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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] am hindern Ort der Stangen stehet/ die Breite von
der Regal-Lini an/ biß zu seinem hindern Ende/ seyn
vier Drittel/ von deß halben Zapffens Läng/ das ist/
halbe Läng und 1. Drittel: Auß diesem Absatz wird
die gute Gestalt/ oder Runde/ mit dem Circul gegen
dem Bögel abwerts gesuchet und zugezogen.

Das vierdte Fünfftel reichet von dem Absatz über
sich/ biß an das Kinhakens Ruhe.

Das Fünffte und letzte Fünfftel ist das wahre Aug
oder oberste Theil der obern Stangen.

Jnwendig rund/ oder vierkändtig/ wie man will
geöffnet/ mit Jnachtnehmung der rechten Maaß/
denn wo das Aug weit offen stehet/ und geschmeydi-
ger Zaum darein gegürtet wird/ kan sich die Stan-
gen wenden und desto ehe und mehr durchfallen: Jst
aber die Oeffnung zu eng/ so kan kein völliges Leder
dadurch kommen/ welches mehr als ein schwaches
die Stangen an sich und zurück halten kan.

Das vordere Eck der obern Stangen/ (welche
man auch das Aug heisset/ so weit es über das Mund-
stück hinauß gehet/ (soll 1. drittheil von deß halben
Zapffens Länge von der Regal-Lini abstehen/ welches
die Zurücksenckung/ davon vorgedacht ist; Und
wird mit dem Circul/ welcher mit dem einem Fuß
oder Ende/ auf dem obern Ort/ deß Mundstuck-
Zapffens stehet/ mit dem andern zurück und zugezo-
gen/ daß das hindere Eck gleich so weit von der Re-
gal-Lini zuruck stehet/ als der Zapffen lang ist.

Dann ziehet man auch eine gleiche Lini abwerts/
welche von demselben hindern niedern Eck in den Ab-
satz treffen muß.

Die Dicke oder Stärcke der obern Stangen ist an
keine gewisse Maaß gebunden/ es könte aber der 12.
Theil von der Länge deß Zapffens keine böse Propor-
tion
geben/ wann keine andere Ursachen vorhanden
solches zu ändern.

Das Bettene kan an der Regal-Lini abwerts
11/2. Fünfftel von der Unterstangen einnehmen/ wie-
wol daran/ so wenig/ als an der untern Breite gele-
gen ist/ als sie keine Würckung in sich haben/ sondern
allein den Wolstand erfordern.

Die Zwerg Stängel/ so man zwischen die Stan-
gen machet/ derselben zusammenfallen zuwehren/
seyn den Würckungen mehr hinderlich/ als nützlich.
Jst der owegen mit Außbiegung des Augs und vesten
Gürte deß Naaßriemens/ auch daß die Schleiffen/ so
die Stangen oben fasset/ gar kurtz sey/ am besten zu-
verwahren.

Wiewol etliche extraordinari-Fälle einige Ursach
geben könten/ diese regulirte Außtheilung der Stan-
gen in etwas zu überschreiten/ als wann 1. deß Pfer-
deß Maul so weit wäre/ daß der Mundstück-Zapffen/
wegen Grösse und Dicke deß Mundstücks/ verlängert/
oder wegen eines so gar engen Mauls und geschmei-
digen darzu dienenden Mundstücks/ verkürtzet wer-
den müste. Auch 2. wegen gleicher Ursach/ das Aug
höher oder 3. kürtzer gemachet werden solte: So wird
doch die Behaltung jederzeit sicherer/ als die Verlas-
sung seyn: Wiewol hierinnen keines Meinung ver-
worffen/ oder eingeschrencket wird.

[Spaltenumbruch]

Gesetzt aber auch/ daß solche Veränderung/ Ver-
mehrung oder Verminderung/ dem äusserlichen An-
sehen nach/ etwas weniges zu helffen scheinen möchte/
wird es doch in ander weg mehr schaden/ als in ei-
nem nutzen. Ja wann es gleich in einem würcklich
helffen solte/ werden doch die Unordnungen desto
mehr in andern und allerley Fällen darauß entstehen/
auch die scheinende Verbesserung keinen Bestand
haben/ an deren Stelle die zweyerley Abtheilungen
geordnet seyn/ deren eine der obern Stangen Höhe/
biß an die oberste Ecke/ die andere nur biß an deß
Kinhakens Ruh zulassen/ welche in ein- und an-
derm/ sonderlichem Fall/ eine genungsame Intention
geben können.

Dann welche sich an demselben nicht genügen las-
sen/ und die Außtheilung auf andere Art suchen/ wer-
den ihre Meinungen auß den fast unzehlichen Diffi-
cultäten/ endlich wol erkennen lernen/ ob sie dasselbe
gleich nicht gestehen mögen. Deren etliche wollen/
daß kein Aug höher als 31/4. Zoll/ also keines niedri-
ger/ als 21/2. Zoll seyu solle. Wie sich aber die Länge
der untern Stangen so dann mit dieser Maaß ver-
glichen/ an dieselbe verbinden lassen und darnach
würcken werde/ wird der Erfahrung heimgestellet.
Denn vor ist angezeiget/ daß die untere Stangen ein
mehrers/ als die obere importire, also gutes oder bö-
ses würcke/ wornach sich die obere zurichten hat.

Also ist auch ohne genungsame Raison/ daß eine
weite Blume mehr tragen/ und eine enge mehr ziehen
oder schieben solle/ deren Würckungen keine in den-
selben zusuchen viel weniger zu finden/ wann sie recht
verstanden werden.

Es müste denn von ungefehr also eintreffen/ wel-
ches zwar wol geschehen könte/ daß bey dieser Augen-
maaß/ einer und andern Unterstangen Länge damit
einstimmete/ weil der meiste Theil derselben zwischen
dieser Maaß fallen/ wo es aber an der rechten Gewiß-
heit ermangelt/ da ist sich ehe zehen mal Fehlens/ als
einmal Eintreffens zuvermuthen.

Daß aber die gleiche Proportion der untern und
obern Stangen durchauß nöhtig/ erscheinet ausser
allen andern Beweiß-Ursachen/ auß der gewissen
Erfahrungs-Prob/ daß alle Stangen/ welche oben
über die gehörige masse zu hoch seyn/ ehe und stärcker
außwendig durch die Kinketten an dem Kinwür-
cken/ als das Mundstück in dem Maul zu einiger
Würckung kommet. Weil dann dieselbe grössern
Gewalt leydet/ als ihr Vermögen ist/ muß sie noth-
wendig darüber zu schanden werden. Und wo das
Aug der obern Stangen kürtzer/ als es die rechte
Proportion der untern Stangen außweiset/ so wür-
cket das Mundstück ehe und mehr im Maul/ als die
Kinketten von aussen zu ihrer Mitwürckung kom-
men kan/ dadurch werden die Büler und Lefftzen all-
zuviel beschweret/ indem sich das Mundstück mit
vollem Gewicht auf dieselbe leget/ welches fast noch
schädlicher/ als das erste ist/ weil die Stangen da-
bey durchfallen/ und das Pferd auß der guten Ge-
stalt treiben/ darüber alles über Hauffen gehen muß/
weil der Beschwerden allzuviel zusammen lauffen.

Die vornehmste Haupt-Regel bey der Stangen
Würckung ist/ daß alle Gewalt/ so deß Pferdes Zau-

mung

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] am hindern Ort der Stangen ſtehet/ die Breite von
der Regal-Lini an/ biß zu ſeinem hindern Ende/ ſeyn
vier Drittel/ von deß halben Zapffens Laͤng/ das iſt/
halbe Laͤng und 1. Drittel: Auß dieſem Abſatz wird
die gute Geſtalt/ oder Runde/ mit dem Circul gegen
dem Boͤgel abwerts geſuchet und zugezogen.

Das vierdte Fuͤnfftel reichet von dem Abſatz uͤber
ſich/ biß an das Kinhakens Ruhe.

Das Fuͤnffte und letzte Fuͤnfftel iſt das wahre Aug
oder oberſte Theil der obern Stangen.

Jnwendig rund/ oder vierkaͤndtig/ wie man will
geoͤffnet/ mit Jnachtnehmung der rechten Maaß/
denn wo das Aug weit offen ſtehet/ und geſchmeydi-
ger Zaum darein geguͤrtet wird/ kan ſich die Stan-
gen wenden und deſto ehe und mehr durchfallen: Jſt
aber die Oeffnung zu eng/ ſo kan kein voͤlliges Leder
dadurch kommen/ welches mehr als ein ſchwaches
die Stangen an ſich und zuruͤck halten kan.

Das vordere Eck der obern Stangen/ (welche
man auch das Aug heiſſet/ ſo weit es uͤber das Mund-
ſtuͤck hinauß gehet/ (ſoll 1. drittheil von deß halben
Zapffens Laͤnge von der Regal-Lini abſtehen/ welches
die Zuruͤckſenckung/ davon vorgedacht iſt; Und
wird mit dem Circul/ welcher mit dem einem Fuß
oder Ende/ auf dem obern Ort/ deß Mundſtuck-
Zapffens ſtehet/ mit dem andern zuruͤck und zugezo-
gen/ daß das hindere Eck gleich ſo weit von der Re-
gal-Lini zuruck ſtehet/ als der Zapffen lang iſt.

Dann ziehet man auch eine gleiche Lini abwerts/
welche von demſelben hindern niedern Eck in den Ab-
ſatz treffen muß.

Die Dicke oder Staͤrcke der obern Stangen iſt an
keine gewiſſe Maaß gebunden/ es koͤnte aber der 12.
Theil von der Laͤnge deß Zapffens keine boͤſe Propor-
tion
geben/ wann keine andere Urſachen vorhanden
ſolches zu aͤndern.

Das Bettene kan an der Regal-Lini abwerts
1½. Fuͤnfftel von der Unterſtangen einnehmen/ wie-
wol daran/ ſo wenig/ als an der untern Breite gele-
gen iſt/ als ſie keine Wuͤrckung in ſich haben/ ſondern
allein den Wolſtand erfordern.

Die Zwerg Staͤngel/ ſo man zwiſchen die Stan-
gen machet/ derſelben zuſammenfallen zuwehren/
ſeyn den Wuͤrckungen mehr hinderlich/ als nuͤtzlich.
Jſt der owegen mit Außbiegung des Augs und veſten
Guͤrtē deß Naaßriemens/ auch daß die Schleiffen/ ſo
die Stangen oben faſſet/ gar kurtz ſey/ am beſten zu-
verwahren.

Wiewol etliche extraordinari-Faͤlle einige Urſach
geben koͤnten/ dieſe regulirte Außtheilung der Stan-
gen in etwas zu uͤberſchreiten/ als wann 1. deß Pfer-
deß Maul ſo weit waͤre/ daß der Mundſtuͤck-Zapffen/
wegen Groͤſſe uñ Dicke deß Mundſtuͤcks/ verlaͤngert/
oder wegen eines ſo gar engen Mauls und geſchmei-
digen darzu dienenden Mundſtuͤcks/ verkuͤrtzet wer-
den muͤſte. Auch 2. wegen gleicher Urſach/ das Aug
hoͤher oder 3. kuͤrtzer gemachet werden ſolte: So wird
doch die Behaltung jederzeit ſicherer/ als die Verlaſ-
ſung ſeyn: Wiewol hierinnen keines Meinung ver-
worffen/ oder eingeſchrencket wird.

[Spaltenumbruch]

Geſetzt aber auch/ daß ſolche Veraͤnderung/ Ver-
mehrung oder Verminderung/ dem aͤuſſerlichen An-
ſehen nach/ etwas weniges zu helffen ſcheinen moͤchte/
wird es doch in ander weg mehr ſchaden/ als in ei-
nem nutzen. Ja wann es gleich in einem wuͤrcklich
helffen ſolte/ werden doch die Unordnungen deſto
mehr in andern und allerley Faͤllen darauß entſtehen/
auch die ſcheinende Verbeſſerung keinen Beſtand
haben/ an deren Stelle die zweyerley Abtheilungen
geordnet ſeyn/ deren eine der obern Stangen Hoͤhe/
biß an die oberſte Ecke/ die andere nur biß an deß
Kinhakens Ruh zulaſſen/ welche in ein- und an-
derm/ ſonderlichem Fall/ eine genungſame Intention
geben koͤnnen.

Dann welche ſich an demſelben nicht genuͤgen laſ-
ſen/ und die Außtheilung auf andere Art ſuchen/ wer-
den ihre Meinungen auß den faſt unzehlichen Diffi-
cultaͤten/ endlich wol erkennen lernen/ ob ſie daſſelbe
gleich nicht geſtehen moͤgen. Deren etliche wollen/
daß kein Aug hoͤher als 3¼. Zoll/ alſo keines niedri-
ger/ als 2½. Zoll ſeyu ſolle. Wie ſich aber die Laͤnge
der untern Stangen ſo dann mit dieſer Maaß ver-
glichen/ an dieſelbe verbinden laſſen und darnach
wuͤrcken werde/ wird der Erfahrung heimgeſtellet.
Denn vor iſt angezeiget/ daß die untere Stangen ein
mehrers/ als die obere importire, alſo gutes oder boͤ-
ſes wuͤrcke/ wornach ſich die obere zurichten hat.

Alſo iſt auch ohne genungſame Raiſon/ daß eine
weite Blume mehr tragen/ und eine enge mehr ziehen
oder ſchieben ſolle/ deren Wuͤrckungen keine in den-
ſelben zuſuchen viel weniger zu finden/ wann ſie recht
verſtanden werden.

Es muͤſte denn von ungefehr alſo eintreffen/ wel-
ches zwar wol geſchehen koͤnte/ daß bey dieſer Augen-
maaß/ einer und andern Unterſtangen Laͤnge damit
einſtimmete/ weil der meiſte Theil derſelben zwiſchen
dieſer Maaß fallen/ wo es aber an der rechten Gewiß-
heit ermangelt/ da iſt ſich ehe zehen mal Fehlens/ als
einmal Eintreffens zuvermuthen.

Daß aber die gleiche Proportion der untern und
obern Stangen durchauß noͤhtig/ erſcheinet auſſer
allen andern Beweiß-Urſachen/ auß der gewiſſen
Erfahrungs-Prob/ daß alle Stangen/ welche oben
uͤber die gehoͤrige maſſe zu hoch ſeyn/ ehe und ſtaͤrcker
außwendig durch die Kinketten an dem Kinwuͤr-
cken/ als das Mundſtuͤck in dem Maul zu einiger
Wuͤrckung kommet. Weil dann dieſelbe groͤſſern
Gewalt leydet/ als ihr Vermoͤgen iſt/ muß ſie noth-
wendig daruͤber zu ſchanden werden. Und wo das
Aug der obern Stangen kuͤrtzer/ als es die rechte
Proportion der untern Stangen außweiſet/ ſo wuͤr-
cket das Mundſtuͤck ehe und mehr im Maul/ als die
Kinketten von auſſen zu ihrer Mitwuͤrckung kom-
men kan/ dadurch werden die Buͤler und Lefftzen all-
zuviel beſchweret/ indem ſich das Mundſtuͤck mit
vollem Gewicht auf dieſelbe leget/ welches faſt noch
ſchaͤdlicher/ als das erſte iſt/ weil die Stangen da-
bey durchfallen/ und das Pferd auß der guten Ge-
ſtalt treiben/ daruͤber alles uͤber Hauffen gehen muß/
weil der Beſchwerden allzuviel zuſammen lauffen.

Die vornehmſte Haupt-Regel bey der Stangen
Wuͤrckung iſt/ daß alle Gewalt/ ſo deß Pferdes Zau-

mung
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[234/0248] Neuer vollkommener am hindern Ort der Stangen ſtehet/ die Breite von der Regal-Lini an/ biß zu ſeinem hindern Ende/ ſeyn vier Drittel/ von deß halben Zapffens Laͤng/ das iſt/ halbe Laͤng und 1. Drittel: Auß dieſem Abſatz wird die gute Geſtalt/ oder Runde/ mit dem Circul gegen dem Boͤgel abwerts geſuchet und zugezogen. Das vierdte Fuͤnfftel reichet von dem Abſatz uͤber ſich/ biß an das Kinhakens Ruhe. Das Fuͤnffte und letzte Fuͤnfftel iſt das wahre Aug oder oberſte Theil der obern Stangen. Jnwendig rund/ oder vierkaͤndtig/ wie man will geoͤffnet/ mit Jnachtnehmung der rechten Maaß/ denn wo das Aug weit offen ſtehet/ und geſchmeydi- ger Zaum darein geguͤrtet wird/ kan ſich die Stan- gen wenden und deſto ehe und mehr durchfallen: Jſt aber die Oeffnung zu eng/ ſo kan kein voͤlliges Leder dadurch kommen/ welches mehr als ein ſchwaches die Stangen an ſich und zuruͤck halten kan. Das vordere Eck der obern Stangen/ (welche man auch das Aug heiſſet/ ſo weit es uͤber das Mund- ſtuͤck hinauß gehet/ (ſoll 1. drittheil von deß halben Zapffens Laͤnge von der Regal-Lini abſtehen/ welches die Zuruͤckſenckung/ davon vorgedacht iſt; Und wird mit dem Circul/ welcher mit dem einem Fuß oder Ende/ auf dem obern Ort/ deß Mundſtuck- Zapffens ſtehet/ mit dem andern zuruͤck und zugezo- gen/ daß das hindere Eck gleich ſo weit von der Re- gal-Lini zuruck ſtehet/ als der Zapffen lang iſt. Dann ziehet man auch eine gleiche Lini abwerts/ welche von demſelben hindern niedern Eck in den Ab- ſatz treffen muß. Die Dicke oder Staͤrcke der obern Stangen iſt an keine gewiſſe Maaß gebunden/ es koͤnte aber der 12. Theil von der Laͤnge deß Zapffens keine boͤſe Propor- tion geben/ wann keine andere Urſachen vorhanden ſolches zu aͤndern. Das Bettene kan an der Regal-Lini abwerts 1½. Fuͤnfftel von der Unterſtangen einnehmen/ wie- wol daran/ ſo wenig/ als an der untern Breite gele- gen iſt/ als ſie keine Wuͤrckung in ſich haben/ ſondern allein den Wolſtand erfordern. Die Zwerg Staͤngel/ ſo man zwiſchen die Stan- gen machet/ derſelben zuſammenfallen zuwehren/ ſeyn den Wuͤrckungen mehr hinderlich/ als nuͤtzlich. Jſt der owegen mit Außbiegung des Augs und veſten Guͤrtē deß Naaßriemens/ auch daß die Schleiffen/ ſo die Stangen oben faſſet/ gar kurtz ſey/ am beſten zu- verwahren. Wiewol etliche extraordinari-Faͤlle einige Urſach geben koͤnten/ dieſe regulirte Außtheilung der Stan- gen in etwas zu uͤberſchreiten/ als wann 1. deß Pfer- deß Maul ſo weit waͤre/ daß der Mundſtuͤck-Zapffen/ wegen Groͤſſe uñ Dicke deß Mundſtuͤcks/ verlaͤngert/ oder wegen eines ſo gar engen Mauls und geſchmei- digen darzu dienenden Mundſtuͤcks/ verkuͤrtzet wer- den muͤſte. Auch 2. wegen gleicher Urſach/ das Aug hoͤher oder 3. kuͤrtzer gemachet werden ſolte: So wird doch die Behaltung jederzeit ſicherer/ als die Verlaſ- ſung ſeyn: Wiewol hierinnen keines Meinung ver- worffen/ oder eingeſchrencket wird. Geſetzt aber auch/ daß ſolche Veraͤnderung/ Ver- mehrung oder Verminderung/ dem aͤuſſerlichen An- ſehen nach/ etwas weniges zu helffen ſcheinen moͤchte/ wird es doch in ander weg mehr ſchaden/ als in ei- nem nutzen. Ja wann es gleich in einem wuͤrcklich helffen ſolte/ werden doch die Unordnungen deſto mehr in andern und allerley Faͤllen darauß entſtehen/ auch die ſcheinende Verbeſſerung keinen Beſtand haben/ an deren Stelle die zweyerley Abtheilungen geordnet ſeyn/ deren eine der obern Stangen Hoͤhe/ biß an die oberſte Ecke/ die andere nur biß an deß Kinhakens Ruh zulaſſen/ welche in ein- und an- derm/ ſonderlichem Fall/ eine genungſame Intention geben koͤnnen. Dann welche ſich an demſelben nicht genuͤgen laſ- ſen/ und die Außtheilung auf andere Art ſuchen/ wer- den ihre Meinungen auß den faſt unzehlichen Diffi- cultaͤten/ endlich wol erkennen lernen/ ob ſie daſſelbe gleich nicht geſtehen moͤgen. Deren etliche wollen/ daß kein Aug hoͤher als 3¼. Zoll/ alſo keines niedri- ger/ als 2½. Zoll ſeyu ſolle. Wie ſich aber die Laͤnge der untern Stangen ſo dann mit dieſer Maaß ver- glichen/ an dieſelbe verbinden laſſen und darnach wuͤrcken werde/ wird der Erfahrung heimgeſtellet. Denn vor iſt angezeiget/ daß die untere Stangen ein mehrers/ als die obere importire, alſo gutes oder boͤ- ſes wuͤrcke/ wornach ſich die obere zurichten hat. Alſo iſt auch ohne genungſame Raiſon/ daß eine weite Blume mehr tragen/ und eine enge mehr ziehen oder ſchieben ſolle/ deren Wuͤrckungen keine in den- ſelben zuſuchen viel weniger zu finden/ wann ſie recht verſtanden werden. Es muͤſte denn von ungefehr alſo eintreffen/ wel- ches zwar wol geſchehen koͤnte/ daß bey dieſer Augen- maaß/ einer und andern Unterſtangen Laͤnge damit einſtimmete/ weil der meiſte Theil derſelben zwiſchen dieſer Maaß fallen/ wo es aber an der rechten Gewiß- heit ermangelt/ da iſt ſich ehe zehen mal Fehlens/ als einmal Eintreffens zuvermuthen. Daß aber die gleiche Proportion der untern und obern Stangen durchauß noͤhtig/ erſcheinet auſſer allen andern Beweiß-Urſachen/ auß der gewiſſen Erfahrungs-Prob/ daß alle Stangen/ welche oben uͤber die gehoͤrige maſſe zu hoch ſeyn/ ehe und ſtaͤrcker außwendig durch die Kinketten an dem Kinwuͤr- cken/ als das Mundſtuͤck in dem Maul zu einiger Wuͤrckung kommet. Weil dann dieſelbe groͤſſern Gewalt leydet/ als ihr Vermoͤgen iſt/ muß ſie noth- wendig daruͤber zu ſchanden werden. Und wo das Aug der obern Stangen kuͤrtzer/ als es die rechte Proportion der untern Stangen außweiſet/ ſo wuͤr- cket das Mundſtuͤck ehe und mehr im Maul/ als die Kinketten von auſſen zu ihrer Mitwuͤrckung kom- men kan/ dadurch werden die Buͤler und Lefftzen all- zuviel beſchweret/ indem ſich das Mundſtuͤck mit vollem Gewicht auf dieſelbe leget/ welches faſt noch ſchaͤdlicher/ als das erſte iſt/ weil die Stangen da- bey durchfallen/ und das Pferd auß der guten Ge- ſtalt treiben/ daruͤber alles uͤber Hauffen gehen muß/ weil der Beſchwerden allzuviel zuſammen lauffen. Die vornehmſte Haupt-Regel bey der Stangen Wuͤrckung iſt/ daß alle Gewalt/ ſo deß Pferdes Zau- mung

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/248>, abgerufen am 24.11.2024.