Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Damon. Ja, die Sachsen sollen leben! Aber fahre weiter fort. Schmuhl. Noch in Leipzig ergab ich mich ganz, wie du weißt, Schwarz- künsten und chemischen Studien, Und der Chiromantie und der Pyromantie und der Negroman- tie des Agrippa; D'rauf las ich für mich Pfaff's Astrologie, und in Göttingen trieb ich Punktirkunst; Doch trieb ich es nur insgeheim, weil dort schon ein denkender Mensch ein Phantast heißt. Laut rühmen sie sich in derselbigen Stadt, daß nie die Natur- philosophen Bei ihnen gediehn, ja, daß ein Poet, wie Bürger, vor Hun- ger beinah starb. Die Vorigen. Sirmio. Sirmio (bei Seite). Aufreizt mich der Sinn, zu belauschen das Paar, nicht länger bezähm' ich die Neugier. Was mag nun wohl an den Herrn Schultheiß der fatale He- bräer verschachern? Und es stachen ihm doch aus dem Schnappsack vor die gestohle- nen Messer und Gabeln. Schmuhl. Als einst bei Nacht ich im Mondschein saß auf der Plesse ro- mantischen Trümmern, Und ein Zephyr strich durch's Buchengezweig, und über die Felder der Eb'ne; Da erschien mir ein Geist, den lang' ich citirt, Inhaber beträchtlicher Schätze, Damon. Ja, die Sachſen ſollen leben! Aber fahre weiter fort. Schmuhl. Noch in Leipzig ergab ich mich ganz, wie du weißt, Schwarz- kuͤnſten und chemiſchen Studien, Und der Chiromantie und der Pyromantie und der Negroman- tie des Agrippa; D'rauf las ich fuͤr mich Pfaff's Aſtrologie, und in Goͤttingen trieb ich Punktirkunſt; Doch trieb ich es nur insgeheim, weil dort ſchon ein denkender Menſch ein Phantaſt heißt. Laut ruͤhmen ſie ſich in derſelbigen Stadt, daß nie die Natur- philoſophen Bei ihnen gediehn, ja, daß ein Poet, wie Buͤrger, vor Hun- ger beinah ſtarb. Die Vorigen. Sirmio. Sirmio (bei Seite). Aufreizt mich der Sinn, zu belauſchen das Paar, nicht laͤnger bezaͤhm' ich die Neugier. Was mag nun wohl an den Herrn Schultheiß der fatale He- braͤer verſchachern? Und es ſtachen ihm doch aus dem Schnappſack vor die geſtohle- nen Meſſer und Gabeln. Schmuhl. Als einſt bei Nacht ich im Mondſchein ſaß auf der Pleſſe ro- mantiſchen Truͤmmern, Und ein Zephyr ſtrich durch's Buchengezweig, und uͤber die Felder der Eb'ne; Da erſchien mir ein Geiſt, den lang' ich citirt, Inhaber betraͤchtlicher Schaͤtze, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0019" n="13"/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja, die Sachſen ſollen leben! Aber fahre weiter fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Noch in Leipzig ergab ich mich ganz, wie du weißt, Schwarz-<lb/> kuͤnſten und chemiſchen Studien,<lb/> Und der Chiromantie und der Pyromantie und der Negroman-<lb/> tie des Agrippa;<lb/> D'rauf las ich fuͤr mich Pfaff's Aſtrologie, und in Goͤttingen<lb/> trieb ich Punktirkunſt;<lb/> Doch trieb ich es nur insgeheim, weil dort ſchon ein denkender<lb/> Menſch ein Phantaſt heißt.<lb/> Laut ruͤhmen ſie ſich in derſelbigen Stadt, daß nie die Natur-<lb/> philoſophen<lb/> Bei ihnen gediehn, ja, daß ein Poet, wie Buͤrger, vor Hun-<lb/> ger beinah ſtarb.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Die Vorigen. Sirmio</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#SIR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Sirmio</hi> </hi> </speaker> <stage> <hi rendition="#c">(bei Seite).</hi> </stage><lb/> <p>Aufreizt mich der Sinn, zu belauſchen das Paar, nicht laͤnger<lb/> bezaͤhm' ich die Neugier.<lb/> Was mag nun wohl an den Herrn Schultheiß der fatale He-<lb/> braͤer verſchachern?<lb/> Und es ſtachen ihm doch aus dem Schnappſack vor die geſtohle-<lb/> nen Meſſer und Gabeln.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Als einſt bei Nacht ich im Mondſchein ſaß auf der Pleſſe ro-<lb/> mantiſchen Truͤmmern,<lb/> Und ein Zephyr ſtrich durch's Buchengezweig, und uͤber die<lb/> Felder der Eb'ne;<lb/> Da erſchien mir ein Geiſt, den lang' ich citirt, Inhaber<lb/> betraͤchtlicher Schaͤtze,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0019]
Damon.
Ja, die Sachſen ſollen leben! Aber fahre weiter fort.
Schmuhl.
Noch in Leipzig ergab ich mich ganz, wie du weißt, Schwarz-
kuͤnſten und chemiſchen Studien,
Und der Chiromantie und der Pyromantie und der Negroman-
tie des Agrippa;
D'rauf las ich fuͤr mich Pfaff's Aſtrologie, und in Goͤttingen
trieb ich Punktirkunſt;
Doch trieb ich es nur insgeheim, weil dort ſchon ein denkender
Menſch ein Phantaſt heißt.
Laut ruͤhmen ſie ſich in derſelbigen Stadt, daß nie die Natur-
philoſophen
Bei ihnen gediehn, ja, daß ein Poet, wie Buͤrger, vor Hun-
ger beinah ſtarb.
Die Vorigen. Sirmio.
Sirmio (bei Seite).
Aufreizt mich der Sinn, zu belauſchen das Paar, nicht laͤnger
bezaͤhm' ich die Neugier.
Was mag nun wohl an den Herrn Schultheiß der fatale He-
braͤer verſchachern?
Und es ſtachen ihm doch aus dem Schnappſack vor die geſtohle-
nen Meſſer und Gabeln.
Schmuhl.
Als einſt bei Nacht ich im Mondſchein ſaß auf der Pleſſe ro-
mantiſchen Truͤmmern,
Und ein Zephyr ſtrich durch's Buchengezweig, und uͤber die
Felder der Eb'ne;
Da erſchien mir ein Geiſt, den lang' ich citirt, Inhaber
betraͤchtlicher Schaͤtze,
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| Zitationshilfe: | Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/19>, abgerufen am 23.11.2024. |
