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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Grundthatsachen und Definitionen.
[Formel 1] ,
von denen die erste besagt, dass die Tangente der Isotherme
in K parallel der Abscissenaxe verläuft, die zweite, dass die
Isotherme in K einen Wendepunkt besitzt. Legt man die
Clausius'sche Zustandsgleichung (12) zu Grunde, so ergibt sich
hienach für den kritischen Punkt:
[Formel 2] also für Kohlensäure nach den mitgetheilten Zahlen:
th = 304 = 273° + 31°, p = 77 Atm., [Formel 3] .
Qualitativ gelten für jede Substanz dieselben Gesetzmässigkeiten
wie für Kohlensäure, aber die Werthe der Constanten sind sehr
verschieden.

§ 31. Auch bezüglich des Uebergangs aus dem flüssigen
in den festen Aggregatzustand lassen sich genau dieselben Be-
trachtungen anstellen, wie für den aus dem gasförmigen in den
flüssigen, auch hier kann man das System der Isothermen zeich-
nen, und auch hier würde man wahrscheinlich, wenn die Hilfs-
mittel der experimentellen Forschung so weit reichten, sowohl
"theoretische" Gebiete der Isothermen als auch einen kritischen
Punkt constatiren können, dessen Umgehung einen continuir-
lichen Uebergang aus dem flüssigen in den festen Aggregat-
zustand ermöglicht. In der That gibt es ja gewisse Substanzen,
die schon unter gewöhnlichem Druck beim Erwärmen ohne
jeden erkennbaren Sprung aus dem festen in den flüssigen Zu-
stand übergehen, wie z. B. Pech, während wieder bei anderen
Substanzen einer bestimmten Temperatur ein ganz bestimmter
Schmelzdruck (oder Erstarrungsdruck) entspricht, bei welchem
sich die Substanz in zwei differente Aggregatzustände spaltet;
doch ist der Schmelzdruck mit der Temperatur ausserordentlich
viel stärker veränderlich als der Druck des gesättigten Dampfes.
Für die physikalische Berechtigung der geschilderten Auffassung
sprechen besonders die Versuche von Barus und die von Spring,
bei denen die Drucke innerhalb weiter Grenzen variirt wurden.

Die vollkommenste Zustandsgleichung wäre eine solche,
welche zugleich den gasförmigen, flüssigen und festen Aggregat-
zustand umfasste. Die Aufstellung derselben ist aber bis jetzt
für keine Substanz versucht worden.

Grundthatsachen und Definitionen.
[Formel 1] ,
von denen die erste besagt, dass die Tangente der Isotherme
in K parallel der Abscissenaxe verläuft, die zweite, dass die
Isotherme in K einen Wendepunkt besitzt. Legt man die
Clausius’sche Zustandsgleichung (12) zu Grunde, so ergibt sich
hienach für den kritischen Punkt:
[Formel 2] also für Kohlensäure nach den mitgetheilten Zahlen:
ϑ = 304 = 273° + 31°, p = 77 Atm., [Formel 3] .
Qualitativ gelten für jede Substanz dieselben Gesetzmässigkeiten
wie für Kohlensäure, aber die Werthe der Constanten sind sehr
verschieden.

§ 31. Auch bezüglich des Uebergangs aus dem flüssigen
in den festen Aggregatzustand lassen sich genau dieselben Be-
trachtungen anstellen, wie für den aus dem gasförmigen in den
flüssigen, auch hier kann man das System der Isothermen zeich-
nen, und auch hier würde man wahrscheinlich, wenn die Hilfs-
mittel der experimentellen Forschung so weit reichten, sowohl
„theoretische“ Gebiete der Isothermen als auch einen kritischen
Punkt constatiren können, dessen Umgehung einen continuir-
lichen Uebergang aus dem flüssigen in den festen Aggregat-
zustand ermöglicht. In der That gibt es ja gewisse Substanzen,
die schon unter gewöhnlichem Druck beim Erwärmen ohne
jeden erkennbaren Sprung aus dem festen in den flüssigen Zu-
stand übergehen, wie z. B. Pech, während wieder bei anderen
Substanzen einer bestimmten Temperatur ein ganz bestimmter
Schmelzdruck (oder Erstarrungsdruck) entspricht, bei welchem
sich die Substanz in zwei differente Aggregatzustände spaltet;
doch ist der Schmelzdruck mit der Temperatur ausserordentlich
viel stärker veränderlich als der Druck des gesättigten Dampfes.
Für die physikalische Berechtigung der geschilderten Auffassung
sprechen besonders die Versuche von Barus und die von Spring,
bei denen die Drucke innerhalb weiter Grenzen variirt wurden.

Die vollkommenste Zustandsgleichung wäre eine solche,
welche zugleich den gasförmigen, flüssigen und festen Aggregat-
zustand umfasste. Die Aufstellung derselben ist aber bis jetzt
für keine Substanz versucht worden.

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[18/0034] Grundthatsachen und Definitionen. [FORMEL], von denen die erste besagt, dass die Tangente der Isotherme in K parallel der Abscissenaxe verläuft, die zweite, dass die Isotherme in K einen Wendepunkt besitzt. Legt man die Clausius’sche Zustandsgleichung (12) zu Grunde, so ergibt sich hienach für den kritischen Punkt: [FORMEL] also für Kohlensäure nach den mitgetheilten Zahlen: ϑ = 304 = 273° + 31°, p = 77 Atm., [FORMEL]. Qualitativ gelten für jede Substanz dieselben Gesetzmässigkeiten wie für Kohlensäure, aber die Werthe der Constanten sind sehr verschieden. § 31. Auch bezüglich des Uebergangs aus dem flüssigen in den festen Aggregatzustand lassen sich genau dieselben Be- trachtungen anstellen, wie für den aus dem gasförmigen in den flüssigen, auch hier kann man das System der Isothermen zeich- nen, und auch hier würde man wahrscheinlich, wenn die Hilfs- mittel der experimentellen Forschung so weit reichten, sowohl „theoretische“ Gebiete der Isothermen als auch einen kritischen Punkt constatiren können, dessen Umgehung einen continuir- lichen Uebergang aus dem flüssigen in den festen Aggregat- zustand ermöglicht. In der That gibt es ja gewisse Substanzen, die schon unter gewöhnlichem Druck beim Erwärmen ohne jeden erkennbaren Sprung aus dem festen in den flüssigen Zu- stand übergehen, wie z. B. Pech, während wieder bei anderen Substanzen einer bestimmten Temperatur ein ganz bestimmter Schmelzdruck (oder Erstarrungsdruck) entspricht, bei welchem sich die Substanz in zwei differente Aggregatzustände spaltet; doch ist der Schmelzdruck mit der Temperatur ausserordentlich viel stärker veränderlich als der Druck des gesättigten Dampfes. Für die physikalische Berechtigung der geschilderten Auffassung sprechen besonders die Versuche von Barus und die von Spring, bei denen die Drucke innerhalb weiter Grenzen variirt wurden. Die vollkommenste Zustandsgleichung wäre eine solche, welche zugleich den gasförmigen, flüssigen und festen Aggregat- zustand umfasste. Die Aufstellung derselben ist aber bis jetzt für keine Substanz versucht worden.

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/34>, abgerufen am 21.11.2024.