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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] Erziehung/ 7. Wartung/ 8. rechtmässigen Gebrauch/
9. Gewohnheit entstehet/ und langwührige schwere
Arbeit/ sonder Exmüdung/ Beschwehrung/ Schaden
oder Abnehmen der Kräfften aushalten kan.

Jn dieser vortrefflichen Eigenschafft excelliren die
Pferde aus den warmen und Barbarischen Ländern/
mit noch etlich andern umligenden/ vor allen andern/
wiewol eine Nation mehr als die andere/ auch mit
unter denselben sich befindet dem grossen Unterscheid.
Denn so gut und herrlich in diesem Stück die Persia-
nische/ Türckische/ Hungarische/ Podolische/ und an-
dere dergleichen Pferde/ bey ziemlichen Alter seyn mö-
gen/ und unglaubige Dienste und Ritt sonder Füt-
terung/ oder doch bey gar wenigem außstehen können/
daß es ihnen den ringsten Schaden bringet sofern sie
nur dabey recht nach ihrer Art gewartet werden: so
weichlich/ blöd/ kräncklich und mangelhafftig seyn ih-
re junge Pferde/ und währet dasselbe so lang/ biß sie
das siebende Jahr erreichet/ denn vor derselben Zeit
werden sie es in der Tauerhafftigkeit andern Pferden/
welche nicht für tauerhafftig gehalten werden/ gar we-
nig zuvor thun.

Hergegen kan ein Englisches/ Teutsches/ Frantzö-
sisches/ Dähnisches Pferd in der Jugend mehr/ als
im Alter vertragen/ darinnen man ihm im geringsten
nicht wol etwas zumuthen oder vertrauen darff/ so
bald sie das 9. oder höchst 10. Jahr zurück geleget/ weil
sich bey denselben mit solchem Alter gleich allerley
Kranckheiten einstellen/ daß man an einem solchen
Pferd mehr Zeit mit artzeneyen/ als im Gebrauch zu-
zubringen hat. Ob nun gleich diese treffliche Ei-
genschafft sich nicht bey allen/ sondern nur theils
Pferden befindet/ so wird sie doch von allen Pferden
erfodert/ hat derowegen wegen der Dependentz der
vorgehenden/ nicht wol ausgeschlossen werden kön-
nen. Sie wird aber ohne die folgende selten zube-
finden seyn.

Mittelmässiger Leib.

Ein mittelmässiger Leib/ der weder zu mager noch
zu fett ist/ und auch also bleibet. Jst eine hauptsäch-
liche Eigenschafft/ worauß drey andere vornehme
Haupt-Eigenschafften abzunehmen und zuerkennen
seyn. Dann in dieser bestehet

1. Die beste Gestalt und Schönheit/ so ein jedes
Pferd/ welcher Art oder Nation es auch seyn mag/ in
einem mittelmässigen Leibe in dem Ansehen hat und
behält.
2. Die beste Complexion und Capacität der voll-
kommenen innerlichen und äusserlichen beständigen
Gesundheit/ so bey einen solchen mittelmässigen Leibe
am besten verwahret ist und werden kan.
3. Die Beqvemlichkeit und geschickliche Disposi-
tion/ wodurch dasselbe zu allen Verrichtungen fertig/
hurtig/ freudig und vermöglich seyn kan.
Welche alle drey zum grösten Theil durch die Mäs-
sigkeit zuerhalten/ und nicht minder dadurch zuerlan-
gen seyn.
Ein mittelmässiger Leib am
Gewächs.

Das Gewächs eines Pferdes wird in der mittel-
mässigen Fettigkeit am wolständigsten und besten zu
[Spaltenumbruch] allen Bezeigungen seyn/ aus welchem die allerbeste
Gestalt erscheinen kan/ welche nachgesetzte Beschaf-
fenheit haben wird.

I. Gantz untüchtige und der
Abrichtung unwürdige Pferde/ welche

auch in dem Kauffen allerdings zuscheuen/
und weder mit Nntzen oder Ruhm/ zur
Lust und Nothdurfft zubehalten tauglich/
und wo man sie schon hätte/ besser von sich zu
lassen/ als mit Unkosten zuerhalten/ sind
folgender Arten.
1. Welche von Natur allzuschwach und unvermö-
glich/ sonder alle Stärcke des Leibes/ Rücken Len-
den und Schenckel seyn.
2. Oder also ausgearbeitet/ daß sie solche bereit
gäutzlich verlohren/ und wenig Hoffnung völliger
Wiederbringung ist.
3. Welche in der Abrichtung gäntzlich/ entweder an
den Sinnen und innerlichen Zustand oder am Leibe
verderbet worden/ daß sie gantz widerspenstig und de-
sperat/ oder an Rücken/ Lenden und Schenckeln ver-
nichtet ist.
4. Sonderlich wo das Maul und desselben Theil
eingeschläffert/ getödtet oder verwundet/ daß es alle
Empfindlichkeit dergestalt verlohren/ daß sie nicht
mehr zu erwecken/ oder das die immerwährende Ver-
letzungen/ unheilsam und keinen Gebrauch des
Zaums zulassen.
5. Wann es von Natur ohne äusserliche Empfind-
lichkeit in dem Maul oder am Leibe ist.
6. Wo sich das Maul und Halß wieder die gute
Gestalt und Zäumung gäntzlich disproportioniren.
7. Wo sich die Füsse mit dem Leibe/ oder sie selbst
gegen einander nicht recht proportioniren.
8. Wo gar kein Muth/ großmüthiges Hertz oder
Lust/ sondern Forcht und Zagheit zuspüren ist.
9. Wann es von Natur träg und verdrossen ist.
10. Wo es vor Alter an dem Leibe abnimmet.
11. Allerley Untreu an Beissen/ Schlagen spühren
läst.
12. Der Stättigkeit und Aufflehnens allerdings
gewohnet.
13. Steiff.
14. Krumm.
15. Lahm.
16. Bey denen alle ansteckende Kranckheiten.
17. Alle unheilsame Kranckheiten.
18. Kurtzer schwerer Othem sich hervor zeigen.

Allein die man für mittelmässige Pferde erkennet/
kan man bey der Abrichtung zulassen/ dabey einer um
so viel mehr Ehr und Ruhm erhalten/ als er darinnen
seine Kunst in vielerley guten Proben erweisen wird:
denn je weniger Capacität sich an dem Pferde befind/
und doch dessen ungehindert viel damit ausgericht
wird/ je schwerer auch wegen der Hinderungen zu der
Verbesserung zugelangen: Je höher wird desselben
Unterweisungs-Art zuachten seyn/ welche solche
(zum Theil) mangelhaffte Pferde zu dem rechten Ge-
brauch tüchtig machet.

Es

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] Erziehung/ 7. Wartung/ 8. rechtmaͤſſigen Gebrauch/
9. Gewohnheit entſtehet/ und langwuͤhrige ſchwere
Arbeit/ ſonder Exmuͤdung/ Beſchwehrung/ Schaden
oder Abnehmen der Kraͤfften aushalten kan.

Jn dieſer vortrefflichen Eigenſchafft excelliren die
Pferde aus den warmen und Barbariſchen Laͤndern/
mit noch etlich andern umligenden/ vor allen andern/
wiewol eine Nation mehr als die andere/ auch mit
unter denſelben ſich befindet dem groſſen Unterſcheid.
Denn ſo gut und herrlich in dieſem Stuͤck die Perſia-
niſche/ Tuͤrckiſche/ Hungariſche/ Podoliſche/ und an-
dere dergleichen Pferde/ bey ziemlichen Alter ſeyn moͤ-
gen/ und unglaubige Dienſte und Ritt ſonder Fuͤt-
teꝛung/ oder doch bey gar wenigem außſtehen koͤnnen/
daß es ihnen den ringſten Schaden bringet ſofern ſie
nur dabey recht nach ihrer Art gewartet werden: ſo
weichlich/ bloͤd/ kraͤncklich und mangelhafftig ſeyn ih-
re junge Pferde/ und waͤhret daſſelbe ſo lang/ biß ſie
das ſiebende Jahr erreichet/ denn vor derſelben Zeit
werden ſie es in der Tauerhafftigkeit andern Pferden/
welche nicht fuͤr tauerhafftig gehalten werden/ gar we-
nig zuvor thun.

Hergegen kan ein Engliſches/ Teutſches/ Frantzoͤ-
ſiſches/ Daͤhniſches Pferd in der Jugend mehr/ als
im Alter vertragen/ darinnen man ihm im geringſten
nicht wol etwas zumuthen oder vertrauen darff/ ſo
bald ſie das 9. oder hoͤchſt 10. Jahr zuruͤck geleget/ weil
ſich bey denſelben mit ſolchem Alter gleich allerley
Kranckheiten einſtellen/ daß man an einem ſolchen
Pferd mehr Zeit mit artzeneyen/ als im Gebrauch zu-
zubringen hat. Ob nun gleich dieſe treffliche Ei-
genſchafft ſich nicht bey allen/ ſondern nur theils
Pferden befindet/ ſo wird ſie doch von allen Pferden
erfodert/ hat derowegen wegen der Dependentz der
vorgehenden/ nicht wol ausgeſchloſſen werden koͤn-
nen. Sie wird aber ohne die folgende ſelten zube-
finden ſeyn.

Mittelmaͤſſiger Leib.

Ein mittelmaͤſſiger Leib/ der weder zu mager noch
zu fett iſt/ und auch alſo bleibet. Jſt eine hauptſaͤch-
liche Eigenſchafft/ worauß drey andere vornehme
Haupt-Eigenſchafften abzunehmen und zuerkennen
ſeyn. Dann in dieſer beſtehet

1. Die beſte Geſtalt und Schoͤnheit/ ſo ein jedes
Pferd/ welcher Art oder Nation es auch ſeyn mag/ in
einem mittelmaͤſſigen Leibe in dem Anſehen hat und
behaͤlt.
2. Die beſte Complexion und Capacitaͤt der voll-
kommenen innerlichen und aͤuſſerlichen beſtaͤndigen
Geſundheit/ ſo bey einen ſolchen mittelmaͤſſigen Leibe
am beſten verwahret iſt und werden kan.
3. Die Beqvemlichkeit und geſchickliche Diſpoſi-
tion/ wodurch daſſelbe zu allen Verrichtungen fertig/
hurtig/ freudig und vermoͤglich ſeyn kan.
Welche alle drey zum groͤſten Theil durch die Maͤſ-
ſigkeit zuerhalten/ und nicht minder dadurch zuerlan-
gen ſeyn.
Ein mittelmaͤſſiger Leib am
Gewaͤchs.

Das Gewaͤchs eines Pferdes wird in der mittel-
maͤſſigen Fettigkeit am wolſtaͤndigſten und beſten zu
[Spaltenumbruch] allen Bezeigungen ſeyn/ aus welchem die allerbeſte
Geſtalt erſcheinen kan/ welche nachgeſetzte Beſchaf-
fenheit haben wird.

I. Gantz untuͤchtige und der
Abrichtung unwuͤrdige Pferde/ welche

auch in dem Kauffen allerdings zuſcheuen/
und weder mit Nntzen oder Ruhm/ zur
Luſt und Nothdurfft zubehalten tauglich/
und wo man ſie ſchon haͤtte/ beſſer von ſich zu
laſſen/ als mit Unkoſten zuerhalten/ ſind
folgender Arten.
1. Welche von Natur allzuſchwach und unvermoͤ-
glich/ ſonder alle Staͤrcke des Leibes/ Ruͤcken Len-
den und Schenckel ſeyn.
2. Oder alſo ausgearbeitet/ daß ſie ſolche bereit
gaͤutzlich verlohren/ und wenig Hoffnung voͤlliger
Wiederbringung iſt.
3. Welche in der Abrichtung gaͤntzlich/ entweder an
den Sinnen und innerlichen Zuſtand oder am Leibe
verderbet worden/ daß ſie gantz widerſpenſtig und de-
ſperat/ oder an Ruͤcken/ Lenden und Schenckeln ver-
nichtet iſt.
4. Sonderlich wo das Maul und deſſelben Theil
eingeſchlaͤffert/ getoͤdtet oder verwundet/ daß es alle
Empfindlichkeit dergeſtalt verlohren/ daß ſie nicht
mehr zu erwecken/ oder das die immerwaͤhrende Ver-
letzungen/ unheilſam und keinen Gebrauch des
Zaums zulaſſen.
5. Wañ es von Natur ohne aͤuſſerliche Empfind-
lichkeit in dem Maul oder am Leibe iſt.
6. Wo ſich das Maul und Halß wieder die gute
Geſtalt und Zaͤumung gaͤntzlich diſproportioniren.
7. Wo ſich die Fuͤſſe mit dem Leibe/ oder ſie ſelbſt
gegen einander nicht recht proportioniren.
8. Wo gar kein Muth/ großmuͤthiges Hertz oder
Luſt/ ſondern Forcht und Zagheit zuſpuͤren iſt.
9. Wann es von Natur traͤg und verdroſſen iſt.
10. Wo es vor Alter an dem Leibe abnimmet.
11. Allerley Untreu an Beiſſen/ Schlagen ſpuͤhren
laͤſt.
12. Der Staͤttigkeit und Aufflehnens allerdings
gewohnet.
13. Steiff.
14. Krumm.
15. Lahm.
16. Bey denen alle anſteckende Kranckheiten.
17. Alle unheilſame Kranckheiten.
18. Kurtzer ſchwerer Othem ſich hervor zeigen.

Allein die man fuͤr mittelmaͤſſige Pferde erkennet/
kan man bey der Abrichtung zulaſſen/ dabey einer um
ſo viel mehr Ehr und Ruhm erhalten/ als er darinnen
ſeine Kunſt in vielerley guten Proben erweiſen wird:
denn je weniger Capacitaͤt ſich an dem Pferde befind/
und doch deſſen ungehindert viel damit ausgericht
wird/ je ſchwerer auch wegen der Hinderungen zu der
Verbeſſerung zugelangen: Je hoͤher wird deſſelben
Unterweiſungs-Art zuachten ſeyn/ welche ſolche
(zum Theil) mangelhaffte Pferde zu dem rechten Ge-
brauch tuͤchtig machet.

Es
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[80/0086] Neuer vollkommener Erziehung/ 7. Wartung/ 8. rechtmaͤſſigen Gebrauch/ 9. Gewohnheit entſtehet/ und langwuͤhrige ſchwere Arbeit/ ſonder Exmuͤdung/ Beſchwehrung/ Schaden oder Abnehmen der Kraͤfften aushalten kan. Jn dieſer vortrefflichen Eigenſchafft excelliren die Pferde aus den warmen und Barbariſchen Laͤndern/ mit noch etlich andern umligenden/ vor allen andern/ wiewol eine Nation mehr als die andere/ auch mit unter denſelben ſich befindet dem groſſen Unterſcheid. Denn ſo gut und herrlich in dieſem Stuͤck die Perſia- niſche/ Tuͤrckiſche/ Hungariſche/ Podoliſche/ und an- dere dergleichen Pferde/ bey ziemlichen Alter ſeyn moͤ- gen/ und unglaubige Dienſte und Ritt ſonder Fuͤt- teꝛung/ oder doch bey gar wenigem außſtehen koͤnnen/ daß es ihnen den ringſten Schaden bringet ſofern ſie nur dabey recht nach ihrer Art gewartet werden: ſo weichlich/ bloͤd/ kraͤncklich und mangelhafftig ſeyn ih- re junge Pferde/ und waͤhret daſſelbe ſo lang/ biß ſie das ſiebende Jahr erreichet/ denn vor derſelben Zeit werden ſie es in der Tauerhafftigkeit andern Pferden/ welche nicht fuͤr tauerhafftig gehalten werden/ gar we- nig zuvor thun. Hergegen kan ein Engliſches/ Teutſches/ Frantzoͤ- ſiſches/ Daͤhniſches Pferd in der Jugend mehr/ als im Alter vertragen/ darinnen man ihm im geringſten nicht wol etwas zumuthen oder vertrauen darff/ ſo bald ſie das 9. oder hoͤchſt 10. Jahr zuruͤck geleget/ weil ſich bey denſelben mit ſolchem Alter gleich allerley Kranckheiten einſtellen/ daß man an einem ſolchen Pferd mehr Zeit mit artzeneyen/ als im Gebrauch zu- zubringen hat. Ob nun gleich dieſe treffliche Ei- genſchafft ſich nicht bey allen/ ſondern nur theils Pferden befindet/ ſo wird ſie doch von allen Pferden erfodert/ hat derowegen wegen der Dependentz der vorgehenden/ nicht wol ausgeſchloſſen werden koͤn- nen. Sie wird aber ohne die folgende ſelten zube- finden ſeyn. Mittelmaͤſſiger Leib. Ein mittelmaͤſſiger Leib/ der weder zu mager noch zu fett iſt/ und auch alſo bleibet. Jſt eine hauptſaͤch- liche Eigenſchafft/ worauß drey andere vornehme Haupt-Eigenſchafften abzunehmen und zuerkennen ſeyn. Dann in dieſer beſtehet 1. Die beſte Geſtalt und Schoͤnheit/ ſo ein jedes Pferd/ welcher Art oder Nation es auch ſeyn mag/ in einem mittelmaͤſſigen Leibe in dem Anſehen hat und behaͤlt. 2. Die beſte Complexion und Capacitaͤt der voll- kommenen innerlichen und aͤuſſerlichen beſtaͤndigen Geſundheit/ ſo bey einen ſolchen mittelmaͤſſigen Leibe am beſten verwahret iſt und werden kan. 3. Die Beqvemlichkeit und geſchickliche Diſpoſi- tion/ wodurch daſſelbe zu allen Verrichtungen fertig/ hurtig/ freudig und vermoͤglich ſeyn kan. Welche alle drey zum groͤſten Theil durch die Maͤſ- ſigkeit zuerhalten/ und nicht minder dadurch zuerlan- gen ſeyn. Ein mittelmaͤſſiger Leib am Gewaͤchs. Das Gewaͤchs eines Pferdes wird in der mittel- maͤſſigen Fettigkeit am wolſtaͤndigſten und beſten zu allen Bezeigungen ſeyn/ aus welchem die allerbeſte Geſtalt erſcheinen kan/ welche nachgeſetzte Beſchaf- fenheit haben wird. I. Gantz untuͤchtige und der Abrichtung unwuͤrdige Pferde/ welche auch in dem Kauffen allerdings zuſcheuen/ und weder mit Nntzen oder Ruhm/ zur Luſt und Nothdurfft zubehalten tauglich/ und wo man ſie ſchon haͤtte/ beſſer von ſich zu laſſen/ als mit Unkoſten zuerhalten/ ſind folgender Arten. 1. Welche von Natur allzuſchwach und unvermoͤ- glich/ ſonder alle Staͤrcke des Leibes/ Ruͤcken Len- den und Schenckel ſeyn. 2. Oder alſo ausgearbeitet/ daß ſie ſolche bereit gaͤutzlich verlohren/ und wenig Hoffnung voͤlliger Wiederbringung iſt. 3. Welche in der Abrichtung gaͤntzlich/ entweder an den Sinnen und innerlichen Zuſtand oder am Leibe verderbet worden/ daß ſie gantz widerſpenſtig und de- ſperat/ oder an Ruͤcken/ Lenden und Schenckeln ver- nichtet iſt. 4. Sonderlich wo das Maul und deſſelben Theil eingeſchlaͤffert/ getoͤdtet oder verwundet/ daß es alle Empfindlichkeit dergeſtalt verlohren/ daß ſie nicht mehr zu erwecken/ oder das die immerwaͤhrende Ver- letzungen/ unheilſam und keinen Gebrauch des Zaums zulaſſen. 5. Wañ es von Natur ohne aͤuſſerliche Empfind- lichkeit in dem Maul oder am Leibe iſt. 6. Wo ſich das Maul und Halß wieder die gute Geſtalt und Zaͤumung gaͤntzlich diſproportioniren. 7. Wo ſich die Fuͤſſe mit dem Leibe/ oder ſie ſelbſt gegen einander nicht recht proportioniren. 8. Wo gar kein Muth/ großmuͤthiges Hertz oder Luſt/ ſondern Forcht und Zagheit zuſpuͤren iſt. 9. Wann es von Natur traͤg und verdroſſen iſt. 10. Wo es vor Alter an dem Leibe abnimmet. 11. Allerley Untreu an Beiſſen/ Schlagen ſpuͤhren laͤſt. 12. Der Staͤttigkeit und Aufflehnens allerdings gewohnet. 13. Steiff. 14. Krumm. 15. Lahm. 16. Bey denen alle anſteckende Kranckheiten. 17. Alle unheilſame Kranckheiten. 18. Kurtzer ſchwerer Othem ſich hervor zeigen. Allein die man fuͤr mittelmaͤſſige Pferde erkennet/ kan man bey der Abrichtung zulaſſen/ dabey einer um ſo viel mehr Ehr und Ruhm erhalten/ als er darinnen ſeine Kunſt in vielerley guten Proben erweiſen wird: denn je weniger Capacitaͤt ſich an dem Pferde befind/ und doch deſſen ungehindert viel damit ausgericht wird/ je ſchwerer auch wegen der Hinderungen zu der Verbeſſerung zugelangen: Je hoͤher wird deſſelben Unterweiſungs-Art zuachten ſeyn/ welche ſolche (zum Theil) mangelhaffte Pferde zu dem rechten Ge- brauch tuͤchtig machet. Es

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/86>, abgerufen am 24.11.2024.