabey fest zu sitzen/ mit Umbwendung
der Versen/ mit einer Spornata finta, und wenn sie
nicht fruchtet:

3. Mit Reichung einer Spornata mezza, und letz-
lich Spornata vera zu versuchen/ dann kräfftigere
Spornaten sind aus diesem Ort zu exeqviren unmüg-
lich/ weil die Schenckel keinen Schwang und Macht
haben/ auff obige Art die Pferde im Gehorsamb zu
erhalten/ zu avanziren und in guter Postur zu bestäti-
gen/ gebrauchet.

Fast auf solche Art/ wird ein Spornata mezza und
Spornata granda angebracht.

Die Spornata finta, welches etliche ein tempo di
gamba nennen.

Jm Schritt und Trab/ ist es eine vorthelhaffte
Hülffe/ dann allein insolchem Fall kan es ein tempo
digamba seyn: denn der Reuter wirfft zwar seine
Schenckel vorwerts/ er wartet aber nicht/ daß sich das
Pferd davon erhebet/ sondern fuhret solche a tempo
mit angehaltener Stärcke wieder zurück/ in ihr Or-
dinari-Ort oder weiter/ daß sich das Pferd einer Spor-
nata besorget/ die er aber ohne Noth nicht exequiren
solle. Ein Pferd zu uniren/ auf den Paffegio zusetzen/
die Groppe zu accommodiren/ und zur lebhafften A-
ction zu bringen/ vornen leicht und frey zu machen/ die
Groppa hernach zu rucken/ der Leib soll dabey etwas
zurückgeführet/ und das Pferd etwas unterhalten/
denn wieder gerad geführet werden/ die Schenckel
muß man wieder also vor sich schiessen/ und die Faüst
stät halten. Jndem er aber die Schenckel mit Kräff-
ten zurück führet/ muß er die Fast in einem tempo
nachlassen/ und auff Verweigern eine rechte Spornata
exeqviren.

Jn Corveten/ Galloppo und andern elevirten A-
rien/ wird diese Spornata finta gantz in contrario zu ei-
ner Hülffe/ in welcher das Pferd in allen Cadenzen
von den Schenckeln a tempo begleitet/ und mit seiner
Aria gehen müssen/ 2. wider des Pferds Bewegung
für eine grosse Straffe also gebrauchet/ wann es un-
gehorsamb ist.

Hier bewegt der Reuter die Schenckel wider die
Aria des Pferds/ also daß des Reuters und des
Pferds Bewegungen gegen einander treffen/ denn
wann das Pferd vornen aufgehet/ so läst der Reuter
seine Schenckel nicht zurück fallen/ sondern behält sol-
che vorwerts/ und wenn sie vornen wieder abgehen/ so
führet der Reuter die Schenckel mit solcher Stärcke
zurück/ als wolte er eine Spornata exequiren/ wenn sie
nun wol gebrauchet/ ist einer der grösten Vorthel/
welcher viel Straffen ersparet/ und viel Nutzen schaf-
fen kan. Sie wird auch nach des Pferds Erfodern
[Spaltenumbruch] also gebrauchet. 1. Kräfftig/ wann sie mit starcken
Bewegungen und offt wiederholet werden/ wann sie
verdoppelt/ und bald etliche auff einander gegeben
werden. 2. Gelind/ mit weniger Bewegung und
selten/ wann sie einfach gegeben werden.

Eben dieser Gebrauch soll in eben dieser Ordnung
und Verstand/ auch bey aller andern Art der Spor-
naten in acht genommen und also practiciret werden.
Es sind nicht wenig gute Reuter zu finden/ welche ih-
re Wissenschafft in der That besser und lieber bezei-
gen können und erweisen wollen/ als sie davon discur-
riren solten/ welches an ihm selbst nützlicher/ als wann
sie besser davon reden/ als reiten können/ weil man
aber auch nicht jederzeit in der Action oder zu Pferd
seyn kan/ sondern sich auch nach der Gesellschafft Be-
lieben in andern Ergötzlichkeiten accommodiren muß
oder solle: So stehet es nicht übel/ wenn der Dis-
curs mit der Action einstimmet/ welcher bey etlichen
zwar aus Mangel der Wolredenheit/ sonderlich aus
Unwissenheit der rechten Reuter-Sprach/ bey den
meisten aber daher ermangelt/ daß ihre Sinnen in
keiner Theoria geübet/ also alle Bezeigungen/ nicht zu
beschreiben oder verständlich zu erleutern wissen/ daß
man ihre Meinung genug einnehmen und verstehen
könnte/ dadurch er bey vielen in Verdacht der gäntzli-
chen Unwissenheit gerathen möchte. Wird dem-
nach der rechte Discurs und zwar in der rechten Reu-
tersprach bey dieser Ubung eben so nöthig und wohl-
ständig/ als bey dem Weydwerck ihre gewisse Sprü-
che oder Termini zu behalten seyn.

Ein sehr nöthiges Stück ist auch/ (damit der Dis-
curs nicht von vergeblicher Materi und blossem Ge-
schwätz scheine/) daß in demselben die rechte Gründe
des Theoretischen Jnhalts begriffen seyn/ darinnen
umb ein jedes Vornehmen/ auch was man unterlas-
set oder meidet/ eine gewisse Raison zu geben/ und bey-
derley Erfolg unfehlbahr vorzusagen wisse/ aus wel-
chem solche Ursachen des Thuns und Lassens/ aus dem
Gebrauch der natürlichen Vernunfft/ auch vor/ viel-
mehr aber/ in und nach der Erfahrung leichtlich er-
scheine/ denn allein in diesem Hauptstück stecket die
Erwehlung des guten/ und Verwerffung des bösen/
aus welchem so dann kein oder wenig böser Ausgang
zu besorgen oder zu vermuthen stehet.

Die regulirte Zäumung/ welche der Kern und fast
das vornehmste Hauptstück nechst der Theoria/ wie-
wol auch die Zäumung selbst ein grosser Theil der
rechten Theoria, in der gantzen Reit-Kunst ist/ ohne
welche alles Reiten wol ein vergeblicher/ ja gar ge-
fährliche und schädliche Arbeit zu nennen. Dieweil
ausser derselben rechten Ordnung/ Zweck und Voll-
kommenheit kein Pferd wol abgericht gerühmt/ noch
ein abgerichtetes in seiner Wissenschafft beständig er-
halten werden kan/ daß sie nicht über das Ziel schrei-
teu und die Aria verfälschen solten/ deren rechte Prob
ein dreyfacher Seiden-Faden bezeugen kan/ welcher/
an statt der Stangen Zügel gebrauchet/ ein jedes
Pferd in seiner Schul zu üben/ genugsame Stärcke
haben soll.

Ob gleich zu Unterweisung und Ubung oder Ge-
brauch der Pferde fast einerley Wissenschafft und

Be-

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] die Zeit in acht zu nehmen/ und ſonderlich der Ort/
denn auf den Schultern vor dem Gurt/ gehoͤret zur
erſten Art der Serrirung/ welche mit dem Sporn auſ-
ſer einer Extremitaͤt nicht zu wagen/ ſondern mehr mit
den Buͤgeln/ mehr mit 1. als 2 Fuͤſſen/ zum Wenden
und Seiten treiben/ erheben/ alert machen. Allein
mit dem Wenden zu der andern Art der Serrirung
von ſtarcker Wuͤrckung/ mit 1. und 2 Schenckeln zum
Wenden/ Traverſiren/ lebhafft und auffmerckſam zu
machen/ zum Erheben/ und vornen Auffgehen/ das
beſte Mittel den vordern und hindern Theil zugleich
zu regieren/ und dabey feſt zu ſitzen/ mit Umbwendung
der Verſen/ mit einer Spornata finta, und wenn ſie
nicht fruchtet:

3. Mit Reichung einer Spornata mezza, und letz-
lich Spornata vera zu verſuchen/ dann kraͤfftigere
Spornaten ſind aus dieſem Ort zu exeqvirẽ unmuͤg-
lich/ weil die Schenckel keinen Schwang uñ Macht
haben/ auff obige Art die Pferde im Gehorſamb zu
erhalten/ zu avanziren und in guter Poſtur zu beſtaͤti-
gen/ gebrauchet.

Faſt auf ſolche Art/ wird ein Spornata mezza und
Spornata granda angebracht.

Die Spornata finta, welches etliche ein tempo di
gamba nennen.

Jm Schritt und Trab/ iſt es eine vorthelhaffte
Huͤlffe/ dann allein inſolchem Fall kan es ein tempo
digamba ſeyn: denn der Reuter wirfft zwar ſeine
Schenckel vorwerts/ er wartet aber nicht/ daß ſich das
Pferd davon erhebet/ ſondern fuhret ſolche à tempo
mit angehaltener Staͤrcke wieder zuruͤck/ in ihr Or-
dinari-Ort oder weiter/ daß ſich das Pfeꝛd einer Spor-
nata beſorget/ die er aber ohne Noth nicht exequiren
ſolle. Ein Pferd zu uniren/ auf den Paffegio zuſetzen/
die Groppe zu accommodiren/ und zur lebhafften A-
ction zu bringen/ vornen leicht und frey zu machen/ die
Groppa hernach zu rucken/ der Leib ſoll dabey etwas
zuruͤckgefuͤhret/ und das Pferd etwas unterhalten/
denn wieder gerad gefuͤhret werden/ die Schenckel
muß man wieder alſo vor ſich ſchieſſen/ und die Fauͤſt
ſtaͤt halten. Jndem er aber die Schenckel mit Kraͤff-
ten zuruͤck fuͤhret/ muß er die Faſt in einem tempo
nachlaſſen/ und auff Verweigern eine rechte Spornata
exeqviren.

Jn Corveten/ Galloppo und andern elevirten A-
rien/ wird dieſe Spornata finta gantz in contrario zu ei-
ner Huͤlffe/ in welcher das Pferd in allen Cadenzen
von den Schenckeln à tempo begleitet/ und mit ſeiner
Aria gehen muͤſſen/ 2. wider des Pferds Bewegung
fuͤr eine groſſe Straffe alſo gebrauchet/ wann es un-
gehorſamb iſt.

Hier bewegt der Reuter die Schenckel wider die
Aria des Pferds/ alſo daß des Reuters und des
Pferds Bewegungen gegen einander treffen/ denn
wann das Pferd vornen aufgehet/ ſo laͤſt der Reuter
ſeine Schenckel nicht zuruͤck fallen/ ſondern behaͤlt ſol-
che vorwerts/ und wenn ſie vornen wieder abgehen/ ſo
fuͤhret der Reuter die Schenckel mit ſolcher Staͤrcke
zuruͤck/ als wolte er eine Spornata exequiren/ wenn ſie
nun wol gebrauchet/ iſt einer der groͤſten Vorthel/
welcher viel Straffen erſparet/ und viel Nutzen ſchaf-
fen kan. Sie wird auch nach des Pferds Erfodern
[Spaltenumbruch] alſo gebrauchet. 1. Kraͤfftig/ wann ſie mit ſtarcken
Bewegungen und offt wiederholet werden/ wann ſie
verdoppelt/ und bald etliche auff einander gegeben
werden. 2. Gelind/ mit weniger Bewegung und
ſelten/ wann ſie einfach gegeben werden.

Eben dieſer Gebrauch ſoll in eben dieſer Ordnung
und Verſtand/ auch bey aller andern Art der Spor-
naten in acht genommen und alſo practiciret werden.
Es ſind nicht wenig gute Reuter zu finden/ welche ih-
re Wiſſenſchafft in der That beſſer und lieber bezei-
gen koͤnnen und erweiſen wollen/ als ſie davon discur-
riren ſolten/ welches an ihm ſelbſt nuͤtzlicher/ als wann
ſie beſſer davon reden/ als reiten koͤnnen/ weil man
aber auch nicht jederzeit in der Action oder zu Pferd
ſeyn kan/ ſondern ſich auch nach der Geſellſchafft Be-
lieben in andeꝛn Ergoͤtzlichkeiten accommodiren muß
oder ſolle: So ſtehet es nicht uͤbel/ wenn der Dis-
curs mit der Action einſtimmet/ welcher bey etlichen
zwar aus Mangel der Wolredenheit/ ſonderlich aus
Unwiſſenheit der rechten Reuter-Sprach/ bey den
meiſten aber daher ermangelt/ daß ihre Sinnen in
keiner Theoria geuͤbet/ alſo alle Bezeigungen/ nicht zu
beſchreiben oder verſtaͤndlich zu erleutern wiſſen/ daß
man ihre Meinung genug einnehmen und verſtehen
koͤnnte/ dadurch er bey vielen in Verdacht der gaͤntzli-
chen Unwiſſenheit gerathen moͤchte. Wird dem-
nach der rechte Diſcurs und zwar in der rechten Reu-
terſprach bey dieſer Ubung eben ſo noͤthig und wohl-
ſtaͤndig/ als bey dem Weydwerck ihre gewiſſe Spruͤ-
che oder Termini zu behalten ſeyn.

Ein ſehr noͤthiges Stuͤck iſt auch/ (damit der Dis-
curs nicht von vergeblicher Materi und bloſſem Ge-
ſchwaͤtz ſcheine/) daß in demſelben die rechte Gruͤnde
des Theoretiſchen Jnhalts begriffen ſeyn/ darinnen
umb ein jedes Vornehmen/ auch was man unterlaſ-
ſet oder meidet/ eine gewiſſe Raiſon zu geben/ und bey-
derley Erfolg unfehlbahr vorzuſagen wiſſe/ aus wel-
chem ſolche Urſachen des Thuns und Laſſens/ aus dem
Gebrauch der natuͤrlichen Vernunfft/ auch vor/ viel-
mehr aber/ in und nach der Erfahrung leichtlich er-
ſcheine/ denn allein in dieſem Hauptſtuͤck ſtecket die
Erwehlung des guten/ und Verwerffung des boͤſen/
aus welchem ſo dann kein oder wenig boͤſer Ausgang
zu beſorgen oder zu vermuthen ſtehet.

Die regulirte Zaͤumung/ welche der Kern und faſt
das vornehmſte Hauptſtuͤck nechſt der Theoria/ wie-
wol auch die Zaͤumung ſelbſt ein groſſer Theil der
rechten Theoria, in der gantzen Reit-Kunſt iſt/ ohne
welche alles Reiten wol ein vergeblicher/ ja gar ge-
faͤhrliche und ſchaͤdliche Arbeit zu nennen. Dieweil
auſſer derſelben rechten Ordnung/ Zweck und Voll-
kommenheit kein Pferd wol abgericht geruͤhmt/ noch
ein abgerichtetes in ſeiner Wiſſenſchafft beſtaͤndig er-
halten werden kan/ daß ſie nicht uͤber das Ziel ſchrei-
teu und die Aria verfaͤlſchen ſolten/ deren rechte Prob
ein dreyfacher Seiden-Faden bezeugen kan/ welcher/
an ſtatt der Stangen Zuͤgel gebrauchet/ ein jedes
Pferd in ſeiner Schul zu uͤben/ genugſame Staͤrcke
haben ſoll.

Ob gleich zu Unterweiſung und Ubung oder Ge-
brauch der Pferde faſt einerley Wiſſenſchafft und

Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0198" n="186"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neuer vollkommener</hi></fw><lb/><cb/>
die Zeit in acht zu nehmen/ und &#x017F;onderlich der Ort/<lb/>
denn auf den Schultern vor dem Gurt/ geho&#x0364;ret zur<lb/>
er&#x017F;ten Art der <hi rendition="#aq">Serrir</hi>ung/ welche mit dem Sporn au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er einer <hi rendition="#aq">Extremit</hi>a&#x0364;t nicht zu wagen/ &#x017F;ondern mehr mit<lb/>
den Bu&#x0364;geln/ mehr mit 1. als 2 Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ zum Wenden<lb/>
und Seiten treiben/ erheben/ alert machen. Allein<lb/>
mit dem Wenden zu der andern Art der <hi rendition="#aq">Serrir</hi>ung<lb/>
von &#x017F;tarcker Wu&#x0364;rckung/ mit 1. und 2 Schenckeln zum<lb/>
Wenden/ <hi rendition="#aq">Traver&#x017F;ir</hi>en/ lebhafft und auffmerck&#x017F;am zu<lb/>
machen/ zum Erheben/ und vornen Auffgehen/ das<lb/>
be&#x017F;te Mittel den vordern und hindern Theil zugleich<lb/>
zu regieren/ und dabey fe&#x017F;t zu &#x017F;itzen/ mit Umbwendung<lb/>
der Ver&#x017F;en/ mit einer <hi rendition="#aq">Spornata finta,</hi> und wenn &#x017F;ie<lb/>
nicht fruchtet:</p><lb/>
                <p>3. Mit Reichung einer <hi rendition="#aq">Spornata mezza,</hi> und letz-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">Spornata vera</hi> zu ver&#x017F;uchen/ dann kra&#x0364;fftigere<lb/>
Spornaten &#x017F;ind aus die&#x017F;em Ort zu exeqvir&#x1EBD; unmu&#x0364;g-<lb/>
lich/ weil die Schenckel keinen Schwang uñ Macht<lb/>
haben/ auff obige Art die Pferde im Gehor&#x017F;amb zu<lb/>
erhalten/ zu avanziren und in guter Po&#x017F;tur zu be&#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
gen/ gebrauchet.</p><lb/>
                <p>Fa&#x017F;t auf &#x017F;olche Art/ wird ein <hi rendition="#aq">Spornata mezza</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Spornata granda</hi> angebracht.</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#aq">Spornata finta,</hi> welches etliche ein <hi rendition="#aq">tempo di<lb/>
gamba</hi> nennen.</p><lb/>
                <p>Jm Schritt und Trab/ i&#x017F;t es eine vorthelhaffte<lb/>
Hu&#x0364;lffe/ dann allein in&#x017F;olchem Fall kan es ein <hi rendition="#aq">tempo<lb/>
digamba</hi> &#x017F;eyn: denn der Reuter wirfft zwar &#x017F;eine<lb/>
Schenckel vorwerts/ er wartet aber nicht/ daß &#x017F;ich das<lb/>
Pferd davon erhebet/ &#x017F;ondern fuhret &#x017F;olche <hi rendition="#aq">à tempo</hi><lb/>
mit angehaltener Sta&#x0364;rcke wieder zuru&#x0364;ck/ in ihr Or-<lb/>
dinari-Ort oder weiter/ daß &#x017F;ich das Pfe&#xA75B;d einer <hi rendition="#aq">Spor-<lb/>
nata</hi> be&#x017F;orget/ die er aber ohne Noth nicht <hi rendition="#aq">exequir</hi>en<lb/>
&#x017F;olle. Ein Pferd zu <hi rendition="#aq">unir</hi>en/ auf den <hi rendition="#aq">Paffegio</hi> zu&#x017F;etzen/<lb/>
die <hi rendition="#aq">Groppe</hi> zu <hi rendition="#aq">accommodir</hi>en/ und zur lebhafften <hi rendition="#aq">A-<lb/>
ctio</hi>n zu bringen/ vornen leicht und frey zu machen/ die<lb/><hi rendition="#aq">Groppa</hi> hernach zu rucken/ der Leib &#x017F;oll dabey etwas<lb/>
zuru&#x0364;ckgefu&#x0364;hret/ und das Pferd etwas unterhalten/<lb/>
denn wieder gerad gefu&#x0364;hret werden/ die Schenckel<lb/>
muß man wieder al&#x017F;o vor &#x017F;ich &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ und die Fau&#x0364;&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t halten. Jndem er aber die Schenckel mit Kra&#x0364;ff-<lb/>
ten zuru&#x0364;ck fu&#x0364;hret/ muß er die Fa&#x017F;t in einem <hi rendition="#aq">tempo</hi><lb/>
nachla&#x017F;&#x017F;en/ und auff Verweigern eine rechte <hi rendition="#aq">Spornata<lb/>
exeqvir</hi>en.</p><lb/>
                <p>Jn <hi rendition="#aq">Corvet</hi>en/ <hi rendition="#aq">Galloppo</hi> und andern <hi rendition="#aq">elevirten A-<lb/>
ri</hi>en/ wird die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Spornata finta</hi> gantz in <hi rendition="#aq">contrario</hi> zu ei-<lb/>
ner Hu&#x0364;lffe/ in welcher das Pferd in allen <hi rendition="#aq">Cadenz</hi>en<lb/>
von den Schenckeln <hi rendition="#aq">à tempo</hi> begleitet/ und mit &#x017F;einer<lb/>
Aria gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ 2. wider des Pferds Bewegung<lb/>
fu&#x0364;r eine gro&#x017F;&#x017F;e Straffe al&#x017F;o gebrauchet/ wann es un-<lb/>
gehor&#x017F;amb i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Hier bewegt der Reuter die Schenckel wider die<lb/>
Aria des Pferds/ al&#x017F;o daß des Reuters und des<lb/>
Pferds Bewegungen gegen einander treffen/ denn<lb/>
wann das Pferd vornen aufgehet/ &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;t der Reuter<lb/>
&#x017F;eine Schenckel nicht zuru&#x0364;ck fallen/ &#x017F;ondern beha&#x0364;lt &#x017F;ol-<lb/>
che vorwerts/ und wenn &#x017F;ie vornen wieder abgehen/ &#x017F;o<lb/>
fu&#x0364;hret der Reuter die Schenckel mit &#x017F;olcher Sta&#x0364;rcke<lb/>
zuru&#x0364;ck/ als wolte er eine <hi rendition="#aq">Spornata exequir</hi>en/ wenn &#x017F;ie<lb/>
nun wol gebrauchet/ i&#x017F;t einer der gro&#x0364;&#x017F;ten Vorthel/<lb/>
welcher viel Straffen er&#x017F;paret/ und viel Nutzen &#x017F;chaf-<lb/>
fen kan. Sie wird auch nach des Pferds Erfodern<lb/><cb/>
al&#x017F;o gebrauchet. 1. Kra&#x0364;fftig/ wann &#x017F;ie mit &#x017F;tarcken<lb/>
Bewegungen und offt wiederholet werden/ wann &#x017F;ie<lb/>
verdoppelt/ und bald etliche auff einander gegeben<lb/>
werden. 2. Gelind/ mit weniger Bewegung und<lb/>
&#x017F;elten/ wann &#x017F;ie einfach gegeben werden.</p><lb/>
                <p>Eben die&#x017F;er Gebrauch &#x017F;oll in eben die&#x017F;er Ordnung<lb/>
und Ver&#x017F;tand/ auch bey aller andern Art der Spor-<lb/>
naten in acht genommen und al&#x017F;o practiciret werden.<lb/>
Es &#x017F;ind nicht wenig gute Reuter zu finden/ welche ih-<lb/>
re Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft in der That be&#x017F;&#x017F;er und lieber bezei-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen und erwei&#x017F;en wollen/ als &#x017F;ie davon <hi rendition="#aq">discur-<lb/>
rir</hi>en &#x017F;olten/ welches an ihm &#x017F;elb&#x017F;t nu&#x0364;tzlicher/ als wann<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er davon reden/ als reiten ko&#x0364;nnen/ weil man<lb/>
aber auch nicht jederzeit in der Action oder zu Pferd<lb/>
&#x017F;eyn kan/ &#x017F;ondern &#x017F;ich auch nach der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft Be-<lb/>
lieben in ande&#xA75B;n Ergo&#x0364;tzlichkeiten <hi rendition="#aq">accommodir</hi>en muß<lb/>
oder &#x017F;olle: So &#x017F;tehet es nicht u&#x0364;bel/ wenn der <hi rendition="#aq">Dis-<lb/>
curs</hi> mit der <hi rendition="#aq">Actio</hi>n ein&#x017F;timmet/ welcher bey etlichen<lb/>
zwar aus Mangel der Wolredenheit/ &#x017F;onderlich aus<lb/>
Unwi&#x017F;&#x017F;enheit der rechten Reuter-Sprach/ bey den<lb/>
mei&#x017F;ten aber daher ermangelt/ daß ihre Sinnen in<lb/>
keiner <hi rendition="#aq">Theoria</hi> geu&#x0364;bet/ al&#x017F;o alle Bezeigungen/ nicht zu<lb/>
be&#x017F;chreiben oder ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich zu erleutern wi&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
man ihre Meinung genug einnehmen und ver&#x017F;tehen<lb/>
ko&#x0364;nnte/ dadurch er bey vielen in Verdacht der ga&#x0364;ntzli-<lb/>
chen Unwi&#x017F;&#x017F;enheit gerathen mo&#x0364;chte. Wird dem-<lb/>
nach der rechte <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> und zwar in der rechten Reu-<lb/>
ter&#x017F;prach bey die&#x017F;er Ubung eben &#x017F;o no&#x0364;thig und wohl-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig/ als bey dem Weydwerck ihre gewi&#x017F;&#x017F;e Spru&#x0364;-<lb/>
che oder <hi rendition="#aq">Termini</hi> zu behalten &#x017F;eyn.</p><lb/>
                <p>Ein &#x017F;ehr no&#x0364;thiges Stu&#x0364;ck i&#x017F;t auch/ (damit der <hi rendition="#aq">Dis-<lb/>
curs</hi> nicht von vergeblicher Materi und blo&#x017F;&#x017F;em Ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;tz &#x017F;cheine/) daß in dem&#x017F;elben die rechte Gru&#x0364;nde<lb/>
des Theoreti&#x017F;chen Jnhalts begriffen &#x017F;eyn/ darinnen<lb/>
umb ein jedes Vornehmen/ auch was man unterla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et oder meidet/ eine gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;o</hi>n zu geben/ und bey-<lb/>
derley Erfolg unfehlbahr vorzu&#x017F;agen wi&#x017F;&#x017F;e/ aus wel-<lb/>
chem &#x017F;olche Ur&#x017F;achen des Thuns und La&#x017F;&#x017F;ens/ aus dem<lb/>
Gebrauch der natu&#x0364;rlichen Vernunfft/ auch vor/ viel-<lb/>
mehr aber/ in und nach der Erfahrung leichtlich er-<lb/>
&#x017F;cheine/ denn allein in die&#x017F;em Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck &#x017F;tecket die<lb/>
Erwehlung des guten/ und Verwerffung des bo&#x0364;&#x017F;en/<lb/>
aus welchem &#x017F;o dann kein oder wenig bo&#x0364;&#x017F;er Ausgang<lb/>
zu be&#x017F;orgen oder zu vermuthen &#x017F;tehet.</p><lb/>
                <p>Die regulirte Za&#x0364;umung/ welche der Kern und fa&#x017F;t<lb/>
das vornehm&#x017F;te Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck nech&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Theoria/</hi> wie-<lb/>
wol auch die Za&#x0364;umung &#x017F;elb&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Theil der<lb/>
rechten <hi rendition="#aq">Theoria,</hi> in der gantzen Reit-Kun&#x017F;t i&#x017F;t/ ohne<lb/>
welche alles Reiten wol ein vergeblicher/ ja gar ge-<lb/>
fa&#x0364;hrliche und &#x017F;cha&#x0364;dliche Arbeit zu nennen. Dieweil<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er der&#x017F;elben rechten Ordnung/ Zweck und Voll-<lb/>
kommenheit kein Pferd wol abgericht geru&#x0364;hmt/ noch<lb/>
ein abgerichtetes in &#x017F;einer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft be&#x017F;ta&#x0364;ndig er-<lb/>
halten werden kan/ daß &#x017F;ie nicht u&#x0364;ber das Ziel &#x017F;chrei-<lb/>
teu und die Aria verfa&#x0364;l&#x017F;chen &#x017F;olten/ deren rechte Prob<lb/>
ein dreyfacher Seiden-Faden bezeugen kan/ welcher/<lb/>
an &#x017F;tatt der Stangen Zu&#x0364;gel gebrauchet/ ein jedes<lb/>
Pferd in &#x017F;einer Schul zu u&#x0364;ben/ genug&#x017F;ame Sta&#x0364;rcke<lb/>
haben &#x017F;oll.</p><lb/>
                <p>Ob gleich zu Unterwei&#x017F;ung und Ubung oder Ge-<lb/>
brauch der Pferde fa&#x017F;t einerley Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0198] Neuer vollkommener die Zeit in acht zu nehmen/ und ſonderlich der Ort/ denn auf den Schultern vor dem Gurt/ gehoͤret zur erſten Art der Serrirung/ welche mit dem Sporn auſ- ſer einer Extremitaͤt nicht zu wagen/ ſondern mehr mit den Buͤgeln/ mehr mit 1. als 2 Fuͤſſen/ zum Wenden und Seiten treiben/ erheben/ alert machen. Allein mit dem Wenden zu der andern Art der Serrirung von ſtarcker Wuͤrckung/ mit 1. und 2 Schenckeln zum Wenden/ Traverſiren/ lebhafft und auffmerckſam zu machen/ zum Erheben/ und vornen Auffgehen/ das beſte Mittel den vordern und hindern Theil zugleich zu regieren/ und dabey feſt zu ſitzen/ mit Umbwendung der Verſen/ mit einer Spornata finta, und wenn ſie nicht fruchtet: 3. Mit Reichung einer Spornata mezza, und letz- lich Spornata vera zu verſuchen/ dann kraͤfftigere Spornaten ſind aus dieſem Ort zu exeqvirẽ unmuͤg- lich/ weil die Schenckel keinen Schwang uñ Macht haben/ auff obige Art die Pferde im Gehorſamb zu erhalten/ zu avanziren und in guter Poſtur zu beſtaͤti- gen/ gebrauchet. Faſt auf ſolche Art/ wird ein Spornata mezza und Spornata granda angebracht. Die Spornata finta, welches etliche ein tempo di gamba nennen. Jm Schritt und Trab/ iſt es eine vorthelhaffte Huͤlffe/ dann allein inſolchem Fall kan es ein tempo digamba ſeyn: denn der Reuter wirfft zwar ſeine Schenckel vorwerts/ er wartet aber nicht/ daß ſich das Pferd davon erhebet/ ſondern fuhret ſolche à tempo mit angehaltener Staͤrcke wieder zuruͤck/ in ihr Or- dinari-Ort oder weiter/ daß ſich das Pfeꝛd einer Spor- nata beſorget/ die er aber ohne Noth nicht exequiren ſolle. Ein Pferd zu uniren/ auf den Paffegio zuſetzen/ die Groppe zu accommodiren/ und zur lebhafften A- ction zu bringen/ vornen leicht und frey zu machen/ die Groppa hernach zu rucken/ der Leib ſoll dabey etwas zuruͤckgefuͤhret/ und das Pferd etwas unterhalten/ denn wieder gerad gefuͤhret werden/ die Schenckel muß man wieder alſo vor ſich ſchieſſen/ und die Fauͤſt ſtaͤt halten. Jndem er aber die Schenckel mit Kraͤff- ten zuruͤck fuͤhret/ muß er die Faſt in einem tempo nachlaſſen/ und auff Verweigern eine rechte Spornata exeqviren. Jn Corveten/ Galloppo und andern elevirten A- rien/ wird dieſe Spornata finta gantz in contrario zu ei- ner Huͤlffe/ in welcher das Pferd in allen Cadenzen von den Schenckeln à tempo begleitet/ und mit ſeiner Aria gehen muͤſſen/ 2. wider des Pferds Bewegung fuͤr eine groſſe Straffe alſo gebrauchet/ wann es un- gehorſamb iſt. Hier bewegt der Reuter die Schenckel wider die Aria des Pferds/ alſo daß des Reuters und des Pferds Bewegungen gegen einander treffen/ denn wann das Pferd vornen aufgehet/ ſo laͤſt der Reuter ſeine Schenckel nicht zuruͤck fallen/ ſondern behaͤlt ſol- che vorwerts/ und wenn ſie vornen wieder abgehen/ ſo fuͤhret der Reuter die Schenckel mit ſolcher Staͤrcke zuruͤck/ als wolte er eine Spornata exequiren/ wenn ſie nun wol gebrauchet/ iſt einer der groͤſten Vorthel/ welcher viel Straffen erſparet/ und viel Nutzen ſchaf- fen kan. Sie wird auch nach des Pferds Erfodern alſo gebrauchet. 1. Kraͤfftig/ wann ſie mit ſtarcken Bewegungen und offt wiederholet werden/ wann ſie verdoppelt/ und bald etliche auff einander gegeben werden. 2. Gelind/ mit weniger Bewegung und ſelten/ wann ſie einfach gegeben werden. Eben dieſer Gebrauch ſoll in eben dieſer Ordnung und Verſtand/ auch bey aller andern Art der Spor- naten in acht genommen und alſo practiciret werden. Es ſind nicht wenig gute Reuter zu finden/ welche ih- re Wiſſenſchafft in der That beſſer und lieber bezei- gen koͤnnen und erweiſen wollen/ als ſie davon discur- riren ſolten/ welches an ihm ſelbſt nuͤtzlicher/ als wann ſie beſſer davon reden/ als reiten koͤnnen/ weil man aber auch nicht jederzeit in der Action oder zu Pferd ſeyn kan/ ſondern ſich auch nach der Geſellſchafft Be- lieben in andeꝛn Ergoͤtzlichkeiten accommodiren muß oder ſolle: So ſtehet es nicht uͤbel/ wenn der Dis- curs mit der Action einſtimmet/ welcher bey etlichen zwar aus Mangel der Wolredenheit/ ſonderlich aus Unwiſſenheit der rechten Reuter-Sprach/ bey den meiſten aber daher ermangelt/ daß ihre Sinnen in keiner Theoria geuͤbet/ alſo alle Bezeigungen/ nicht zu beſchreiben oder verſtaͤndlich zu erleutern wiſſen/ daß man ihre Meinung genug einnehmen und verſtehen koͤnnte/ dadurch er bey vielen in Verdacht der gaͤntzli- chen Unwiſſenheit gerathen moͤchte. Wird dem- nach der rechte Diſcurs und zwar in der rechten Reu- terſprach bey dieſer Ubung eben ſo noͤthig und wohl- ſtaͤndig/ als bey dem Weydwerck ihre gewiſſe Spruͤ- che oder Termini zu behalten ſeyn. Ein ſehr noͤthiges Stuͤck iſt auch/ (damit der Dis- curs nicht von vergeblicher Materi und bloſſem Ge- ſchwaͤtz ſcheine/) daß in demſelben die rechte Gruͤnde des Theoretiſchen Jnhalts begriffen ſeyn/ darinnen umb ein jedes Vornehmen/ auch was man unterlaſ- ſet oder meidet/ eine gewiſſe Raiſon zu geben/ und bey- derley Erfolg unfehlbahr vorzuſagen wiſſe/ aus wel- chem ſolche Urſachen des Thuns und Laſſens/ aus dem Gebrauch der natuͤrlichen Vernunfft/ auch vor/ viel- mehr aber/ in und nach der Erfahrung leichtlich er- ſcheine/ denn allein in dieſem Hauptſtuͤck ſtecket die Erwehlung des guten/ und Verwerffung des boͤſen/ aus welchem ſo dann kein oder wenig boͤſer Ausgang zu beſorgen oder zu vermuthen ſtehet. Die regulirte Zaͤumung/ welche der Kern und faſt das vornehmſte Hauptſtuͤck nechſt der Theoria/ wie- wol auch die Zaͤumung ſelbſt ein groſſer Theil der rechten Theoria, in der gantzen Reit-Kunſt iſt/ ohne welche alles Reiten wol ein vergeblicher/ ja gar ge- faͤhrliche und ſchaͤdliche Arbeit zu nennen. Dieweil auſſer derſelben rechten Ordnung/ Zweck und Voll- kommenheit kein Pferd wol abgericht geruͤhmt/ noch ein abgerichtetes in ſeiner Wiſſenſchafft beſtaͤndig er- halten werden kan/ daß ſie nicht uͤber das Ziel ſchrei- teu und die Aria verfaͤlſchen ſolten/ deren rechte Prob ein dreyfacher Seiden-Faden bezeugen kan/ welcher/ an ſtatt der Stangen Zuͤgel gebrauchet/ ein jedes Pferd in ſeiner Schul zu uͤben/ genugſame Staͤrcke haben ſoll. Ob gleich zu Unterweiſung und Ubung oder Ge- brauch der Pferde faſt einerley Wiſſenſchafft und Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/198
Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/198>, abgerufen am 21.11.2024.