Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. Zustand ein Gleichgewichtszustand. Da nun cv als spezifischeWärme bei constantem Volumen stets positiv ist, so hängt die Bedingung des Gleichgewichts davon ab, ob [Formel 1] für alle drei Theile des Systems negativ ist oder nicht. Im letzteren Fall ist kein Gleichgewicht vorhanden. In der That ist aus der unmittelbaren Erfahrung ersichtlich, dass in jedem Gleich- gewichtszustand [Formel 2] negativ ist, da sich der Druck, sei er positiv oder negativ, bei constanter Temperatur immer in entgegen- gesetzter Richtung wie das Volumen verändert. Es gibt aber, wie ein Blick auf die in Fig. 1 (§ 26) gegebene graphische Dar- stellung der Grösse p als isotherme Funktion von v lehrt, auch Zustände, in denen [Formel 3] positiv ist. Diese Zustände stellen also niemals eine Gleichgewichtslage dar, und sind deshalb auch nicht der direkten Beobachtung zugänglich. Wenn dagegen [Formel 4] negativ ist, so findet Gleichgewicht statt; doch braucht dasselbe noch nicht stabil zu sein; es kommt dann darauf an, ob nicht unter den gegebenen Bedingungen noch ein anderer Gleichgewichtszustand möglich ist, dem ein grösserer Werth der Entropie entspricht. Wir wollen nun im Folgenden die Werthe der Unbekannten § 170. Erste Lösung. Wenn wir erstens setzen: Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. Zustand ein Gleichgewichtszustand. Da nun cv als spezifischeWärme bei constantem Volumen stets positiv ist, so hängt die Bedingung des Gleichgewichts davon ab, ob [Formel 1] für alle drei Theile des Systems negativ ist oder nicht. Im letzteren Fall ist kein Gleichgewicht vorhanden. In der That ist aus der unmittelbaren Erfahrung ersichtlich, dass in jedem Gleich- gewichtszustand [Formel 2] negativ ist, da sich der Druck, sei er positiv oder negativ, bei constanter Temperatur immer in entgegen- gesetzter Richtung wie das Volumen verändert. Es gibt aber, wie ein Blick auf die in Fig. 1 (§ 26) gegebene graphische Dar- stellung der Grösse p als isotherme Funktion von v lehrt, auch Zustände, in denen [Formel 3] positiv ist. Diese Zustände stellen also niemals eine Gleichgewichtslage dar, und sind deshalb auch nicht der direkten Beobachtung zugänglich. Wenn dagegen [Formel 4] negativ ist, so findet Gleichgewicht statt; doch braucht dasselbe noch nicht stabil zu sein; es kommt dann darauf an, ob nicht unter den gegebenen Bedingungen noch ein anderer Gleichgewichtszustand möglich ist, dem ein grösserer Werth der Entropie entspricht. Wir wollen nun im Folgenden die Werthe der Unbekannten § 170. Erste Lösung. Wenn wir erstens setzen: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0144" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände</hi>.</fw><lb/> Zustand ein Gleichgewichtszustand. Da nun <hi rendition="#i">c<hi rendition="#sub">v</hi></hi> als spezifische<lb/> Wärme bei constantem Volumen stets positiv ist, so hängt die<lb/> Bedingung des Gleichgewichts davon ab, ob <formula/> für alle drei<lb/> Theile des Systems negativ ist oder nicht. Im letzteren Fall<lb/> ist kein Gleichgewicht vorhanden. In der That ist aus der<lb/> unmittelbaren Erfahrung ersichtlich, dass in jedem Gleich-<lb/> gewichtszustand <formula/> negativ ist, da sich der Druck, sei er positiv<lb/> oder negativ, bei constanter Temperatur immer in entgegen-<lb/> gesetzter Richtung wie das Volumen verändert. Es gibt aber,<lb/> wie ein Blick auf die in Fig. 1 (§ 26) gegebene graphische Dar-<lb/> stellung der Grösse <hi rendition="#i">p</hi> als isotherme Funktion von <hi rendition="#i">v</hi> lehrt, auch<lb/> Zustände, in denen <formula/> positiv ist. Diese Zustände stellen also<lb/> niemals eine Gleichgewichtslage dar, und sind deshalb auch<lb/> nicht der direkten Beobachtung zugänglich. Wenn dagegen<lb/><formula/> negativ ist, so findet Gleichgewicht statt; doch braucht<lb/> dasselbe noch nicht stabil zu sein; es kommt dann darauf an,<lb/> ob nicht unter den gegebenen Bedingungen noch ein anderer<lb/> Gleichgewichtszustand möglich ist, dem ein grösserer Werth der<lb/> Entropie entspricht.</p><lb/> <p>Wir wollen nun im Folgenden die Werthe der Unbekannten<lb/><hi rendition="#i">ϑ</hi>, <hi rendition="#i">v</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">v</hi><hi rendition="#sub">2</hi>, <hi rendition="#i">v</hi><hi rendition="#sub">3</hi> untersuchen, die eine Lösung der inneren Gleich-<lb/> gewichtsbedingungen (98) vorstellen; es wird dies, wie wir sehen<lb/> werden, auf verschiedene Arten möglich sein. Wenn das ge-<lb/> schehen ist, wollen wir (von § 189 an) die weitere Frage be-<lb/> handeln, welche der verschiedenartigen Lösungen in jedem<lb/> Einzelfalle, unter den gegebenen äusseren Bedingungen, den<lb/> stabilsten Gleichgewichtszustand, d. h. den grössten Werth der<lb/> Entropie des Systems liefert.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">§ 170. Erste Lösung.</hi> Wenn wir erstens setzen:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">v</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">v</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = <hi rendition="#i">v</hi><hi rendition="#sub">3</hi> = <hi rendition="#i">v</hi>,</hi><lb/> so werden dadurch alle vier Gleichungen (98) befriedigt. Denn<lb/> da ohnehin die Temperatur <hi rendition="#i">ϑ</hi> allen drei Theilen des Systems<lb/> gemeinsam ist, werden dadurch ihre Zustände vollkommen<lb/> identisch, d. h. das ganze System ist homogen. Der Zustand<lb/> des Systems ist dann bestimmt, wenn man noch die Gleichungen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0144]
Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände.
Zustand ein Gleichgewichtszustand. Da nun cv als spezifische
Wärme bei constantem Volumen stets positiv ist, so hängt die
Bedingung des Gleichgewichts davon ab, ob [FORMEL] für alle drei
Theile des Systems negativ ist oder nicht. Im letzteren Fall
ist kein Gleichgewicht vorhanden. In der That ist aus der
unmittelbaren Erfahrung ersichtlich, dass in jedem Gleich-
gewichtszustand [FORMEL] negativ ist, da sich der Druck, sei er positiv
oder negativ, bei constanter Temperatur immer in entgegen-
gesetzter Richtung wie das Volumen verändert. Es gibt aber,
wie ein Blick auf die in Fig. 1 (§ 26) gegebene graphische Dar-
stellung der Grösse p als isotherme Funktion von v lehrt, auch
Zustände, in denen [FORMEL] positiv ist. Diese Zustände stellen also
niemals eine Gleichgewichtslage dar, und sind deshalb auch
nicht der direkten Beobachtung zugänglich. Wenn dagegen
[FORMEL] negativ ist, so findet Gleichgewicht statt; doch braucht
dasselbe noch nicht stabil zu sein; es kommt dann darauf an,
ob nicht unter den gegebenen Bedingungen noch ein anderer
Gleichgewichtszustand möglich ist, dem ein grösserer Werth der
Entropie entspricht.
Wir wollen nun im Folgenden die Werthe der Unbekannten
ϑ, v1, v2, v3 untersuchen, die eine Lösung der inneren Gleich-
gewichtsbedingungen (98) vorstellen; es wird dies, wie wir sehen
werden, auf verschiedene Arten möglich sein. Wenn das ge-
schehen ist, wollen wir (von § 189 an) die weitere Frage be-
handeln, welche der verschiedenartigen Lösungen in jedem
Einzelfalle, unter den gegebenen äusseren Bedingungen, den
stabilsten Gleichgewichtszustand, d. h. den grössten Werth der
Entropie des Systems liefert.
§ 170. Erste Lösung. Wenn wir erstens setzen:
v1 = v2 = v3 = v,
so werden dadurch alle vier Gleichungen (98) befriedigt. Denn
da ohnehin die Temperatur ϑ allen drei Theilen des Systems
gemeinsam ist, werden dadurch ihre Zustände vollkommen
identisch, d. h. das ganze System ist homogen. Der Zustand
des Systems ist dann bestimmt, wenn man noch die Gleichungen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |