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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] mit dem Pfriemen/ mit dem Stachel/ und gar sanfft
mit den Sporen.

Und der Unterscheid/ der unter der Hülffen und den
Bestraffungen ist/ ist dieser/ daß die Bestraffungen
ziemlich scharff/ die Hülffen aber gar gelinde oder
sanfft sind.

Das 23. Capitel.
Zu erkennen/ ob ein Pferd abgerichtet
oder zugeritten sey.

MAn muß es vor sich antreiben/ zurück ziehen/ und
hernach wieder vor sich antreiben/ still auff den
Hancken anhalten/ und im Anhalten versuchen zwo
oder drey Passaden in Acht nehmen zu lassen/ noch
einmahl oder zwey den Zaum schiessen lassen/ und se-
hen/ ob es zwo oder drey Courbetten bey dem stillhal-
ten machen könne/ hernach muß man es von einem
Schenckel auff den andern treiben/ wie auch die um-
gekehrte Volta machen lassen/ es von einer und an-
dern Seiten auff zwo gleiche Linien wenden/ den
Kopff auf der Seiten gegen eine Maur halten/ her-
nach den Schenckel umb allda fortzugehen anhalten/
wie auch im Zurückgehen: so es nun in obgemeld-
ten Stücken gehorchet ohne Boßheit/ ohne Uberei-
lung und Unwille/ so ist es abgerichtet oder wol ange-
führet.

So man euch fraget/ was ein abgerichtet und voll-
kommen Pferd sey/ so antwortet kühnlich/ es ist ein
Pferd/ das sehr wol in der Faust ist/ und den Schen-
ckel verstehet und welches nicht weiß etwas/ so wol
der Faust nach den Schenckel zu wegern und zu ver-
sagen.

Das 24. Capitel.
Was ein Reuter wissen muß/ daß er
sich einen guten Reuter nennen/ und
sich eines Pferdes wol bedie-
nen köndte.

WEnn sich einer rühmen will/ daß er ein guter
Reuter sey/ und solches ohne Lügen und ohne
ihm selbst zu liebkosen saget/ so muß er nachfolgende
Qvalitäten und Eigenschafften an sich haben.

Anfangs muß er wissen dem Pferd recht wol den
Zügel schiessen zu lassen/ und recht auffzuhalten/ ohne
dasselbige zu zwingen/ noch die Hancken zu incommo-
diren bey seinem Fortgehen oder Aufhalten; er muß
wissen solches zu leviren/ Fuß für Fuß/ ingleichen den
Unterscheid/ den es thun muß zwischen dem Leviren
zum Passaden oder Courbetten/ daß er verstehe es wol
und sänfftiglich von einem Fuß auff den andern zu
leiten/ es sey gleich im vorsich oder im Zurückgehen.

Uber dieses soll er es recht rund traben und gallop-
piren lassen können/ und erkennen/ wenn es falsch
galloppiret/ oder ob es wol beysammen und recht gleich
geschehe.

Ferner muß er es wissen zu galloppiren/ auff den
vier Linien der Volten/ welches man ins gevierdte
tummeln heisset/ und daß ers wol für sich zu treiben
wisse; schließlichen muß er die Geschickligkeit haben/
es recht von der Hand gegen jedwede der vier Ecken
[Spaltenumbruch] oder Winckel der Volta zu wenden/ welches in
Summa zu sagen ist/ es wissen/ wol von einer Hand
zur andern zu wenden und zu führen.

Um wol zu verstehen/ was ich erst gemeldet/ so muß
man nothwendig wissen/ daß/ wenn es also zu reden/
geschehen könte/ daß ein Pferd in zwey gleiche Theile
getheiiet werde/ alles was von der ersten Rippen des
Pferdes biß zu dem eussersten Ohr ist/ das soll genen-
net werden/ wie es denn auch allerdings heisset und ge-
nennet wird/ mit der Hand vor sich/ und ist allein die
Faust/ welche diesen Theil leitet; was übrig ist von
besagter Rippen/ biß an das eusserste Theil des
Schweiffes/ wird geheissen und genennet/ mit der
Hand hinter sich/ und ist bloß die Fersen/ welche die-
ses letztere Theil regieret und führet; Daher sagt
man auff gut Reuterisch: Dieses Pferd ist gut vor
sich. Wie man auch saget/ wenn das Pferd einen
guten Gang mit dem hintersten Theilen hat: Das
ist ein schön Pferd mit der Hand hinter sich.

Dieses vorher gesetzte/ wie es denn wahr ist/ so ist es
leicht ein Pferd zu tummeln/ es mag auff was für ei-
ner Schule es will/ gewesen seyn/ und dasselbige auff
die Manier wie man will/ zu regieren. Wenn es ab-
gerichte ist/ und der Reuter die Hand samt der Fer-
sen zusammen wol zu gebrauchen weiß/ nemlich/ daß die
Hand allezeit die erste Würckung thue/ und die Fer-
sen unmittelbahr/ oder also fort drauff folge/ und ist
sehr nothwendig/ daß das Haupt und die Schultern
allezeit zuerst fortgehen/ und die Hancken also fort
nachfolgen/ welches die wahre Einstimmung der
Hand und der Fersen ist.

So man will/ daß es gleich gehe/ so muß man es
gleich für sich treiben/ und zu dem Ende muß man die
Hand steiff und sehr eben/ die Fersen auch sehr gleich
und nahe an dem Pferde halten/ damit es nicht tra-
versi
re; wenn man es zurück ziehet/ muß es eben so
gleich zurück gehen/ als er vor sich gangen ist.

Und wenn ihr es von einer Fersen zur andern setzen
wollet/ muß man eben diese Manier gebrauchen/ und
das Haupt und die Schultern mit der Hand regie-
ren/ und die Hancken mit den Fersen/ mit mehr oder
weniger Stärcke/ nachdem das Pferd leicht gehor-
chet.

Dieses ist auffs kürtzeste/ was ich habe handeln kön-
nen/ von dem/ was ein Cavalier nothwendig wissen
soll/ damit er ein guter Reuter möge heissen; Nun
schreite ich zu den kürtzesten und sichersten Mitteln/ de-
rer man sich gebrauchen muß/ die Pferde abzurichten.

Jch will aber nicht reden von allen Schulen über
der Erde/ und von den Springern/ aus dem Grun-
de davon zuhandeln/ als solches nicht nöthig haltend/
weil dieser kleine kurtze Begriff nur bloß eine Kriegs-
Reit-Schule ist/ ich will sie euch derowegen alle nen-
nen zum Ende dieses kleinen Wercks/ und euch eine
jedwede (Schule) mit ihrem eigenen Nahmen/ den ich
ihnen geben werde/ und ihre Definition und Be-
schreibung anzeigen.

Das 25. Capitel.
Das Mittel die Pferde abzurichten.

NAchdem ihr alles/ was ich hier oben ausführ-

lich
Yy

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] mit dem Pfriemen/ mit dem Stachel/ und gar ſanfft
mit den Sporen.

Und der Unterſcheid/ der unter der Huͤlffen und den
Beſtraffungen iſt/ iſt dieſer/ daß die Beſtraffungen
ziemlich ſcharff/ die Huͤlffen aber gar gelinde oder
ſanfft ſind.

Das 23. Capitel.
Zu erkennen/ ob ein Pferd abgerichtet
oder zugeritten ſey.

MAn muß es vor ſich antreiben/ zuruͤck ziehen/ und
hernach wieder vor ſich antreiben/ ſtill auff den
Hancken anhalten/ und im Anhalten verſuchen zwo
oder drey Paſſaden in Acht nehmen zu laſſen/ noch
einmahl oder zwey den Zaum ſchieſſen laſſen/ und ſe-
hen/ ob es zwo oder drey Courbetten bey dem ſtillhal-
ten machen koͤnne/ hernach muß man es von einem
Schenckel auff den andern treiben/ wie auch die um-
gekehrte Volta machen laſſen/ es von einer und an-
dern Seiten auff zwo gleiche Linien wenden/ den
Kopff auf der Seiten gegen eine Maur halten/ her-
nach den Schenckel umb allda fortzugehen anhalten/
wie auch im Zuruͤckgehen: ſo es nun in obgemeld-
ten Stuͤcken gehorchet ohne Boßheit/ ohne Uberei-
lung und Unwille/ ſo iſt es abgerichtet oder wol ange-
fuͤhret.

So man euch fraget/ was ein abgerichtet und voll-
kommen Pferd ſey/ ſo antwortet kuͤhnlich/ es iſt ein
Pferd/ das ſehr wol in der Fauſt iſt/ und den Schen-
ckel verſtehet und welches nicht weiß etwas/ ſo wol
der Fauſt nach den Schenckel zu wegern und zu ver-
ſagen.

Das 24. Capitel.
Was ein Reuter wiſſen muß/ daß er
ſich einen guten Reuter nennen/ und
ſich eines Pferdes wol bedie-
nen koͤndte.

WEnn ſich einer ruͤhmen will/ daß er ein guter
Reuter ſey/ und ſolches ohne Luͤgen und ohne
ihm ſelbſt zu liebkoſen ſaget/ ſo muß er nachfolgende
Qvalitaͤten und Eigenſchafften an ſich haben.

Anfangs muß er wiſſen dem Pferd recht wol den
Zuͤgel ſchieſſen zu laſſen/ und recht auffzuhalten/ ohne
daſſelbige zu zwingen/ noch die Hancken zu incommo-
diren bey ſeinem Fortgehen oder Aufhalten; er muß
wiſſen ſolches zu leviren/ Fuß fuͤr Fuß/ ingleichen den
Unterſcheid/ den es thun muß zwiſchen dem Leviren
zum Paſſaden oder Courbetten/ daß er verſtehe es wol
und ſaͤnfftiglich von einem Fuß auff den andern zu
leiten/ es ſey gleich im vorſich oder im Zuruͤckgehen.

Uber dieſes ſoll er es recht rund traben und gallop-
piren laſſen koͤnnen/ und erkennen/ wenn es falſch
galloppiret/ oder ob es wol beyſam̃en und recht gleich
geſchehe.

Ferner muß er es wiſſen zu galloppiren/ auff den
vier Linien der Volten/ welches man ins gevierdte
tummeln heiſſet/ und daß ers wol fuͤr ſich zu treiben
wiſſe; ſchließlichen muß er die Geſchickligkeit haben/
es recht von der Hand gegen jedwede der vier Ecken
[Spaltenumbruch] oder Winckel der Volta zu wenden/ welches in
Summa zu ſagen iſt/ es wiſſen/ wol von einer Hand
zur andern zu wenden und zu fuͤhren.

Um wol zu verſtehen/ was ich erſt gemeldet/ ſo muß
man nothwendig wiſſen/ daß/ wenn es alſo zu reden/
geſchehen koͤnte/ daß ein Pferd in zwey gleiche Theile
getheiiet werde/ alles was von der erſten Rippen des
Pferdes biß zu dem euſſerſten Ohr iſt/ das ſoll genen-
net werden/ wie es denn auch alleꝛdings heiſſet und ge-
nennet wird/ mit der Hand vor ſich/ und iſt allein die
Fauſt/ welche dieſen Theil leitet; was uͤbrig iſt von
beſagter Rippen/ biß an das euſſerſte Theil des
Schweiffes/ wird geheiſſen und genennet/ mit der
Hand hinter ſich/ und iſt bloß die Ferſen/ welche die-
ſes letztere Theil regieret und fuͤhret; Daher ſagt
man auff gut Reuteriſch: Dieſes Pferd iſt gut vor
ſich. Wie man auch ſaget/ wenn das Pferd einen
guten Gang mit dem hinterſten Theilen hat: Das
iſt ein ſchoͤn Pferd mit der Hand hinter ſich.

Dieſes vorher geſetzte/ wie es denn wahr iſt/ ſo iſt es
leicht ein Pferd zu tummeln/ es mag auff was fuͤr ei-
ner Schule es will/ geweſen ſeyn/ und daſſelbige auff
die Manier wie man will/ zu regieren. Wenn es ab-
gerichte iſt/ und der Reuter die Hand ſamt der Fer-
ſen zuſam̃en wol zu gebrauchen weiß/ nemlich/ daß die
Hand allezeit die erſte Wuͤrckung thue/ und die Fer-
ſen unmittelbahr/ oder alſo fort drauff folge/ und iſt
ſehr nothwendig/ daß das Haupt und die Schultern
allezeit zuerſt fortgehen/ und die Hancken alſo fort
nachfolgen/ welches die wahre Einſtimmung der
Hand und der Ferſen iſt.

So man will/ daß es gleich gehe/ ſo muß man es
gleich fuͤr ſich treiben/ und zu dem Ende muß man die
Hand ſteiff und ſehr eben/ die Ferſen auch ſehr gleich
und nahe an dem Pferde halten/ damit es nicht tra-
verſi
re; wenn man es zuruͤck ziehet/ muß es eben ſo
gleich zuruͤck gehen/ als er vor ſich gangen iſt.

Und wenn ihr es von einer Ferſen zur andern ſetzen
wollet/ muß man eben dieſe Manier gebrauchen/ und
das Haupt und die Schultern mit der Hand regie-
ren/ und die Hancken mit den Ferſen/ mit mehr oder
weniger Staͤrcke/ nachdem das Pferd leicht gehor-
chet.

Dieſes iſt auffs kuͤꝛtzeſte/ was ich habe handeln koͤn-
nen/ von dem/ was ein Cavalier nothwendig wiſſen
ſoll/ damit er ein guter Reuter moͤge heiſſen; Nun
ſchreite ich zu den kuͤrtzeſten und ſicherſten Mitteln/ de-
rer man ſich gebrauchen muß/ die Pferde abzurichten.

Jch will aber nicht reden von allen Schulen uͤber
der Erde/ und von den Springern/ aus dem Grun-
de davon zuhandeln/ als ſolches nicht noͤthig haltend/
weil dieſer kleine kurtze Begriff nur bloß eine Kriegs-
Reit-Schule iſt/ ich will ſie euch derowegen alle nen-
nen zum Ende dieſes kleinen Wercks/ und euch eine
jedwede (Schule) mit ihrem eigenen Nahmen/ den ich
ihnen geben werde/ und ihre Definition und Be-
ſchreibung anzeigen.

Das 25. Capitel.
Das Mittel die Pferde abzurichten.

NAchdem ihr alles/ was ich hier oben ausfuͤhr-

lich
Yy
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[353/0405] Pferde-Schatz. mit dem Pfriemen/ mit dem Stachel/ und gar ſanfft mit den Sporen. Und der Unterſcheid/ der unter der Huͤlffen und den Beſtraffungen iſt/ iſt dieſer/ daß die Beſtraffungen ziemlich ſcharff/ die Huͤlffen aber gar gelinde oder ſanfft ſind. Das 23. Capitel. Zu erkennen/ ob ein Pferd abgerichtet oder zugeritten ſey. MAn muß es vor ſich antreiben/ zuruͤck ziehen/ und hernach wieder vor ſich antreiben/ ſtill auff den Hancken anhalten/ und im Anhalten verſuchen zwo oder drey Paſſaden in Acht nehmen zu laſſen/ noch einmahl oder zwey den Zaum ſchieſſen laſſen/ und ſe- hen/ ob es zwo oder drey Courbetten bey dem ſtillhal- ten machen koͤnne/ hernach muß man es von einem Schenckel auff den andern treiben/ wie auch die um- gekehrte Volta machen laſſen/ es von einer und an- dern Seiten auff zwo gleiche Linien wenden/ den Kopff auf der Seiten gegen eine Maur halten/ her- nach den Schenckel umb allda fortzugehen anhalten/ wie auch im Zuruͤckgehen: ſo es nun in obgemeld- ten Stuͤcken gehorchet ohne Boßheit/ ohne Uberei- lung und Unwille/ ſo iſt es abgerichtet oder wol ange- fuͤhret. So man euch fraget/ was ein abgerichtet und voll- kommen Pferd ſey/ ſo antwortet kuͤhnlich/ es iſt ein Pferd/ das ſehr wol in der Fauſt iſt/ und den Schen- ckel verſtehet und welches nicht weiß etwas/ ſo wol der Fauſt nach den Schenckel zu wegern und zu ver- ſagen. Das 24. Capitel. Was ein Reuter wiſſen muß/ daß er ſich einen guten Reuter nennen/ und ſich eines Pferdes wol bedie- nen koͤndte. WEnn ſich einer ruͤhmen will/ daß er ein guter Reuter ſey/ und ſolches ohne Luͤgen und ohne ihm ſelbſt zu liebkoſen ſaget/ ſo muß er nachfolgende Qvalitaͤten und Eigenſchafften an ſich haben. Anfangs muß er wiſſen dem Pferd recht wol den Zuͤgel ſchieſſen zu laſſen/ und recht auffzuhalten/ ohne daſſelbige zu zwingen/ noch die Hancken zu incommo- diren bey ſeinem Fortgehen oder Aufhalten; er muß wiſſen ſolches zu leviren/ Fuß fuͤr Fuß/ ingleichen den Unterſcheid/ den es thun muß zwiſchen dem Leviren zum Paſſaden oder Courbetten/ daß er verſtehe es wol und ſaͤnfftiglich von einem Fuß auff den andern zu leiten/ es ſey gleich im vorſich oder im Zuruͤckgehen. Uber dieſes ſoll er es recht rund traben und gallop- piren laſſen koͤnnen/ und erkennen/ wenn es falſch galloppiret/ oder ob es wol beyſam̃en und recht gleich geſchehe. Ferner muß er es wiſſen zu galloppiren/ auff den vier Linien der Volten/ welches man ins gevierdte tummeln heiſſet/ und daß ers wol fuͤr ſich zu treiben wiſſe; ſchließlichen muß er die Geſchickligkeit haben/ es recht von der Hand gegen jedwede der vier Ecken oder Winckel der Volta zu wenden/ welches in Summa zu ſagen iſt/ es wiſſen/ wol von einer Hand zur andern zu wenden und zu fuͤhren. Um wol zu verſtehen/ was ich erſt gemeldet/ ſo muß man nothwendig wiſſen/ daß/ wenn es alſo zu reden/ geſchehen koͤnte/ daß ein Pferd in zwey gleiche Theile getheiiet werde/ alles was von der erſten Rippen des Pferdes biß zu dem euſſerſten Ohr iſt/ das ſoll genen- net werden/ wie es denn auch alleꝛdings heiſſet und ge- nennet wird/ mit der Hand vor ſich/ und iſt allein die Fauſt/ welche dieſen Theil leitet; was uͤbrig iſt von beſagter Rippen/ biß an das euſſerſte Theil des Schweiffes/ wird geheiſſen und genennet/ mit der Hand hinter ſich/ und iſt bloß die Ferſen/ welche die- ſes letztere Theil regieret und fuͤhret; Daher ſagt man auff gut Reuteriſch: Dieſes Pferd iſt gut vor ſich. Wie man auch ſaget/ wenn das Pferd einen guten Gang mit dem hinterſten Theilen hat: Das iſt ein ſchoͤn Pferd mit der Hand hinter ſich. Dieſes vorher geſetzte/ wie es denn wahr iſt/ ſo iſt es leicht ein Pferd zu tummeln/ es mag auff was fuͤr ei- ner Schule es will/ geweſen ſeyn/ und daſſelbige auff die Manier wie man will/ zu regieren. Wenn es ab- gerichte iſt/ und der Reuter die Hand ſamt der Fer- ſen zuſam̃en wol zu gebrauchen weiß/ nemlich/ daß die Hand allezeit die erſte Wuͤrckung thue/ und die Fer- ſen unmittelbahr/ oder alſo fort drauff folge/ und iſt ſehr nothwendig/ daß das Haupt und die Schultern allezeit zuerſt fortgehen/ und die Hancken alſo fort nachfolgen/ welches die wahre Einſtimmung der Hand und der Ferſen iſt. So man will/ daß es gleich gehe/ ſo muß man es gleich fuͤr ſich treiben/ und zu dem Ende muß man die Hand ſteiff und ſehr eben/ die Ferſen auch ſehr gleich und nahe an dem Pferde halten/ damit es nicht tra- verſire; wenn man es zuruͤck ziehet/ muß es eben ſo gleich zuruͤck gehen/ als er vor ſich gangen iſt. Und wenn ihr es von einer Ferſen zur andern ſetzen wollet/ muß man eben dieſe Manier gebrauchen/ und das Haupt und die Schultern mit der Hand regie- ren/ und die Hancken mit den Ferſen/ mit mehr oder weniger Staͤrcke/ nachdem das Pferd leicht gehor- chet. Dieſes iſt auffs kuͤꝛtzeſte/ was ich habe handeln koͤn- nen/ von dem/ was ein Cavalier nothwendig wiſſen ſoll/ damit er ein guter Reuter moͤge heiſſen; Nun ſchreite ich zu den kuͤrtzeſten und ſicherſten Mitteln/ de- rer man ſich gebrauchen muß/ die Pferde abzurichten. Jch will aber nicht reden von allen Schulen uͤber der Erde/ und von den Springern/ aus dem Grun- de davon zuhandeln/ als ſolches nicht noͤthig haltend/ weil dieſer kleine kurtze Begriff nur bloß eine Kriegs- Reit-Schule iſt/ ich will ſie euch derowegen alle nen- nen zum Ende dieſes kleinen Wercks/ und euch eine jedwede (Schule) mit ihrem eigenen Nahmen/ den ich ihnen geben werde/ und ihre Definition und Be- ſchreibung anzeigen. Das 25. Capitel. Das Mittel die Pferde abzurichten. NAchdem ihr alles/ was ich hier oben ausfuͤhr- lich Yy

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/405>, abgerufen am 24.11.2024.