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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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System in verschiedenen Aggregatzuständen.
dahingestellt bleiben. Denn wenn der Dampf während der Er-
wärmung um 1° gerade gesättigt bleiben soll, muss er offenbar
gleichzeitig comprimirt werden, weil das spezifische Volumen des
gesättigten Dampfes mit steigender Temperatur abnimmt. Nun
wird aber durch die Compression Wärme erzeugt, und es fragt
sich, ob diese Wärme nicht so beträchtlich ist, dass sogar eine
Ableitung von Wärme nach Aussen erforderlich wird, um den
Dampf nicht zu überhitzen. Daher sind hier von vorneherein
zwei Fälle denkbar: 1. Die Compressionswärme ist verhältniss-
mässig beträchtlich. Dann ist bei der Compression des gesättigten
Dampfes Ableitung von Wärme nach Aussen erforderlich, um
bei der erhöhten Temperatur den Sättigungszustand aufrecht zu
erhalten, d. h. h1 ist negativ. 2. Die Compressionswärme ist zu
gering, um ohne Zuleitung äusserer Wärme den comprimirten
Dampf vor Uebersättigung zu bewahren; dann muss h1 positiv
ausfallen. Dazwischen liegt der Grenzfall h1 = 0, wo die Com-
pressionswärme gerade hinreicht, um den comprimirten Dampf
im Zustand der Sättigung zu erhalten, wo also die Sättigungs-
curve zusammenfällt mit der Curve der adiabatischen Compression.
Dieser Grenzfall wurde noch von Watt als für Wasserdampf
gültig angenommen.

Es ist nun leicht, h1 aus den obigen Formeln zu berechnen.
Bilden wir zunächst die entsprechende spezifische Wärme für
die berührende Flüssigkeit:
[Formel 1] . (117)
Diese spezifische Wärme entspricht einer Erwärmung der
Flüssigkeit, die immer gerade unter dem Drucke ihres gesättigten
Dampfes gehalten wird. Da nun der äussere Druck, wenn er
nicht nach vielen Atmosphären misst, auf den Zustand einer
Flüssigkeit keinen wesentlichen Einfluss hat, so fällt der Werth
von h2 so gut wie ganz mit dem Werth der spezifischen Wärme
der Flüssigkeit bei constantem Druck zusammen, d. h.
h2 = (cp)2. (118)
Nun ergeben die Gleichungen (116) und (117) von einander
subtrahirt:
[Formel 2] .

System in verschiedenen Aggregatzuständen.
dahingestellt bleiben. Denn wenn der Dampf während der Er-
wärmung um 1° gerade gesättigt bleiben soll, muss er offenbar
gleichzeitig comprimirt werden, weil das spezifische Volumen des
gesättigten Dampfes mit steigender Temperatur abnimmt. Nun
wird aber durch die Compression Wärme erzeugt, und es fragt
sich, ob diese Wärme nicht so beträchtlich ist, dass sogar eine
Ableitung von Wärme nach Aussen erforderlich wird, um den
Dampf nicht zu überhitzen. Daher sind hier von vorneherein
zwei Fälle denkbar: 1. Die Compressionswärme ist verhältniss-
mässig beträchtlich. Dann ist bei der Compression des gesättigten
Dampfes Ableitung von Wärme nach Aussen erforderlich, um
bei der erhöhten Temperatur den Sättigungszustand aufrecht zu
erhalten, d. h. h1 ist negativ. 2. Die Compressionswärme ist zu
gering, um ohne Zuleitung äusserer Wärme den comprimirten
Dampf vor Uebersättigung zu bewahren; dann muss h1 positiv
ausfallen. Dazwischen liegt der Grenzfall h1 = 0, wo die Com-
pressionswärme gerade hinreicht, um den comprimirten Dampf
im Zustand der Sättigung zu erhalten, wo also die Sättigungs-
curve zusammenfällt mit der Curve der adiabatischen Compression.
Dieser Grenzfall wurde noch von Watt als für Wasserdampf
gültig angenommen.

Es ist nun leicht, h1 aus den obigen Formeln zu berechnen.
Bilden wir zunächst die entsprechende spezifische Wärme für
die berührende Flüssigkeit:
[Formel 1] . (117)
Diese spezifische Wärme entspricht einer Erwärmung der
Flüssigkeit, die immer gerade unter dem Drucke ihres gesättigten
Dampfes gehalten wird. Da nun der äussere Druck, wenn er
nicht nach vielen Atmosphären misst, auf den Zustand einer
Flüssigkeit keinen wesentlichen Einfluss hat, so fällt der Werth
von h2 so gut wie ganz mit dem Werth der spezifischen Wärme
der Flüssigkeit bei constantem Druck zusammen, d. h.
h2 = (cp)2. (118)
Nun ergeben die Gleichungen (116) und (117) von einander
subtrahirt:
[Formel 2] .

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[141/0157] System in verschiedenen Aggregatzuständen. dahingestellt bleiben. Denn wenn der Dampf während der Er- wärmung um 1° gerade gesättigt bleiben soll, muss er offenbar gleichzeitig comprimirt werden, weil das spezifische Volumen des gesättigten Dampfes mit steigender Temperatur abnimmt. Nun wird aber durch die Compression Wärme erzeugt, und es fragt sich, ob diese Wärme nicht so beträchtlich ist, dass sogar eine Ableitung von Wärme nach Aussen erforderlich wird, um den Dampf nicht zu überhitzen. Daher sind hier von vorneherein zwei Fälle denkbar: 1. Die Compressionswärme ist verhältniss- mässig beträchtlich. Dann ist bei der Compression des gesättigten Dampfes Ableitung von Wärme nach Aussen erforderlich, um bei der erhöhten Temperatur den Sättigungszustand aufrecht zu erhalten, d. h. h1 ist negativ. 2. Die Compressionswärme ist zu gering, um ohne Zuleitung äusserer Wärme den comprimirten Dampf vor Uebersättigung zu bewahren; dann muss h1 positiv ausfallen. Dazwischen liegt der Grenzfall h1 = 0, wo die Com- pressionswärme gerade hinreicht, um den comprimirten Dampf im Zustand der Sättigung zu erhalten, wo also die Sättigungs- curve zusammenfällt mit der Curve der adiabatischen Compression. Dieser Grenzfall wurde noch von Watt als für Wasserdampf gültig angenommen. Es ist nun leicht, h1 aus den obigen Formeln zu berechnen. Bilden wir zunächst die entsprechende spezifische Wärme für die berührende Flüssigkeit: [FORMEL]. (117) Diese spezifische Wärme entspricht einer Erwärmung der Flüssigkeit, die immer gerade unter dem Drucke ihres gesättigten Dampfes gehalten wird. Da nun der äussere Druck, wenn er nicht nach vielen Atmosphären misst, auf den Zustand einer Flüssigkeit keinen wesentlichen Einfluss hat, so fällt der Werth von h2 so gut wie ganz mit dem Werth der spezifischen Wärme der Flüssigkeit bei constantem Druck zusammen, d. h. h2 = (cp)2. (118) Nun ergeben die Gleichungen (116) und (117) von einander subtrahirt: [FORMEL].

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/157>, abgerufen am 24.11.2024.