Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. einer wässrigen Salzlösung oder beim Ausfällen von Salz ausgesättigter Lösung eintritt. Im letzteren Falle müssen wir nach den Festsetzungen in § 220 als ersten Bestandtheil das Salz, als zweiten Bestandtheil das Wasser rechnen, und das Salz als Lösungsmittel, das Wasser als gelösten Stoff bezeichnen. Dann ist in jedem Falle die Gleichung (175) ohne Weiteres anwendbar, und lässt sich auch hier wieder nach drei Richtungen behandeln, je nachdem man untersucht, in welcher Weise sich der Gefrier- punkt bez. Sättigungspunkt einer Lösung von bestimmter Con- centration mit dem Druck ändert (d c = 0), oder wie der Druck zu ändern ist, damit eine Lösung von geänderter Concentration bei der nämlichen Temperatur gefriert bezw. gesättigt ist (d th = 0) oder endlich, wie sich der Gefrierpunkt bez. Sättigungspunkt einer Lösung unter bestimmtem äusseren Druck mit der Con- centration ändert (d p = 0). Für den letzten, als den wichtigsten Fall erhalten wir aus (175), wenn wir zugleich zum Unterschied gegen die Siedetemperatur die Gefriertemperatur bez. Sättigungs- temperatur als Funktion der Concentration mit th' bezeichnen: [Formel 1] , wobei r hier die Wärme bedeutet, welche von Aussen aufge- nommen wird, wenn aus einer grossen Quantität Lösung von der Concentration c die Masseneinheit des Lösungsmittels (Eis, Salz) ausfällt. Da diese Wärmemenge häufig negativ ist, so setzen wir r = -- r' und bezeichnen r' als die "Gefrierwärme" der Lösung bez. als die "Fällungswärme" des Salzes. Es ist die Wärmetönung (frei werdende Wärme) beim Ausfällen des Lösungs- mittels aus der Lösung. Dann ist (184) [Formel 2] . Die Gefrierwärme r' einer Salzlösung ist immer positiv; daher sinkt der Gefrierpunkt th' der Lösung stets mit wachsendem Salzgehalt c. Andrerseits: wenn die Fällungswärme r' eines Salzes aus einer Lösung positiv ist, so sinkt der Sättigungspunkt th' der Lösung mit wachsendem Wassergehalt c der Lösung, d. h. er steigt mit wachsendem Salzgehalt. Im entgegengesetzten Fall sinkt der Sättigungspunkt mit wachsendem Salzgehalt. Will man bei einer mit Salz gesättigten Lösung nicht den Wasser- gehalt, sondern den Salzgehalt der Lösung mit c bezeichnen, so Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. einer wässrigen Salzlösung oder beim Ausfällen von Salz ausgesättigter Lösung eintritt. Im letzteren Falle müssen wir nach den Festsetzungen in § 220 als ersten Bestandtheil das Salz, als zweiten Bestandtheil das Wasser rechnen, und das Salz als Lösungsmittel, das Wasser als gelösten Stoff bezeichnen. Dann ist in jedem Falle die Gleichung (175) ohne Weiteres anwendbar, und lässt sich auch hier wieder nach drei Richtungen behandeln, je nachdem man untersucht, in welcher Weise sich der Gefrier- punkt bez. Sättigungspunkt einer Lösung von bestimmter Con- centration mit dem Druck ändert (d c = 0), oder wie der Druck zu ändern ist, damit eine Lösung von geänderter Concentration bei der nämlichen Temperatur gefriert bezw. gesättigt ist (d ϑ = 0) oder endlich, wie sich der Gefrierpunkt bez. Sättigungspunkt einer Lösung unter bestimmtem äusseren Druck mit der Con- centration ändert (d p = 0). Für den letzten, als den wichtigsten Fall erhalten wir aus (175), wenn wir zugleich zum Unterschied gegen die Siedetemperatur die Gefriertemperatur bez. Sättigungs- temperatur als Funktion der Concentration mit ϑ' bezeichnen: [Formel 1] , wobei r hier die Wärme bedeutet, welche von Aussen aufge- nommen wird, wenn aus einer grossen Quantität Lösung von der Concentration c die Masseneinheit des Lösungsmittels (Eis, Salz) ausfällt. Da diese Wärmemenge häufig negativ ist, so setzen wir r = — r' und bezeichnen r' als die „Gefrierwärme“ der Lösung bez. als die „Fällungswärme“ des Salzes. Es ist die Wärmetönung (frei werdende Wärme) beim Ausfällen des Lösungs- mittels aus der Lösung. Dann ist (184) [Formel 2] . Die Gefrierwärme r' einer Salzlösung ist immer positiv; daher sinkt der Gefrierpunkt ϑ' der Lösung stets mit wachsendem Salzgehalt c. Andrerseits: wenn die Fällungswärme r' eines Salzes aus einer Lösung positiv ist, so sinkt der Sättigungspunkt ϑ' der Lösung mit wachsendem Wassergehalt c der Lösung, d. h. er steigt mit wachsendem Salzgehalt. Im entgegengesetzten Fall sinkt der Sättigungspunkt mit wachsendem Salzgehalt. Will man bei einer mit Salz gesättigten Lösung nicht den Wasser- gehalt, sondern den Salzgehalt der Lösung mit c bezeichnen, so <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0206" n="190"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände</hi>.</fw><lb/> einer wässrigen Salzlösung oder beim Ausfällen von Salz aus<lb/> gesättigter Lösung eintritt. 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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände.
einer wässrigen Salzlösung oder beim Ausfällen von Salz aus
gesättigter Lösung eintritt. Im letzteren Falle müssen wir nach
den Festsetzungen in § 220 als ersten Bestandtheil das Salz,
als zweiten Bestandtheil das Wasser rechnen, und das Salz als
Lösungsmittel, das Wasser als gelösten Stoff bezeichnen. Dann
ist in jedem Falle die Gleichung (175) ohne Weiteres anwendbar,
und lässt sich auch hier wieder nach drei Richtungen behandeln,
je nachdem man untersucht, in welcher Weise sich der Gefrier-
punkt bez. Sättigungspunkt einer Lösung von bestimmter Con-
centration mit dem Druck ändert (d c = 0), oder wie der Druck
zu ändern ist, damit eine Lösung von geänderter Concentration
bei der nämlichen Temperatur gefriert bezw. gesättigt ist (d ϑ = 0)
oder endlich, wie sich der Gefrierpunkt bez. Sättigungspunkt
einer Lösung unter bestimmtem äusseren Druck mit der Con-
centration ändert (d p = 0). Für den letzten, als den wichtigsten
Fall erhalten wir aus (175), wenn wir zugleich zum Unterschied
gegen die Siedetemperatur die Gefriertemperatur bez. Sättigungs-
temperatur als Funktion der Concentration mit ϑ' bezeichnen:
[FORMEL],
wobei r hier die Wärme bedeutet, welche von Aussen aufge-
nommen wird, wenn aus einer grossen Quantität Lösung von der
Concentration c die Masseneinheit des Lösungsmittels (Eis, Salz)
ausfällt. Da diese Wärmemenge häufig negativ ist, so setzen
wir r = — r' und bezeichnen r' als die „Gefrierwärme“ der
Lösung bez. als die „Fällungswärme“ des Salzes. Es ist die
Wärmetönung (frei werdende Wärme) beim Ausfällen des Lösungs-
mittels aus der Lösung. Dann ist
(184) [FORMEL].
Die Gefrierwärme r' einer Salzlösung ist immer positiv; daher
sinkt der Gefrierpunkt ϑ' der Lösung stets mit wachsendem
Salzgehalt c. Andrerseits: wenn die Fällungswärme r' eines
Salzes aus einer Lösung positiv ist, so sinkt der Sättigungspunkt
ϑ' der Lösung mit wachsendem Wassergehalt c der Lösung,
d. h. er steigt mit wachsendem Salzgehalt. Im entgegengesetzten
Fall sinkt der Sättigungspunkt mit wachsendem Salzgehalt. Will
man bei einer mit Salz gesättigten Lösung nicht den Wasser-
gehalt, sondern den Salzgehalt der Lösung mit c bezeichnen, so
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