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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] so sehr berühmet und beliebet worden/) mehr den
Westphalischen als Friesischen nacharten/ weil sie
nach der ersten Natur etwas härter/ nach der Friesen
aber grössers Gewächses und stärcker als von bey-
derley vermischet anzusehen seyn/ muß nach jedes Be-
finden geurtheilet werden: von beyderley Art aber
an sich selber/ seynd ansehnliche/ starcke/ arbeitsame
Pferde/ welche bey ihrem schweren Leib/ einen so weit-
und hohen Sprung/ un derselben zimlich viel/ mit so
gutem Willen und Versicherung immer ablegen/ als
ihnen einiges anders Teutsches Roß nicht so gar
leichtlich nachthun kan.

Jn Westen.

Es werden aber diese Nieder-Teutsche Pferde/ al-
lein wegen der Verwandschafft des gantzen Teutschen
Landes auff diesen Platz gestellet/ dann in der Güte/
Schönheit/ Tauerhafftigkeit und hohem Werth
seyn die Englischen die vornehmsten/ welche in dem
gantzen West-Theil zu finden seyn/ dahero die obigen
Teutschen Pferde solchen billich den Ruhm und Vor-
zug lassen werden.

Die Dänische werden nun je länger je mehr/ durch
frembde Pferde verbessert/ ob sie gleich so viel oder
mehr

Mitternacht.

Mitternächtig als westisch liegen/ welches dero
Grösse temperiret/ und sie der guten Eigenschafften
theilhafftig machet.

Jn den mitternächtigen Landen fallen die wenig-
sten und kleinste Pferde/ welche zwar tauerhaffte from-
me Pferde/ aber gar kaltsinniges Gemüthes seyn.

Noch subtilere Kennzeichen/ daß man alle dieser
Reiche/ Länder und Völcker unterschiedliche Art von
Pferden/ auch ausser ihrem Ort/ unfehlbahr erkennen/
und jedes für das Rechtschuldige urtheilen kan/ seynd
diesem nach aus der auffmerckenden Experientz gar
wol müglich anzugeben und zubehaupten.

Diese beschliessen mit den gemeinen Türckischen
Pferden/ worunter zwar manches schönes und gutes
Pferd anzutreffen/ sonderlich was den schnellen und
langwiehrigen Lauff betrifft: weil aber der gröste
Hauffen ungestalt/ von magern spitzigem Leibe/
schwanckend/ unbeqvem/ halßstarrig/ unbendig/ auch
kräncklich in frembder Lufft erscheinen/ können sie bes-
ser zur Vermehrung deß vorigen Ruhms/ für die
schlechte als gleich gute gehalten werden.

Wie aber alle diese Art Pferd gemeiniglich von ho-
her Farbe seyn/ so seyn sie auch dabey Blutreich/ und
haben zum theil die köstliche Natur/ daß sie allen bösen
Uberfluß vor dem Ungewitter/ in der Hitze selber aus-
auslassen.

Jn den Mittags-Ländern seynd zwar keine so
grosse Menge/ aber köstliche Pferde anzutreffen/ wel-
che theils Verständige den Orientalischen durchge-
hend fürziehen/ wie sie dann der Zeit am theuresten
bezahlt werden müssen. Welchen aber die Orienta-
lischen mehr belieben/ werden doch gestehen müssen/
daß diesen in gewissen Eigenschafften die Oberste/
wegen anderer aber/ die nechste Stell gebühret.

Unter diesen aber halten etliche die recht Africani-
[Spaltenumbruch] sche/ (worunter noch ein guter theil Barbarische Mo-
riscische zuzehlen seyn) für die edelsten/ wegen ihrer
schönen Gestalt/ Hurtigkeit/ und tauerhafften guten
Eigenschafften/ welchen aber andere/ die in den Euro-
peischen Mittägs-Ländern gefallene noch für höher
schätzen/ weil bey denselben/ bey dem guten Gewächs
und Gestalt/ auch ein temperirtes Gemüth und Sin-
nen/ in allerley Gebrauch zufinden.

Unter solchen nun wollen vor allen andern die
Spanischen die edelsten seyn/ welche abermahls zwar
in unterschiedene/ fürnemlich aber/ in zweyerley
Haupt-Arten unterschieden werden. Die erste nen-
net man Geneten; welches Bastarden/ die von Bar-
barischen Pferden herkommen/ und davon anfäng-
lich entstanden seyn/ deren Halß und Kopff auffrecht
und hoch gewachsen/ von Brust und Creutz wol ge-
setzet/ aber etwas niedrig/ sonst edler Art/ zarter/ rä-
scher/ im Lauffen zu allem Gebrauch beqvem und ge-
lährnig/ in der Abrichtung sehr geschickt.

2. Die andere Spanische Pferde heisset man Vi-
lanos/ sehr groß und starck/ im Krieg und grosser Ar-
beit tauglich/ davon in Andalusia die besten. Jn Mar-
tos und Jean Xeres die Schönsten/ davon das Land
allenthalben mit guten Pferden besetzet/ wiewol vor
diesem viel besser/ als anitzo: Das vornehmste Kö-
nigliche Gestüdt ist zu Cordoba/ worauß die meisten
Pferde an den Königlichen Hoff genommen werden.

3. Jn Jtalien wollen die Pferde auch den Vorzug
behaupten/ welche in des Königs von Hispanien Kö-
nigreich Neapolis fallen/ und deren die Vornehmsten
in den Königlichen Gestüdten erzogen werden: Diese
werden abermahl in zweyerley Haupt-Geschlecht ge-
theilet.

1. Werden Corseri genennet/ welche sehr groß und
siarck werden/ und diese kommen auch aus zweyerley
sonderlichen Orten: Die einen fallen in Calabria/
so den Brand auff der lincken Seiten bekommen/ die
andern in Apulia/ so den Brand auff der rechten Sei-
ten tragen: Diese werden in der Güte den vorigen
nicht gleich/ sondern geringer gehalten.

2. Geneten/ weil ihr Herkommen von den Spa-
nischen Pferden ist/ welche solchen Nahmen tragen/
und ihnen sehr ähnlich sehen/ wiewol sie viel stärcker
und tauerhaffter als die Spanischen seyn. Sind
aber von sehr stürmischen Köpfen/ darum man sie in-
der Abrichtung gar gelind tractiren muß. Sie kom-
men auch sehr spat zu ihrem Gebrauch/ dagegen sie
aber desto älter werden/ also/ daß sie mit 7. Jahren
noch Vohlen genennet werden.

Hieher gehören welche man de due Selle nennet/
aus welchen gleicher Gestalt zwey unterschiedliche
Hauffen gemachet werden; davon einige in Abruzo
fallen/ und werden dahero auch Geneten del Regno
genennet/ indem sie sich den Spanischen noch in et-
was vergleichen/ so wol was die Gestalt und Ge-
wächs/ als die Eigenschafften mit sich bringen kön-
nen.

Von verschnittenen
Pferden.

ES gibt unter den Liebhabern der Pferde/ wegen
des Verschneidens/ viel unterschiedene Meinung:

denn

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] ſo ſehr beruͤhmet und beliebet worden/) mehr den
Weſtphaliſchen als Frieſiſchen nacharten/ weil ſie
nach der erſten Natur etwas haͤrter/ nach der Frieſen
aber groͤſſers Gewaͤchſes und ſtaͤrcker als von bey-
derley vermiſchet anzuſehen ſeyn/ muß nach jedes Be-
finden geurtheilet werden: von beyderley Art aber
an ſich ſelber/ ſeynd anſehnliche/ ſtarcke/ arbeitſame
Pferde/ welche bey ihrem ſchweren Leib/ einen ſo weit-
und hohen Sprung/ un derſelben zimlich viel/ mit ſo
gutem Willen und Verſicherung immer ablegen/ als
ihnen einiges anders Teutſches Roß nicht ſo gar
leichtlich nachthun kan.

Jn Weſten.

Es werden aber dieſe Nieder-Teutſche Pferde/ al-
lein wegen der Verwandſchafft des gantzen Teutſchẽ
Landes auff dieſen Platz geſtellet/ dann in der Guͤte/
Schoͤnheit/ Tauerhafftigkeit und hohem Werth
ſeyn die Engliſchen die vornehmſten/ welche in dem
gantzen Weſt-Theil zu finden ſeyn/ dahero die obigen
Teutſchen Pferde ſolchen billich den Ruhm und Vor-
zug laſſen werden.

Die Daͤniſche werden nun je laͤnger je mehr/ durch
frembde Pferde verbeſſert/ ob ſie gleich ſo viel oder
mehr

Mitternacht.

Mitternaͤchtig als weſtiſch liegen/ welches dero
Groͤſſe temperiret/ und ſie der guten Eigenſchafften
theilhafftig machet.

Jn den mitternaͤchtigen Landen fallen die wenig-
ſten und kleinſte Pferde/ welche zwar tauerhaffte from-
me Pferde/ aber gar kaltſinniges Gemuͤthes ſeyn.

Noch ſubtilere Kennzeichen/ daß man alle dieſer
Reiche/ Laͤnder und Voͤlcker unterſchiedliche Art von
Pferden/ auch auſſer ihrem Ort/ unfehlbahr erkennen/
und jedes fuͤr das Rechtſchuldige urtheilen kan/ ſeynd
dieſem nach aus der auffmerckenden Experientz gar
wol muͤglich anzugeben und zubehaupten.

Dieſe beſchlieſſen mit den gemeinen Tuͤrckiſchen
Pferden/ worunter zwar manches ſchoͤnes und gutes
Pferd anzutreffen/ ſonderlich was den ſchnellen und
langwiehrigen Lauff betrifft: weil aber der groͤſte
Hauffen ungeſtalt/ von magern ſpitzigem Leibe/
ſchwanckend/ unbeqvem/ halßſtarrig/ unbendig/ auch
kraͤncklich in frembder Lufft erſcheinen/ koͤnnen ſie beſ-
ſer zur Vermehrung deß vorigen Ruhms/ fuͤr die
ſchlechte als gleich gute gehalten werden.

Wie aber alle dieſe Art Pferd gemeiniglich von ho-
her Farbe ſeyn/ ſo ſeyn ſie auch dabey Blutreich/ und
haben zum theil die koͤſtliche Natur/ daß ſie allen boͤſen
Uberfluß vor dem Ungewitter/ in der Hitze ſelber aus-
auslaſſen.

Jn den Mittags-Laͤndern ſeynd zwar keine ſo
groſſe Menge/ aber koͤſtliche Pferde anzutreffen/ wel-
che theils Verſtaͤndige den Orientaliſchen durchge-
hend fuͤrziehen/ wie ſie dann der Zeit am theureſten
bezahlt werden muͤſſen. Welchen aber die Orienta-
liſchen mehr belieben/ werden doch geſtehen muͤſſen/
daß dieſen in gewiſſen Eigenſchafften die Oberſte/
wegen anderer aber/ die nechſte Stell gebuͤhret.

Unter dieſen aber halten etliche die recht Africani-
[Spaltenumbruch] ſche/ (worunter noch ein guter theil Barbariſche Mo-
riſciſche zuzehlen ſeyn) fuͤr die edelſten/ wegen ihrer
ſchoͤnen Geſtalt/ Hurtigkeit/ und tauerhafften guten
Eigenſchafften/ welchen aber andere/ die in den Euro-
peiſchen Mittaͤgs-Laͤndern gefallene noch fuͤr hoͤher
ſchaͤtzen/ weil bey denſelben/ bey dem guten Gewaͤchs
und Geſtalt/ auch ein temperirtes Gemuͤth und Sin-
nen/ in allerley Gebrauch zufinden.

Unter ſolchen nun wollen vor allen andern die
Spaniſchen die edelſten ſeyn/ welche abermahls zwar
in unterſchiedene/ fuͤrnemlich aber/ in zweyerley
Haupt-Arten unterſchieden werden. Die erſte nen-
net man Geneten; welches Baſtarden/ die von Bar-
bariſchen Pferden herkommen/ und davon anfaͤng-
lich entſtanden ſeyn/ deren Halß und Kopff auffrecht
und hoch gewachſen/ von Bruſt und Creutz wol ge-
ſetzet/ aber etwas niedrig/ ſonſt edler Art/ zarter/ raͤ-
ſcher/ im Lauffen zu allem Gebrauch beqvem und ge-
laͤhrnig/ in der Abrichtung ſehr geſchickt.

2. Die andere Spaniſche Pferde heiſſet man Vi-
lanos/ ſehr groß und ſtarck/ im Krieg und groſſer Ar-
beit tauglich/ davon in Andaluſia die beſten. Jn Mar-
tos und Jean Xeres die Schoͤnſten/ davon das Land
allenthalben mit guten Pferden beſetzet/ wiewol vor
dieſem viel beſſer/ als anitzo: Das vornehmſte Koͤ-
nigliche Geſtuͤdt iſt zu Cordoba/ worauß die meiſten
Pferde an den Koͤniglichen Hoff genommen werden.

3. Jn Jtalien wollen die Pferde auch den Vorzug
behaupten/ welche in des Koͤnigs von Hiſpanien Koͤ-
nigreich Neapolis fallen/ und deren die Vornehmſten
in den Koͤniglichen Geſtuͤdten erzogen werden: Dieſe
werden abermahl in zweyerley Haupt-Geſchlecht ge-
theilet.

1. Werden Corſeri genennet/ welche ſehr groß und
ſiarck werden/ und dieſe kommen auch aus zweyerley
ſonderlichen Orten: Die einen fallen in Calabria/
ſo den Brand auff der lincken Seiten bekommen/ die
andern in Apulia/ ſo den Brand auff der rechten Sei-
ten tragen: Dieſe werden in der Guͤte den vorigen
nicht gleich/ ſondern geringer gehalten.

2. Geneten/ weil ihr Herkommen von den Spa-
niſchen Pferden iſt/ welche ſolchen Nahmen tragen/
und ihnen ſehr aͤhnlich ſehen/ wiewol ſie viel ſtaͤrcker
und tauerhaffter als die Spaniſchen ſeyn. Sind
aber von ſehr ſtuͤrmiſchen Koͤpfen/ darum man ſie in-
der Abrichtung gar gelind tractiren muß. Sie kom-
men auch ſehr ſpat zu ihrem Gebrauch/ dagegen ſie
aber deſto aͤlter werden/ alſo/ daß ſie mit 7. Jahren
noch Vohlen genennet werden.

Hieher gehoͤren welche man de due Selle nennet/
aus welchen gleicher Geſtalt zwey unterſchiedliche
Hauffen gemachet werden; davon einige in Abruzo
fallen/ und werden dahero auch Geneten del Regno
genennet/ indem ſie ſich den Spaniſchen noch in et-
was vergleichen/ ſo wol was die Geſtalt und Ge-
waͤchs/ als die Eigenſchafften mit ſich bringen koͤn-
nen.

Von verſchnittenen
Pferden.

ES gibt unter den Liebhabern der Pferde/ wegen
des Verſchneidens/ viel unterſchiedene Meinung:

denn
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[86/0092] Neuer vollkommener ſo ſehr beruͤhmet und beliebet worden/) mehr den Weſtphaliſchen als Frieſiſchen nacharten/ weil ſie nach der erſten Natur etwas haͤrter/ nach der Frieſen aber groͤſſers Gewaͤchſes und ſtaͤrcker als von bey- derley vermiſchet anzuſehen ſeyn/ muß nach jedes Be- finden geurtheilet werden: von beyderley Art aber an ſich ſelber/ ſeynd anſehnliche/ ſtarcke/ arbeitſame Pferde/ welche bey ihrem ſchweren Leib/ einen ſo weit- und hohen Sprung/ un derſelben zimlich viel/ mit ſo gutem Willen und Verſicherung immer ablegen/ als ihnen einiges anders Teutſches Roß nicht ſo gar leichtlich nachthun kan. Jn Weſten. Es werden aber dieſe Nieder-Teutſche Pferde/ al- lein wegen der Verwandſchafft des gantzen Teutſchẽ Landes auff dieſen Platz geſtellet/ dann in der Guͤte/ Schoͤnheit/ Tauerhafftigkeit und hohem Werth ſeyn die Engliſchen die vornehmſten/ welche in dem gantzen Weſt-Theil zu finden ſeyn/ dahero die obigen Teutſchen Pferde ſolchen billich den Ruhm und Vor- zug laſſen werden. Die Daͤniſche werden nun je laͤnger je mehr/ durch frembde Pferde verbeſſert/ ob ſie gleich ſo viel oder mehr Mitternacht. Mitternaͤchtig als weſtiſch liegen/ welches dero Groͤſſe temperiret/ und ſie der guten Eigenſchafften theilhafftig machet. Jn den mitternaͤchtigen Landen fallen die wenig- ſten und kleinſte Pferde/ welche zwar tauerhaffte from- me Pferde/ aber gar kaltſinniges Gemuͤthes ſeyn. Noch ſubtilere Kennzeichen/ daß man alle dieſer Reiche/ Laͤnder und Voͤlcker unterſchiedliche Art von Pferden/ auch auſſer ihrem Ort/ unfehlbahr erkennen/ und jedes fuͤr das Rechtſchuldige urtheilen kan/ ſeynd dieſem nach aus der auffmerckenden Experientz gar wol muͤglich anzugeben und zubehaupten. Dieſe beſchlieſſen mit den gemeinen Tuͤrckiſchen Pferden/ worunter zwar manches ſchoͤnes und gutes Pferd anzutreffen/ ſonderlich was den ſchnellen und langwiehrigen Lauff betrifft: weil aber der groͤſte Hauffen ungeſtalt/ von magern ſpitzigem Leibe/ ſchwanckend/ unbeqvem/ halßſtarrig/ unbendig/ auch kraͤncklich in frembder Lufft erſcheinen/ koͤnnen ſie beſ- ſer zur Vermehrung deß vorigen Ruhms/ fuͤr die ſchlechte als gleich gute gehalten werden. Wie aber alle dieſe Art Pferd gemeiniglich von ho- her Farbe ſeyn/ ſo ſeyn ſie auch dabey Blutreich/ und haben zum theil die koͤſtliche Natur/ daß ſie allen boͤſen Uberfluß vor dem Ungewitter/ in der Hitze ſelber aus- auslaſſen. Jn den Mittags-Laͤndern ſeynd zwar keine ſo groſſe Menge/ aber koͤſtliche Pferde anzutreffen/ wel- che theils Verſtaͤndige den Orientaliſchen durchge- hend fuͤrziehen/ wie ſie dann der Zeit am theureſten bezahlt werden muͤſſen. Welchen aber die Orienta- liſchen mehr belieben/ werden doch geſtehen muͤſſen/ daß dieſen in gewiſſen Eigenſchafften die Oberſte/ wegen anderer aber/ die nechſte Stell gebuͤhret. Unter dieſen aber halten etliche die recht Africani- ſche/ (worunter noch ein guter theil Barbariſche Mo- riſciſche zuzehlen ſeyn) fuͤr die edelſten/ wegen ihrer ſchoͤnen Geſtalt/ Hurtigkeit/ und tauerhafften guten Eigenſchafften/ welchen aber andere/ die in den Euro- peiſchen Mittaͤgs-Laͤndern gefallene noch fuͤr hoͤher ſchaͤtzen/ weil bey denſelben/ bey dem guten Gewaͤchs und Geſtalt/ auch ein temperirtes Gemuͤth und Sin- nen/ in allerley Gebrauch zufinden. Unter ſolchen nun wollen vor allen andern die Spaniſchen die edelſten ſeyn/ welche abermahls zwar in unterſchiedene/ fuͤrnemlich aber/ in zweyerley Haupt-Arten unterſchieden werden. Die erſte nen- net man Geneten; welches Baſtarden/ die von Bar- bariſchen Pferden herkommen/ und davon anfaͤng- lich entſtanden ſeyn/ deren Halß und Kopff auffrecht und hoch gewachſen/ von Bruſt und Creutz wol ge- ſetzet/ aber etwas niedrig/ ſonſt edler Art/ zarter/ raͤ- ſcher/ im Lauffen zu allem Gebrauch beqvem und ge- laͤhrnig/ in der Abrichtung ſehr geſchickt. 2. Die andere Spaniſche Pferde heiſſet man Vi- lanos/ ſehr groß und ſtarck/ im Krieg und groſſer Ar- beit tauglich/ davon in Andaluſia die beſten. Jn Mar- tos und Jean Xeres die Schoͤnſten/ davon das Land allenthalben mit guten Pferden beſetzet/ wiewol vor dieſem viel beſſer/ als anitzo: Das vornehmſte Koͤ- nigliche Geſtuͤdt iſt zu Cordoba/ worauß die meiſten Pferde an den Koͤniglichen Hoff genommen werden. 3. Jn Jtalien wollen die Pferde auch den Vorzug behaupten/ welche in des Koͤnigs von Hiſpanien Koͤ- nigreich Neapolis fallen/ und deren die Vornehmſten in den Koͤniglichen Geſtuͤdten erzogen werden: Dieſe werden abermahl in zweyerley Haupt-Geſchlecht ge- theilet. 1. Werden Corſeri genennet/ welche ſehr groß und ſiarck werden/ und dieſe kommen auch aus zweyerley ſonderlichen Orten: Die einen fallen in Calabria/ ſo den Brand auff der lincken Seiten bekommen/ die andern in Apulia/ ſo den Brand auff der rechten Sei- ten tragen: Dieſe werden in der Guͤte den vorigen nicht gleich/ ſondern geringer gehalten. 2. Geneten/ weil ihr Herkommen von den Spa- niſchen Pferden iſt/ welche ſolchen Nahmen tragen/ und ihnen ſehr aͤhnlich ſehen/ wiewol ſie viel ſtaͤrcker und tauerhaffter als die Spaniſchen ſeyn. Sind aber von ſehr ſtuͤrmiſchen Koͤpfen/ darum man ſie in- der Abrichtung gar gelind tractiren muß. Sie kom- men auch ſehr ſpat zu ihrem Gebrauch/ dagegen ſie aber deſto aͤlter werden/ alſo/ daß ſie mit 7. Jahren noch Vohlen genennet werden. Hieher gehoͤren welche man de due Selle nennet/ aus welchen gleicher Geſtalt zwey unterſchiedliche Hauffen gemachet werden; davon einige in Abruzo fallen/ und werden dahero auch Geneten del Regno genennet/ indem ſie ſich den Spaniſchen noch in et- was vergleichen/ ſo wol was die Geſtalt und Ge- waͤchs/ als die Eigenſchafften mit ſich bringen koͤn- nen. Von verſchnittenen Pferden. ES gibt unter den Liebhabern der Pferde/ wegen des Verſchneidens/ viel unterſchiedene Meinung: denn

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/92>, abgerufen am 24.11.2024.