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Planck, Karl: Fusslümmelei. Über Stauchballspiel und englische Krankheit. Stuttgart, 1898.

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Nachwort.


Vorliegende kleine Arbeit ist zuerst in gekürzter Form in der
"Rundschau" der "Deutschen Zeitung" Nr. 8 und 10 dieses Jahres
erschienen. Mißverständnisse, die sich daran knüpften, sowie der Umstand,
daß einige Punkte nicht zu der Geltung kamen, die ihnen der Verfasser
wünschte, haben ihn dazu bestimmt, den Aufsatz möglichst in der ur-
sprünglichen Form noch dem öffentlichen Urteil zu unterbreiten. Vrgl.
dazu auch meine Auseinandersetzung mit Herrn Dr. F. Witte in der
"Deutschen Turnzeitung" d. J. Nr. 11. Es ist die Frage aufgeworfen wor-
den, was denn nun eigentlich an die Stelle des Fußballspiels und des hier
angegriffenen englischen Sportbetriebes treten solle. Soweit die Antwort
auf die Frage nicht schon im Vorhergehenden enthalten ist, sei hierauf
nur die Gegenfrage erlaubt: Haben wir denn unsere uralte deutsche
Volksgymnastik gänzlich vergessen? Schon unter Fr. A. Lange, (zugleich
einer der ersten, der die Bedeutung D. H. Jägers erkannte), hat in
seinen "Leibesübungen", Gotha 1863, darauf hingewiesen, daß wir in
unserem Niebelungenliede noch deutlich einen deutschen Fünfkampf, be-
stehend in Lauf, Speerwurf, Weitsprung, Steinwurf, Ringkampf, erkennen
können, der zu dem griechischen Pentathlon ein merkwürdiges und lehr-
reiches Gegenstück bildet. Und sind von dieser Fünfkampfgymnastik
nicht noch am deutschen Meeresstrand wie in unseren Bergen, im "Rangeln",
"Schwingen", "Steinstoßen", "Fischerstechen" u. s. f. deutlich erkennbare
Spuren übrig geblieben? Oder bietet nicht auch schon unser heutiges
Turnen bei allen Mängeln Ansätze des Guten gerate genug? Es sollte
doch nicht erst gesagt werden müssen, daß Aeußerungen, wie die hier
als Einlage gegebene kurze Umrißzeichnung der bisherigen Entwicklung
unseres Turnwesens, mit dem bekannten Körnchen Salz zu verstehen
sind. Wenn nur unsere Kunstturnerei - nicht einen so breiten Raum
einnähme? O nein, so bescheiden sind wir nicht: erst vollends gänzlich
abgewirtschaftet hätte! Was hier aber unter "Kunstturnerei" zu ver-
stehen ist, darüber sei der gen. Leser auf die im Jahr 1892 bei A. Bonz
u. Co. in Stuttgart erschienene Schrift: "Turnkunst und Kunstturnerei oder

Nachwort.


Vorliegende kleine Arbeit ist zuerst in gekürzter Form in der
„Rundschau“ der „Deutschen Zeitung“ Nr. 8 und 10 dieses Jahres
erschienen. Mißverständnisse, die sich daran knüpften, sowie der Umstand,
daß einige Punkte nicht zu der Geltung kamen, die ihnen der Verfasser
wünschte, haben ihn dazu bestimmt, den Aufsatz möglichst in der ur-
sprünglichen Form noch dem öffentlichen Urteil zu unterbreiten. Vrgl.
dazu auch meine Auseinandersetzung mit Herrn Dr. F. Witte in der
„Deutschen Turnzeitung“ d. J. Nr. 11. Es ist die Frage aufgeworfen wor-
den, was denn nun eigentlich an die Stelle des Fußballspiels und des hier
angegriffenen englischen Sportbetriebes treten solle. Soweit die Antwort
auf die Frage nicht schon im Vorhergehenden enthalten ist, sei hierauf
nur die Gegenfrage erlaubt: Haben wir denn unsere uralte deutsche
Volksgymnastik gänzlich vergessen? Schon unter Fr. A. Lange, (zugleich
einer der ersten, der die Bedeutung D. H. Jägers erkannte), hat in
seinen „Leibesübungen“, Gotha 1863, darauf hingewiesen, daß wir in
unserem Niebelungenliede noch deutlich einen deutschen Fünfkampf, be-
stehend in Lauf, Speerwurf, Weitsprung, Steinwurf, Ringkampf, erkennen
können, der zu dem griechischen Pentathlon ein merkwürdiges und lehr-
reiches Gegenstück bildet. Und sind von dieser Fünfkampfgymnastik
nicht noch am deutschen Meeresstrand wie in unseren Bergen, im „Rangeln“,
„Schwingen“, „Steinstoßen“, „Fischerstechen“ u. s. f. deutlich erkennbare
Spuren übrig geblieben? Oder bietet nicht auch schon unser heutiges
Turnen bei allen Mängeln Ansätze des Guten gerate genug? Es sollte
doch nicht erst gesagt werden müssen, daß Aeußerungen, wie die hier
als Einlage gegebene kurze Umrißzeichnung der bisherigen Entwicklung
unseres Turnwesens, mit dem bekannten Körnchen Salz zu verstehen
sind. Wenn nur unsere Kunstturnerei - nicht einen so breiten Raum
einnähme? O nein, so bescheiden sind wir nicht: erst vollends gänzlich
abgewirtschaftet hätte! Was hier aber unter „Kunstturnerei“ zu ver-
stehen ist, darüber sei der gen. Leser auf die im Jahr 1892 bei A. Bonz
u. Co. in Stuttgart erschienene Schrift: „Turnkunst und Kunstturnerei oder

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[[22]/0028] Nachwort. Vorliegende kleine Arbeit ist zuerst in gekürzter Form in der „Rundschau“ der „Deutschen Zeitung“ Nr. 8 und 10 dieses Jahres erschienen. Mißverständnisse, die sich daran knüpften, sowie der Umstand, daß einige Punkte nicht zu der Geltung kamen, die ihnen der Verfasser wünschte, haben ihn dazu bestimmt, den Aufsatz möglichst in der ur- sprünglichen Form noch dem öffentlichen Urteil zu unterbreiten. Vrgl. dazu auch meine Auseinandersetzung mit Herrn Dr. F. Witte in der „Deutschen Turnzeitung“ d. J. Nr. 11. Es ist die Frage aufgeworfen wor- den, was denn nun eigentlich an die Stelle des Fußballspiels und des hier angegriffenen englischen Sportbetriebes treten solle. Soweit die Antwort auf die Frage nicht schon im Vorhergehenden enthalten ist, sei hierauf nur die Gegenfrage erlaubt: Haben wir denn unsere uralte deutsche Volksgymnastik gänzlich vergessen? Schon unter Fr. A. Lange, (zugleich einer der ersten, der die Bedeutung D. H. Jägers erkannte), hat in seinen „Leibesübungen“, Gotha 1863, darauf hingewiesen, daß wir in unserem Niebelungenliede noch deutlich einen deutschen Fünfkampf, be- stehend in Lauf, Speerwurf, Weitsprung, Steinwurf, Ringkampf, erkennen können, der zu dem griechischen Pentathlon ein merkwürdiges und lehr- reiches Gegenstück bildet. Und sind von dieser Fünfkampfgymnastik nicht noch am deutschen Meeresstrand wie in unseren Bergen, im „Rangeln“, „Schwingen“, „Steinstoßen“, „Fischerstechen“ u. s. f. deutlich erkennbare Spuren übrig geblieben? Oder bietet nicht auch schon unser heutiges Turnen bei allen Mängeln Ansätze des Guten gerate genug? Es sollte doch nicht erst gesagt werden müssen, daß Aeußerungen, wie die hier als Einlage gegebene kurze Umrißzeichnung der bisherigen Entwicklung unseres Turnwesens, mit dem bekannten Körnchen Salz zu verstehen sind. Wenn nur unsere Kunstturnerei - nicht einen so breiten Raum einnähme? O nein, so bescheiden sind wir nicht: erst vollends gänzlich abgewirtschaftet hätte! Was hier aber unter „Kunstturnerei“ zu ver- stehen ist, darüber sei der gen. Leser auf die im Jahr 1892 bei A. Bonz u. Co. in Stuttgart erschienene Schrift: „Turnkunst und Kunstturnerei oder

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Zitationshilfe: Planck, Karl: Fusslümmelei. Über Stauchballspiel und englische Krankheit. Stuttgart, 1898, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_fussluemmelei_1898/28>, abgerufen am 23.11.2024.