Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Von Baume zu Baum, von Gebüsch zu Gebüsch, und es neigt sich Rose zu Rose. Stets knospet's im Laub, und es wimmel[n] darin Papagaien und bunte Fasane, Stolz wandelt der Pfau durch silbernen Sand und schlägt gold- augige Räder, Und es taucht sich der Schwan und der Colibri schläft im Kelche der flammigen Tulpe, Und der Harzbaum würzt die geschwängerte Luft und der feine Geruch der Jasmine. Nicht Fliegen erblickst du noch Raupengezücht noch Unkraut, denn es vertritt hier Kirschlorber den Platz des bedornten Gesträuchs, Stechpalme die Stelle der Distel. Und der Springquell füllt, in beständigem Scherz, alabasterne Becken mit Goldschaum: Dort kühlt sich im Bade der Jungfrau'n Leib, und der Jüng- linge göttliche Nacktheit: Hyacinthenes Haar umwuchert das Haupt und des Nackens unsterbliche Bildung. Es verkündet der Wuchs kein irdisches Maß und die Haltung schwebet in Anmuth. Sanft plätschert um sie die melodische Fluth und es hebt sich Flötengesäusel, Vom Winde verweht, der leis' im Gefolg balsamischer Düfte daherzieht, Und er schüttelt vom Ast, im Vorbeigehn mild, den vergol- deten Ball der Orange, Und die kühlende Frucht der Granate mit ihr, für künftig Durstende sorgend.
Von Baume zu Baum, von Gebuͤſch zu Gebuͤſch, und es neigt ſich Roſe zu Roſe. Stets knoſpet's im Laub, und es wimmel[n] darin Papagaien und bunte Faſane, Stolz wandelt der Pfau durch ſilbernen Sand und ſchlaͤgt gold- augige Raͤder, Und es taucht ſich der Schwan und der Colibri ſchlaͤft im Kelche der flammigen Tulpe, Und der Harzbaum wuͤrzt die geſchwaͤngerte Luft und der feine Geruch der Jasmine. Nicht Fliegen erblickſt du noch Raupengezuͤcht noch Unkraut, denn es vertritt hier Kirſchlorber den Platz des bedornten Geſtraͤuchs, Stechpalme die Stelle der Diſtel. Und der Springquell fuͤllt, in beſtaͤndigem Scherz, alabaſterne Becken mit Goldſchaum: Dort kuͤhlt ſich im Bade der Jungfrau'n Leib, und der Juͤng- linge goͤttliche Nacktheit: Hyacinthenes Haar umwuchert das Haupt und des Nackens unſterbliche Bildung. Es verkuͤndet der Wuchs kein irdiſches Maß und die Haltung ſchwebet in Anmuth. Sanft plaͤtſchert um ſie die melodiſche Fluth und es hebt ſich Floͤtengeſaͤuſel, Vom Winde verweht, der leiſ' im Gefolg balſamiſcher Duͤfte daherzieht, Und er ſchuͤttelt vom Aſt, im Vorbeigehn mild, den vergol- deten Ball der Orange, Und die kuͤhlende Frucht der Granate mit ihr, fuͤr kuͤnftig Durſtende ſorgend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHM"> <p><pb facs="#f0040" n="34"/> Von Baume zu Baum, von Gebuͤſch zu Gebuͤſch, und es neigt<lb/> ſich Roſe zu Roſe.<lb/> Stets knoſpet's im Laub, und es wimmel<supplied reason="damage">n</supplied> darin Papagaien und<lb/> bunte Faſane,<lb/> Stolz wandelt der Pfau durch ſilbernen Sand und ſchlaͤgt gold-<lb/> augige Raͤder,<lb/> Und es taucht ſich der Schwan und der Colibri ſchlaͤft im Kelche<lb/> der flammigen Tulpe,<lb/> Und der Harzbaum wuͤrzt die geſchwaͤngerte Luft und der feine<lb/> Geruch der Jasmine.<lb/> Nicht Fliegen erblickſt du noch Raupengezuͤcht noch Unkraut,<lb/> denn es vertritt hier<lb/> Kirſchlorber den Platz des bedornten Geſtraͤuchs, Stechpalme die<lb/> Stelle der Diſtel.<lb/> Und der Springquell fuͤllt, in beſtaͤndigem Scherz, alabaſterne<lb/> Becken mit Goldſchaum:<lb/> Dort kuͤhlt ſich im Bade der Jungfrau'n Leib, und der Juͤng-<lb/> linge goͤttliche Nacktheit:<lb/> Hyacinthenes Haar umwuchert das Haupt und des Nackens<lb/> unſterbliche Bildung.<lb/> Es verkuͤndet der Wuchs kein irdiſches Maß und die Haltung<lb/> ſchwebet in Anmuth.<lb/> Sanft plaͤtſchert um ſie die melodiſche Fluth und es hebt ſich<lb/> Floͤtengeſaͤuſel,<lb/> Vom Winde verweht, der leiſ' im Gefolg balſamiſcher Duͤfte<lb/> daherzieht,<lb/> Und er ſchuͤttelt vom Aſt, im Vorbeigehn mild, den vergol-<lb/> deten Ball der Orange,<lb/> Und die kuͤhlende Frucht der Granate mit ihr, fuͤr kuͤnftig<lb/> Durſtende ſorgend.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0040]
Von Baume zu Baum, von Gebuͤſch zu Gebuͤſch, und es neigt
ſich Roſe zu Roſe.
Stets knoſpet's im Laub, und es wimmeln darin Papagaien und
bunte Faſane,
Stolz wandelt der Pfau durch ſilbernen Sand und ſchlaͤgt gold-
augige Raͤder,
Und es taucht ſich der Schwan und der Colibri ſchlaͤft im Kelche
der flammigen Tulpe,
Und der Harzbaum wuͤrzt die geſchwaͤngerte Luft und der feine
Geruch der Jasmine.
Nicht Fliegen erblickſt du noch Raupengezuͤcht noch Unkraut,
denn es vertritt hier
Kirſchlorber den Platz des bedornten Geſtraͤuchs, Stechpalme die
Stelle der Diſtel.
Und der Springquell fuͤllt, in beſtaͤndigem Scherz, alabaſterne
Becken mit Goldſchaum:
Dort kuͤhlt ſich im Bade der Jungfrau'n Leib, und der Juͤng-
linge goͤttliche Nacktheit:
Hyacinthenes Haar umwuchert das Haupt und des Nackens
unſterbliche Bildung.
Es verkuͤndet der Wuchs kein irdiſches Maß und die Haltung
ſchwebet in Anmuth.
Sanft plaͤtſchert um ſie die melodiſche Fluth und es hebt ſich
Floͤtengeſaͤuſel,
Vom Winde verweht, der leiſ' im Gefolg balſamiſcher Duͤfte
daherzieht,
Und er ſchuͤttelt vom Aſt, im Vorbeigehn mild, den vergol-
deten Ball der Orange,
Und die kuͤhlende Frucht der Granate mit ihr, fuͤr kuͤnftig
Durſtende ſorgend.
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