Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Salome hieß, denn es war das Gespenst von einer arka-
dischen Ahnfrau!
Sie begann, und ich selbst, aufhorcht' ich genau, denn sie
redete wienerisch Hochdeutsch:
Du vergeudest die Zeit durch Goldmacherei, statt wirkliche
Schätze zu heben!
In Arkadien liegt ein beträchtliches Geld drei Schuh tief un-
ter der Erde;
Und fragst du mich, wo? antwort' ich, es liegt verschlossen in
eiserner Kiste,
In des Mopsus Hof, der Schäfer und Schaf, just unter
dem hölzernen Hundstall.
Sirmio.
O erfreuliche Post! Ich eile davon, um zuerst zu ertheilen die
Nachricht.

(ab.)
Schmuhl.
Und Salome fuhr, nach kurzem Verzug, im Gespräch fort
folgendermaßen:
Doch hüte dich auch vor dem tückischen Schatz, weil ihm un-
sühnbare Blutschuld
Anhaftet und er mir ein Erbtheil ist von meinem ermordeten
Ehherrn,
Den ich, sein Weib, in die andere Welt, unschuldiger Weise,
gefördert.
Von Kindheit auf, wie noch jetzt als Geist, fühlt' ich brech-
pulvrigen Abscheu
Vor Spinnen, und floh dieß häßliche Thier noch mehr als
Laster und Sünde.
Als Abends ich einst mit meinem Gemahl, dem behaglichen,
saß an der Tafel,
Der Salome hieß, denn es war das Geſpenſt von einer arka-
diſchen Ahnfrau!
Sie begann, und ich ſelbſt, aufhorcht' ich genau, denn ſie
redete wieneriſch Hochdeutſch:
Du vergeudeſt die Zeit durch Goldmacherei, ſtatt wirkliche
Schaͤtze zu heben!
In Arkadien liegt ein betraͤchtliches Geld drei Schuh tief un-
ter der Erde;
Und fragſt du mich, wo? antwort' ich, es liegt verſchloſſen in
eiſerner Kiſte,
In des Mopſus Hof, der Schaͤfer und Schaf, juſt unter
dem hoͤlzernen Hundſtall.
Sirmio.
O erfreuliche Poſt! Ich eile davon, um zuerſt zu ertheilen die
Nachricht.

(ab.)
Schmuhl.
Und Salome fuhr, nach kurzem Verzug, im Geſpraͤch fort
folgendermaßen:
Doch huͤte dich auch vor dem tuͤckiſchen Schatz, weil ihm un-
ſuͤhnbare Blutſchuld
Anhaftet und er mir ein Erbtheil iſt von meinem ermordeten
Ehherrn,
Den ich, ſein Weib, in die andere Welt, unſchuldiger Weiſe,
gefoͤrdert.
Von Kindheit auf, wie noch jetzt als Geiſt, fuͤhlt' ich brech-
pulvrigen Abſcheu
Vor Spinnen, und floh dieß haͤßliche Thier noch mehr als
Laſter und Suͤnde.
Als Abends ich einſt mit meinem Gemahl, dem behaglichen,
ſaß an der Tafel,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SCHM">
            <p><pb facs="#f0020" n="14"/>
Der Salome hieß, denn es war das Ge&#x017F;pen&#x017F;t von einer arka-<lb/>
di&#x017F;chen Ahnfrau!<lb/>
Sie begann, und ich &#x017F;elb&#x017F;t, aufhorcht' ich genau, denn &#x017F;ie<lb/>
redete wieneri&#x017F;ch Hochdeut&#x017F;ch:<lb/>
Du vergeude&#x017F;t die Zeit durch Goldmacherei, &#x017F;tatt wirkliche<lb/>
Scha&#x0364;tze zu heben!<lb/>
In Arkadien liegt ein betra&#x0364;chtliches Geld drei Schuh tief un-<lb/>
ter der Erde;<lb/>
Und frag&#x017F;t du mich, wo? antwort' ich, es liegt ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
ei&#x017F;erner Ki&#x017F;te,<lb/>
In des Mop&#x017F;us Hof, <hi rendition="#g">der</hi> Scha&#x0364;fer und Schaf, ju&#x017F;t unter<lb/>
dem ho&#x0364;lzernen Hund&#x017F;tall.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sirmio</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O erfreuliche Po&#x017F;t! Ich eile davon, um zuer&#x017F;t zu ertheilen die<lb/>
Nachricht.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#right">(ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCHM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Und Salome fuhr, nach kurzem Verzug, im Ge&#x017F;pra&#x0364;ch fort<lb/>
folgendermaßen:<lb/>
Doch hu&#x0364;te dich auch vor dem tu&#x0364;cki&#x017F;chen Schatz, weil ihm un-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;hnbare Blut&#x017F;chuld<lb/>
Anhaftet und er mir ein Erbtheil i&#x017F;t von meinem ermordeten<lb/>
Ehherrn,<lb/>
Den ich, &#x017F;ein Weib, in die andere Welt, un&#x017F;chuldiger Wei&#x017F;e,<lb/>
gefo&#x0364;rdert.<lb/>
Von Kindheit auf, wie noch jetzt als Gei&#x017F;t, fu&#x0364;hlt' ich brech-<lb/>
pulvrigen Ab&#x017F;cheu<lb/>
Vor Spinnen, und floh dieß ha&#x0364;ßliche Thier noch mehr als<lb/>
La&#x017F;ter und Su&#x0364;nde.<lb/>
Als Abends ich ein&#x017F;t mit meinem Gemahl, dem behaglichen,<lb/>
&#x017F;aß an der Tafel,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0020] Der Salome hieß, denn es war das Geſpenſt von einer arka- diſchen Ahnfrau! Sie begann, und ich ſelbſt, aufhorcht' ich genau, denn ſie redete wieneriſch Hochdeutſch: Du vergeudeſt die Zeit durch Goldmacherei, ſtatt wirkliche Schaͤtze zu heben! In Arkadien liegt ein betraͤchtliches Geld drei Schuh tief un- ter der Erde; Und fragſt du mich, wo? antwort' ich, es liegt verſchloſſen in eiſerner Kiſte, In des Mopſus Hof, der Schaͤfer und Schaf, juſt unter dem hoͤlzernen Hundſtall. Sirmio. O erfreuliche Poſt! Ich eile davon, um zuerſt zu ertheilen die Nachricht. (ab.) Schmuhl. Und Salome fuhr, nach kurzem Verzug, im Geſpraͤch fort folgendermaßen: Doch huͤte dich auch vor dem tuͤckiſchen Schatz, weil ihm un- ſuͤhnbare Blutſchuld Anhaftet und er mir ein Erbtheil iſt von meinem ermordeten Ehherrn, Den ich, ſein Weib, in die andere Welt, unſchuldiger Weiſe, gefoͤrdert. Von Kindheit auf, wie noch jetzt als Geiſt, fuͤhlt' ich brech- pulvrigen Abſcheu Vor Spinnen, und floh dieß haͤßliche Thier noch mehr als Laſter und Suͤnde. Als Abends ich einſt mit meinem Gemahl, dem behaglichen, ſaß an der Tafel,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/20
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/20>, abgerufen am 03.12.2024.